Schulwechsel für Verbeamtung?

  • Hallo zusammen,

    Ich bin an einer Privatschule angestellt und meine Gedanken kreisen immer wieder um die "fehlende Verbeamtung". Ich habe Angst, dass es vielleicht nie klappt...

    Was würdet ihr mir raten? Schulwechsel (zB GMS) für eine Verbeamtung oder lieber am Gymi bleiben, was definitiv die Wunschschulart ist) und in Kauf nehmen netto VIEL weniger zu verdienen und auch in der Rente weniger zu bekommen? :angst:

  • Wie soll dir irgendjemand hier im Forum, die wir dich alle nicht persönlich kennen, ernstlich raten können, mit welchem Kompromiss du leben kannst?

    Durchdenk das gründlich für dich, schreib dir Argumente für beide Optionen auf, besprich das mit Menschen, die dich gut kennen,... Auch eine psychologische Beratung kann durchaus hilfreich sein unterstützend, wenn du dich einerseits so schwer tust mit der Frage/Entscheidung und diese innere Unentschlossenheit andererseits so viel Raum einnimmt und Kraft kostet bzw. Ängste auslöst, die es zu bearbeiten gilt in der einen oder anderen Weise.

    Es gibt Menschen (auch in diesem Forum), für die der Beruf ohne Verbeamtung zu unattraktiv ist. Je nachdem, ob am Ende für dich monetäre oder inhaltliche Fragen im Vordergrund stehen wirst du eher mit dem einen oder dem anderen Kompromiss zu leben lernen müssen, sprich einen Weg finden müssen, das "Dauerkreisen" und "was wäre wenn..." zu beenden, um im Hier und Jetzt glücklich sein zu können.


    Ich persönlich wäre nicht bereit gewesen für die Verbeamtung an eine GMS hier in BW zu gehen, weil ich das Konzept angesichts der hauptsächlich vertretenen Schülerschaft für didaktisch falsch halte an einigen, für mich zentralen Stellen und nicht methodisch derart eingeengt arbeiten möchte. Für mich kommt also im Zweifelsfall Inhalt klar vor mehr Geld. Man verdient schließlich letztlich auch im Angestelltenverhältnis genug, um ergänzend privat vorsorgen zu können (was ich infolge der Schwerbehinderung sowieso machen muss).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofillpanne

  • Meine Ansicht ist eine andere: Verbeamtung oder anderer Beruf.


    Ich könnte die Ungerechtigkeit im Lehrerzimmer nicht ertragen und könnte keinerlei Motivation aufbringen morgens aufzustehen, wäre ich angestellt und meine Kollegen verbeamtet.

    • Offizieller Beitrag

    BW hat wenigstens Altersgeld, du könntest also, wenn du keine Lust mehr auf die Verbeamtung hast, dich ohne zu große Schäden entlassen lassen...
    Aber trotzdem würde ICH, wenn ich schon weiß, was mich besonders interessiert, keine Lust auf komplett was Anderes haben, "nur" für das Geld. Ja, es IST mehr Geld, gar keine Frage, aber der Job an sich ist schon anstrengend, dann in einer Schulform, mit der ich mich nicht anfreunden könnte, an der ich mit dem Konzept nicht einher gehe? Nein.
    (wenn du natürlich an einer GMS _auch_ Interesse hast und dort arbeiten könntest, aber das Gym wäre dir lieber, ist es was Anderes. Jede Schule ist unterschiedlich und jeder Mensch sowieso. Mein Arbeitsort und -alltag prägt meine Lebenszufriedenheit so sehr, dass das Geld mir wirklich egal wäre). Wir reden ja schließlich nicht von Mindestlohn ...

    • Offizieller Beitrag

    state_of_Trance Es hat nichts mit Idealismus zu tun. Natürlich ist es ungerecht, aber die Entscheidung fällt nicht zwischen "Verbeamtung" und "Angestellt" sondern zwischen "Gym" und "GMS". Und DANN kann man eine Entscheidung treffen.
    Vielleicht (ganz sicher!) hast du einen anderen Hintergrund und andere Qualifikationen, aber aus der Perspektive der TE (von der ich nicht soo weit weg bin) ist TV-L 13 ein gutes Gehalt für die Fächer, erst recht, wenn es Vollzeit ist (und ich deute den Beitrag so, dass die Verbeamtung nicht ausgeschlossen ist, sondern nur nicht sicher in der Zukunft steht).

  • Ich würde aber auch am Gym nicht mit E13 unterrichten wollen. Da wäre die Entscheidung wohl eher Gym A13 oder dem Schuldienst den Rücken kehren. Das Äquivalent zu E13 kann man auch stressfreier verdienen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde aber auch am Gym nicht mit E13 unterrichten wollen. Da wäre die Entscheidung wohl eher Gym A13 oder dem Schuldienst den Rücken kehren. Das Äquivalent zu E13 kann man auch stressfreier verdienen.

    das für mich entscheidende Wort habe ich fett markiert und ja, es stimmt. Für mich - als ich fest überzeugt war, nicht verbeamtet zu werden - war klar, dass ich den Job für E13 nicht in Vollzeit mache (wenn schon weniger Geld, dann nicht den Stress).
    Heute bin ich älter und muss aus der anderen Perspektive schauen: wie komme ich raus, ohne auf E11 (erstmals) befristete, halbe Stelle zu fallen.

  • chilipaprika was bedeutet denn "TE"?

    Genau, eine Verbeamtung ist nicht ausgeschlossen, sondern nur nicht garantiert. Ob/wann das passiert, kann mir eben keiner sagen und ich gehe hier vom hypothetischen "worst case" aus.

    Ich habe mir eigentlich nie Gedanken über Verbeamtung oder das Gehalt gemacht und kann sehr gut davon leben. Aber seit ich meine Stelle angetreten habe, kommen diese Gedanken, da man sich im Lehrerzimmer in einer privilegierten Blase befindet, in der man manchmal das Gefühl hat, dass alles unter 3.500 € netto ein Hungerlohn sei.

    Das liegt nicht an der Bosheit meiner KuK, ganz im Gegenteil, sondern eher daran, dass wir LuL (denke ich persönlich) ziemlich verwöhnt sind. Und in dieser "Blase" tendiere ich leider oft dazu mich zu vergleichen und zu hinterfragen.

    Weniger Stress kann man sicherlich woanders für dasselbe Geld haben.

    Ich bin aber ganz gerne Lehrerin und glaube auch, dass ich das gut mache. Ein Bürojob wäre denke ich eher nichts für mich.

  • Es kommt doch darauf an, wie du dir deinen Arbeitsalltag vorstellst. Gymi (und on top Privatschule) und GMS sind in der Arbeitsweise ein himmelweiter Unterschied!


    Die Frage ist:

    - fühlst du dich fit entsprechend zu differenzieren?

    - wie steht's mit Inklusion?

    - hast du Lust auf Eltern, denen du erklären musst, dass Mittagsschuke WIRKLICH zur Schulpflicht gehört

    - bist du gerne mehr Pädagoge/Psychologe/ Mama-Ersatz als der Vermittler von Fachwissen?

    - Kannst du damit Leben, dass du manchmal aus einer Stunde kommst und denkst "Wenigstens sind noch alle Scheiben in den Fenstern?"


    Wenn ja... Bist du an einer GMS genau richtig 8)

    Ich liebe es, aber man muss das wollen, sonst wird man zutiefst unglücklich. Das macht auch kein Gehalt wett. GMS ist definitiv ein anderer Job als Gymnasiallehrer!

  • Meine Ansicht ist eine andere: Verbeamtung oder anderer Beruf.


    Ich könnte die Ungerechtigkeit im Lehrerzimmer nicht ertragen und könnte keinerlei Motivation aufbringen morgens aufzustehen, wäre ich angestellt und meine Kollegen verbeamtet.

    So ergeht es mir gerade - ich habe um einige Monate die Altersgrenze zur Verbeamtung verpasst, bzw. der für mich zuständige Referent hat mir vorher (direkt nach dem Ref bis zum Zeitpunkt der Verbeamtung) die Planstelle verweigert. :ohh:

    Da ich trotzdem relativ hoch eingruppiert worden bin von der ADD (Äquivalent zu A13 und da die 5. Entgeltstufe) macht es für mich vergleichbar im Moment 150 Euro aus. Bei meinem Lebensalter. Später in der Rente wird es mehr ausmachen. Aber was ich jetzt machen? Zurück in die freie Wirtschaft, wo ich weniger verdient habe als jetzt im Angestelltenverhältnis und nicht den Urlaub bekam, den ich zur Betreuung des Kindes brauche? Wohl kaum? Jeden Tag kaputt ärgern? Wohl kaum. Wobei: Ich beobachte nicht ungenervt, dass es einige Kollegen gibt,die sehr wohl den Status des Beamten "ausnutzen" und dauerkrank sind bei fortlaufender Bezahlung... Da wären sie in der freien Wirtschaft schon längst weg vom Fenster...Indes gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass ich vielleicht noch rückwirkend verbeamtet werde. Ist einigen Kollegen in NRW gerade passiert.

  • Ich würde aber auch am Gym nicht mit E13 unterrichten wollen. Da wäre die Entscheidung wohl eher Gym A13 oder dem Schuldienst den Rücken kehren. Das Äquivalent zu E13 kann man auch stressfreier verdienen.

    Ich hatte in der freien Wirtschaft nicht das äquivalent zu E13. Sondern weniger. Und es war deutlich mehr Stress: Marketing und Werbeagentur. 10-12-Stundentage. Je nachdem, was du in der "freien Wirtschaft" gemacht hast, verdienst du nicht "mal eben" E 13. Gut, da bin ich jetzt immerhin in Stufe 5 eingruppiert. Macht in meinem Alter - wie beschrieben - nicht so viel aus. Mich stören eher die anderen Annehmlichkeiten des Beamtenstatus und dass es so einige Kollegen gibt, die das ausnutzen.

  • Das liegt nicht an der Bosheit meiner KuK, ganz im Gegenteil, sondern eher daran, dass wir LuL (denke ich persönlich) ziemlich verwöhnt sind. Und in dieser "Blase" tendiere ich leider oft dazu mich zu vergleichen und zu hinterfragen.

    Weniger Stress kann man sicherlich woanders für dasselbe Geld haben.

    Ich bin aber ganz gerne Lehrerin und glaube auch, dass ich das gut mache. Ein Bürojob wäre denke ich eher nichts für mich.

    Ja - die Unzufriedenheit kommt aus dem direkten Vergleich jetzt bei dir. Aber immer, wenn ich mich aufrege, dass man mir letztlich wegen ein paar Monaten (die man auch nicht unabsichtlich herausgezögert hat meiner Meinung nach) die Verbeamtung versagt hat, mache ich mir klar, dass ich objektiv in meiner Vertretungsstelle im letzten Jahr mit 60 % Arbeit mehr verdient habe als voll in meiner Marketingagentur. Das relativiert wieder Einiges. Ich hätte jetzt auch gerne weniger Geld bei weniger Stunden - das Problem ist doch als Lehrer aber eher das, dass du auch mit 50 % die ganzen Konferenzen, etc. mitmachen musst und auch Vertretungsstunden "reingeknallt" kriegst. Daher machen wenige Kollegen (egal, ob verbeamtet oder nicht) eher keine halbe Stelle.


    Ich habe zudem die wirklich wichtige und entscheidende Passage markiert: Du machst den Job vergleichsweise gerne. Und DAS ist das Entscheidende. MIR geht es und ging es auch nicht um das Gehalt. Ich war da eher positiv überrascht, wie viel ich in Entgeldstufe 5 in E 13 vergleichbar (vergleichbar zum Job vorher) verdiene. Ich habe mich schon vorher im Ref eher gefragt, ob mir der Job jetzt mehr Spaß macht als der vorher. Und das konnte ich klar bejahen. Gerade stört mich auch der absolute Dauerstress mit voller Stundenzahl und direkt nach dem Ref und gerade Schulkind. Aber ich habe mir sagen lassen, dass sich das mehr einpendeln wird nach ein paar Jahren. Und entsprechend Unterrichtsmaterial, das man verwenden kann.

  • Für mich - als ich fest überzeugt war, nicht verbeamtet zu werden - war klar, dass ich den Job für E13 nicht in Vollzeit mache (wenn schon weniger Geld, dann nicht den Stress).
    Heute bin ich älter und muss aus der anderen Perspektive schauen: wie komme ich raus, ohne auf E11 (erstmals) befristete, halbe Stelle zu fallen.

    Ich finde ja gerade, dass eben der Job z.B. mit 50 % auch Quatsch ist, weil man trotzdem Konferenzen, Vertretungen, etc. hat und dann doch öfters zur Schule muss und dafür kein zusätzliches Geld kriegt. Je nach Unterrichtsfächern sind 50 % auch viel. Magst du den letzten Satz mal erklären, das verstehe ich nicht?

    Ich habe für mich übrigens auch gerade einen Vorteil an der Nichtverbeamtung entdeckt: Ich wohne ja an der Grenze zu NRW und bin nur nicht rübergewechselt, weil mein Kind hier zur Schule geht und unterschiedliche Schulferien einer der Hauptprivelegien des Jobs kaputtmachen. Allerdings tendieren "hier" gerade viele Schüler dazu, eine beliebte, weiterführende Privatschule in NRW zu besuchen. Wenn mein Kind das auch in ein paar Jahren anstrebt, kann ich relativ bequem zu einem Berufskolleg in NRW wechseln - sich versetzen zu lassen hingegen wäre, bzw. ist als Beamter alles andere als einfach: Da musst du Jahre warten - insbesondere, wenn dich deine Schule nicht gehen lässt. Ich kann mich bewerben an der Wunschschule, hier kündigen ... und das war's.;)

    • Offizieller Beitrag

    damit meine ich: Wenn ich mich aus dem Dienst entlassen lasse, dann: was mache ich und mit welchem Gehalt? Die (realistischen!) Alternativen, die ich sehe, sind zumindest kurz- und mittelfristig keine entfristete Verträge mit E14 sondern erstmals ein Kampf um die Arbeitsbedingungen. Und da ist der Abstand umso deutlicher. (Ich sage nicht, dass ich es für unrealistisch halte, dass ich nach ein paar Jahren auf einer E13-Stelle unbefristet wäre (obwohl...), aber es warten keine Stellen auf mich...

  • damit meine ich: Wenn ich mich aus dem Dienst entlassen lasse, dann: was mache ich und mit welchem Gehalt? Die (realistischen!) Alternativen, die ich sehe, sind zumindest kurz- und mittelfristig keine entfristete Verträge mit E14 sondern erstmals ein Kampf um die Arbeitsbedingungen. Und da ist der Abstand umso deutlicher. (Ich sage nicht, dass ich es für unrealistisch halte, dass ich nach ein paar Jahren auf einer E13-Stelle unbefristet wäre (obwohl...), aber es warten keine Stellen auf mich...

    Ja, das kommt ja noch dazu: Die realistischste Alternative für mich ist in paar Jahren eine Stelle in NRW, wo vergleichsweise wesentlich mehr Gehalt in derselben Entgeltstufe bezahlt wird wie in RLP. Gut, da kommen dann aber auch andere Parameter ins Spiel wie weiterer Fahrtweg und damit mehr Zeitverlust. "Meine" Schule in RLP ist für mich in 20 Minuten erreichbar, ich fahre 16 km. DAS ist auch Lebensqualität. Übrigens auch im Vergleich zu anderen attraktiven Jobs in der Wirtschaft in den nächsten Städten, die beide ca. 40 Minuten Fahrtweg bedeuten. Minimum. Richtig - und Kampf um Arbeitsbedingungen, wenn wir jetzt mal Jobs im öffentlichen Dienst nehmen. Eine gute Freundin von mir hat eine Anstellung im akademischen Auslandsamt der Universität in unserer Heimatstadt. Nach fast 10 Jahren ist sie immer noch nicht fest angestellt. Davon abgesehen wird sie nach E10 mit Aussicht auf E11 bezahlt. Da bin ich / sind wir / deutlich besser dran. :)

  • damit meine ich: Wenn ich mich aus dem Dienst entlassen lasse, dann: was mache ich und mit welchem Gehalt? Die (realistischen!) Alternativen, die ich sehe, sind zumindest kurz- und mittelfristig keine entfristete Verträge mit E14 sondern erstmals ein Kampf um die Arbeitsbedingungen. Und da ist der Abstand umso deutlicher. (Ich sage nicht, dass ich es für unrealistisch halte, dass ich nach ein paar Jahren auf einer E13-Stelle unbefristet wäre (obwohl...), aber es warten keine Stellen auf mich...

    Danke dir für die Erklärung. :)

    Für mich, für uns hier zur Entlastung: Du bist jetzt also insgesamt zufrieden mit deiner Situation? Und wieviel Stunden gehst du denn jetzt arbeiten? Bei mir / bei uns kommt es ja auch nicht auf das Geld an und ich hätte einfach gerne weniger Stress - frage mich aber, ob das dann noch in einem vernünftigen Verhältnis steht, also z. B. 50 % weniger Geld und trotzdem den ganzen "normalen Konferenz- und Vertretungskram" on top? Und wie gesagt, bei mir kommt es darauf an, was ich dann wie viel unterrichte. Am meisten Vorbereitung kostet mich das BGY gerade. Wenn ich jetzt im nächsten Schuljahr gerade da nicht unterrichte und nur Fächer unterrichten darf, die ich jetzt schon unterrichtet habe, dann wäre das mit reduzierter Stundenzahl absolut gut. Kann mir aber keiner garantieren.

    • Offizieller Beitrag

    ich bin zur Zeit VZ und verbeamtet.
    Auf TZ habe ich keinen Anspruch und es wäre sicher schwierig es zu bekommen. TZ würde ich aber nur beantragen, wenn ich daneben eine Beschäftigung haben / haben darf (egal ob bezahlt oder nicht), bei der ich eine gute Abgrenzung zum Schuljob habe.

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