Anrede im Ref wenn nicht Herr/Frau

  • Welche Anrede würdest du dir den wünschen, wenn der Vorname alleine nicht möglich ist? Wäre ggf. Vorname + Nachname und Siezen ohne weitere Anrede eine gute Lösung für dich, nachdem es das bereits im Studium gegeben hat?

    Genau das hätte ich auch gedacht. Ich würde mich so anreden lassen, wie ich es gerne möchte.


    Persönlich halte ich das Referendariat für die denkbar ungünstigste Situation, um so einen Kampf zu führen. Du bist angreifbarer als in anderen Rollen, du bist emotionaler belastet als sonst. Da würde ich mir vermutlich so einen Kampf nicht antun wollen. Da du aber schreibst, dass es für dich eine so enorme emotionale und mentale Belastung ist, mit der falschen Anrede angesprochen zu werden, hast du vielleicht auch einfach nicht die Wahl, diese Entscheidung so nüchtern zu treffen.

    Das stimmt leider auch. Ich hoffe das Studienseminar bzw. die beteiligten Ausbilder kommen damit zurecht. Also nicht weil es ihnen schwer fallen sollte, aber damit der TE keine unnötigen Steine im Weg hat.

  • An unserem bayerischen Provinzgymnasium wäre das in den 80ern ein geringeres Problem gewesen als heute... "Meier, an die Tafel!" Auch im Kollegium - "Müller, ins Direktorat."

  • Hallo Enbidium,


    wie hast Du das denn bisher an Schulen gehandhabt? Am Ende des Studiums müsstest Du doch schon einige Praktika gemacht haben?


    Wenn Du dort auf eine Schulleitung/ein Kollegium getroffen bist, mit denen es gut lief, könntest Du versuchen Dich für das Ref dorthin zuweisen zu lassen.

  • Danke! Mit Mut hat das wenig zu tun, ich habe da einfach keine andere Wahl. Ich falle auf und so kann ich zumindest proaktiv wirken. Das ist meiner Erfahrung nach der deutlich angenehmere Weg als wenn andere sich alles über mich und meine Identität ausmalen. Daher ist auch die Tatsache, das ständig erklären zu müssen einfach ein mein Leben begleitendes Faktum, da komm ich einfach nicht drumherum. Das kann belastend und vor allem wegen der ständigen Wiederholung ermüdend sein, aber ich bin das gewohnt.

    Im LGBTQI-Bereich bin ich gut vernetzt, ich kenne allerdings keinen diversen Menschen, der als Lehrkraft oder generell im ÖD außerhalb der Universität tätig ist und Unis sind nun mal doch sehr angenehme Bubbles, aber anderswo ist es dann nicht immer ganz so leicht. Vielen Dank aber für den Hinweis auf die Gewerkschaft und den Personalrat (?). Das merke ich mir.

    (...)

    Für sich selbst einzustehen in einer heteronormativen Welt, deren Grenzen man offensichtlich so deutlich sprengt, wie du das machst fordert einem immer Mut und Kraft ab, gerade weil du, wie du schreibst gar keine Chance hättest dem auszuweichen. :rose:


    Ich sehe, dass es bei dir um NRW geht als Bundesland. Vielleicht gibt es dort ja auch die Möglichkeit, dass dich eine Schule bereits im Ref beim Seminar anfordert, so du dieses Seminar zugewiesen bekommst. Das könnte dann nämlich eine Möglichkeit sein für dich, vorab vorbereitende Gespräche mit Schulleitungen zu führen, dich vorzustellen und wenn du das Gefühl hast, dass es passen könnte, weil zumindest eine gewisse Grundoffenheit vorhanden ist, könntest du um eine entsprechende Anforderung der Schule und Zuweisung durch das Seminar bitten.

    Ebenso könntest du vorab das Gespräch mit einem für dich infrage kommenden Seminar führen, ob du Chancen hättest, dort einen Platz zu erlangen und wenn ja, warum es in deinem Fall wichtig wäre, nicht gerade an der Schule mit dem bekanntermaßen konservativsten Schulleitungsteam zu landen, wo man aus der Erfahrung heraus vermuten kann (und solche Dinge können Seminare recht gut einschätzen), dass man dir nicht aufgeschlossen begegnen wird, sondern von vornherein versuchen könnte, dich in ein binäres Schema zwängen zu wollen. Idealiter hast du dich vor so einem Gespräch von deiner Gewerkschaft, sowie ggf. dem Personalrat (=PR) beraten lassen und wirst unter Umständen zum Gespräch begleitet und direkt dabei unterstützt, dass von vornherein eine gute Lösung gefunden wird für dich. Angesichts deiner Fächer, sollten dir grundlegend ja einige Schulen den roten Teppich ausbreiten, so dass es möglich sein sollte, einen wirklich guten und sicheren Ausbildungsort für dich zu finden, an dem du so willkommen bist, wie du bist und dich mit deinen Stärken einbringen darfst. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das wäre für mich tatsächlich der Idealfall, aber das ist so selten, dass ich wohl kaum so viel Glück haben werde.

    In den Kollegien sollte das eigentlich normal sein und auch bei/mit Schulleitungen ist das Verwenden von Vornamen nicht mehr so ungewöhnlich. Lediglich bei Eltern und bei Schülern ist das nicht eingeführt. Es spricht aber nichts dagegen, dass du den Eltern und den Schülern das nahelegst und dich dann mit Vornamen ansprechen lässt.

  • Ich versteh das Anfangsproblem nicht:


    Du bist eine Person die proaktiv an die Sache herangeht. Die Leute nutzen die dazugehörige Anrede „enby“ nicht? Etablier es! Nur so kann sich diese Anrede auch einen Weg in die Köpfe bahnen. Trau dich das auch anzusprechen. Nichts ist schlimmer als ein rumdrucksen und keiner weiß so richtig was er machen soll.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Man könnte sich auch mit Berufsbezeichnung, Dienstbezeichnung oder akademischem Grad ansprechen lassen, ähnlich wie in der Bundeswehr.


    "Lehrkraft XYZ", "Studienrat XYZ", "Master XYZ", "Dr. XYZ" (wobei Master schon einen merkwürdigen touch hätte)

  • Man könnte sich auch mit Berufsbezeichnung, Dienstbezeichnung oder akademischem Grad ansprechen lassen, ähnlich wie in der Bundeswehr.


    "Lehrkraft XYZ", "Studienrat XYZ", "Master XYZ", "Dr. XYZ" (wobei Master schon einen merkwürdigen touch hätte)

    In der DDR hieß es: Genossin s3g4

  • Man könnte sich auch mit Berufsbezeichnung, Dienstbezeichnung oder akademischem Grad ansprechen lassen, ähnlich wie in der Bundeswehr.


    "Lehrkraft XYZ", "Studienrat XYZ", "Master XYZ", "Dr. XYZ" (wobei Master schon einen merkwürdigen touch hätte)

    Meine Dienstbezeichnung ist z.B. "Lehrerin", die Alternative dazu ist "Lehrer". Auch "Studienrat" ist kein genderfreier Begriff, sondern eine klar männliche Bezeichnung. Und ehe man zu "Lehrkraft Enbidium" als Anrede greift, scheint mir die Kombi Vorname + Nachname dann doch persönlicher und weniger künstlich. Aber das ist natürlich meine persönliche Ansicht und kann von Betroffenen ganz anders empfunden werden.:weissnicht:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Meine Dienstbezeichnung ist z.B. "Lehrerin", die Alternative dazu ist "Lehrer". Auch "Studienrat" ist kein genderfreier Begriff, sondern eine klar männliche Bezeichnung. Und ehe man zu "Lehrkraft Enbidium" als Anrede greift, scheint mir die Kombi Vorname + Nachname dann doch persönlicher und weniger künstlich. Aber das ist natürlich meine persönliche Ansicht und kann von Betroffenen ganz anders empfunden werden.:weissnicht:

    Ja ich fänds für mich auch nicht toll. Der volle Name hat ja auch was förmliches. Wenn ich von meiner Mutter mit vollem Namen (inkl. Zweitname) gerufen wurde, dann wusste ich es gibt ärger :D

  • Enby klingt viel cooler, als Herr oder Frau. Ich bin ein bisschen neidisch.


    Führ das so bei dir an der Schule ein und gut ist. Deinen Schülern erklärst du kurz, warum sie dich so nennen sollen (wenn sie nachfragen; was sie wahrscheinlich tun werden). Bohai und Rumgedruckse sind das, was den meisten Menschen an solchen "Besonderheiten" auf die Nerven geht. Wenn du dich selbst als normal siehst und dich auch so benimmst, dann nimmt das dein Umfeld auch als normal war.

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