Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Einfaches Beispiel: Gehe mal auf das Vorlesungsverzeichnis einer Universität deiner Wahl und suche dir im Lehramtsreiter eine Einführungsveranstaltung heraus! Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Veranstaltung auf Deutsch gehalten und bei den Literaturhinweisen auf mindestens ein deutsches Lehrbuch verwiesen wird. Wenn du sicher gehen willst, was genau gemeint ist, fragst du beim AfD-Politiker deines Vertrauens nach, was genau mit "erhalten bleiben" gemeint ist, aber ich verstehe die Aussage so, dass diese eine Veranstaltung weiterhin auf Deutsch gehalten und (auch?) auf deutschsprachige Forschungsliteratur verwiesen werden soll. Würdest du dir in deiner globalisierten Welt eine Fortsetzung oder eine Abkehr von dieser Praxis wünschen?

    Mein Studium ist schon ein paar Jahre aber damals war die Frage nicht, ob Literatur deutsch oder englisch war sondern die Qualität der Literatur. Das finde ich ehrlicherweise das deutlich bessere Kriterium. Es ist schön, wenn es Literatur in deutscher Sprache gibt. Das ist für die meisten von uns einfacher zu bearbeiten. Aber manchen Quellen gibt es halt nur auf Englisch und manchmal macht es einfach Sinn das Original zu zitieren. Ich hatte ein relativ seltenes Examensthema. Da gab es halt keine deutsche Literatur. Muss man dann in Zukunft ein deutsches Thema wählen?

    Als ich studiert habe, galten beispielsweise Auslandssemester als Vorteil. Heute ist es schon fast Standard. Ich kenne auch im persönlichen Umfeld außerhalb von Lehrkräften und Anwälten kaum Akademiker, die ohne gute Englischkenntnisse in ihrem Beruf auskommen. Die Wirtschaft ist doch schon lange globalisiert. Entsprechend ist es sicherlich auch sinnvoll, wenn man sich im Studium damit auseinandersetzt. Wir haben im Sportverband regelmäßig ausländische Referenten. Die großen Namen unserer Sportart halt. Wenn die etwas machen, ist es in der Regel die begehrter als irgendwelche deutsche Veranstaltungen. Da zählt der Name und das Thema und nicht die Sprache. Ich höre doch lieber einen renommierten Experten, der auf englisch referiert als einen deutschen Niemand, nur weil er auf deutsch referiert. Gerade die Coronakrise zeigte doch wieder die globale Welt. Hätten die deutschen Forscher abwarten sollen bis man die Studien etc. auf Deutsch übersetzt? Man muss nicht zwingend Vorlesungen auf englisch machen. Aber es ergibt für mich keinen Sinn das zu fordern. Soll man doch das machen, was sinnvoll ist. Bekommt man eine tolle ausländische Referentin, hält die ihre Vorlesung auf Englisch. Gibt es ein tolles Fachbuch auf Deutsch, empfiehlt man das Deutsche.


    Witzigerweise läuft gerade Fußball. Beim Interview von Harry Kane wird das Englisch gar nicht mehr übersetzt. Vielleicht sollte Bayern ihn verkaufen und lieber einen deutschen Spieler verpflichten.


    Du hattest weiter oben geschrieben, dass man die zentralen Forderungen der Parteien schon kennen sollte. Dann hast du meine Aussage kritisiert. Da bin ich davon ausgegangen, dass du es verstanden hast. Sonst ist es schon irgendwie blöd mich zu kritisieren. Wie gesagt es wäre schön zu erfahren, was die AfD damit meint und was es bringen soll? Ist ja schon doof, wenn ich so eine zentrale Forderung formuliere und sie für Leute für mich keinen Sinn ergeben und andere Leute wie Du gar nicht wissen, was damit gemeint ist?

  • Bei aller Liebe, es geht auch ohne diese von dir gewählte Wortwahl!

    Tom im Kommentar über deinem gelingt das auch.

    Mal ganz ehrlich, was willst Du denn sonst sagen? Deutsch als Wissenschaftssprache. Deutsch war vor 20 Jahren nicht die Wissenschaftssprache, sie ist es nicht heute und sie wird es in 20 Jahren nicht sein. Selbst wenn die Bundesregierung es wollte, würde es das Ausland kaum interessiert. Das ist doch alles nur übliche nationale Blödsinn...

  • Forschung ist international, aber Bildungspolitik passiert auf Landesebene, weswegen bildungspolitische Ziele aller Parteien immer in diesem Zusammenhang (aber natürlich immer mit dem Bewusstsein, dass Bildung über Landesgrenzen hinauswirkt) zu betrachten sind.

  • Forschung ist international, aber Bildungspolitik passiert auf Landesebene, weswegen bildungspolitische Ziele aller Parteien immer in diesem Zusammenhang (aber natürlich immer mit dem Bewusstsein, dass Bildung über Landesgrenzen hinauswirkt) zu betrachten sind.

    Hä? Was hat das mit Deutsch als Wissenschaftssprache zu tun? Sie reden doch eindeutig an der Stelle von Universitäten.

  • Universitäten sind Institute, wo Forschung und Lehre stattfindet.


    Forschung/Lehre = Bildungspolitik = Ländersache.

    Die Länder sind Träger der Universitäten. Aber es geht hier nicht um Bildungspolitik im Sinne von Schulpolitik. Es geht um Forschung und Lehre allgemein. Was möchtest Du nun damit sagen, dass Forschung international aber Bildungspolitik Ländersache ist. Um es kurz zu machen? Es interessierte niemanden in der Forschung, ob die AfD Deutsch als Wissenschaftsprache möchte oder nicht. Forschung wird immer primär in Englisch stattfinden. Sicherlich gibt es irgendwelche Schulstudien auf Deutsch. Aber mind. 2/3 der Forschung findet in englisch statt. Da ist es Schwachsinn Deutsch als Wissenschaftssprache zu fordern...

  • Um das Niveau mal zu erhöhen:


    https://www.gew.de/aktuelles/d…r-kommen-wird-ausgemistet


    Wenn man das liest, erinnert mich einiges an 1933. Und fast alles hört sich bedenklich an.

    Ja, das ist unbedingt und absolut bedenklich (und mit Grund, warum diese Partei letztlich nicht wählbar ist!).


    Es ist aber ebenfalls befremdlich, dass unter der Überschrift "DIE Bildungspolitik der AfD" eine derart selektive Darstellung erfolgt und sämtliche moderate, vernünftige Punkte keinerlei Erwähnung finden. Wenn man das Thema bildungspolitische Ausrichtung der AfD schon bemüht, dann doch bitte vollständig und nicht in reiner Diffarmierungsabsicht. Der Artikel verfolgt die klare Intention, die AfD als eine Partei mit völlig untragbaren Positionen darzustellen (die sie ja auch zweifellos haben!), mit denen sich jede inhaltliche Auseinandersetzung von vornherein erübrigt. Wenn man zu diesem Zweck Punkte unter den Tisch fallen lässt, die der eigenen ideologischen Ausrichtung entgegen stehen, aber durchaus auch Zustimmung in Bevölkerungsteilen außerhalb des AfD-Klientels finden, dann ist das ziemlich unseriös und tendentiös.

  • Dann verstehst du diesen einen Satz im Parteiprogramm eher im Sinne von "Wir wollen, dass Deutsch zukünftig Wissenschaftssprache wird.", weil sie es aktuell nicht ist, korrekt?

    Also ich habe etwas darunter verstanden. Aber ich hatten den Eindruck, dass du meine Verständnis nicht teilst und den Satz anders wahrnimmst. Deswegen hatte ich dich gebeten mir zu erklären, was die AfD darunter versteht und was anders gemacht werden soll oder gemacht werden soll. Aber irgendwie reden wir aneinander vorbei.

  • Der Artikel verfolgt die klare Intention, die AfD als eine Partei mit völlig untragbaren Positionen darzustellen (die sie ja auch zweifellos haben!), mit denen sich jede inhaltliche Auseinandersetzung von vornherein erübrigt. Wenn man zu diesem Zweck Punkte unter den Tisch fallen lässt, die der eigenen ideologischen Ausrichtung entgegen stehen, aber durchaus auch Zustimmung in Bevölkerungsteilen außerhalb des AfD-Klientels finden, dann ist das ziemlich unseriös und tendentiös.

    Ok, du würdest also auch sinnvoll finden sich mit den inhaltlichen Aspekten des Wahlprogramm der NSDAP auseinanderzusetzen und zu überlegen, welche Punkte sinnvoll sind und übernommen werden sollten?

    Ich persönlich halte es für mehr als kritisch. Ich habe allerdings auch noch keinen inhaltlichen Punkten gefunden, wo ich irgendwas konkretes habe, dass die AfD fordert. Ok, vielleicht Einschränkungen des Zugangs zu Gymnasien nach bestimmten Kriterien. Aber da hört es auch schon oft. So ein Punkt wie kein Islamunterricht ist für mich in diesem Zusammenhang nicht diskutierbar.

  • Ich finde, ein Parteienlabel sollte niemals mit pauschaler Ablehnung zur konstruktiven Auseinandersetzung einher gehen. Solange die Partei nicht verboten ist, gehört sie zum demokratischen Spektrum und wird von Leuten für ihre Positionen gewählt werden. Man kann Inhalte selbstverständlich ablehnen, aber die Diskussion zu verweigern, empfinde ich als bornierte Haltung, die letztlich auch respektlos gegenüber den Wählern ist. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen, sofern nicht klar gesetzeswidrig, ist nunmal Grundlage und Gebot einer lebendigen Demokratie.

  • Ich finde, ein Parteienlabel sollte niemals mit pauschaler Ablehnung zur konstruktiven Auseinandersetzung einher gehen. Solange die Partei nicht verboten ist, gehört sie zum demokratischen Spektrum und wird von Leuten für ihre Positionen gewählt werden. Man kann Inhalte selbstverständlich ablehnen, aber die Diskussion zu verweigern, empfinde ich als bornierte Haltung, die letztlich auch respektlos gegenüber den Wählern ist. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen, sofern nicht klar gesetzeswidrig, ist nunmal Grundlage und Gebot einer lebendigen Demokratie.

    Also erstmal ist das als deine Meinung natürlich vollkommen ok.


    Aber du darfst hier zwei Sachen nicht durcheinander bringen. Ich bin total dafür, dass man sich mit dem Parteiprogramm der AfD auseinandersetzt. Man sollte einen Aktionstag in den Schulen machen, das Parteiprogramm der AfD lesen und sich fragen, was das eigentlich bedeutet. Gefahr ist natürlich, dass man dann Drohungen der AfD bekommt. Sie möchte das nämlich nicht.

    Aber wenn eine Partei bestimmte Forderungen hat, dann kann man nicht mehr über den Rest des Parteiprogrammes sprechen als ob es eine normale Partei ist. Das wäre so als wenn ich sagen würde: Die NSDAP will zwar die Juden vergasen aber das mit den Autobahnen ist doch eine tolle Sache. Lass uns mal gucken, was noch ok ist. Ich will nicht gucken, was an bestimmten rechtsextremen Parteien gut ist. Dann müsste ich auch überlegen, welche Forderungen von Breivik in Ordnung sind.

  • Man kann Inhalte selbstverständlich ablehnen, aber die Diskussion zu verweigern, empfinde ich als bornierte Haltung, die letztlich auch respektlos gegenüber den Wählern ist. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen, sofern nicht klar gesetzeswidrig, ist nunmal Grundlage und Gebot einer lebendigen Demokratie.

    Und wenn jemand zu mir kommt und sagt die AfD macht doch eine gute Bildungspolitik (wovon ich immer noch nichts gesehen habe), dann würde ich ihn sagen aber die Partei will unseren Staat abschaffen, unterhüllt die Demokratie, ist offen rechtsextrem. Da ist es vollkommen egal, ob sie die beste Bildungspolitik auf diesem Land macht. So nebenbei eine Partei, die verhindern möchte junge Mensch zu einem kritischen Umgang und zu Demokraten zu erziehen, kann keine gute Bildungspolitik machen.

  • Man kann Inhalte selbstverständlich ablehnen, aber die Diskussion zu verweigern, empfinde ich als bornierte Haltung, die letztlich auch respektlos gegenüber den Wählern ist.

    Nun - ich muss nicht über jedes Stöckchen springen, mit dem mir irgendjemand vor der Nase rumfuchtelt. Und wenn ich rieche, dass daran braune Sch... klebt, wende ich mich ab. Das bedeutet nicht, dass ich mich mit Missmutsäußerungen darüber zurückhalten muss. Mit Respektlosigkeit hat das überhaupt nichts zu tun. Meinen Respekt muss man sich verdienen. Und mit dem Wedeln brauner Stöckchen ist das nicht leistbar.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Die Ausführungen zu Demokratie finde ich spannend, da die Partei der Demokratie ein eigenes Kapitel innerhalb ihres Parteiprogrammes widmet. Wie stehst du zu ihren Vorstellungen von Demokratie?

  • Also erstmal ist das als deine Meinung natürlich vollkommen ok.


    Aber du darfst hier zwei Sachen nicht durcheinander bringen. Ich bin total dafür, dass man sich mit dem Parteiprogramm der AfD auseinandersetzt. Man sollte einen Aktionstag in den Schulen machen, das Parteiprogramm der AfD lesen und sich fragen, was das eigentlich bedeutet. Gefahr ist natürlich, dass man dann Drohungen der AfD bekommt. Sie möchte das nämlich nicht.

    Aber wenn eine Partei bestimmte Forderungen hat, dann kann man nicht mehr über den Rest des Parteiprogrammes sprechen als ob es eine normale Partei ist. Das wäre so als wenn ich sagen würde: Die NSDAP will zwar die Juden vergasen aber das mit den Autobahnen ist doch eine tolle Sache. Lass uns mal gucken, was noch ok ist. Ich will nicht gucken, was an bestimmten rechtsextremen Parteien gut ist. Dann müsste ich auch überlegen, welche Forderungen von Breivik in Ordnung sind.

    Machst du dann auch zu anderen Parteien und ihrem Programm einen Aktionstag? Ich finde den Ansatz, sich in der Schule mit Wahlprogrammen auseinander zu setzen, gut, aber in dem Moment, wo sich sowas einseitig auf eine Partei fokussiert, ist meines Erachtens keine politische Neutralität und kein Gleichbehandlungsgrundatz mehr gewahrt. Dass die AfD das kritisiert, kann man nachvollziehen. Natürlich vertritt die AfD hochfragwürdige Positionen, die findet man in anderen Programmen aber ggf. auch (wenn auch in ander Qualität und anderen Bereichen).


    Zum zweiten Absatz: ein Breivik hat auch keinerlei gesellschaftliche Relevanz, wieso sollte man sich also mit dessen Forderungen auseinandersetzen. Wenn eine NSDAP sich ins Programm schreibt Juden vergasen zu wollen (ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ich mich mit diesem Beispiel gerade unwohl fühle, denn die argumentative Instrumentalisierung fühlt sich für mich hier unpassend an, aber ich greife trotzdem mal auf), muss man sich selbstverständlich damit auseinandersetzen, sich vehement dagegen positionieren und rote Linien ziehen. Das gilt ganz sicher auch für AfD Positionen. Stellt man aber gleichzeitig fest, dass es aus ökonomischen Gründen und für die Raumentwicklung sinnvoll sein könnte eine Autobahn zu bauen, sollte man nicht irrsinnigerweise davon Abstand nehmen, nur weil im NSDAP Programm mehr Autobahnen gefordert werden. Das ist doch absurd.

Werbung