Die mit der Keule kommen... Muss das sein?

  • Ich möchte euch sehr gerne absaufen sehen, wenn man euch vor einen Mathe LK in der gymnasialen Oberstufe stellt

    Schau'. Hier ist ein Unterschied. Die einen meinen, man kann in einer anderen Schulform, fachfremd oder mit anderen Aufgabenschwerpunkten klarkommen. Vielleicht nicht problemlos, aber man kann so etwas lernen und sich einarbeiten.


    Du hingegen, möchtest jemanden „absaufen“ sehen. Das offenbart nicht nur viel negative Energie, es ist auch gehässig.


    Aber Obacht. Die dunkle Seite ist nicht mächtiger, sie ist nur schneller, verführerischer.

  • Die Leidenden sind alle anderen „normalen“ Schüler in der Klasse.

    Die Unterscheidung in Menschen mit Förderbedarf und Normale ist immer noch — räusper — nicht angemessen. Da helfen auch Anführungszeichen nichts. Aber wenn das deine Haltung ausdrücken soll, nehmen wir das zur Kenntnis.


    Proklamierst du sonst nicht immer, dass man die jungen Menschen auf das Leben mit all seinen Härten vorbereiten muss? Wäre das hier nicht eine? Oder soll Schule ein Schutzraum sein, in dem man abwägen muss, wie man die widersprüchlich erscheinenden Interessen aller Beteiligten unter einen Hut kriegt?


    Ich habe mit dem Begriff „verhaltensoriginell“ in diesem Thread nicht angefangen. Da der Begriff von anderen Usern bereits genutzt wurde, bin ich dieser etablierten Titulierung im Sinne der political correctness gefolgt.

    Political correctness in dem Sinne, dass man Dinge sagt, die man nicht meint, weil es opportun erscheint, bringt nichts. Man sollte schon seine Haltung ausdrücken. Wenn die den Menschen negativ gegenüber steht, sie ablehnt, sie als nicht „normal“ ansieht, dann bringt es nichts sich hinter Begriffen zu verstecken.


    Insofern ist „verhaltensoriginell“ eine Persiflage auf political correctness, ähnlich wie „maximal pigmentiert“. Hiermit drückt man dann aus, dass man keine den Menschen zugewandte Wortwahl verwenden möchte. Womöglich eben, weil man ihnen gegenüber eine ablehnende Haltung hat.


    Letztendlich ist man aber für seine eigenen Texte verantwortlich. Wenn man sich dabei im Begriff vertan hat, reicht ein „Sorry“ und es geht weiter. Sich darauf zu berufen, man habe den Begriff nur abgetippt, die anderen hätten angefangen, finde ich eher schwach. Ohne zu sehr zur Person argumentieren zu möchte, ist es schon auffällig, wenn eine solche Äußerung dann von jemanden kommt, die eher für eine nicht übertrieben sensible Diktion bekannt ist.


    Was spricht dagegen, Menschen mit auffälligem Verhalten, „verhaltensauffällig“ zu nennen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich würde es auch als Zumutung empfinden. Ebenso wie eine Grundschulabordnung. Ich habs nicht studiert, nicht gewählt, ich will es nicht machen, ich will mit der Altersgruppe nichts zu tun haben

    Auch das ist nur eine Wiederholung. Man wolle nicht, haben hier schon einige gesagt. Nunja. Was aber, wenn das, was man „will“, gar nicht (mehr) gebraucht wird? Soll die Alternative für die Dienstherrin sein, statt lebenslange Planstellen zu vergeben, Lehrerinnen nur noch befristet einzustellen?


    Mir kommt diese Haltung, nur das eine zu wollen und zu können, etwas verbohrt vor. Das ist ein Job, den macht man. Ich habe überhaupt kein Lehramt studiert und arbeite trotzdem als Lehrerin. Geht alles. Das habe ich nie vorgehabt, und ich „will“ das auch nicht. Ich mache das. Ich kriege Geld dafür. Wie ich finde, einen fairen Tarif.


    Ich hatte auch nicht vor, das bis zur Rente-Pangsionierung zu machen. Es war nicht auszuschließen, dass es langweilig wird. Allerdings waren ab einem bestimmten Alter befristete Jobs dann doch nicht mehr so der Renner. Ich habe mich also auf die Verbeamtung eingelassen, mit allem, was dazu gehört. Nun läuft es also jedes Jahr darauf hinaus, dass ich entweder etwas wiederholt mache, dann kann ich zwar auf meine Erfahrung zurückgreifen, muss aber aufpassen, dass ich das nicht nur runterspule, wie eine Serie auf Tele 5. Oder ich bekomme eine neue Aufgabe, die ist dann zwar interessant und spannend (also oft), bedeutet aber mehr Arbeit.


    Im Grunde nervt beides. Am liebsten bekäme ich die Kohle einfach so. Ohne dafür arbeiten zu müssen. Das gibt aber weder der Markt noch das Dienstrecht her. Also mache ich was ansteht.


    Ich kann diese Linearität mit Scheuklappen nur bedingt verstehen.


    PS: Mit diesen oder jenen „nichts zu tun haben“ zu wollen, klingt auch nicht besonders wertschätzend.

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    (Sarah Bosetti)

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  • Du hingegen, möchtest jemanden „absaufen“ sehen. Das offenbart nicht nur viel negative Energie, es ist auch gehässig.

    Ich kann nur spekulieren, warum die von dir Zitierte gehässig ist, das würde aber nur neuen Unfrieden bringen. Daher nur zum Kontext ergänzend: es wäre auch für den Deutschkollegen oder die Geschichtskollegin fachfremd, einen Mathe-LK zu führen und dürfte nur vorkommen, wenn es keine Mathelehrer im ganzen Land mehr gibt. Und wenn dann jemand absoffe (ist das der Konjunktiv?) wäre es halt so, weil schlecht geplant vom Schulministerium. Die Jugendlichen im LK sind trotzdem keine Zumutung.


    Zur Analogie: in der Abordnung an die GB-Schule muss der Gymnasialkollege z.B. auch keine Gutachten schreiben, dürfte er auch nicht. Er muss halt als Notlösung fachfremd vertreten. So denn das Unterrichten von SuS mit geistiger Behinderung als Fach gesehen wird, das hat noch keiner bestätigt oder falsifiziert bislang.

  • Sicher wäre ein Gymnasialkollege irgendwie in der Lage, statt sagen wir mal linearen Gleichungssystemen und Satz des Pythagoras, Grundrechenarten und Elementargeometrie zu unterrichten! Die Betonung liegt auf "irgendwie", denn, wenn man womöglich jahrelang ein ganz anderes Anforderungsniveau gewohnt ist, ist es extrem schwer, den Unterrichtsstoff so aufzubereiten, dass Schüler mit großen kognitiven Defiziten ihn verstehen können. Bei Schülern mit Förderbedarf geistige Entwicklung muss man ja wirklich viel Energie in ganzheitliches Lernen investieren, dass überhaupt ein Lernerfolg zu verzeichnen ist. Es würde am Anfang viel über "trial and error" hinauslaufen und das wäre nicht gerade im Sinne der Kids, die auch an der Förderschule geistige Entwicklung das Recht auf guten Unterricht haben.

  • Sicher wäre ein Gymnasialkollege irgendwie in der Lage, statt sagen wir mal linearen Gleichungssystemen und Satz des Pythagoras Grundrechenarten und Elementargeometrie zu unterrichten! Die Betonung liegt auf "irgendwie", denn, wenn man womöglich jahrelang ein ganz anderes Anforderungsniveau gewohnt ist, ist es extrem schwer, den Unterrichtsstoff so aufzubereiten, dass Schüler mit großen kognitiven Defiziten ihn verstehen können. Bei Schülern mit Förderbedarf geistige Entwicklung muss man ja wirklich viel Energie in ganzheitliches Lernen investieren, dass überhaupt ein Lernerfolg zu verzeichnen ist. Es würde am Anfang viel über "trial and error" hinauslaufen und das wäre nicht gerade im Sinne der Kids, die auch an der Förderschule geistige Entwicklung das Recht auf guten Unterricht haben.

    Inwiefern bringt dieser Beitrag jetzt einen neuen Aspekt in die Debatte?

  • Es ging ja die ganze Zeit darum, inwieweit das Problem die Schüler oder eher der Unterricht sind. Ich hatte das Gefühl, es ging sehr oft darum, inwieweit die Schüler eine "Zumutung" seien und wollte daher mal die Perspektive auf den Unterricht selbst lenken.

  • Sicher wäre ein Gymnasialkollege irgendwie in der Lage, statt sagen wir mal linearen Gleichungssystemen und Satz des Pythagoras, Grundrechenarten und Elementargeometrie zu unterrichten!

    Hä?


    Grundrechenarten und Elementargeometrie wiederholt man in der fünften Klasse ja nun auch und an Defiziten in dem Bereich arbeitet man auch ständig. Ich hätte (außer, dass ich Kinder anstrengend) finde nun kein Problem damit, Mathe an der Grundschule zu unterrichten, das traue ich mir schon zu. An der Förderschule GE weiß ich aber überhaupt nicht, was man dort macht. Und das Problem an Grundschule ist, dass man da ja eben nicht nur für Mathe eingesetzt würde. Und wie man Erstklässlern Schreiben beibringt?! Da hört es wirklich auf. :D

  • Naja, Geometrie in der Förderschule geistige Entwicklung und Gymnasium 5. Klasse sind noch einmal zwei paar Schuhe ^^. Ist hier jemand, der schon einmal im Bereich geistige Entwicklung unterrichtet hat? Ich könnte jetzt aus irgendwelchen Bildungsstandards Zitate herauskopieren, aber vlt. kann da jemand aus tatsächlicher Erfahrung heraus berichten. Ich schätze mal, dass es bei Geometrie vor allem darum geht, Flächen und Körper im Alltag zu entdecken und unterscheiden, benennen, zeichnen und legen/bauen zu können.

  • Und wenn dann jemand absoffe (ist das der Konjunktiv?)

    Konjunktiv II = "absöffe" (mit ö)

    Sicher wäre ein Gymnasialkollege irgendwie in der Lage, statt sagen wir mal linearen Gleichungssystemen und Satz des Pythagoras, Grundrechenarten und Elementargeometrie zu unterrichten!

    Ich schätze mal, dass es bei Geometrie vor allem darum geht, Flächen und Körper im Alltag zu entdecken und unterscheiden, benennen, zeichnen und legen/bauen zu können.

    Es gibt im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, der ja auch sehr heterogen ist, SuS, bei denen der Kollege deutlich basaler ansetzen müsste.

    Zum Beispiel: Figuren, Gegenstände oder Bilder nach einem Merkmal (z. B. Farbe: gelb vs. rot) in zwei Kategorien sortieren. Oder identische Formen einander zuordnen. Oder Foto und Realgegenstand. Einen Turm aus Bausteinen bauen. Oder bis 3 zählen lernen, oder bis 5 (und dann noch mit Eins-zu-eins-Zuordnung).

    Es könnte aber durchaus auch SuS geben, mit denen man auf unterschiedlichen Niveaustufen die Grundrechenarten oder geometrische Flächen, Körper und Muster thematisiert.

    Oder eben Lebenspraxis: Geld (was ist Euro, was ist Cent, wofür braucht man das, wie funktioniert einkaufen, ...), Fahrplan lesen, kochen, ...

    Drei ganz anschaulich beschriebene Beispiele für SuS mit FSP Geistige Entwicklung findet man unter: Einstieg | Mathe inklusiv mit PIKAS (dzlm.de)

  • Sehr spannende Einblicke, auch durch die verlinkten Schülerbeispiele. Es ist halt eine ganz andere Welt als Mathematikunterricht am Gymnasium, auch weil man natürlich viel näher an den vorhandenen Fähigkeiten der Schüler orientiert arbeitet und nicht pauschal nach 4 Wochen sagt "So, die binomischen Formeln sind abgehakt, jetzt machen wir Strahlensätze.".

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