Weit und breit keine Planstelle

  • Hallo zusammen,


    ich beginne in ein paar Tagen mein drittes Schuljahr nach dem REF als angestellte Lehrerin an einer Privatschule (GYM in BW). Ich bin zwar wirklich glücklich, dass ich eine feste Stelle am Gymi bekommen habe, aber dass ich "nur" angestellt und nicht verbeamtet bin und daher netto viel weniger verdiene, nagt an mir. Mir ist zwar klar, dass ich keine "gute Fachkombi" habe, aber manchmal hat man trotzdem das Gefühl, dass alle um einen rum verbeamtet werden und man irgendwie übrigbleibt.

    Meine Frage: hat jemand dieselben/ähnliche Erfahrungen gemacht und/oder kann meine Chancen auf eine zukünftige Verbeamtung einschätzen? Ich bewerbe mich immer auf "Verbeamtung bei gleichzeitiger Beurlaubung in den Privatschuldienst". Bei den schulscharfen Ausschreibungen war bisher leider nie etwas dabei.

    Kommt denn der Lehrermangel auch mal am Gymi in BW an??

    Meine Fächer sind Franz und Geschichte, Abschluss StEx 1+2 = 1,83. Bin jetzt 30 Jahre alt, habe also noch Zeit bis zur Altersgrenze :D


    Danke für eure Anmerkungen/Geschichten/...


    LG

  • Ich schaue bei den schulscharfen Ausschreibungen immer rein. Gibt leider kaum oder gar keine Stellen für mich. Ob ich am Listenverfahren teilnehme oder "Beurlaubung" macht soweit ich weiß keinen Unterschied. Sobald jemand mit meinen Fächern in BW mit demselben oder schlechteren Schnitt verbeamtet wird, werde ich das an meiner Privatschule auch.

  • Meine Glaskugel sagt, dass deine Chancen am Gymnasium in BW angesichts deiner Fächerkombination und Leistungsziffer größer 40 auch mittelfristig nicht rosig sein dürften. Wenn du also keine Privatschule findest, die genau dich will und auf dich zugeschnitten ausschreibt, wird auch dieser Weg mutmaßlich schwer bleiben.

    Nachdem also dein Idealwunsch wohl schwer bleiben wird, ist die wichtigere Frage vermutlich, welche Kompromisse du dir vorstellen könntest einzugehen:


    a) Langfristig im Privatschuldienst als Angestellte zu bleiben?

    b) Wechsel in die Sek.I, wo Französisch immer noch als absolutes Mangelfach gelistet ist, so dass du nach einem Jahr Nachqualifiktion mit E13 verbeamtet werden könntest?

    c) Wechsel an eine GMS, ebenfalls Sek.I, aber nachdem diese auch weiterhin Schwierigkeiten haben ausreichend Gymnasiallehrkräfte für die offenen Gymnasialstellen zu rekrutieren, wäre das mutmaßlich ohne Nachuqalifikation für die Sek.I (die eine Stelle an einer Realschule erfordern würde) möglich?

    d) Prüfen, ob deine Chancen in einem der anderen Bundesländer besser stehen. Bayern wird bedingt durch den landesweiten Wechsel auf G9 einen erhöhten Bedarf an Gymnasiallehrkräften haben in den nächsten Jahren, so dass auch Bewerber:innen mit ungünstigeren Kombinationen zum Zug kommen dürften, in vielen anderen östlichen Bundesländern herrscht so akuter Lehrkräftemangel, dass auch die insgesamt besser versorgten Gymnasien größere Versorgungslücken haben im Mttel, als in BW?

    e) Zeit nutzen bis zum Erreichen der Verbeamtungsgrenze, um eine einstellungsrelevante Zusatzqualifikation oder ein (hilfreiches) Erweiterungsstudium berufsbegleitend zu absolvieren?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Weil Gymnasiallehrer (offiziell, also auch in Laufbahnfragen) nicht abwärtskompatibel sind.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Meine Privatschule will mich sehr gerne halten, aber als Privatschule können sie keine staatlichen Planstellen ausschreiben. Meine Schulleitung kann daran also auch nicht viel ändern. Es gibt wohl noch das Zusatzqualifikationsverfahren, das einem die Tätigkeitszeit anrechnet. Dürfte bei mir aber bestimmt noch 6 Jahre oder mehr dauern, bis das RP mich in die engere Auswahl einbezieht.


    Ja, all diese Optionen gehen mir auch immer wieder durch den Kopf. Ein Wechsel des Bundeslandes ist wegen meiner Familie + Mann eigentlich nicht vorstellbar. Die Schulart (am liebsten Berufliche Schule) würde ich wechseln, wenn ich dafür in meine Heimat (Raum Freiburg) zurückkann, für einen anderen Ort in BW eher nicht. Denn am Ende des Tages bin ich eben Gymilehrerin und weiß nicht, wie glücklich mich A13 an einer anderen Schulart machen würde... Seufz!

    Und ja ich weiß, selbst schuld! Hätte man sich ja vorher überlegen können ;)


    Kennt ihr denn auch andere Kolleg*innen in meiner Situation?

  • warum müsste denn eine Nachqualifikation stattfinden?

    Letztlich, weil so die Spielregeln in BW sind, dass Gymnasiallehrkräfte, die sich auf eine Sek.I-Planstelle bewerben wollen, bereit sein müssen sich ein Jahr lang nachzuqualifizieren, was aber auch darin begründet ist, dass Lehrkräfte für Gymnasien an Universitäten studieren in BW, die anderen Schularten aber grundlegend über die Pädagogischen Hochschulen ihr deutlich anders s strukturiertes Studium absolvieren. Darüber hinaus begrenzt BW alle Spielarten von Seiteneinstiegs- oder gar Quereinstigsformen, auch wenn es sich am Ende lediglich um Schulartwechsel handelt massiv.

    In manchen Fällen unverständlich, gibt es doch auch an Gymnasien eine Sek.I und viele Lehrkräfte arbeiten auch an Gymnasien in Kontexten weit genug weg von Bullerbü, um mit den pädagogischen Herausforderungen von reinen Sek.I-Schulen umgehen zu können, sind auch reflektiert genug, um ihre Bildungsziele in Einklang zu bringen mit dem Umstand nicht mehr auf E-Niveau, sondern auf M- oder auch in den Hauptschulzugklassen auf G-Niveau bzw. an vielen Stellen gemischt zu unterrichten. In anderen Fällen aber absolut angezeigt, um eben deutlich zu machen, welche Art Arbeit an reinen Sek.I- Schulen im Vordergrund steht, welche Methoden/Lösungsansätze sinnvoll sind, etc. Ich habe eine sehr reflektierte und engagierte Kollegin, die diese Nachqualifikation gerade abgeschlossen hat. Sie meinte, dass sie sehr davon profitiert habe, weil sie einige Dinge im Gymnasialref anders gelernt hätte, als diese an Realschulen gehandhabt werden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • e) Zeit nutzen bis zum Erreichen der Verbeamtungsgrenze, um eine einstellungsrelevante Zusatzqualifikation oder ein (hilfreiches) Erweiterungsstudium berufsbegleitend zu absolvieren?

    Welche Qualifikationen sind empfehlenswert? Ich hatte mal beim RP für bilingual nachgefragt, da meinte die Referentin, das würde auch nichts ändern, man muss einfach abwarten...:traenen: aber wieviel Ahnung die hat, weiß ich auch nicht...

  • Ja, all diese Optionen gehen mir auch immer wieder durch den Kopf. Ein Wechsel des Bundeslandes ist wegen meiner Familie + Mann eigentlich nicht vorstellbar. Die Schulart (am liebsten Berufliche Schule) würde ich wechseln, wenn ich dafür in meine Heimat (Raum Freiburg) zurückkann, für einen anderen Ort in BW eher nicht. Denn am Ende des Tages bin ich eben Gymilehrerin und weiß nicht, wie glücklich mich A13 an einer anderen Schulart machen würde... Seufz!

    Dir ist sicherlich klar, dass der Raum Freiburg zu den am besten versorgten Regionen in BW gehört und zwar schulartübergreifend. Wenn du in diese Region willst, wirst du definitiv einen fetten Kompromiss eingehen müssen und vorrangig den schlechter versorgten ländlichen Raum, z.B. im Schwarzwald- Baar-Kreis ins Auge fassen müssen, während du den direkten Freiburger Speckgürtel eher als unrealistisch (nicht zwangsläufig unmöglich, aber eben sehr unrealistisch) betrachten solltest. Wenn es dir am Ende des Tages dann vor allem um deine Schulart geht, dann solltest du wohl neben den Möglichkeiten des Zusatzqualifikationsverfahrens oder eines relevantes Nachstudiums deinen Frieden mit dem reinen Privatschuldienst machen. Wenn es dann irgendwann doch noch klappt mit der Verbeamtung- fein, aber wichtig ist es glücklich zu werden im Hier und Jetzt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Welche Qualifikationen sind empfehlenswert? Ich hatte mal beim RP für bilingual nachgefragt, da meinte die Referentin, das würde auch nichts ändern, man muss einfach abwarten...:traenen: aber wieviel Ahnung die hat, weiß ich auch nicht...

    Bili ist in der Sek.I einstellungsrelevant. Im Gymnasialbereich gibt es schlichtweg zu viele Bewerber:innen mit Französisch oder Spanisch, die das als Rettungsanker versucht haben, während es zeitgleich vor allem Bili-Schulen mit Englisch gibt, als dass das noch einstellungsrelevant sein könnte in deinem Fall. In der Sek.I sind aber auch beispielsweise Zusatzqualifikationen im Bereich des sprachsensiblen Unterrichts/DaZ/DaF- Diplome einstellungsrelevant und/oder Qualifikationen in der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund, etc.. Welche Zusatzquaifkationen am Gymnasium einstellungsrelevant sein könnten, kann ich momentan nicht nachschauen, weil lehrer-online-bw.de bei mir gerade einen Ladefehler hat. Das solltest du dort aber nachlesen können, wenn die Seite wieder korrekt lädt oder könntest du alternativ per Nachfrage bei deiner Gewerkschaft oder dem RP oder auch bei einem Gymnasialseminar (die haben normalerweise diese Dinge für ihre Anwärter:innen ebenfalls auf dem Schirm) in Erfahrung bringen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wann war denn am Gymmi mal echter Mangel mit diesen Fächern? Schau nach links und rechts, andere Schulform/Bundesland und wenn das nix ist machst du halt weiter wie bisher.

  • aber wichtig ist es glücklich zu werden im Hier und Jetzt.

    Das ist sehr richtig. Ich versuche es mir zu Herzen zu nehmen!


    Ja, das kommt leider hinzu, dass meine Heimat eine sehr beliebte Region ist. Ich habe die Hoffnunf innerhalb des Privatschulträgers wechseln zu können, spätestens sobald Kind Nr 1 unterwegs ist.

  • Das solltest du dort aber nachlesen können, wenn die Seite wieder korrekt lädt oder könntest du alternativ per Nachfrage bei deiner Gewerkschaft oder dem RP oder auch bei einem Gymnasialseminar (die haben normalerweise diese Dinge für ihre Anwärter:innen ebenfalls auf dem Schirm) in Erfahrung bringen.

    Vielen Dank für die wertvollen Tipps!

  • Vielen Dank für die wertvollen Tipps!

    Sehr gern.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Falls es dir hilft, ich bin auch im dritten Jahr nach dem Ref, aber schon an der dritten Schule und war zwischendurch ein halbes Jahr sogar arbeitslos. Mein aktueller Vetrag ist auch nur befristet.

    Eine feste Stelle ist doch schon gar nicht so schlecht! :)

  • Falls es dir hilft, ich bin auch im dritten Jahr nach dem Ref, aber schon an der dritten Schule und war zwischendurch ein halbes Jahr sogar arbeitslos. Mein aktueller Vetrag ist auch nur befristet.

    Eine feste Stelle ist doch schon gar nicht so schlecht!

    Ich hoffe, dass du immerhin an einer Schule mit netten Kollegen und Chefs gelandet bist. Ich drücke die Daumen, dass sich bald etwas Gutes für dich ergibt.

    Dabei sollte Deutschland für jede engagierte und gut ausgebildete Lehrkraft dankbar sein!!

  • Dabei sollte Deutschland für jede engagierte und gut ausgebildete Lehrkraft dankbar sein!!

    Joah, ist Deutschland sicherlich auch, das bedeutet aber halt nicht, dass es deshalb einen Automatismus geben würde in der gut versorgten Wunschregion bzw. an der gut versorgten Wunschschulart eine Planstelle zu bekommen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Joah, ist Deutschland sicherlich auch

    Das sehe ich nicht wirklich so. Die Arbeitsbelastung steigt immer weiter an, auf Forderungen wie Reduzierung des Deputats oder Rückkehr zu G9 (in BW) wird nicht eingegangen, die Digitalisierung ist ein Witz und der BP wird immer voller. Außerdem kenne ich einige Fälle in denen tatsächlich dauerhaft Lehrkräfte gebraucht werden, aber das RP vorgibt, man solle die Lücke mit KV-Kräften schließen, die in BW immernoch über den Sommer ALG beziehen müssen.

    Dankbarkeit sieht anders aus.

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