Angst vor Klassenfahrt

  • Das hinkt natürlich etwas, weil man ohne Klassenfahrten auskommt, aber man braucht auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder,

    Man hat ja auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder, Stunden für Inklusion etc., weil sie Jahr für Jahr zu Vertretungszwecken gestrichen werden, um den Pflichtunterricht besetzen zu können.

    Wenn man nicht genug Personal hat, müssen Klassen zu Hause bleiben.


    Fahren also 2 Lehrkräfte auf Klassenfahrt, bleibt mindestens eine andere Klasse zeitgleich zu Hause, damit für den Rest der Unterricht bzw. die Betreuung gewährleistet werden kann?

  • Man kann sich etwas wünschen und sich freuen, wenn es freiliig erledigt wird.

    Stimmt.

    Aber weil Klassenfahrten dann doch nicht so wichtig sind, ist es nur ein Wunsch, den man ablehnen kann, u.a. mit der Begründung, dass man diesen Wunsch zwar erfüllen möchte, aber nicht kann, weil die individuelle Arbeitszeit und Belastung es nicht ermöglichen und die Unterrichtsversorgung innerhalb der Schule seit Jahren so klamm ist, dass man keine weiteren Ausfälle für die eine Woche wie auch im Anschluss tragen kann.


    Anders sieht es eigentlich bei DaZ, Förder etc. aus, das ist nämlich per Erlass geregelt.

    Dennoch ist es offenbar nicht wichtig genug dafür, dass man entsprechende Stunden in der Unterrichtsversorgung zur Verfügung stellt und auch für entsprechende Vertretungsstunden sorgt.

  • Fahren also 2 Lehrkräfte auf Klassenfahrt, bleibt mindestens eine andere Klasse zeitgleich zu Hause, damit für den Rest der Unterricht bzw. die Betreuung gewährleistet werden kann?

    Das ist aber ein großer Unterschied:

    Deine Aussage ist: Wir können in der konkreten Situation keine Klassenfahrten anbieten, weil wir (aktuell) nicht genug Stunden haben. Das verstehe ich und sehe ich genauso.


    Meine Aussage ist: Wenn wir grundsätzlich Klassenfahrten anbieten sollen, müssen wir das als Pflicht machen, damit es fair auf alle verteilt wird.


    Da geht es um zwei verschiedene Sachen.


    Wenn ihr genug Stunden und genug Reisekostenbudget hättet, würdet ihr dann auf Klassenfahrt gehen? Wie würdet ihr dann damit umgehen, wenn 90% sagen ok, aber nicht jedes Jahr und 10% sagen wir fahren gar nicht. Fahren dann nur bestimmte Klassen und wer Pech hat, bleibt halt zu Hause? Ist dann sinnvoll, dass manche jedes Jahr fahren müssen und andere gar nicht fahren? Das Problem gibt es doch genauso bei ganz vielen schulischen Aufgaben. Manche drücken sich, andere müssen mehr machen. Und selbstverständlich ist es vollkommen ok, dass Teilzeitkräfte nur entsprechend anteilig mitmachen.

  • Wenn ihr genug Stunden und genug Reisekostenbudget hättet, würdet ihr dann auf Klassenfahrt gehen?

    Hättet, würdet, wenn. Tja.

  • Da hier ja gerade ohnehin nur noch aus Prinzip über Klassenfahrten im Allgemeinen diskutiert wird und wir das Thema dank Corona echt lange nicht mehr hatten:


    Ich gehe sehr gerne auf Schulreise. Wann immer ich die Wahl habe "Spassprogramm während einer Sonderwoche vor irgendwelchen Ferien" oder Schulreise, nehme ich ganz sicher letzteres. Mit mindestens 15jährigen ist das relativ entspannt und ich hatte es auch mit meinen Begleitungen bisher immer lustig. Unabhängig vom Pensum wird bei uns während dieser Woche auf 100 % aufgestockt, die Auslagen werden voll bezahlt und ich hatte noch immer ein Einzelzimmer mit eigener Dusche. Als organisierende Klassenlehrperson habe ich im fraglichen Semester auch eine voll bezahlte Klassenstunde pro Woche.


    Die Aufstockung stand vor ein paar Jahren mal zur Diskussion. Das hat sich der Kanton aber ganz fix wieder anders überlegt, als die Gewerkschaft drohte, dass dann sicher keine Telzeitkräfte mehr auf Schulreise gehen. Da wäre fast niemand mehr übrig geblieben, da bei uns nur wenige KuK wirklich 100 % arbeiten (mein Pensum beträgt offiziell auch nur 86 %).


    Also lasst euch einfach nicht jeden Scheiss gefallen!

  • Die Aufstockung stand vor ein paar Jahren mal zur Diskussion. Das hat sich der Kanton aber ganz fix wieder anders überlegt, als die Gewerkschaft drohte, dass dann sicher keine Telzeitkräfte mehr auf Schulreise gehen. Da wäre fast niemand mehr übrig geblieben, da bei uns nur wenige KuK wirklich 100 % arbeiten (mein Pensum beträgt offiziell auch nur 86 %).


    Also lasst euch einfach nicht jeden Scheiss gefallen!

    Leicht gesagt! Wenn in Schleswig-Holstein eine Teilzeitkraft die Klassenfahrt verweigert, weil es keinerlei Aufstockung (und keinerlei Abbummeln der Überstunden, oder auch nur irgendetwas gibt wie z.B. einen längeren Turnus, bis man wieder dran ist) gibt, dann gibt es ein Disziplinarverfahren, weil es auch für Teilzeitkräft (z.B. bei 50% Stelle) Dienstpflicht ist.

    Gefallen lassen muss man sich das in Schleswig-Holstein also.

    Disclaimer: Das folgende ist keine Aufforderung zu einem Dienstvergehen, aber die einzige Chance als Teilzeitkraft einer Klassenfahrt zu entgehen ist in SLH, wenn einen in dem Zeitraum zufällig eine Krankheit trifft. Der Dienstherr in Schleswig-Holstein lässt sich nicht lumpen, der quetscht die verbeamteten Lehrkräfte bis auf den letzten Tropfen Blut aus.

  • Wenn ihr genug Stunden und genug Reisekostenbudget hättet, würdet ihr dann auf Klassenfahrt gehen?

    Wenn wir insgesamt über Jahre genug Stunden hätten und nicht jede Woche wieder mit dem Stundenplan ringen müssten, Vertretungen selbst organisieren, Budget beantragen etc., jedes Mal umplanen, jedes Mal überlegen, wie es irgendwie noch gehen kann, jedes Mal innerhalb der Klassen auffangen, was an Förderung längst gestrichen ist, wären wir vielleicht entspannter und ausgeglichener, hätten Aussicht auf Entlastung und wären dann auch gewillt, die Aufgaben und die Verantwortung einer Klassenfahrt im inklusiven Setting samt Brennpunkt zu tragen, und würden versuchen, es allen Schüler:innen zu ermöglichen.

    Haben wir aber nicht. Dem Land ist es nicht wichtig genug, die Schulen so auszustatten, dass der Pflichtunterricht und die im Erlass geregelten Förderungen stabil über mindestens 1 Jahr laufen können.

    Meine Aussage ist: Wenn wir grundsätzlich Klassenfahrten anbieten sollen, müssen wir das als Pflicht machen, damit es fair auf alle verteilt wird.

    Ich habe ja geschrieben, dass ich über Jahre immer wieder gefahren bin, mit eigenen Klassen und mit anderen Klassen.

    Zu der Zeit hatten wir so ein gemischtes Kollegium, fast alle Lehrkräfte waren schon älter, viele haben in Teilzeit gearbeitet und hatten keine kleinen Kinder mehr.

    Einige sind gefahren, andere nicht und ja, einige Klassen waren dann nicht auf Klassenfahrt.


    Du störst dich an der ungleichen Verteilung von Aufgaben? Das betrifft doch nicht allein die Klassenfahrten.

    Wenn du doch aber gerne auf Klassenfahrt fährst und es womöglich genießt, warum kannst du dann diese Teil nicht für andere im Team übernehmen? Vielleicht haben sie Aufgaben, die du dafür nicht machen musst?

    Müssen wir dann alle anderen Aufgaben auch als Pflicht einsetzen? Wie viele Klassen hast du als Klassenleitung, wie viele Fachklassen, wie viele Hauptfächer, wie viele Pausenaufsichtzen/-zeiten, wie viele Fachkonferenzen und wie viele Beauftragungen? Und wie schafft man einen Ausgleich zwischen den Schulen?


    Warum sind diese Aufgaben nicht in der Arbeitszeit generell mit eingebunden, sodass es dann zu keinem Ungleichgewicht kommen kann? Wie wäre es, wenn ein angemessener Ausgleich für die Klassenfahrt gewährt würde? 4 oder 5 Tage 24 Stunden statt 8 Stunden Dienst - im Anschluss 2 Wochen frei, und zwar ohne Vertretungsmaterial hinlegen zu müssen, Bereitschaft zu haben, für Absprachen oder Konferenzen zur Verfügung zu stehen.

  • Leicht gesagt! Wenn in Schleswig-Holstein eine Teilzeitkraft die Klassenfahrt verweigert, weil es keinerlei Aufstockung (und keinerlei Abbummeln der Überstunden, oder auch nur irgendetwas gibt wie z.B. einen längeren Turnus, bis man wieder dran ist) gibt, dann gibt es ein Disziplinarverfahren, weil es auch für Teilzeitkräft (z.B. bei 50% Stelle) Dienstpflicht ist.

    Daran kann man dann sehen, wie fair so eine Dienstpflicht ist, statt sich zu freuen, dass es freiwillig ist und man in NDS nicht fahren muss.

  • Klar, könnte man die Klassenfahrten je nach Bundesland sicher besser regeln.


    Ich frag mich aber gerade, wenn man beispielsweise die Klassenfahrt als (negativen?) Aspekt aus den Dienstpflichten heraus nimmt, welchen Vorteil unseres Berufes sollte man dann eurer Meinung nach im Gegenzug streichen? Verbeamtung/Kündigungsschutz? Familienbonus bei der Einsatzplanung? Teilzeitregelungen? aufgehobene Präsenzpflicht für den nichtunterrichtlichen Teil der Arbeitszeit?

    Irgendwie muss man das Thema auch mal im großen Zusammenhang sehen. Da mag die Klassenfahrt eine Belastung sein und nicht gut geregelt, dem stehen aber viele andere Vorteile unseres Jobs (und Status) gegenüber.

  • welchen Vorteil unseres Berufes sollte man dann eurer Meinung nach im Gegenzug streichen? Verbeamtung

    Genau das. Im Angestelltenverhältnis hat man einfach mehr Möglichkeiten zu drohen. Das ist hin und wieder sehr nützlich!

  • Genau das. Im Angestelltenverhältnis hat man einfach mehr Möglichkeiten zu drohen. Das ist hin und wieder sehr nützlich!

    Sehe ich bei allen Vorteilen des Beamtendaseins inzwischen ähnlich. Aber bitte schlagartig und für alle. Nicht schleichend, damit man die einzelnen Gruppen noch eine Weile schön gegeneinander ausspielen kann (wie es jetzt z.T. schon passiert).


    Allein die Streiks bis die Mindestanforderungen an Arbeitsplatzsicherheit erfüllt sind, dürften in sehr vielen Schulen Jahre dauern.

  • Irgendwie muss man das Thema auch mal im großen Zusammenhang sehen.

    Das ist ja genau der Punkt.

    Der große Zusammenhang stimmt überhaupt nicht.

    Da ist die Klassenfahrt doch nur ein Teil.


    Wie kann man auf die Idee kommen, dass da irgendetwas im Gegenzug gestrichen werden müsste?

    Es bräuchte erhebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen um den Beruf überhaupt annehmbar und leistbar zu machen.

  • Sorry, aber was ist eine "Klassenstunde"?

    Bei uns haben die Klassenlehrer der Unterstufe eine Deputatsstunde pro Woche für ihre Klasse (für Gespräche etc. , aber auch für gemeinschaftsfördernde Tätigkeiten). Ist in der Schweiz vielleicht ähnlich (auch für ältere Schüler)?

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Eine im Stundenplan verankerte Lektion während der ich mit meiner Klasse organisatorische Dinge besprechen kann, mich um Absenzen und den Saldo der Klassenkasse kümmern kann, mir anhören darf, dass Frau X uns gerade mal wieder alle hasst und Herr Y niiiiie seine Prüfungen rechtzeitig in den Prüfungsplan einträgt, die S. sich bei Gruppenarbeiten blöd verhält, die K. das Pfeiffersche Drüsenfieber, der L. Corona und die M. eine Lese-Rechtschreibschwäche hat ... Und wenn gerade mal nichts dergleichen ansteht, kann man auch Tee trinken und Kuchen essen. Toll so eine Klassenstunde, gell?

  • Wir haben sie während des gesamten 1. und normalerweise während des 1. Semesters des 3. Schuljahres am Gymnasium (das ist also 10. und 12. Klasse). Während des 1. Schuljahres braucht man sie tatsächlich noch viel für gemeinschaftsbildende Aktionen aber auch um pubertäre Konflikte zu lösen etc. Im 3. Schuljahr steht die Bildungsreise an, die wir mit den Jugendlichen gemeinsam organisieren. Im 1. Schuljahr darf ich sie auch für Fachunterricht nehmen, wenn gerade nichts ansteht. Dieses und letztes Schuljahr hatten die Drittklässler das gesamte Jahr eine Klassenstunde. Die wurde uns wegen Corona gewährt, unter anderem war das ja mit der Organisation der Bildungsreise eben nicht so einfach.


    Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich als Klassenlehrperson auf meine mit viel Herzblut tiptop durchorganisierte Bildungsreise gar nicht antreten konnte? Also meine Klasse war letzte Woche am Genfersee, ich daheim im Bett. AAAAAAAAAHHHHH!!! :cursing::cursing::cursing:

  • Wo ist der eigentlich der Sinn von Schule?

    Naja, wir haben uns in der Zehnten auf Klassenfahrt vollaufen lassen und in der 12. die Kursfahrt im Ausland war zwar ganz nett, dort hätte man aber auch mit anderen Menschen als den Klassenkollegen Urlaub machen können.


    Hier ist es aber üblich, schon in Klasse 1-3 mit der ersten Fahrt zu beginnen, da haben noch einige Kinder Heimweh. Dann gibt's in der 4 eine Abschlussfahrt (mit Kindern, die man eh nie wieder sieht) in der 5 dann eine Kennenlernfahrt etc. mit Schule hat das nichts zu tun.


    Vielleicht haben andere ja andere Erfahrungen mit richtigen Bildungsfahrten, deswegen frage ich.

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