Unterschiedliche Mentalitäten/Stimmungen in unterschiedlichen Lehrerzimmern

  • Ich habe bereits früher als Vertretungskraft an unterschiedlichen Schulen und zwischenzeitlich als Landeswechsler gearbeitet und mir ist aufgefallen, dass je nach Region, aber auch Schule die Stimmung in den Kollegien sehr unterschiedlich ist. Dabei "trauere" ich immer noch meiner ersten Festanstellung hinterher, da das Kollegium von großem Zusammenhalt geprägt war und eine tolle und freundschaftliche Atmosphäre im Lehrerzimmer herrschte. Nicht, dass ich nun an einer schlechten Schule bin, aber es ist weniger herzlich und es gibt viele Einzelgruppen innerhalb des Lehrerzimmers. Und manche Kollegen grüßen konsequent nicht mal. So einen Kollegen kannte ich vorher zwar von einer Vertretungsschule, aber der war eher eine Ausnahme.

    Vom Schulstandort her habe ich immer an vergleichbaren Schulen mit ähnlichem Schülerklientel gearbeitet, auch ähnlich vielen Kollegen und Kolleginnen.


    Habt Ihr das auch ähnlich erlebt, dass es sowohl regional als auch kollegial große Unterschiede gibt? Woran liegt es, dass manche Kollegien total offen, manche eher reserviert sind?

  • Ich würde sagen, dass hängt von extrem vielen Faktoren ab.

    Mir fallen spontan ein:

    - Schulleitung (Wie werden die Kollegen behandelt? Wie werden Aufgaben verteilt? Wie ist die Zusammenarbeit mit dem PR? Was wird alles zusätzlich zum Alltagsgeschäft verlangt? Usw)

    - Alter der Kollegen (Sind alle gleich alt? Dominiert eine Altersgruppe oder ist es bunt gemischt?)

    - Gibt es gemeinsame Aktionen bei denen auch Neue willkommen sind? Z.B. Gemeinsames Mittagsessen, Feiern...

    - Wie oft kommt es zu Wechseln im Kollegium durch Versetzungen oder Neueinstellungen?


    Es gibt sicher noch mehr.

    Sobald sich einer der Faktoren ändert, kann sich auch die Stimmung schlagartig ändern.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Wie der Herre, so's G'scherre.


    Schulleitungen können sich ihr Kollegium zwar nicht aussuchen, trotzdem etablieren sich Strukturen des Umgangs, z.B. wer für seine Art "gelobt" oder indirekt "abgestraft" wird und bestimmtes Verhalten somit zunimmt. Und wenn es nur ist, dass sich der Chef nicht durchsetzen kann und ein anderer die heimliche Führung übernimmt und es sich auszahlt, mit dieser Person klarzukommen. Wie in allen zusammengewürfelten Gruppen vermute ich, mehr oder weniger unbewusste soziale Prozesse.

  • Ich bin dieses Jahr mobil und durfte nun seit meinem Referendariat 8 (!!) verschiedene Schulen und Kollegien kennenlernen. Arbeit ist nunmal kein Wunschkonzert und es wird immer Arbeitskollegen geben, mit denen man weniger klarkommt, aber dennoch ist mir bislang folgendes aufgefallen: - Je strenger, verschriener die SL, desto besser der Zusammenhalt intern im Kollegium

    - Umgekehrt gilt, dass es mehr Einzelgrüppchen gibt, wenn die Schulleitung im Allgemeinen vom Kollegium

    sehr gelobt wird

    - Am besten hat es mir bislang immer an den Schulen gefallen, an denen eine ausgewogene Altersstruktur

    gegeben war. Ich gehör zwar zu den jungen Hüpfern, schätze aber oftmals die Erfahrung und Gelassenheit

    des alten Eisens

    - Stadt-Land-Gefälle: Je schwieriger das Klientel - umso besser der Zusammenhang im Kollegium.

  • - Je strenger, verschriener die SL, desto besser der Zusammenhalt intern im Kollegium

    Oder auch in meinem Fall: je psychopathischer die Schulleitung ...


    Ich war in meinen mobilen Jahren auch an zahlreichen Schulen eingesetzt. Am besten hat es mir immer an den Mini-Schulen mit 4 Klassen gefallen. Da waren die Kollegien durchwegs sehr nett, offen und hilfsbereit. Je größer die Schule war, desto mehr Grüppchen gab es und desto weniger hat sich der Einzelne für neue Kollegen interessiert oder diese unterstützt. Am wenigsten hat es mir von der Atmosphäre her in Schulen gefallen, bei denen auch eine Mittelschule mit dabei war.

    Wahrscheinlich liegt das aber daran, dass Grundschullehrer doch ein eigener Schlag sind.

    - Stadt-Land-Gefälle: Je schwieriger das Klientel - umso besser der Zusammenhang im Kollegium.

    Das würde ich aus meiner Erfahrung bisher nicht so sagen. Momentan bin ich an einer Schule mit recht schwierigen Klassen. Da herrscht viel Einzelkämpfertum und es gibt sehr wenig Zusammenarbeit und Abstimmung untereinander. Die Schulleitung ist sehr bemüht, zu unterstützen, verliert sich aber meiner Meinung nach in zu vielen Kleinigkeiten.

    An meiner letzten Schule hatten wir im Großen und Ganzen eher harmlose Klassen, aber eben eine "schwierige" Schulleitung. Da war der Zusammenhalt unter den Kollegen und die Stimmung im Lehrerzimmer (solange die SL nicht anwesend war) bestens. Beide Kollegien sind ungefähr gleich groß.

  • Ich denke aber auch, dass es manchmal auch ein Stück weit Zufall ist, wie die Mischung ausfällt. Was mich wirklich am meisten fasziniert: jeder einzelne Kolleg macht einen Unterschied und bringt wieder irgendetwas Neues mit ein. Jeder hat einen Einfluss auf das gesamte Klima. Trotzdem ist natürlich schon so, dass ein gutes Grundklima auch neue Kollegen ein Stück weit "ansteckt". Wenn die sich von Anfang an willkommen und aufgehoben fühlen, ist die Wahrscheinlichkieit hoch, dass sie sich künftig abenso verhalten. Ausnahmen bestätigen aber die Regel.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Bei uns war die Stimmung besonders untern den "jungen Kolleg*innen" mal wirklich sehr gut, aber in letzten paar Jahren haben dort auf der einen Seite Zickerreien und Mißgunst eingesetzt (weil einige dieser Kolleg*innen befördert wurden und andere nicht) und auf der anderen Seite hat der Zusammenhalt auch deswegen nachgelassen, weil einige dieser Kolleg*innen inzwischen Familie haben (zu Beginn meiner Zeit an der Schule hatte die Hälfte dieser Gruppe keinen festen Partner, heute hat vermtulich die Hälfte (hab nicht nachgezählt) kleine Kinder). Daher ist auch einfach weniger Zeit für gemeinsame Aktivitäten ausserhalb der Schule. Im Prinzip haben viele jetzt auch weniger Zeit für Privatgespräche in Freistunden, weil man eben arbeiten muss, da zu Hause kleine Kinder sind und/oder, weil das Beförderungsamt mit zusätzlicher Arbeit daher kam.

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