Die mit der Keule kommen... Muss das sein?

  • Gerade die Förderkinder e erfahren an den E Schulen erstmal eine große Entlastung (... sagt mein Mann), da sie endlich mal nicht die Bösen sind.

    Und meine L Kinder freuen sich, dass sie mal beste sein können. Sie blühen auf.


    Intensiver Fachunterricjt mit Lehrerwechsel alle 45 min würden meine und die Schüler meines Mannes nicht verkraften.

    Diese flippen schon aus, wenn zB jeden Dienstag nicht die Klassenlehrkraft drin ist.

    Unsere Schüler lernen über Beziehung.

    Das weißt du doch?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wegen der Gymis an meiner Schule: Die Regierung schreit nicht danach bzw kommt nicht auf den Gedanken. Lernbehinderte kann wohl eine schnell fortgebildetr Gymlehrkraft integrieren, Förderschullehrkraft wohl aber nur und nimmer Gymis. Das zeigt wohl die Wertschätzung für meine Arbeit.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Das spezielle Problem bei den ADSLern ist, dass die nach 15 min Prüfungszeit das Hirn abstellen und dann oft gar nichts mehr aufs Blatt schreiben. Mehr Zeit bringt's da also genau gar nicht. Kennt da jemand von euch alternative Massnahmen?

    Liegt es an der Ablenkung durch andere SuS oder die Umgebung? Dann in einem separaten, möglichst reizarmen Raum schreiben lassen. Oder Lärmschutzkopfhörer und Sichtschutz.


    Ansonsten: Klausur auf zweimal Schreiben aufteilen bzw. Pause ermöglichen.


    Fragen mündlich beantworten oder Antworten als Audio aufnehmen lassen.


    Oder am Computer schreiben lassen, wenn Tippen schneller und konzentrierter geht als handschriftlich.


    Ich weiß nicht, ob das rechtlich bei möglich ist: Bei mehreren gleichen/ähnlichen Aufgabentypen jeweils eine streichen. Das Anforderungsprofil würde dadurch ja nicht geändert, nur der Umfang.

  • Danke dir. Vorschlag 1, 3 und 4 kann ich mit der Schülerin noch einmal besprechen, alles andere würde als Bevorteilung gegenüber dem Rest der Klasse gesehen. Vermutlich auch schon Vorschlag 3, aber da kann ich mich bei der Schulleitung mal erkundigen. Mich ärgert das schon lange, ich denke ich muss da echt mal ein Fass aufmachen.

  • Gerade die Förderkinder e erfahren an den E Schulen erstmal eine große Entlastung (... sagt mein Mann), da sie endlich mal nicht die Bösen sind.

    Und meine L Kinder freuen sich, dass sie mal beste sein können. Sie blühen auf.

    Ist mir schon klar, dass das so ist. Ist bei uns ja ähnlich.


    Ist aber natürlich auch eine Folge des Unterrichts- und Leistungsprinzips der Regelschulen bzw. der Gesellschaft - dass wir das nicht problemlos umkehren können, ist mir auch klar.


    Aber: Wenn an Regelschulen normal wäre, dass SuS unterschiedlich weit sind und unterschiedliche Aufgaben bekommen, und der Schwerpunkt der Bewertung mehr auf dem individuellen Fortschritt läge, würden sich L-SuS dort weniger als leistungsschwach erleben.


    Und wenn es an Regelschulen mehr Beziehungsarbeit, kleinere Klassen und weniger Druck gäbe, wären die E-SuS dort vielleicht auch weniger die 'Bösen'.

  • Aber: Wenn an Regelschulen normal wäre, dass SuS unterschiedlich weit sind und unterschiedliche Aufgaben bekommen, und der Schwerpunkt der Bewertung mehr auf dem individuellen Fortschritt läge, würden sich L-SuS dort weniger als leistungsschwach erleben.


    Und wenn es an Regelschulen mehr Beziehungsarbeit, kleinere Klassen und weniger Druck gäbe, wären die E-SuS dort vielleicht auch weniger die 'Bösen'.

    Das sind aber zwei (eher schon drei) ganz entscheidende "wenn", die mir eher unter der Rubrik "Wunschdenken" einzuordenen sind.

  • Wenn an Regelschulen normal wäre, dass SuS unterschiedlich weit sind und unterschiedliche Aufgaben bekommen, und der Schwerpunkt der Bewertung mehr auf dem individuellen Fortschritt läge, würden sich L-SuS dort weniger als leistungsschwach erleben.

    Ok, um ein Experiment zu wagen, würde ich dann aber vorschlagen, erstmal die Kinder zusammen lernen zu lassen, die nicht soweit auseinander wie l und gym sind.

    Warum nicht die Realschule abschaffen und alle ins gym stecken?


    Und ein weiterer Gedanke: Bei vielen meiner Schüler hapert es nicht an der Grundintelligenz sondern an der Arbeitshaltung. Die wir mühsam aufbauen. Und bei 2-5 pro Jahrgang klappt das dann auch, aber der Rest scheitert an sich selbst (der Arbeitshaltung), nicht am Niveau der Aufgaben.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich trinke Tee mit meinen Jugendlichen und fülle sie mit Brownies ab, wenn ich sie nach ner Prüfung erschlagen auf dem Fussboden vor meinem Schulzimmer finde. Das ändert nichts daran, dass am Ende der 4 Jahre die allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachmaturität wartet, für die es gewisse intellektuelle Ansprüche zu erfüllen gilt. Wir sind am Gymnasium nicht die empathiebefreiten Arschlöcher, für die wir hier offenbar gehalten werden. Gerade meine Schule legt besonders viel Wert auf kulturelle Anlässe und Beziehungsarbeit. Unsere Schülerinnen und Schüler sind aber nachweislich nicht besser als an allen anderen Schulen im Kanton. Immerhin sind sie auch nicht schlechter trotz des ebenso nachweislich schlechtestem Einzugsgebiet im Bezug auf den Sozialstatus der Eltern.

  • Wegen der Gymis an meiner Schule: Die Regierung schreit nicht danach bzw kommt nicht auf den Gedanken. Lernbehinderte kann wohl eine schnell fortgebildetr Gymlehrkraft integrieren, Förderschullehrkraft wohl aber nur und nimmer Gymis. Das zeigt wohl die Wertschätzung für meine Arbeit.

    Ich glaube nicht, dass das was mit Wertschätzung zu tun hat, eher mit Tatsachen. Du müsstest in der Lage sein einem Gymnasiasten das chemische Gleichgewicht oder die Bedeutung der Differentialrechnung zu erklären. Kannst du das? Ich glaube nicht, dass deine Ausbildung das hergibt. Ich behaupte um Himmels Willen nicht, dass dein Intellekt das nicht hergibt, aber du bist dafür nicht ausgebildet. Ich kann Chemie tatsächlich auch ausgesprochen niveaulos erklären. Nach unten geht theoretisch immer, nach oben erfordert eine zusätzliche Ausbildung im Fachbereich. Selbstverständlich kannst du die nachholen aber das müsstest du eben auch.


    Abgesehen davon wird Inklusion in diese Richtung allein schon deswegen niemals passieren, weil es von uns in den meisten Fächern sowieso zu viele gibt. In Mathe, Physik und Französisch haben wir es bei uns im Schulhaus wahrhaftig schon erlebt, dass ausgebildete Sek I Lehrpersonen ranmussten und sie sind kläglich gescheitert. Die Fachausbildung ist wirklich unzureichend.

  • Wir sind am Gymnasium nicht die empathiebefreiten Arschlöcher, für die wir hier offenbar gehalten werden.

    Falls sich das auf mich beziehen sollte: Das habe ich weder geschrieben noch gemeint. Es ist natürlich eine Systemfrage, dass bei kleineren Klassen, Klassenlehrerprinzip, Förderstunden etc. eine andere Beziehungsarbeit möglich ist. Und dass bei zentralen Abschlussprüfungen (die ich für wichtige halte!) ein gewisser Druck von allein entsteht, ist mir auch bewusst. Das mit dem Druck bezieht sich eher auf die ein oder andere (auch nicht alle!) mir bekannte Grundschule, wo der Druck imho noch nicht in einem solchen Ausmaß nötig wäre.

  • Die Frage ist, ob wir das überhaupt umkehren können (nicht nur "nicht problemlos) ... und ob das sinnvoll ist ... und ob das insgesamt der Gesellschaft gut tut / gut für die Bildung ALLER SuS ist. Es sind einfach nicht unendlich Mittel vorhanden.


    Was würde es - mal von der anderen Perspektive betrachtet - für die Begabten bedeuten, wenn sie zusammen mit Förderschülern unterrichtet würden und der Schwerpunkt auf individuellem Fortschritt liegt, unterschiedliche Aufgaben (je nach Leistungsvermögen - in wie kleinen Schritten willst Du das unterteilen) bearbeitet werden und generell weniger "Druck" ausgeübt würde?

    Ich denke nicht, dass so kleine Gruppen und so viele Lehrkräfte realistisch sind, die dann auch noch alle so umfassend ausgebildet sind, dass sie vom Förderschüler bis zum Gymnasiasten allen gerecht werden können.


    Interessant finde ich auch, dass (fast) alle Gymnasiallehrer hier - durchaus begründete - Bedenken äußern und erklären, warum sie nicht glauben, dass das gut klappen würde ... nun fehlt ihnen natürlich oft die Kenntnis der Situation der Förderschüler. Umgekehrt bin ich mir beim Lesen einiger Beiträge nicht sicher, ob den Kolleginnen und Kollegen die Aufgabe und Realität des Gymnasiums so ganz klar ist. Beide Seiten scheinen hier eifrig zu diskutieren, ohne die Sachverhalte wirklich umfassend zu kennen. Und jetzt nehme man noch den Föderalismus mit dazu ...

  • Warum nicht die Realschule abschaffen und alle ins gym stecken?

    50-55% eines Jahrganges schließen aktuell ihre schulische Karriere mit der allgemeinen Hochschulreife ab. Von einer reinen Begabtenförderung kann da nicht mehr die Rede sein. Bei einer Zusammenführung Realschule und Gymnasium würde der Anteil vermutlich noch ein gutes Stück steigen - alleine dadurch, dass der Abstand zur Mittelschule jetzt sehr groß wäre.

    Der Schulabschluss Abitur würde an Bedeutsamkeit verlieren, es würden mehr Leute studieren und gleichzeitig noch mehr Ausbildungsplätze, insbesondere in wichtigen gesellschaftsrelevanten Bereichen, unbesetzt bleiben.

    Der Schlüssel, um das allgemeine Bildungsniveau zu erhöhen, sind daher nicht mehr, sondern eher weniger Schüler am Gymnasium.

  • Ich glaube nicht, dass deine Ausbildung das hergibt. Ich behaupte um Himmels Willen nicht, dass dein Intellekt das nicht hergibt, aber du bist dafür nicht ausgebildet. Ich kann Chemie tatsächlich auch ausgesprochen niveaulos erklären. Nach unten geht theoretisch immer, nach oben erfordert eine zusätzliche Ausbildung im Fachbereich.

    Nein, das kann ich natürlich nicht und ich bin mir sicher, dass du mich nicht für dumm hältst :kuss:...

    Aber: Wir studieren unsre Fachrichtung ja auch einige Jahre lang und da lernen wir nicht nochmal das 1x1 oder das Alphabet, sondern eben "wie man einen Förderschüler unterrichtet, testet und Regelschulkollegen und Eltern berät".


    Nach unten inkludieren mag inhaltlich gehen (ernstgemeinter Spruch, den wir Kollegen jedes Jahr einmal von einem Schüler hören: Ich habe jetzt meinen Förderschulabschluss, jetzt werde ich Förderschullehrer!), aber bei uns sind es eben nicht die Inhalte, die zählen.

    Sondern nahezu ausschließlich das "wie".

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Der Schlüssel, um das allgemeine Bildungsniveau zu erhöhen, sind daher nicht mehr, sondern eher weniger Schüler am Gymnasium.

    Oh, keine Sorge, ich bin definitiv nicht für die Abschaffung der Realschule, es war nur ein provokant gemeinter Vorschlag.

    Ich bin sehr für das mehrgliedrige Schulsystem. Und ich wäre auch für weniger Schüler am Gym sehr zu haben.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Joa, da hast du recht. Bei uns ist es genau anders rum, es zählt am Ende allein die Anzahl an SuS, die wir an der ETH unterbekommen. Wie viel Tee die bis dahin getrunken haben, interessiert niemanden. Schade eigentlich.


    Merkt ihr eigentlich, dass wir es vom gegenseitigen Augenauskratzen tatsächlich noch zu einer halbwegs sinnvollen Diskussion geschafft haben? :kuss:

  • Ich kann Chemie tatsächlich auch ausgesprochen niveaulos erklären. Nach unten geht theoretisch immer

    Dann verstehe ich nicht, warum in dem anderen Thread, in dem es um die Abordnung eines Kollegen an die G-Schule geht, so viele Gymnasiallehrer meinen, sie könnten das nicht. :/

  • Ich verstehe es ehrlich gesagt auch nicht, aber ich meine, das hätte ich auch artikuliert. Tatsächlich bin ich aber auch für ein Niveau "drunter" ausgebildet, vielleicht macht das gefühlt nen Unterschied. Ich persönlich wollte einfach nicht. Ich habe Berufsschule im für meine Fächer tiefst möglichen Niveau unterrichtet und mich grauenhaft gelangweilt.

  • Ist aber natürlich auch eine Folge des Unterrichts- und Leistungsprinzips der Regelschulen bzw. der Gesellschaft - dass wir das nicht problemlos umkehren können, ist mir auch klar.

    Daran, eine Schulform für besonders leistungsfähige Schüler zu haben, ist nichts schlecht. Ob das Gymnasium das so noch leistet, kann sicher diskutiert werden, aber dad ist nun mal die Schulform, an der die leistungsfähigsten Schüler unterrichtet werden. Leistung ist kein Schimpfwort.

    Auch leistungsfähige Schüler haben ein Recht auf einen Raum, in dem sie ihre Leistung zeigen und steigern können.

    Zitat

    Aber: Wenn an Regelschulen normal wäre, dass SuS unterschiedlich weit sind und unterschiedliche Aufgaben bekommen, und der Schwerpunkt der Bewertung mehr auf dem individuellen Fortschritt läge, würden sich L-SuS dort weniger als leistungsschwach erleben.

    Der individuelle Fortschritt fließt auch zu ein kleinen Teil in die Benotung ein. Ansonsten halte ich dieses Prinzip für bestenfalls merkwürdig.

    Zitat

    Und wenn es an Regelschulen mehr Beziehungsarbeit, kleinere Klassen und weniger Druck gäbe, wären die E-SuS dort vielleicht auch weniger die 'Bösen'.

    Es muss an Regelschulen, insbesondere an Gymnasien gar nicht flächendecken mehr Beziehungsarbeit geben. Die Art und der Umfang der Beziehungen, die ich zu meinen Schülern aufbaue, reicht (meistens) vollkommen, um ein angenehmes Lernklima zu erzeugen. Wenn man als Schüler zum Lernen in der Schule ist (und um mit seinen Freunden zuchillen), kann ich nachvollziehen, dass jemand, der kontinuierlich das Lernklima und den Klassenfrieden stört, als nervig wahrgenommen wird.

  • Dann verstehe ich nicht, warum in dem anderen Thread, in dem es um die Abordnung eines Kollegen an die G-Schule geht, so viele Gymnasiallehrer meinen, sie könnten das nicht. :/

    Ich kann nicht mit geistig Behinderten arbeiten. Natürlich kann ich meine Fächer auf Grundschulniveau herunterbrechen. Das nimmt ihnen aber vollkommen den Sinn und Zweck und mir, wenn ich das dauerhaft und täglich machen muss den Lebenswillen.

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