1. Klasse - Lesen üben

  • Hallo & guten Morgen, unter euch sind ja ein paar sehr erfahrende Grundschulpädagogen!

    Welche Möglichkeit hat man im privaten Bereich einer Erstklässlerin die Freude am Lesen zu steigern und gezielt hierbei das System der "Silbenverbindung" - so nenne ich es mal - zu verinnerlichern.


    In meiner Familie stellt sich hierbei die Frage, da meine Cousine doch in diesem Bereich Schwierigkeiten hat und somit natürlich nicht wirklich die Lust am Lesen verspührt.

    Einen Satz mit vier, fünf Wörtern zu lesen dauert sehr lange, es wird häufig geraten z. B. Schule wird als Schwert identifziert, wenn auf der Buchseite ein Schwert zu sehen ist und dann klappt halt auch nicht die eigene Wordidentifikation, da das Wort mit einzelnen Buchstaben gelesen wird, so dass das Kind es nicht im Sinn erkennt und man immerzu unterstützen muss.


    Gerne würden wir helfen, aber auch nicht überfordern! In der Grundschule ist wohl die individuelle Förderung mau - jedoch bei Spielfreunden ihrerseits sieht man, dass es auch schon nach einem halben Jahr Unterricht weitaus besser klappt.


    Würde mich über ein paar Anregungen, die ich weiterleiten kann, freuen:victory:

  • Geduld bringt Rosen :rose: Oder: was würde den Leseprozess auf jeden Fall bremsen?

    - Anspannung beim Erwachsenen, der das Lesen mit ihr übt (innerliches Augenrollen, Luft anhalten, genervte Stimme, Angst, dass das Kind sicher ein bisschen unnormal oder zurückgeblieben ist)

    - Kampf (jeden Tag ein ganzes Kapitel, koste es, was es wolle)

    - zu schwere Texte (die anderen können das doch schon!)

    - nie gemütlich vorlesen

    - selbst nicht lesen, nur aufs Smartphone gucken

    ...


    Oder anders: Manchmal ist es hilfreich, jemand anders übt als Mama oder Papa (vielleicht reicht schon das Tauschen der beiden). Geht zu Silben zurück und zu lautgetreuen Wörtern. Macht weniger mit mehr Freude und ernsthafter Zuversicht, dass sie genauso lesen lernen wird wie alle anderen. Motivierend sind auch kleine Aufträge auf Zetteln: "IM TOPF IST EIN MAOAM".


    Schreiben und Stempeln wäre noch eine Idee, Spaß an Sprache- aber nur, wenn die Übenden es aushalten, dass die Produkte des Kindes am Anfang fehlerhaft sind.

  • Ganz klar: Geduld und Übungen an ihrem Niveau.

    Wenn sie Schwert statt Schule liest, tut sie dies nicht, um jemanden zu ärgern, sondern um eine schwierige Aufgabe (mit Glück :) )kreativ richtig zu lösen. Diese Kreativität braucht sie, da es ihr noch zu schwer fällt - also wirklich einen Schritt zurück gehen und einzelne Silben lesen üben.

    Es gab von Horst Fröhler eine Kartei Fitness-Training Lesen - die war super, aber leider nicht mehr (neu) erhältlich. Bestimmt gibt es das inzwischen auch in neuer.. ...Kannst auch mal Silbenteppich googeln, da gibts auch jede Menge. Erst wenn die gut lesbar sind, würde ich auf lauttreue Wörter gehen.

  • - selbst nicht lesen, nur aufs Smartphone gucken

    Sorry, etwas OT: man kann auch auf dem Smartphone lesen. Mache ich häufiger, kenne ich auch von Freunden. Romane etc. sind mittlerweile alle digital verfügbar. Ich habe bspw. The Witcher komplett am Smarrphone gelesen.

  • Sorry, etwas OT: man kann auch auf dem Smartphone lesen. ...

    Ja sicher und was sieht eine Sechsjährige? Aber es ging mir auch gar nicht ums Dogmatische um ausschließlich richtig oder immer falsch sondern um Selbstreflexion.

  • Da gebe ich dir zu 100% recht, dies bringt überhaupt nix!!! Vieles beachtet man als Außenstehender oft nicht :-/

    Wenn sie Schwert statt Schule liest, tut sie dies nicht, um jemanden zu ärgern, sondern um eine schwierige Aufgabe (mit Glück :) )kreativ richtig zu lösen. Diese Kreativität braucht sie, da es ihr noch zu schwer fällt - also wirklich einen Schritt zurück gehen und einzelne Silben lesen üben.

    Das stimmt wohl - aber der Hinweis bzgl. dem Lehrwerk ist bestimmt passend! Danke dir!

    Oder anders: Manchmal ist es hilfreich, jemand anders übt als Mama oder Papa (vielleicht reicht schon das Tauschen der beiden). Geht zu Silben zurück und zu lautgetreuen Wörtern. Macht weniger mit mehr Freude und ernsthafter Zuversicht, dass sie genauso lesen lernen wird wie alle anderen. Motivierend sind auch kleine Aufträge auf Zetteln: "IM TOPF IST EIN MAOAM".

    Gute Hinweise, danke! Werde ich weiterleiten und hoffe auf Berücksichtigung ;)

  • Ich habe meinen Erstklässlern ein Blatt gegeben mit lauter Bären zum Anmalen. Immer, wenn sie mit jemandem 5 Minuten laut lesen geübt haben, dürfen sie 1 Bärchen anmalen. Sind alle angemalt, gibt es eine Belohnung. Schwierig ist es, Lesematerial zu finden, das nicht überfordert, d.h. die Buchstaben sollten alle schon bekannt sein, die vorkommen. Man kann also schlecht auf x-beliebige Erstlesebücher zugreifen, wenn noch Buchstaben fehlen. Daher sind Silbenteppiche gut, bzw. biete ich meinen Schülern/Eltern entsprechendes Lesematerial mit den schon bekannten Buchstaben und Lauten.

  • Wenn das Kind einfache Silben noch nicht zusammenbringt, hilft es nicht, Sätze zu üben. Das Kind muss davon überfordert sein und beginnt zu raten, was soll es sonst machen ... alternativ lernt es die Sätze auswendig.


    Der Ratschlag, auf die Silbenebene zu gehen,wurde schon genannt.

    Materialien dazu findet man z.B. unter

    https://www.alf-hannover.de/si…uebung_woerterteppich.pdf

    wobei man die Methode nutzt, zunächst aber Silben einträgt, so wie im verlinkten Beitrag auf dem Silbenteppich,

    oder auch https://www.4teachers.de/?action=show&id=673001

    Am Rand sind Fransen geschnitten, nach dem Lesen einer Zeile wird jeweils eine Franse abgerissen.

    Dabei sollte man auf die bekannten Vokale und erste Buchstaben zurückgreifen, deren Laute gedehnt werden können (l, m oder n, s) und darüber sichern, was schon bekannt ist, um Erfolge zu schaffen. In der Regel gehen die verbreiteten Fibeln ähnlich vor und man kann sich an deren Buchstabenfolge orientieren.


    Wenn das klappt, kann man weitere Übungen einbringen, z.B. passend zu diesen Buchstaben kleine Karten beschriften und damit

    a) das Kind Silben legen lassen

    b) selbst Silben legen und vorlesen lassen

    c) die bereits erlesenen Silben geschickt wählen und dann kombinieren, z.B. wird aus La und ma dann La-ma, aber man kann auch O-ma oder Ma-ma oder anderes anschließen.

    Einfacher sind kurze Silben, z.B. Le-na, Li-na, Ne-na, Na-se, Na-me...

    Schwieriger sind Vokale im Anlaut (bei <am> oder <in>)

    noch schwieriger Silben mit 3 Buchstaben, z.b. Lam-pe, Pi-lot, Pin-sel, Sa-lat ...

    noch schwieriger längere Wörter z.B. To-ma-te, Pla-ne-ten...


    Danach kann man

    d) 3 oder mehr Silbenkarten zur Auswahl geben, aus denen das Kind die passenden Karten für ein genanntes Wort auswählt

    e) Wörter "verzaubern", indem man einzelne Karten austauscht, also wird nach und nach aus Na-me - Na-se - Ha-se - Ho-se - Do-se... (wenn ausreichend Buchstaben bekannt sind)


    Leseübungen mit Silben und Silbenwörtern findet man

    von Verlagen, z.B. über das IntraAct-Material, bei dem Silben noch und noch geübt werden,

    oder z.B. bei 4teachers unter dem Suchbegriff "Leseblätter*" (mit Sternchen gibt es ein paar mehr).


    Es stimmt, dass ungefährt zu dieser Zeit einige Kinder das Leseprinzip schon verstanden haben und es recht gut gelingt, andere Kinder brauchen länger. Da ist es sicher sinnvoll, die zu unterstützen und ein Auge darauf zu haben. Auf jeden Fall können aus diesen Kindern auch begeisterte LeserInnen werden, wenn sie erst einmal verstanden haben, worum es geht. Das ist zu Beginn mühsam.


    Wenn das Kind Geschichten liebt, kann man es darüber sicher begeistern und weitere Zugänge finden.

  • Vielleicht findet das Kind Lese-Mal-Aufgaben interessant (Beispiel per PN).

    Ich danke dir sehr@Annelie für die PN und die Info, welche Du mir hast zukommen lassen - sehr guter Impuls zum üben! Danke ;)

    Ebenso natürlich ein herzliches Danke an Palim als Profi für jene optimale Einschätzung - dies ist großartig und wird bestimmt in die Praxis umgesetzt:top:

  • briefe im alltag ans kind, mal auf dem kopfkissen, mal auf dem küchentisch, immer mit hinweis auf irgendwas schönes (das genannte maoam, 5' kuschelzeit extra mit mama/papa, morgen 5' länger schlafen, heute kannst du einen spieplatz aussuchen und wir fahren für eine stunde hin...). wenn zu komplex als inhalt: kombi aus bildern und worten nutzen. kind animieren, mit der familie auch schriftlich zu kommunizieren, briefe schreiben, postkarten "schicken" (warum nicht auch an die tante...) - motivierende schreib- und leseanlässe helfen oft, zumal da der vergleichsfaktor und der leistungsdruck ("wir müssen heute noch lesen üben, die anderen machen das auch") raus sind, dafür sprache auf ihre eigentliche funktion zurückgeführt wird. und die ist es ja letztlich, warum sprache grandios ist.

  • Ja sicher und was sieht eine Sechsjährige? Aber es ging mir auch gar nicht ums Dogmatische um ausschließlich richtig oder immer falsch sondern um Selbstreflexion.

    Auch mit einem Sechjährigen kann man reden und vermitteln, dass Smartphones nicht nur für whatsapp gut sind. Selbstreflexion ist sicher nicht verkehrt.

  • Habt Ihr schon mal die Texte vom Mildenberger Verlag ausprobiert? Dort sind die Silben farblich unterschieden. Mein Söhnchen hat damit (vor der Einschulung; wollte er unbedingt) ganz wunderbar lesen gelernt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Der Tipp der farbig markierten Silben ist gut, hilft aber beim Prozess, das System der Schrift und das Lesen als solches zu erlernen nicht, wenn Kindern sich dies nicht ohne weiteres erschließt, weil sie mit dem Zusammenbringen von Buchstaben zu Silben bereits Probleme haben.


    Achten muss man ohnehin auf den Textumfang. Für schwache Leser ist es sinnvoll, sehr einfache Texte auszuwählen.

    In vielen Grundschulen stehen dafür kleine Lesehefte mit gestaffeltem Buchstabenumfang zur Verfügung.


    Zur Leseförderung kann man dann noch sehr vieles finden und schreiben,

    die greift aber erst dann, wenn das Lesen als solches verstanden ist.


    Der kreative und kommunikative Umgang mit Briefchen und kleinen Nachrichten hilft manchen Kindern, vor allem, wenn die Übungen ermüdend sind, gerade weil "Lesen" und "Schreiben" dann weniger eine Sache ist, die man zu lernen hat, sondern mehr etwas, womit man sich austauschen und mitteilen kann, so dass es zu einer sinnvollen Beschäftigung wird und die Kinder darüber zu motivieren sind.

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