Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

  • Schön wär's jetzt tatsächlich, wenn ich sagen könnte, du müsstest wohl hier bei mir im Dorf aufgewachsen sein, da hier nur morgens, mittags und abends ein Bus fährt, aber ich fürchte, es ist andernorts nicht besser....

    Als Stadtkind hat sich bei mir die Frage gestellt: Laufen oder Rad (wenn ich es eilig hatte: mit dem Rad 5 Minuten statt 20 zum Ziel). Zum Führerschein haben meine Eltern mich genötigt (weil bei mir kein Verständnis für irgendeine Notwendigkeit). Dafür hat's aber an Natur, Bächen, Wald gefehlt. Und ich habe ohne Wissen meiner Eltern 6spurige Straßen (mit Mittelinsel) abseits der Ampeln gequert. Oder 4spurige ohne Insel. Wenn meine Kinder das täten, würde ich mich massiv echauffieren ;)

  • DAS ist Abhängigkeit vom Auto, nicht Deutschland.

    Einige Nutzerinnen werden nicht müde, die deutsche Abhängigkeit zu beschreiben. Allerdings bezeichnete ich die deutsche Gesellschaft als autofixiert. Die Alternativlosigkeit entsteht in den Köpfen der Menschen. Sie nehmen diese dann selbst als Abhängigkeit wahr. Machte man einfach mal etwas anderes, merkte man, was geht.

  • Wenn dann die Familie mit 2-3 Kindern das eigene Leben mit Beruf und all den Terminen im Griff behalten will, ist es dann eher Abhängigkeit vom Auto und nicht mehr der mangelnde Willen und die Bequemlichkeit.

    Und inwiefern spricht das gegen den Ausbau des ÖPNV und Tempolimits?

  • Ich würde empfehlen die Fußball-Bundesligen nur noch in leeren Stadien spielen zu lassen. Dann müßten auch keine siebenstellige Anzahl an Fans an jedem Wochenende durch die Republik gekarrt werden.

    Gute Idee. Schließt ein Tempolimit aber nicht aus, dann haben wir gleich zwei einfache Maßnahmen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die Odyssey zur Schule begann bei mir von Klasse 5 bis 13 um 6:30 Uhr. Da haben die Stadtkinder sich nochmal umgedreht, da saß ich bereits im Bus. Ankunft 7:15 Uhr, viel zu früh übrigens, denn die Schule begann um 7:50 Uhr. Ganz toll war das.

  • Und inwiefern spricht das gegen den Ausbau des ÖPNV und Tempolimits?

    Naja, wenn man den ÖPNV ausbaut, hat man ja auf einmal Alternativen zum Auto. Und das mit dem Tempolimit fragst du nicht wirklich, oder? Gegen das Tempolimit spricht das Tempolimit. Und. Dass man es nicht will.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich glaube, @golum meint, dass es den ÖPNV eben so nicht gibt -

    Dazu muss ich aber schon immer wieder anmerken, dass man heutzutage (anders als "früher") viel, viel, viel mehr Auto fährt. Also man nimmt längere Fahrtwege in Kauf. Bei meiner Freundin am Bauernhof wurde einmal wöchtenlich eingekauft, aus. Meine Eltern wollten mich nicht einmal wöchentlich in die 20km entfernte Sportstunde fahren ("Machst was hier am Ort"). Man hat früher einfach die Angebote vor Ort wahrgenommen, jetzt schaut man, wo ist das beste Angebot und bis zu wieviel km bin ich bereit zu fahren.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich glaube, @golum meint, dass es den ÖPNV eben so nicht gibt -

    Dazu muss ich aber schon immer wieder anmerken, dass man heutzutage (anders als "früher") viel, viel, viel mehr Auto fährt. Also man nimmt längere Fahrtwege in Kauf. Bei meiner Freundin am Bauernhof wurde einmal wöchtenlich eingekauft, aus. Meine Eltern wollten mich nicht einmal wöchentlich in die 20km entfernte Sportstunde fahren ("Machst was hier am Ort"). Man hat früher einfach die Angebote vor Ort wahrgenommen, jetzt schaut man, wo ist das beste Angebot und bis zu wieviel km bin ich bereit zu fahren.

    Jepp. Auf dem Land gibt es diesen ÖPNV eben (noch) nicht. Wo ich wohne, gibt's ihn und er soll noch weiter stärker ausgebaut werden. :aufgepasst:


    Quittengelee Du vermischst da zwei Dinge: Die individuelle Situation, dass eine Familie hier gewissen Zwängen unterliegt aufgrund einer bestimmten Infrastruktur. Davon schrieb ich. Ich stelle damit nicht den Ausbau des ÖPNV in Frage. Ich sehe aber, dass er auf dem Land offensichtlich schwieriger ist als bei mir. Da ich aber nicht auf dem Land lebe, möchte ich weder die Pendler*innen verurteilen noch kann ich deren ÖPNV planen bzw. auf der Ebene der politischen Willensbildung mit beeinflussen. Letzteres machen dann bitte die Fachleute, die sich mit der Finanzierung und der Logistik auskennen (denen aber auch derzeit bspw. die Bus-/Zugfahrerinnenn/-fahrer fehlen/abhanden kommen, soweit ich das der Presse entnehme und den Infos meiner SuS. Wenn bei denen im Ort in 2 Wochen drei Mal der EINE Bus morgens gar nicht kommt, dann ist das für die sche***).

    In Bezug auf die politische Willensbildung an meinem Wohnort ist es so, dass quer über alle Fraktionen - abgesehen von dem winzigen braunen Haufen - ein politischer Konsens zum weiteren Ausbau da ist, bei dem es nur um die Ausgestaltung im Detail geht.

  • Ich sehe aber, dass er auf dem Land offensichtlich schwieriger ist als bei mir. Da ich aber nicht auf dem Land lebe,

    Ja, du hast dich offenbar wirklich bewusst für ÖPNV und (sorry) pfurzkleinen ;) Garten entschieden. Finde ich absolut super und ich wünschte, ich wäre nicht so misantrop und würde es mit näheren Nachbarn aushalten.

    Ich selbst bin in einer Kleinstadt aufgewachsen: 2km zur Schule durch die Stadt, 1km auf dem Stadtplatz mit allem, was ein Teenie sich wünscht, Bahnhof 2,5km.... herrlich. Das erleben meine Kinder leider so nicht. Achja,

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die Odyssey zur Schule begann bei mir von Klasse 5 bis 13 um 6:30 Uhr. Da haben die Stadtkinder sich nochmal umgedreht, da saß ich bereits im Bus. Ankunft 7:15 Uhr, viel zu früh übrigens, denn die Schule begann um 7:50 Uhr. Ganz toll war das.

    Als Schüler hatte ich schnell festgestellt, dass ich, um den Bus zu nehmen, um 7:25 das Haus verlassen muss. Um zu Fuß rechtzeitig da zu sein, reichte es um 7:40 loszulaufen. Kein Frage, was ich gemacht habe, oder? Das war schon sehr geil.

  • Ja, du hast dich offenbar wirklich bewusst für ÖPNV und (sorry) pfurzkleinen ;) Garten entschieden. Finde ich absolut super und ich wünschte, ich wäre nicht so misantrop und würde es mit näheren Nachbarn aushalten.

    Ich selbst bin in einer Kleinstadt aufgewachsen: 2km zur Schule durch die Stadt, 1km auf dem Stadtplatz mit allem, was ein Teenie sich wünscht, Bahnhof 2,5km.... herrlich. Das erleben meine Kinder leider so nicht. Achja,

    Skurril oder lustig: Bei der Frage nach dem neuen Heim war ein Argument von mir (mit damals Kleinkind und Kind 2 geplant): Wie werden später die Kinder ausgehen, ins Kino, in die Disko ... gehen können, Freundinnen/Freunde besuchen etc. :D

  • Skurril oder lustig: Bei der Frage nach dem neuen Heim war ein Argument von mir (mit damals Kleinkind und Kind 2 geplant): Wie werden später die Kinder ausgehen, ins Kino, in die Disko ... gehen können, Freundinnen/Freunde besuchen etc.

    Weder noch. Das ist eine Frage, die man sich ernsthaft stellen sollte. Wir hatten (lange bevor wir dann tatsächlich ein Haus gekauft haben) mal ein Angebot für eine massiv gebaute Scheune mit riesigem Grundstück für ziemlich wenig Geld. Genehmigte Pläne für den Umbau in ein 3-Familien-Haus lagen vor. Leider wären es von dem Ortsteil in die (Klein-)Stadt fast 6 km gewesen. Leider nur statistisch ohne nennenswerte Steigungen. Gottseidank haben wir uns damals genau die richtigen Fragen gestellt.

    Hinzu kommt übrigens: Wie werden wir später zum Einkaufen, zum Arzt und zum Seniorennachmittag kommen?

  • Die Familie fährt. Wenn die Familie nicht bleibt... Schwierig.

    Würde ich auch nicht wollen, dass mich ständig jemand irgendwo hinfahren muss.

    Meine Schwiegereltern sind Mitte/Ende 70, die sind viel unterwegs, von denen kann aber nur noch einer Auto fahren. Wenn das wegfällt, haben die ein Problem. Die drei Kinder leben zwar alle maximal 30 Autominuten entfernt, die arbeiten aber alle, sind also den halben Tag nicht verfügbar. Ausflüge, Arztbesuche, Einkaufen etc. wird dann zum Problem, wenn fußläufig außer einem Bäcker nichts verfügbar ist (und die Leute auch gar nicht mehr viel am Stück laugen können).

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