Wie kann ich den Unterricht anders starten anstatt '' Was haben wir in der letzten Woche Stunde gemacht?''

  • Sorry, ich spreche halt wahre Worte, Sülzen ist nicht mein Ding. Aber ist gut, ich schweig' jetzt.

  • Pragmatisch trifft den Nagel auf den Kopf :top: Würde mich die Arbeit frustrierten, könnte ich sie nicht mit Freude ausüben.

    Ich habe bei "Und wenn man sowas vorsagen muss, kann man sich das im Grunde fast schenken." schon ein frustiertes "Klappt doch eh nicht, also lasse ich es eben" rausgehört. Aber wahrscheinlich irre ich mich.


    Wie gesagt, Transferleistungen sind nicht unkomplex - die gehen auch bei vielen Erwachsenen im wirklichen Leben(tm) ganz regelmäßig schief, in der etwas abstrakteren Form des Umgangs mit kategorialen Einordnungen frappierend häufig sogar hier im Lehrerforum. Muss man halt ständig üben und mit dabei mit Scheiternserfahrungen leben.


    Wenn mir solche Dinge schiefgehen, die ich eigentlich als eher leicht antizipiert habe, suche ich den Grund zunächst zwischen meinen eigenen Ohren und experimentiere. Alternativ - unerhörte Idee! - frage ich meine SuS, warum da jetzt irgendwas schiefgegangen ist. Es geht ja beim Einstieg als Denkprozess ja nicht darum, die "richtige" Lösung zu finden und sei es, indem man sie "vorsagt".

  • Es geht ja beim Einstieg als Denkprozess ja nicht darum, die "richtige" Lösung zu finden und sei es, indem man sie "vorsagt".

    jein - wir haben im Seminar gelernt, dass der Einstieg die Problemstellung der Stunde vorgibt und völlig transparent machen muss, was in dieser Stunde geschieht und was das Ziel ist. Am besten inklusive evaluationskriterien. Bei den einstiegen, wie wir sie machen sollten, gab es immer ein klares richtig oder falsch.

  • M.E. ist immere der größere Kontext relevant - wenn du anhand von Unterrichtseinstiegen das Problem feststellt, dass Transferleistungen in diesem Setting regelmäßig misslingen und in anderen Kontexten nicht, dann heißt das ja nichts anderes, als dass an der Kompetenz zum Transfer noch gearbeitet werden muss. Was ist an den anderen Übungsformen beim Transfer anders als beim Einstig?


    Da wird es recht irrelevant und für mich uninteressant, welche Funktion im Studienseminar dem Einstieg auf der ganz anderen Ebene der Stundenstruktur zugewiesen wird. (Allerdings sage ich das mit über eineinhalb Jahrzehnten Berufserfahrung, weil ich ohnehin nur das tue, was ich aus wohlüberlegten, immer wieder überprüften Gründen für richtig halte, Fachleitermeinung hin oder her. Referendare unterliegen ganz anderen Zwängen.)


    Wenn mir der Einstieg genau den Ansatz bietet, der nicht klappt, dann ist doch naheliegend, dass ich daran arbeite und nicht künstlich ein anderes Setting zur Einübung des Transfers einführe - und da ggf. völlig am eigentlichen Bedarf der SuS vorbei schramme.


    Nota bene! Das ganze soll jetzt nicht heißen, dass der Einstieg zum Hauptziel der Stunde wird, sondern dass man auf den Einstieg als den Ball beim Jonglieren mehr achtet, der partout immer wieder runterfällt.

  • Was macht ihr alle für seltsame Einstiege? Referat über die letzten Stunden? Transferleistungen zu Beginn?


    Ich habe es so gelernt, dass Einstiege möglichst alle aktivieren sollen, da sie sehr niedrigschwellig an der Lebenswelt orientiert sein sollen. Von der Basis aus leitet man dann mit mehr oder weniger geschickter Manipulation zum Problem der Stunde(n). Oder man startet im Sprachunterricht mit einer zum Stundenziel passenden Activity oder einem Impuls, zu dem sich jeder äußern kann.


    Wo gehört an dieser Stelle denn der Transfer? Meine ich gar nicht provokant, ich verstehe es wirklich nicht.

  • Was macht ihr alle für seltsame Einstiege? Referat über die letzten Stunden? Transferleistungen zu Beginn?


    Ich habe es so gelernt, dass Einstiege möglichst alle aktivieren sollen, da sie sehr niedrigschwellig an der Lebenswelt orientiert sein sollen. Von der Basis aus leitet man dann mit mehr oder weniger geschickter Manipulation zum Problem der Stunde(n). Oder man startet im Sprachunterricht mit einer zum Stundenziel passenden Activity oder einem Impuls, zu dem sich jeder äußern kann.


    Wo gehört an dieser Stelle denn der Transfer? Meine ich gar nicht provokant, ich verstehe es wirklich nicht.

    Transfer in dem Sinne, dass die SuS erkennen können sollen, was der Einstieg mit dem aktuellen Thema zu tun hat. Wir haben im ref gelernt, dass der Einstieg sowohl das vergangene, als auch das kommende aufgreifen soll und eine Problemstellung beinhalten soll. Beispielsweise eine Karikatur im Rahmen des politikunterrichts, die wollte die FL immer gerne sehen. Dann müssten die sus das gesammelte wissen auf eine neue Situation übertragen und in dem Sinne eine "transferleistung" erbringen, indem sie eine Problematik überhaupt erstmal erkennen. Beispiel Grundgesetz. Angenommen, in den vergangenen Stunden hätten wir uns verschiedene Menschenrechte angeschaut. Würde ich jetzt in der neuen Stunde zB zum Thema Menschenrechtsverletzungen kommen wollen, könnte ich zB als Einstieg eine Karikatur mit einem undemokratischen Politiker aus irgendeinem undemokratischen Land zeigen. Sowas hätte das Seminar empfohlen. Würde ich das tun, dann würden die sus "Da is Mann, guckt böse" sagen. Und die sus würden selbst nie darauf kommen, dass das irgendwas mit unserem aktuellen Thema zu tun hat. Geschweigedenn, dass das irgendeine Problemstellung bei ihnen aufwerfen würde, außer "Es gibt Leute, die sind böse".

    Wenn ich eine tolle, funktionierende Idee hätte, wie man dan Einstieg sinnvoller gestalten zu können als ein Rückblick, würde ich sie gerne nutzen. Für Vorschläge bin ich dankbar. Ich für meinen Teil habe schon verschiedenstes ausprobiert, aber bisher fand ich den stundenrückblick bei meinen sus am effektivsten, weil sich da die meisten sus beteiligen konnten und sie danach zumindest wieder im Thema drin waren. Aber vielleicht können ja die Kollegen vom Kolleg, die ähnliches Klientel haben, ein paar Anregungen geben :idee:

  • bisher fand ich den stundenrückblick bei meinen sus am effektivsten, weil sich da die meisten sus beteiligen konnten und sie danach zumindest wieder im Thema drin waren. Aber vielleicht können ja die Kollegen vom Kolleg, die ähnliches Klientel haben, ein paar Anregungen geben :idee:

    Ich mach's genauso.

    Wenn ich Zeit habe, mache ich meist für den Stundeneinstieg einen auf die Lerngruppe zugeschnittenen Rückblick auf die letzte Stunde, gerne als Arbeitsblatt (z.B. die in der Vorstunde gelernten Vokabeln als "Such-Rätsel" ähnlich Galgenspiel; eine Mindmap mit fehlenden Begriffen, welche die Schüler finden sollen; ...).

    Wenn dann aus dem Publikum kommt: "Hä, das hammer doch letzte Stunde gemacht?", habe ich mein bescheidenes Ziel erreicht: Man erinnert sich. :klatsch:


    Das ist jetzt natürlich für die leistungsschwachen Lerngruppen, die ich ja bekanntermaßen habe.


    Ich mag solche Einstiege gerne. So sind die Schüler beschäftigt, während ich die Anwesenheitskontrolle mache und können sich langsam eingrooven.


    Kleines Erfolgserlebnis:

    Letztens kam aus meiner BF2: "Frau Sonnenschein, Sie sind die einzige Lehrerin, die sich so für uns vorbereitet." Das zeigt mir, dass die Schüler es anerkennen, dass ich ihnen auch mal ein Arbeitsblatt maßschneidere und die Schüler fühlen sich wertgeschätzt.


    Bei superinnovativen Stundeneinstiegen muss ich passen. Die fallen mir höchstens mal spontan ein, wenn sich die Gelegenheit ergibt und die gehören nicht zu meinem Alltagsrepertoire.

  • Das mit der Anwesenheitskontrolle möchte ich nochmal fett unterstreichen! Wenn die Meute aus der Pause kommt, dann muss erstmal etwas her, was den sack Flöhe in Ruhe einfängt. Etwas völlig kalkulierbares und einfach lösbares. Bei kreativen Abweichungen kommt meist so viel Unruhe rein, dass es ewig dauert, bis die sus wieder im "Arbeitsmodus" sind.

    Von den SuS bekomme ich auch gute Rückmeldungen, sie freuen sich sogar meistens richtig auf den Rückblick, weil da auch mal die ganz schwachen gefahrlos als erstes den Finger oben haben können. Sie wissen ja was passiert, völlig vorhersehbar und berechenbar. Am Anfang hatte ich dabei noch ein schleches gewissen, weil ich gelernt habe, dass der Einstieg ein motivierendes Kreativitätsfeuerwerk sein muss. Und ich ziehe meinen Hut vor denen, die das regelmäßig hinbekommen. Aber unterm Strich zeigt sich mir jedes schuljahr aufs neue, dass bestimmte Gruppen viel mehr Berechenbarkeit, Rituale und Sicherheit brauchen, als ein großes "Feuerwerk". (Klingt jetzt irgendwie abwertend tollen einstiegen gegenüber, ist so aber gar nicht gemeint) Vielleicht bin ich auch einfach eine nullnummer in Sachen toller Einstiege. Aber wenn sich kuk und sus positiv über die Arbeitsatmosphäre und die Ergebnisse äußern, dann kann das so dramatisch nicht sein, denke ich :sofa:

  • Transfer in dem Sinne, dass die SuS erkennen können sollen, was der Einstieg mit dem aktuellen Thema zu tun hat.

    Oh, Zeit für mein Lieblingsbeispiel (sicher schon mal erzählt, die älteren Kollegen mögens mir verzeihen). Selbst erlebt im Edelseminar am bayerischen Gymnasium:

    Thema der Reihe war Süskinds "Parfüm". Seminarlehrer kommt rein und legt wortlos das Bild eines kleinen Hundes auf den OHP.

    Wer mag, darf jetzt mal das Stundenthema so voll transfermäßig erschließen. Die Auflösung postete ich morgen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Oh, Zeit für mein Lieblingsbeispiel (sicher schon mal erzählt, die älteren Kollegen mögens mir verzeihen). Selbst erlebt im Edelseminar am bayerischen Gymnasium:

    Thema der Reihe war Süskinds "Parfüm". Seminarlehrer kommt rein und legt wortlos das Bild eines kleinen Hundes auf den OHP.

    Wer mag, darf jetzt mal das Stundenthema so voll transfermäßig erschließen. Die Auflösung postete ich morgen.

    Ich erinnere mich nur dunkel an "das Parfum", aber mein erster Impuls war "riecht Welpe besser als großer Hund?" :hammer:Hundebaby riecht allerdings nicht so gut wie Katze :gruebel:

    Ich bin sehr auf die Auflösung gespannt:bitte:

  • Oh, ein Rätsel! (Wegen so etwas habe ich seit Jahren den Frosch als Avatar ^^)


    Hannelotti, dort steht kleiner Hund, nicht Welpe. Also scheint es nur das Bild einer kleinen Hunderasse gewesen zu sein. Aber ob das wichig ist?

    Grenouille tötet nur eine Katze und versucht im Tank ihren Duft aufzufangen. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass ein Hund in dem Buch auftaucht.

    Vielleicht geht es wirklich in die Richtung, dass ein Hund erst einmal nicht wirklich riecht, sobald er nass wird, der Geruch jedoch deutlich wahrgenommen wird. Grenouille hätte den Durft des Hundes jedoch auch ohne die Feuchtigkeit errochen. Also vielleicht eine Beschreibung: Was hättest du gerochen? Was hätte Grenouille alles gerochen? (Erde unter den Pfoten, Fleischreste zwischen den Zähnen...)

  • Den Durft des Hundes jedoch auch ohne die Feuchtigkeit errochen.

    Die (Not)durft eines Hundes kann ich auch ohne Feuchtigkeit erschnüffeln :lach: ein äußerst niedlicher Tippfehler in dem Kontext :prost:

    Also ich finde, dass auch trockene Hunde nach Hund riechen. Ob im Film oder Buch überhaupt ein Hund vorkommt, weiß ich auch nicht. Ich erinnere mich auch nur an die Katze, weil ich auch finde dass Katzen tatsächlich äußerst gut riechen:verliebt: Wo bleibt die Auflösung???

  • Ist doch ganz einfach. Thema der Stunde war: "Ist Pater Terrier ein aufgeklärter Mensch?"

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ist doch ganz einfach. Thema der Stunde war: "Ist Pater Terrier ein aufgeklärter Mensch?"

    :hammer:Logisch, mensch gerade wollt' ich's sagen!:rofl:


    Kann denn die Motivation des Stundeneinstiegs nicht darin liegen, dass die Schüler ans Vorwissen anknüpfen? Das Gefühl, was zu können und zu wissen, wo das nun Folgende einzusortieren ist? Eine Karikatur/Bild ist doch nicht per se motivierend.


    Vielleicht fehlt es manchen Studienseminaren an Mut zum wirklich guten Unterricht? Studien und Bücher dazu gäb's wahrlich genug. Und Erfahrung ja auch, sonst wären sich hier schon nicht alle einig.

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