Frage Elternarbeit...

  • Angenommen, es gäbe in eurer Schule Eltern, bei denen der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung im Raum steht. Es ist aber nichts nachzuweisen, stattdessen sucht die Familie ständig etwas, das sie an der Schule/den Kolleginnen kritisieren kann. Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung". Wie würdet ihr euch vorbereiten, wenn eins dieser Kinder in eure Klasse kommt? Versuchen, Vorurteilsfrei ranzugehen? Sich von Kollegen alle Geschichten erzählen lassen, die schon gelaufen sind? Ich neige zur Konfrontation, oft ist die auch gut. Allerdings nicht immer, sich in die Ecke gedrängt fühlende psychisch Kranke werden Drohkulissen aufbauen. Wenn Chefs dann lieber Ruhe haben als Konfrontation, steht man schnell allein da...

  • UrlaubVomUrlaub

    Hat den Titel des Themas von „Schwierige Eltern“ zu „Frage Elternarbeit...“ geändert.
  • Eine Kindeswohlgefährdung muss eine Schule, wenn sie davon Kenntnis erhält, natürlich "bearbeiten". Ich denke, dass hier die Schule aber nicht die primär zuständige Instanz ist sondern das Jugendamt.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Wenn bereits der Verdacht besteht, ist das Jugendamt meistens schon "mit drin". Wer hat den Verdacht denn geäußert? Ich würde mir - falls vorhanden - die entsprechenden Akten anschauen. Gibt es Schweigepflichtentbindungen? Wenn ja, für welchen Personenkreis? Vor irgendeiner Besprechungen musst du dich absichern, gerade bei bekannt schwierigen Eltern. Dem Kind gegenüber vorurteilsfrei rangehen, soweit möglich. Ich würde nicht gleich alles "Gerede" der Kolleg*innen auf mich wirken lassen. Sachliche Infos - klar.

  • .. . Ich würde nicht gleich alles "Gerede" der Kolleg*innen auf mich wirken lassen. Sachliche Infos - klar.

    Okay, also versuchen, das Emotionale rauszunehmen?

  • Unbedingt. Manchmal verrennt man sich sonst. Mitunter stellen sich Dinge ganz anders dar als es zunächst den Anschein hatte. In dieser Situation dann kühlen Kopf bewahrt zu haben und zunächst neutrale Stellen um Rat und Information gebeten zu haben (u.a. schulpsychologischer Dienst), hat mir im Falle eines mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs einer Schülerin, die sich mir diesbezüglich anvertraut hatte, sicherlich einiges an Ärger erspart.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Nee, öffentliche Stellen sind da ja schon längst dran. Es geht mir darum, wie ich mit den Eltern kommunizieren soll. Die Vorbelastung durch Halbwissen ist ja schon längst da. Es frustriert, dass ich wieder von vorne anfangen muss mit dokumentieren. Wertschätzend zu bleiben, gleichzeitig klar und direkt, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, wenn die ersten Beschwerden über mich bei der Schulleitung oder in der Schulbehörde eingehen usw., eben das, was man die letzten Jahre schon mitbekommen hat.

  • Hm, da frage ich mal "musst du mit den Eltern überhaupt kommunizieren" - je nachdem, um was es geht, und wie die ticken, fährst du damit ggf am besten.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hm, da frage ich mal "musst du mit den Eltern überhaupt kommunizieren" - je nachdem, um was es geht, und wie die ticken, fährst du damit ggf am besten.

    Vielleicht ist das auch ne Idee, sich verabschieden vom Gedanken, irgendwas erreichen zu wollen. Oder vielmehr darauf einstellen, dass eben genau das Eintritt, von dem ich weiß, dass es eintreten wird.

  • Ganz ehrlich - wenn ich von derartig problematischem Elternverhalten schon im Vorfeld weiß, halte ich mich mit der Zusammenarbeit sehr zurück. Das heißt, wenn sie was von mir wollen, spreche ich gerne mit ihnen, suche aber nicht von mit aus übermäßig den Kontakt. Gleichzeitig dokumentiere ich sehr viel und leite im Bedarfsfall an entsprechende Stellen weiter.


    Warum soll ich mit Leuten ZUSAMMENarbeiten, die GEGEN mich arbeiten? Das ist zum Scheitern verurteilt!

  • Möglicherweise merkst Du im Umgang mit ihnen aber auch nichts und sie verhalten sich Dir gegenüber ganz anders.

    Alles schon erlebt.

    Die richtige Gesprächstechnik ist dabei auch immer sehr hilfreich.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Jule

    Das stimmt. Ich war ein ums andere Mal überrascht, wie gut manche Gespräche doch gelaufen sind, obwohl ich die Eltern im Vorfeld anders wahrgenommen hatte.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ist wirklich sehr unterschiedlich.

    Wenn Eltern einen "problematischen" Eindruck mit Lehrern (und sonstigen "Amtspersonen") machen, hat es meist einen von zwei Gründen:

    Entweder sind sie wirklich entsprechende "Problemeltern", die besser gar keine geworden wären, und wissen eigentlich, dass sie jetzt derbe Probleme bekommen werden, oder aber sie sind in der Vergangenheit an die falschen Beamten geraten - hatten vielleicht wenig Ahnung, und dann lief alles anders als erhofft, und nun wollen sie mit "den Ämtern" nichts mehr zu tun haben... gerade letzteres habe ich auch schon erlebt, als die dann merkten "huch, wir dürfen ja was sagen" kam so einiges ans Tageslicht. Kann vor allem auch dann passieren, wenn die Eltern zB selbst Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache (und dann natürlich erst recht mit Beamtendeutsch) haben, dann entweder an nen Korinthenkacker oder nen Dienst-nach-Vorschrift-ganz-pünktlich-Feierabend geraten...


    Wenn du dir also bisherige Verläufe ansiehst - lies ein wenig zwischen den Zeilen, wo es dir möglich ist...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich finde, man kann auch professionell emotional sein. Man kann schon zeigen, dass man Empathie besitzt und dass einem das Kind am Herzen liegt und man an einer Lösung ehrlich interessiert ist. Man sollte aber nichts persönlich nehmen. Eltern haben nichts gegen uns als Menschen, sondern gegen uns in unserer Rolle. Gerade auch Eltern, die schwierige Kinder haben oder selbst eine schierige Schullaufbahn hatten. Deren Emotionen liegen in Erlebnissen begründet, mit denen wir nichts zu tun hatten.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich finde, man kann auch professionell emotional sein. Man kann schon zeigen, dass man Empathie besitzt und dass einem das Kind am Herzen liegt und man an einer Lösung ehrlich interessiert ist. Man sollte aber nichts persönlich nehmen. Eltern haben nichts gegen uns als Menschen, sondern gegen uns in unserer Rolle. Gerade auch Eltern, die schwierige Kinder haben oder selbst eine schierige Schullaufbahn hatten. Deren Emotionen liegen in Erlebnissen begründet, mit denen wir nichts zu tun hatten.

    Ja, nur geht es hier nicht um Missverständnisse bildungsferner Schichten, sondern um die Art, wie eine Familie mit dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung umgeht und wie ich damit umgehen soll.

  • Geh nicht allein in diese Gespräche!

    Lass möglichst viel schriftlich laufen und bereite die Gespräche ebenfalls schriftlich vor.

    Schreibe schon auf die Einladung um welche Punkte es gehen wird und wer ebenfalls anwesend sein wird.

    Schon allein die formlose "Tagesordnung" kann dir helfen, das Gespräch zielführend zu gestalten und Emotionen herauszunehmen.

    Haben die Eltern um ein Gespräch gebeten? Dann antworte freundlich, dass auch du Gesprächsbedarf in folgenden Punkten hast ... und bittest, sie mögen dir ebenfalls die Punkte ihres Beratungsbedarfs (!) kurz mitteilen, damit du durch dementsprechende Vorbereitung effektiver beraten kannst.

    Frage am Ende, ob sie vielleicht ihre Familienhilfe als Vertrauensperson mit in das Gespräch bringen möchten.

    Damit hast du dann erstmal deutlich die Führung übernommen.

    Im Gespräch würde ich deutlich sichtbar möglichst viel schriftlich festhalten. Ein wenig beamtisch mit dem Block vor dir gefragt: "Ich darf also festhalten, dass..." holt gleichfalls ein Gespräch oft ganz fix von der emotionalen Ebene herunter.


    Bei all´dem beamtischen versuchst du aber trotzdem der nette, menschliche Anker zu sein, ein Blümchen auf dem Tisch (oder Kerze, das wirkt Wunder), eine interessierte Nachfrage hier, ein Lächeln und eine Zustimmung dort...du weißt schon.

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