Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Tom123 Gute Spekulatuion. Ist sowas schon mal eingetreten? Ist es bei rechtskonservativen Parteien in unseren Nachbarländern Schweiz und Österreich schonmal eingetreten?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Auch wenn deine Analyse, Tom, spannend ist: Hier wird auch wieder die AfD als deutsches Phänomen dargestellt. Es ist aber ein europäisches, wenn nicht gar globales, siehe SteffdAs Frage über mir. Es ist verkürzt, die AfD als Partei der Bürgergeldempfänger zu charakterisieren. Sie wird aber ehrlicherweise von mehr Bürgergeldempfängern als z.B. die Grünen gewählt. Ich glaube dennoch nicht, dass die AfD die Partei der Protestwähler ist. Sie ist es insofern, dass sie noch nie Teil einer Regierung war und somit als Oppositionspartei primär von Menschen gewählt wird, die unzufrieden mit der Regierungsarbeit sind, da man sich ansonsten natürlich für eine derzeit regierende Partei entscheiden würde. Dabei gehe ich aber grundsätzlich davon aus, dass jede Partei von Bürgern gewählt wird, die zumindest mit zentralen politischen Inhalten d'accord gehen und somit sich durchaus mit diesen identifizieren. Dazu gehören in der Regel die großen Themenblöcke Wirtschaft, Soziales, Inneres und Arbeit.

  • Was übrigens ganz spannend ist: Es gibt mehrere Analysen, was die AfD eigentlich fordert. Die haben im Kern eine extrem neoliberalistische Wirtschaftspolitik. Weniger/keine Sozialleistungen, Arbeitspflicht, ...

    Bedauerlich ist, dass es keine alternative, vertretbar wählbare Partei gibt, die die durchaus unterstützendwerten Positionen der AfD vertritt. Dazu zähle ich das Obrige, aber auch beispielsweise die bildungspolitische Ausrichtung.

  • Geht es dir z.B. um sowas wie Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems? Das findest du durchaus auch bei CDU/CSU oder FDP.

    U.a., ja. Die AfD betont die Leistungsauslese und die Orientierung an verbindlichen Leistungskriterien als Zugangsvoraussetzung zu den verschiedenen Schulformen meinem Eindruck nach stärker als die anderen Parteien (die ja auch so Dinge wie Wahlfreiheit der weiterführenden Schule ungeachtet der Grundschulempfehlung mittragen).

    Ebenfalls geht es mir um klare Aussagen zum Erhalt der Förderschule und das Infragestellen der Inklusion.

  • Tom123 Gute Spekulatuion. Ist sowas schon mal eingetreten? Ist es bei rechtskonservativen Parteien in unseren Nachbarländern Schweiz und Österreich schonmal eingetreten?

    Was ist eingetreten? Das seine rechtsextreme Partei an die Macht gekommen ist? Klar, beispielsweise in Deutschland 1933. Warum schreibst Du rechtskonservative Parteien? Nennen das Kind doch beim Namen. Die AfD Sachsen-Anhalt ist eine rechtsextreme Partei. Da muss man nichts beschönigen.

  • Auch wenn deine Analyse, Tom, spannend ist: Hier wird auch wieder die AfD als deutsches Phänomen dargestellt. Es ist aber ein europäisches, wenn nicht gar globales, siehe SteffdAs Frage über mir.

    Das ist ein Phänomen, dass auch immer wieder in der Geschichte aufgetreten ist. Wir müssen uns nur Trump, Putin oder China ansehen. Populisten schaffen es in einem gewissen Maße das Volk hinter sich zu bringen. Das heißt aber nicht, dass man das akzeptieren muss.

    Was wäre wenn Trump mit seiner "geklauten Wahl Theorie" durchgekommen wäre? Was wäre wenn beim Sturm auf das Kapitol ein paar Demokratische Abgeordnete getötet worden wären und bei der Nachwahl durch Republikaner ersetzt würden? Was wäre wenn Pence genauso wie Trump reagiert hätte?


    Was ist in Polen? Dort versuchte man auch durch Beeinflussung von Politik und Medien die Macht zu erhalten.


    Müssen wir nicht für unsere Demokratie kämpfen?


    Dabei gehe ich aber grundsätzlich davon aus, dass jede Partei von Bürgern gewählt wird, die zumindest mit zentralen politischen Inhalten d'accord gehen und somit sich durchaus mit diesen identifizieren. Dazu gehören in der Regel die großen Themenblöcke Wirtschaft, Soziales, Inneres und Arbeit.

    Das ist (leider) selbst bei den demokratischen Parteien (Ich will nicht Altparteien schreiben.) Frage doch mal ein paar AfD-Wähler zu den genannten Themenblöcken. Ich vermute mal 90% wissen es nicht. Ich habe mal bei einem AfD-Stand mit den Typen diskutiert. Selbst die wussten es nicht.

  • Bedauerlich ist, dass es keine alternative, vertretbar wählbare Partei gibt, die die durchaus unterstützendwerten Positionen der AfD vertritt. Dazu zähle ich das Obrige, aber auch beispielsweise die bildungspolitische Ausrichtung.

    Ok, ich habe jetzt mal gegoogelt. Wenn ich mal auf die offizielle Website der AfD gucke finde ich für Schulen unter dem Punkt Bildung folgende Punkte:


    1. Kein Pisa und co.. Ok, wenn mir ein Ergebnis nicht passt, lehne ich es einfach ab.

    Zitat:

    Die AfD lehnt den Einfluss von internationalen Konzernen, Stiftungen und anderen Lobbygruppierungen, wie z.B. der OECD und des PISA-Konsortiums, auf unser Bildungssystem und damit auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands ab.

    2. keine politische Indoktrination Ok, auf gut deutsch: Keine Erziehung zu Demonkratie und Rechtsstaatlichkeit. Naja, verstehe ich, dass das die AfD will.

    3. kein Islamunterricht. Oh, wie überraschend.


    Also sind das die zentralen Forderungen der AfD? Oder weiß die AfD selber nicht, was sie fordert?


    Mal davon abgesehen ist ein Argument ungefähr das Niveau von "Hitler hat die Autobahnen gebaut. Es war nicht alles schlecht." oder "In der DDR hatten wir wenigsten alle Jobs und die Gemeinschaft war viel besser".

  • 1. Kein Pisa und co.. Ok, wenn mir ein Ergebnis nicht passt, lehne ich es einfach ab.

    Zitat:

    Die AfD lehnt den Einfluss von internationalen Konzernen, Stiftungen und anderen Lobbygruppierungen, wie z.B. der OECD und des PISA-Konsortiums, auf unser Bildungssystem und damit auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands ab.

    Der Witz ist ja, dass gerade die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von einem auch im internationalen Vergleich leistungsfähigem Bildungssystem abhängen wird. Aber man kann sich wie die AfD natürlich diesem Blick auch verwehren, darf dann aber auch nichts von Zukunftsfähigkeit schwafeln ;)

  • PISA oder nicht ist mir ziemlich egal, ehrlich gesagt. Dass unser Output Murks ist, sehen wir auch so. Ist für mich kein wirklich relevanter Punkt, ebensowie der Islamunterricht. Es gibt valide Argumente dafür und dagegen - da ich Religionsunterricht generell als fehl am Platz in der Schule empfinde, interessiert der Punkt mich nicht so arg. Ein Bekenntnis zu Leistungsfokussierung und Selektion dagegen schon und traurigerweise ist das ja fast schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Parteienlandschaft.


    Die Autobahn-Analogie ist populistischer Blödsinn, sorry. Die AfD ist aufgrund anderer Positionen für mich niemals eine Option und ich werde auch niemals verstehen, wie gerade Frauen dieser Partei eine Stimme geben können. Trotzdem muss es möglich sein, über einzelne Punkte sachlich zu sprechen und ihnen auch zustimmen zu können. Ich finde bei fast allen Parteien einzelne Punkte, denen ich zustimme und die ich ablehne - warum sollte das hier anders sein?

    Die sachliche Auseinandersetzung erwarte ich übrigens auch von den anderen Parteien im Rahmen der parlamentarischen Zusammenarbeit.

  • Der Witz ist ja, dass gerade die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von einem auch im internationalen Vergleich leistungsfähigem Bildungssystem abhängen wird. Aber man kann sich wie die AfD natürlich diesem Blick auch verwehren, darf dann aber auch nichts von Zukunftsfähigkeit schwafeln ;)

    Und du hast den Eindruck, dass die Altpartein ein auf Leistungsfähigkeit fokussiertes Bildungssystem forciert haben und forcieren?

  • Ein Bekenntnis zu Leistungsfokussierung und Selektion dagegen schon und traurigerweise ist das ja fast schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Parteienlandschaft.

    Wo findest Du das denn? Wenn ich mir die offizielle Homepage ansehen, kommt es maximal am Rand vor:

    https://www.afd.de/bildung-schule/

    Da werden andere Prioritäten gesetzt.

    Besonders witzig finde ich Deutsch als Wissenschaftssprache.


    Zitat:

    Das Promotionsrecht muss Universitäten vorbehalten bleiben. Deutsch muss als Lehr- und Wissenschaftssprache erhalten bleiben.


    Müssen wir nur dem Rest der Welt noch klar machen. Ich fand es auch immer doof Texte auf Englisch lesen. Wäre super, wenn in Zukunft alle ihre Sachen nur noch auf Deutsch veröffentlichen.

  • Und du hast den Eindruck, dass die Altpartein ein auf Leistungsfähigkeit fokussiertes Bildungssystem forciert haben und forcieren?

    Ich habe den Eindruck, dass die AfD überhaupt keine ernsthaften Alternativen hat. Vor allem ist doch die Frage, wie sie das alles erreichen will.

  • Direkt in Satz 2 und 3 zum Beispiel.


    Der von dir zitierte Teil ist natürlich komplett schwachsinnig, darüber brauchen wir nicht reden.

  • Direkt in Satz 2 und 3 zum Beispiel.


    Der von dir zitierte Teil ist natürlich komplett schwachsinnig, darüber brauchen wir nicht reden.

    Also das hier:

    Die Bildungsstandards in allen Schulformen müssen sich an dem jeweils höchsten Niveau in Deutschland ausrichten. Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium dürfen allein landesweit verbindliche Leistungskriterien sein.


    Aber das ist doch kein Programm. Mir fehlt da, was sie ändern wollen und vor allem wie sie es machen wollen. Der erste Satz könnte so bei jeder Partei stehen. Der zweite Satz scheitert erstmal am Grundgesetzt und der Hoheit der Bundesländer. Unabhängig vom inhaltlichen wird das schwierig durchzusetzen.


    Aber losgelöst davon. Du schriebst etwas davon, dass die AfD auf ein leistungsorientierten Schulsystem setzt. Das machst Du an den Sätzen fest? Was will die AfD besser als die anderen Parteien machen? Ich meine, die machen alle genug Mist. Aber ich finde bei der AfD keine echten Ansätze.

  • Bevor hier etwas als "schwachsinnig" bezeichnet wird, würde ich empfehlen, die Aussage erneut zu lesen. Da steht nicht, dass die Lehr- und Wissenschaftssprache Deutsch werden, sondern dass sie "erhalten bleiben" soll. Bedeutet: Zumindest die Partei ist der Auffassung, dass Deutsch bereits Lehr- und Wissenschaftssprache ist, es nicht darum geht, eine Veränderung herbeizuführen, sondern eher eine solche abzuwehren. Es werden im Jahr 2023 Vorlesungen, Seminare und Reden auf Deutsch gehalten und Forschungsarbeiten, bishin zu Doktorarbeiten und Journalbeiträgen, auf Deutsch geschrieben - das ist erst einmal kein Wunschdenken der AfD, sondern tägliche Praxis in Bildungs- und Forschungsinstitutionen. Dass darüber hinaus auch Forschung und Lehre in anderen Sprachen stattfindet, dürfte bekannt sein. Ich lese aus diesem einen Satz nicht heraus, dass die AfD ausschließlich Kommunikation auf Deutsch fordert; hier wäre ggf. eine Präzision dieses Satzes seitens der Partei nötig.

  • Also das hier:

    Die Bildungsstandards in allen Schulformen müssen sich an dem jeweils höchsten Niveau in Deutschland ausrichten. Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium dürfen allein landesweit verbindliche Leistungskriterien sein.


    [...] Der zweite Satz scheitert erstmal am Grundgesetzt und der Hoheit der Bundesländer.

    Du hast doch selbst zitiert, dass da "landesweit" und nicht "bundesweit" steht, wo siehst du da ein Problem mit dem Grundgesetz?

  • Du hast doch selbst zitiert, dass da "landesweit" und nicht "bundesweit" steht, wo siehst du da ein Problem mit dem Grundgesetz?

    Da es auf der Homepage der AfD Deutschland ist, bezeichnet die AfD wahrscheinlich Deutschland als Land. Ansonsten wäre das Wort landesweit auch unnötig oder gibt es tatsächlich ein Bundesland, wo die Zugangsvoraussetzungen zum Gymnasium sich von Kommunen zu Kommunen unterscheiden?

    Es werden im Jahr 2023 Vorlesungen, Seminare und Reden auf Deutsch gehalten und Forschungsarbeiten, bishin zu Doktorarbeiten und Journalbeiträgen, auf Deutsch geschrieben - das ist erst einmal kein Wunschdenken der AfD, sondern tägliche Praxis in Bildungs- und Forschungsinstitutionen. Dass darüber hinaus auch Forschung und Lehre in anderen Sprachen stattfindet, dürfte bekannt sein. Ich lese aus diesem einen Satz nicht heraus, dass die AfD ausschließlich Kommunikation auf Deutsch fordert; hier wäre ggf. eine Präzision dieses Satzes seitens der Partei nötig.

    Ok, also eine zentrale Forderung der AfD in dieser Sache ist, dass alles so bleibt wie es ist, weil sie nicht möchtet, dass Vorlesungen auf Englisch gehalten werden oder Wissenschaftler auf Englisch oder anderen Sprachen Aufsätze veröffentlichen? Habe ich das richtig verstanden? Oder was fordert die AfD? Ist es nicht auch kontraproduktiv, wenn man von globalisierten Welt ausgeht?

  • Da es auf der Homepage der AfD Deutschland ist, bezeichnet die AfD wahrscheinlich Deutschland als Land. Ansonsten wäre das Wort landesweit auch unnötig oder gibt es tatsächlich ein Bundesland, wo die Zugangsvoraussetzungen zum Gymnasium sich von Kommunen zu Kommunen unterscheiden?

    Ok, also eine zentrale Forderung der AfD in dieser Sache ist, dass alles so bleibt wie es ist, weil sie nicht möchtet, dass Vorlesungen auf Englisch gehalten werden oder Wissenschaftler auf Englisch oder anderen Sprachen Aufsätze veröffentlichen? Habe ich das richtig verstanden? Oder was fordert die AfD? Ist es nicht auch kontraproduktiv, wenn man von globalisierten Welt ausgeht?

    Einfaches Beispiel: Gehe mal auf das Vorlesungsverzeichnis einer Universität deiner Wahl und suche dir im Lehramtsreiter eine Einführungsveranstaltung heraus! Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Veranstaltung auf Deutsch gehalten und bei den Literaturhinweisen auf mindestens ein deutsches Lehrbuch verwiesen wird. Wenn du sicher gehen willst, was genau gemeint ist, fragst du beim AfD-Politiker deines Vertrauens nach, was genau mit "erhalten bleiben" gemeint ist, aber ich verstehe die Aussage so, dass diese eine Veranstaltung weiterhin auf Deutsch gehalten und (auch?) auf deutschsprachige Forschungsliteratur verwiesen werden soll. Würdest du dir in deiner globalisierten Welt eine Fortsetzung oder eine Abkehr von dieser Praxis wünschen?

  • Zeige mir das Wahlprogramm, in dem die Frage nach dem Wie konkret beantwortet wird. Ich hab parteiübergreifend noch keins gesehen, sondern Parteiprogramme bestehen grundsätzlich überwiegend aus Absichtserklärungen und Wunschvorstellungen. Ich finde grundsätzlich mal positiv, wenn überhaupt erstmal jemand solche Prioritäten formuliert.


    Etwas konkretere Formulierungen finden sich in den Wahlprogrammen für die einzelnen Bundesländer. Im Programm für Hessen strebt man beispielsweise landesweit einheitliche Aufnahmeprüfungen fürs Gymnasium an. Würde ich sofort bei uns bitte auch implementieren wollen, denn das Kompetenzniveau, das teilweise hinter Gymnasiualempfehlungen fürs Gymnasium im Ruhrgebiet steckt, ist erfahrungsgemäß ein schlechter Witz.

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