Meckerforum, hier darf alles rein, was doof ist

  • Dass 60cm Abstand im Gespräch nicht eingehalten werden, passiert ständig. Wir haben ältere Kolleginnen, die ständig anfassen und zu nah auf die Pelle rücken. Das ist eben individuelle, was Menschen als zu nah empfinden. Dass es da eine "feste" Regel gibt, war mir nicht bewusst.

    Ich habe bei meinem Schüleraustausch in den USA folgendes gelernt. In Deutschland ist knapp 1 Meter üblich (außer man ist sehr vertraut), in Südamerika 30 cm. In den USA sind es 60 cm. Wenn jetzt Personen aus verschiedenen Kulturen länger miteinander reden, lässt sich ein "Tanz" durch den Raum bewundern, weil jeder unterbewusst seinen idealen Komfortabstand wieder herstellen will.

    Ich achte seit 40 Jahren immer wieder darauf und habe es tatsächlich oft festgestellt.

    Mitteleuropäer bewegen sich im Gespräch rückwärts, um den Abstand wiederherzustellen und werden von Amerikanern verfolgt. Individuell ist es nur begrenzt, wenn man Bescheid weiß, empfindet man es als weniger übergriffig bzw. distanziert.

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  • Wenn ich also weiß, dass du für den anderen normal ist, weiß ich, dass es weder anbiedernd noch übergriffig gemeint ist (genau wie zu geringer Abstand). Wohl fühlen tue ich mich trotzdem nicht.

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  • Ach wie spannend! Ich habe einen Amerikaner im Bekanntenkreis und es dauert nielange, bis ich im stehenden Gespräch mit dem Rücken an irgendeiner Wand, Hecke, Auto, Bar etc. stehe 😄

    Das erklärt natürlich einiges!

  • "Macht man halt so" ist eine ganz schlechte Begründung. "Ich möchte das (nicht)" kann eine gültige Begründung für den Einzelfall sein, daraus lässt sich aber keine allgemeine Begründung ableiten.

    War klar, dass das kommt. Deswegen hab ich ja Beispiele gebracht, für die vielen unbewussten Verhaltensweisen, die deine Eltern dir in der Kindheit beigebracht haben und du sie deswegen immer noch so handhabst. Distanzzonen sind kulturell geprägt. Die Lautstärke der Stimme... Es gibt doch so viel Zeug, was man für normal hält, ohne darüber nachzudenken und es einem negativ auffällt, wenn es jemand anders macht. Der unfreundliche Ton zum Beispiel, den du beim Siezen an den Tag legen könntest: pure Konvention oder nicht?

  • Individuell ist es nur begrenzt, wenn man Bescheid weiß, empfindet man es als weniger übergriffig bzw. distanziert.

    Der "richtige" Abstand ist offensichtlich individuell. Sonst wären die älteren Kolleginnen nicht so aufdringlich, während andere Kollegen eher weiter weg stehen. Von Statistik auf Individuen zu schließen, ist ein beliebter Fehler.

  • Der "richtige" Abstand ist offensichtlich individuell. Sonst wären die älteren Kolleginnen nicht so aufdringlich, während andere Kollegen eher weiter weg stehen. Von Statistik auf Individuen zu schließen, ist ein beliebter Fehler.

    Vielleicht haben sie auch andere Gedanken? :teufel:

    Aber es gibt immer Ausnahmen.


    Ergänzend, wenn ich den anderen nicht kenne, muss ich ihn irgendwie einschätzen und dann gehe ich nicht von Ausnahmen aus. Ich kenne dies von älteren Kolleginnen nicht.

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  • War klar, dass das kommt. Deswegen hab ich ja Beispiele gebracht, für die vielen unbewussten Verhaltensweisen, die deine Eltern dir in der Kindheit beigebracht haben und du sie deswegen immer noch so handhabst.

    Bei deinen Beispielen war keins dabei, das ich so handhabe, weil mir meine Mutter das so beigebracht hat und ich in all meinen Lebensjahren noch nicht darüber nachgedacht habe, ob das sinnvoll ist.

    Daheim ist beim Klogang sogar mal die Tür offen.

    Distanzzonen sind kulturell geprägt. Die Lautstärke der Stimme... Es gibt doch so viel Zeug, was man für normal hält, ohne darüber nachzudenken und es einem negativ auffällt, wenn es jemand anders macht.

    Es fällt auf, wenn die persönliche Komfortzone "missachtet" wird (die andere Menschen nicht kennen können). Die ist beim einen so, beim anderen so. Die eine Kollegin spricht laut und tatscht ständig an anderen herum, die andere spricht leise und zurückhaltend. Das ist individuell.

    Dass es kein einheitliches richtig oder falsch gibt, sieht man täglich im Leben und auch hier im Forum (bezogen auf allgemeinen Umgang, nicht nur auf Abstände).

    Zitat

    Der unfreundliche Ton zum Beispiel, den du beim Siezen an den Tag legen könntest: pure Konvention oder nicht?

    Erfahrung, nicht Konvention

    Und vor allem nicht allgemeingültig. Was der eine als beleidigenden Ton empfindet, ist für den anderen ganz normal.

  • Ergänzend, wenn ich den anderen nicht kenne, muss ich ihn irgendwie einschätzen und dann gehe ich nicht von Ausnahmen aus. Ich kenne dies von älteren Kolleginnen nicht.

    Das sind keine Ausnahmen. Menschen sind unterschiedlich, das war schon immer so.

  • Das sind keine Ausnahmen. Menschen sind unterschiedlich, das war schon immer so.

    Ja, sie sind verschieden und dennoch kann man erkennen woher jemand stammt. Gerade die Intimzone ist ein gutes Beispiel, bei uns Austauschschülern gab es ein überraschtes stimmt. (Ob es dann 70 oder 90 cm sind, ist egal, es sind hier deutlich mehr als in Südamerika. Klar, man damit spielen, wenn ich merke, ich gehe rückwärts im Gespräch und stehe fast an der Wand, spiele ich Südamerikanerin und der US-Amerikaner geht rückwärts. Aber es ist auch gut zu wissen, dass beide nicht in ihrer Komfortzone sich befinden und wenn mir das Gespräch wichtig ist, verzichte ich bewusst auf meine.)

    Maylin85 hat es auch bestätigt.

    Gerade wenn man andere Kulturen gut kennenlernt, sieht man diese Gemeinsamkeiten.

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  • Jemand der siezt ist dadurch nicht höflicher oder unhöflicher als jemand, der duzt.

    Doch, aus meiner Sicht wahrt er damit entsprechende,professionelle, Distanz, insbesondere wenn man sich das erste Mal trifft bzw. (noch) nicht miteinander vertraut ist.
    Das ist für mich wie mit den Distanzzonen. Da rückt man jemandem bei ersten Treffen auch nicht näher als 'nen Meter auf die Pelle.

    Alles andere kann sich ja gerne entwickeln.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA (25. Juli 2025 20:58)

  • Siezen war zumindest früher schon ein Symbol der Höflichkeit. man siezte doch ältere Leute, Vorgesetzte etc, und das "Du" wurde bzw. wird vom Älteren, von der Frau, vom Vorgesetzten angeboten. Das "Du" wird manchmal auch bewusst als Unhöflichkeit verwendet, kennt ihr doch auch, oder? Oder als Anbiederung.

    Ich schrieb es ja schon: Hier in der Gegend - und besonders im ländlichen Bereich - war früher (in meiner Kindheit und auch schon in noch "früheren Zeiten") das Duzen sogar noch verbreiteter als heutzutage. Auch ältere Leute wurden nicht unbedingt gesiezt; zumindest Bekannte, Nachbarschaft, Handwerker usw. nicht. Da wurde automatisch geduzt, so dass niemand jemandem anderen das "Du" angeboten hat.

    Das "Du" bewusst zur Anbiederung oder als Unhöflichkeit zu verwenden, ist mir eigentlich auch nicht bekannt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Doch, aus meiner Sicht wahrt er damit entsprechende,professionelle, Distanz, insbesondere wenn man sich das erste Mal trifft bzw. (noch) nicht miteinander vertraut ist.
    Das ist für mich wie mit den Distanzzonen. Da rückt man jemandem bei ersten Treffen auch nicht näher als 'nen Meter auf die Pelle.

    Alles andere kann sich ja gerne entwickeln.

    Also siezt du auch Personen, die du im privaten Bereich zum ersten Mal triffst, und hältst zu denjenigen grundsätzliche einen Meter Abstand, wenn du dich z. B. mit jemandem, den du vorher noch nie gesehen/getroffen hast, auf einer Party unterhältst? Das käme mir persönlich komisch vor, wenn sich mir gegenüber eine Person so verhält, muss ich sagen.

    Aber gut, das ist vielleicht auch wieder eine Sache, bei der jede/r anderer Ansicht ist bzw. es unterschiedlich empfindet bzgl. Höflichkeit, Distanzwahrung, Abstandhalten,... und es gibt auch dahingehend bestimmt regionale Unterschiede. Letztere habe ich auch schon beim Händeschütteln festgestellt: In manchen Regionen ist es üblich, sich beim ersten Treffen mit Unbekannten (egal ob im Privaten oder im Beruflichen) die Hand zu geben, oder auch als jemand, der später zu einer Runde von Leuten stößt, allen erstmal die Hand zu schütteln. In anderen Regionen reicht ein Gruß ohne Händeschütteln.

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  • Es geht ja noch wilder, man kann Sie+Vorname und Du+Nachname verwenden.

    Reichen Sie mir bitte das Salz, Konstantin. Oder: Gib doch mal das Salz rüber, Herr Meyer.

    Oh, das Thema hatten wir hier doch vor einiger Zeit schon mal, gell?! Das "Hamburger Sie"/"Hanseatische Sie" und das "Münchner Du" :) !

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  • auch schon beim Händeschütteln festgestellt: In manchen Regionen ist es üblich, sich beim ersten Treffen mit Unbekannten (egal ob im Privaten oder im Beruflichen) die Hand zu geben, oder auch als jemand, der später zu einer Runde von Leuten stößt, allen erstmal die Hand zu schütteln. In anderen Regionen reicht ein Gruß ohne Händeschütteln.

    Und dann, wie verabschiedet man sich, wenn man prinzipiell alle umarmt, aber jemanden in der Runde das erste Mal gesehen und ohne Umarmung begrüßt hat? Ist wahrscheinlich auch unterschiedlich, je nach Region oder Gepflogenheit in der Altersgruppe.

  • Sehr gut möglich, ich dachte, das gilt für ganz Norddeutschland, daher wunderte mich auch dein Bekenntnis zum allgemeinen Duzen bei euch 'da oben'.

    Was "gilt für ganz Norddeutschland"? Das "Hamburger Sie"? Also, das wird hier in der Gegend zwar ab und zu benutzt, aber sooo oft nun auch wieder nicht.

    Wahrscheinlich liegt es bei mir daran, dass ich es eben schon seit meiner Kindheit hier vom Land und auch aus den Kleinstädten so kenne, dass man auch ältere Menschen duzt - EDIT: und von diesen auch geduzt wird -, insbesondere im privaten Bereich (ich bin ja in einer norddeutschen Kleinstadt aufwachsen, war und bin aber viel in den Dörfern "umzu" unterwegs). Und zudem bin ich als Englischlehrerin halt das "you" gewohnt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee (26. Juli 2025 16:10) aus folgendem Grund: Zitat vergessen...

  • Und dann, wie verabschiedet man sich, wenn man prinzipiell alle umarmt, aber jemanden in der Runde das erste Mal gesehen und ohne Umarmung begrüßt hat? Ist wahrscheinlich auch unterschiedlich, je nach Region oder Gepflogenheit in der Altersgruppe.

    Wie kommst du denn jetzt aufs Umarmen? Ich schrieb doch übers Händeschütteln.

    Dass man sich umarmt, kenne ich allgemein - nicht nur hier in der Gegend - wirklich nur von Menschen, die man gut kennt, also im Freundes- und Verwandtenkreis. Gute/Enge Kolleg*innen umarme ich auch manchmal, insbesondere zu Geburtstagen. Wenn man jemandem zum ersten Mal begegnet oder nicht näher kennt, ist allenfalls Handgeben angesagt.

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  • Also siezt du auch Personen, die du im privaten Bereich zum ersten Mal triffst, und hältst zu denjenigen grundsätzliche einen Meter Abstand, wenn du dich z. B. mit jemandem, den du vorher noch nie gesehen/getroffen hast, auf einer Party unterhältst? Das käme mir persönlich komisch vor, wenn sich mir gegenüber eine Person so verhält, muss ich sagen.

    Ich kenne das so und verhalte mich auch so.

  • Wie kommst du denn jetzt aufs Umarmen? Ich schrieb doch übers Händeschütteln.

    Dass man sich umarmt, kenne ich allgemein - nicht nur hier in der Gegend - wirklich nur von Menschen, die man gut kennt, also im Freundes- und Verwandtenkreis. Gute/Enge Kolleg*innen umarme ich auch manchmal, insbesondere zu Geburtstagen. Wenn man jemandem zum ersten Mal begegnet oder nicht näher kennt, ist allenfalls Handgeben angesagt.

    Najaaa, ursprünglich ging es ums Duzen oder Siezen, ein gespräch entwickelt sich halt. Ich führe den Gedanken einfach weiter, Händeschütteln gibt es in meinem Dunstkreis so gut wie gar nicht, oder nur, wenn man bedeutend Ältere begrüßt. Ansonsten mündliches Begrüßen oder kurzes Umarmen. So kam ich drauf. Ich persönlich finde ein kurzes Umarmen (mit etwas Abstand, also nicht ein inniges An-sich-drücken) sogar noch weniger intim als Händeschütteln, wo sind die Handflächen berühren und man Blickkontakt hat.

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