Wie geht ihr EG.5 (Eris) entgegen?

  • Zum Einfluss des Elternhauses auf den Bildungserfolg eines Kindes: In den ersten paar Lebensjahren ist das direkte Umfeld eines Kindes der "Normalzustand". Egal wie prekär die Umstände auch sein mögen, dem Kind fehlt die Vergleichsmöglichkeit, um einzuschätzen zu können wie gut oder schlecht es ihm im Vergleich zu anderen Kindern geht.

    Mit dem Übergang in die Grundschule erweitert sich der Horizont dadurch, dass die Kinder in Kontakt mit anderen Kindern und vor allem anderen Erwachsenen kommen. Dadurch erhalten Kindern aus schwierigen Verhältnissen auch erst einmal einen Eindruck über ihren eigenen sozioökonomischen Status. Sie erfahren, dass Bildung die Möglichkeit bietet, diesen sozioökonomischen Status langfristig zu beeinflussen. Und genau DANN kommt es darauf an, wie sich Kinder entscheiden: Sind sie bereits zu sagen "Ich strenge mich in der Schule an, auch wenn meine Eltern mir vielleicht nicht bei den Hausaufgaben helfen können und auch wenn der Erfolg sich erst womöglich in ganz vielen Jahren abzeichnet." oder entscheiden sie sich für das ihnen Vertraute und den kurzfristigen Spaß?

  • Tom, du wirfst einiges durcheinander und außerdem sagtest du zu Beginn der Diskussion, dass vor allem die Erziehung eine Rolle spielt, mittlerweile hast du da etwas zurück gerudert und schreibst, sie habe auch einen Einfluss. Das ist schon ein Unterschied.


    Und dann nimmst du jetzt das Elternhaus und die soziale Stellung als Beispiel, dabei ist das doch etwas anderes als Erziehung.

    Mehr sag ich jetzt nicht dazu.

    Ich habe in meiner ersten Aussage mich auf die Aussagen bezogen, dass Kinder unter den Coronamaßnahmen leiden:

    Es hängt auch von den Kindern, von den Eltern und vor allem von der Erziehung der Kinder ab. Dabei muss man das gar nicht werten. Aber es gibt Kinder/Familien, wo der Alltag durch die Eltern durchgeplant ist. Da gibt es mehr Probleme, wenn Angebote wegfallen. Andere Kinder kennen es nicht so und sind es gewohnt, sich selbst beschäftigen.

    Susanne hat dann argumentiert, dass es in der Schule keine Rolle spielt. Daraufhin haben wir über den Einfluss von Schulleistungen diskutiert.

    Natürlich sind Elternhaus und soziale Stellung nicht gleich Erziehung. Wir reden auch nur über Trends und nicht über Einzelfälle. Aber im Durchschnitt die Erziehung in einem Bürgergeld-Haushalt eine andere als in einem Akademiker-Haushalt. Sonst hätte die soziale Stellung auch nicht den Einfluss auf die schulischen Leistungen.

  • Zum Einfluss des Elternhauses auf den Bildungserfolg eines Kindes: In den ersten paar Lebensjahren ist das direkte Umfeld eines Kindes der "Normalzustand". Egal wie prekär die Umstände auch sein mögen, dem Kind fehlt die Vergleichsmöglichkeit, um einzuschätzen zu können wie gut oder schlecht es ihm im Vergleich zu anderen Kindern geht.

    Mit dem Übergang in die Grundschule erweitert sich der Horizont dadurch, dass die Kinder in Kontakt mit anderen Kindern und vor allem anderen Erwachsenen kommen. Dadurch erhalten Kindern aus schwierigen Verhältnissen auch erst einmal einen Eindruck über ihren eigenen sozioökonomischen Status. Sie erfahren, dass Bildung die Möglichkeit bietet, diesen sozioökonomischen Status langfristig zu beeinflussen. Und genau DANN kommt es darauf an, wie sich Kinder entscheiden: Sind sie bereits zu sagen "Ich strenge mich in der Schule an, auch wenn meine Eltern mir vielleicht nicht bei den Hausaufgaben helfen können und auch wenn der Erfolg sich erst womöglich in ganz vielen Jahren abzeichnet." oder entscheiden sie sich für das ihnen Vertraute und den kurzfristigen Spaß?

    Da du es schon ein paar Mal geschrieben hast: nein, 6-Jährige können diese Entscheidung noch nicht treffen. Ein 6-Jähriger muss sich auch noch kein Schulbrot selbst schmieren oder entscheiden, ob er überhaupt Lust auf Schule hat. Kinder mit einer gesunden Entwicklung in einer durchschnittlichen Familie haben ein hohes Selbstkonzept, sie trauen sich also viel zu und lernen gerne. Mit dem Älterwerden wird dieses Selbstkonzept spezifischer und bewusster, auch das leistungsbezogene. Alles zu seiner Zeit. Und für manches braucht man auch als Jugendlicher und Erwachsener noch Anleitung, sonst bräuchte es keine Klausuren oder Prüfungen.


    Kinder aus prekären Verhältnissen mit negativem Selbstkonzept haben eine deutlich schlechtere Prognose, sowohl was Leistungs- als auch Sozialverhalten anbelangt. Insofern sollten Lehrkräfte diese SuS besonders unterstützen und nicht davon ausgehen, es reiche, ihnen in Klasse 1 einmal zu sagen, dass sie alt genug sind, ihren Lernerfolg vorauszu planen.

  • Das ist schön, wenn das bei euch so ist, da haben wir leider auch andere Fälle und die lernen dann ganz schnell viel mehr Selbstständigkeit als die anderen, einfach aus dem Überlebensdrang.
    Und da ist es eben dann genau anders rum.

    Die anderen Fälle haben dann halt kein Schulbrot. Ich glaube nicht, dass sich ein dir bekannter 6-Jähriger morgens selbständig hinsetzt und für sich ein Schulbrot macht und Gurkengesichter schnitzt. Das ist aber sowieso nicht der Punkt.

  • Warum Gurkengesichter schnitzen und natürlich hat der sich erst selber Frühstück gemacht und dann Schulbrote geschmiert, weil die Mutter einfach nicht aufgestanden ist und woher ich das weiß, weil er mehrere Wochen vor Hunger gejammert hat und von den Lehrern was zu Essen bekommen hat. Und das sich die Mutter geändert hat ist ausgeschlossen, denn bei der Schwester, die jetzt 1. Klasse ist, ist es wieder genauso.

  • Ob du es glaubst oder nicht, Quittengelee, es gibt durchaus Kinder, die früh für sich entscheiden, dass sie gerade nicht wie ihre Eltern enden möchten und daher früh Verantwortung für sich selbst übernehmen. Kannst du dir vorstellen, dass es Kinder gibt, die sich von jeglichen Rauschmitteln (selbst diejenigen, die gesellschaftlich akzeptiert sind) fernhalten, weil sie mitbekamen, was diese mit ihren Eltern mach(t)en?

  • Ich habe in meiner ersten Aussage mich auf die Aussagen bezogen, dass Kinder unter den Coronamaßnahmen leiden:

    Genau. Es ging am Anfang darum, dass der Distanzunterricht bei bestimmten Familien belastender für alle Beteiligten war als in anderen. Das war deine Aussage dazu:


    Zitat

    Es hängt auch von den Kindern, von den Eltern und vor allem von der Erziehung der Kinder ab. Dabei muss man das gar nicht werten. Aber es gibt Kinder/Familien, wo der Alltag durch die Eltern durchgeplant ist. Da gibt es mehr Probleme, wenn Angebote wegfallen. Andere Kinder kennen es nicht so und sind es gewohnt, sich selbst beschäftigen.

    Daraufhin meinten einige, dass es vor allem am Kind und nicht vor allem an der Erziehung liegt.


    Es passt jetzt auch alles gar nicht mehr zusammen.


    Erstens haben ja Angebote am Nachmittag nichts mit der Erziehung zu tun. Die gibt's, ganz egal, welchen Erziehungsstil die Eltern haben, oder es gibt sie eben nicht.


    Zweitens, und jetzt verallgemeinere ich bewusst: viele Angebote haben in der Regel Kinder aus behüteten Umfeld, aus einkommensstärkeren Familien, in denen sich die Eltern um die Freizeitgestaltung (Hockey-, Eiskunstlauf- und Klavierunterricht) kümmern. Wenig regelmäßige Nachmittagsangebote haben Kinder aus Familien mit einem schwächeren sozioökonomischen Status.

    Nach deiner Argumentation oben müsste dann die erste Gruppe Familien beim Distanzunterricht mehr Probleme gehabt haben.

    Weiter im Thread schreibst du aber immer, dass sozial schwache Kinder in den Schulleistungen zurück bleiben. Das meine ich - es wird hier ständig etwas vermischt und irgendwie ist so keine sinnvolle Diskussion möglich, wenn man überhaupt nicht weiß, was jetzt eigentlich das Thema ist..

  • ... weil die Mutter einfach nicht aufgestanden ist und woher ich das weiß, weil er mehrere Wochen vor Hunger gejammert hat und von den Lehrern was zu Essen bekommen hat.

    Ja also, es gibt natürlich vernachlässigte Kinder, unsere bringen Chips mit in die Schule, sobald sie alt genug sind, einkaufen zu gehen.


    Im Beitrag von Gymshark ging es darum, dass Kinder in der ersten Klasse alt genug seien, zu entscheiden, ob sie fleißig lernen und üben wollen, damit sie später mal einen guten Schulabschluss schaffen und das ist halt einfach Humbug.


    Aber ist hier sowieso OT, daher klinke ich mich wieder aus.


    Wieder on topic: wie geht ihr EG.5 entgegen?

  • Im Beitrag von Gymshark ging es darum, dass Kinder in der ersten Klasse alt genug seien, zu entscheiden, ob sie fleißig lernen und üben wollen, damit sie später mal einen guten Schulabschluss schaffen und das ist halt einfach Humbug.

    Und ich sage dir, dass das kein Humbug ist, sondern genau das einige Kinder tun, weil sie eben nicht so enden wollen wie ihre Eltern und ja, auch schon in der 1. Klasse.


    unsere bringen Chips mit in die Schule, sobald sie alt genug sind, einkaufen zu gehen

    Ja, eingekauft hat dort scheinbar jemand, aber eben ordentliche Sachen.


    Die haben ja auch angeblich eine Familienhilfe, aber trotzdem haben wir wieder das Jugendamt wegen Kindeswohlgefährdung informiert.

  • Erstens haben ja Angebote am Nachmittag nichts mit der Erziehung zu tun. Die gibt's, ganz egal, welchen Erziehungsstil die Eltern haben, oder es gibt sie eben nicht.

    Natürlich hat das etwas mit Erziehung zu tun. Die wenigsten Kinder stellen sich selbstständig ihr Freizeitprogramm zusammen. Es sind in der Regel die Eltern, die das entscheiden oder das Kind motivieren etwas zu machen. Oder es halt nicht machen.


    Aber ich wollte da auch weder dich noch Susannae angreifen. Meine Aussage war einfach, dass sich die Corona-Maßnahmen unterschiedlich stark auf Kinder auswirkten und gerade Kinder mit einem vollgeplanten Nachmittag stärker betroffen waren. Das muss nicht heißen, dass das falsch ist. Es war nur in der konkreten Situation negativ.

  • Falls ein*e Moderator*in Zeit hat, das Thema auszulagern... Hier noch eine aktuelle Studie zum Thema. Die Kinder sind nicht selbst Schuld, Gymshark .


    https://www.forbes.com/sites/n…ck-at-school-study-finds/


    „Die Vorstellung, dass Kinder strukturelle Benachteiligungen überwinden können, indem sie eine Wachstumsmentalität und eine positive Arbeitsmoral entwickeln, übersieht die tatsächlichen Einschränkungen, mit denen viele benachteiligte Schüler konfrontiert sind, und riskiert, ihnen die Schuld für ihr eigenes Unglück zu geben.“


  • Natürlich hat das etwas mit Erziehung zu tun. Die wenigsten Kinder stellen sich selbstständig ihr Freizeitprogramm zusammen. Es sind in der Regel die Eltern, die das entscheiden oder das Kind motivieren etwas zu machen. Oder es halt nicht machen.


    Aber ich wollte da auch weder dich noch Susannae angreifen. Meine Aussage war einfach, dass sich die Corona-Maßnahmen unterschiedlich stark auf Kinder auswirkten und gerade Kinder mit einem vollgeplanten Nachmittag stärker betroffen waren. Das muss nicht heißen, dass das falsch ist. Es war nur in der konkreten Situation negativ.

    Du hast geschrieben, dass Kinder mit durchstrukturierten Nachmittagen benachteiligt waren (also: hoher sozioökonomischer Status) und Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status aber auch, also alle Kinder. Das kann man doch festhalten, es waren einfach alle Kinder benachteiligt, weil Kinder soziale Kontakte brauchen.

  • Quittengelee: Bei allem Respekt gegenüber der Studie würde ich da eher auf die Erfahrung mit mir bekannten realen Fällen setzen. Womöglich schreibst du hier bereits mit Usern, die selbst die besagten strukturellen Benachteiligungen überwinden konnten.

  • Quittengelee: Bei allem Respekt gegenüber der Studie würde ich da eher auf die Erfahrung mit mir bekannten realen Fällen setzen. Womöglich schreibst du hier bereits mit Usern, die selbst die besagten strukturellen Benachteiligungen überwinden konnten.

    Du kannst auch in weiteren Studien zum Thema lesen, diese wurde mir heute früh zufällig reingespült. Dass du jemanden kennst, der trotz widriger Bedingungen mit 6 beschlossen hat, sozial aufzusteigen glaube ich gern. Es geht aber nicht um Einzelfälle, daraus falsche Schlüsse zu ziehen, kann eben problematisch sein. Mangelndes Mitgefühl zum Beispiel, wenn man insgeheim denkt, dass jeder seines Glückes Schmied ist, und selbst verantwortlich, wenn er nicht im ersten Schuljahr vernünftig lesen lernt.

  • Du hast geschrieben, dass Kinder mit durchstrukturierten Nachmittagen benachteiligt waren (also: hoher sozioökonomischer Status) und Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status aber auch, also alle Kinder. Das kann man doch festhalten, es waren einfach alle Kinder benachteiligt, weil Kinder soziale Kontakte brauchen.

    Das ist wieder sehr pauschal. Mache wir es doch einfach so: Kinder haben unterschiedlich stark unter den Coronamaßnahmen gelitten. Dieses ist unter anderem Abhängig vom Kind (Persönlichkeit des Kindes), Eltern (Elternhaus, sozialer Status, Wohnsituation ...) und der der Erziehung des Kindes (Selbstständigkeit, ...) .

  • Quittengelee: Bei allem Respekt gegenüber der Studie würde ich da eher auf die Erfahrung mit mir bekannten realen Fällen setzen. Womöglich schreibst du hier bereits mit Usern, die selbst die besagten strukturellen Benachteiligungen überwinden konnten.

    ins Verhältnis gesetzt, muss man sich aber bei solchen Fällen fragen, was da passiert ist, dass Fähigkeitsselbstkonzept, Leistungswille etc trotz der gegebenen Umstände positiv sind und nicht andersherum, warum das Gros das nicht hinbekommt. ich bin jetzt wissenschaftlich nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber in der Resilienzforschung stellte sich imho raus, dass es in der Regel reicht, eine einzige erwachsene Bezugsperson im Umfeld zum Vorbild zu haben, der einen anderen Habitus hat, als das Umfeld.

  • Mit dem Übergang in die Grundschule erweitert sich der Horizont dadurch, dass die Kinder in Kontakt mit anderen Kindern und vor allem anderen Erwachsenen kommen. Dadurch erhalten Kindern aus schwierigen Verhältnissen auch erst einmal einen Eindruck über ihren eigenen sozioökonomischen Status. Sie erfahren, dass Bildung die Möglichkeit bietet, diesen sozioökonomischen Status langfristig zu beeinflussen. Und genau DANN kommt es darauf an, wie sich Kinder entscheiden: Sind sie bereits zu sagen "Ich strenge mich in der Schule an, auch wenn meine Eltern mir vielleicht nicht bei den Hausaufgaben helfen können und auch wenn der Erfolg sich erst womöglich in ganz vielen Jahren abzeichnet." oder entscheiden sie sich für das ihnen Vertraute und den kurzfristigen Spaß?

    Das hast du geschrieben, du hast nicht geschrieben "im Laufe der Adoleszenz" o.ä. und das wie gesagt nicht zum ersten Mal.

Werbung