Erfahrungsbericht von Mathelehrer/in am Gymnasium gesucht

  • Liebes Lehrerforum,


    ich habe 2023 mein Abitur geschrieben und werde entweder im Sommer- oder im Wintersemester diesen Jahres mit dem Studieren beginnen.

    Derzeit spiele ich mit dem Gedanken, Mathematik (natürlich in Kombination mit einem 2. Fach) auf Lehramt für das Gymnasium zu studieren.


    Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen: Der Mathematikunterricht in der Schule hat mir persönlich immer Spaß gemacht und ich hatte gute Noten in dem Fach. Deshalb habe ich während der Schulzeit, aber auch nach dem Abschluss regelmäßig privat im Bekanntenkreis Nachhilfe gegeben. Meine Nachhilfeschüler kamen dabei hauptsächlich vom Gymnasium. Mit der Zeit kamen immer wieder neue Nachhilfeschüler dazu, insgesamt waren es ca. 10. Der Nebenjob hat mir Spaß gemacht und ich habe Gefallen daran gefunden, mir Gedanken darüber zu machen, in welcher Reihenfolge und auf welche Art und Weise ich den Stoff am besten rüberbringen kann, so dass er für die Schüler verständlich ist. Mit der Zeit gab es immer wieder Erfolgserlebnisse, als z.B. einer meiner Schüler (der in Mathe schon länger de facto aufgegeben hatte) nach vielen intensiven Stunden in einer Klassenarbeit über Kurvendiskussion eine 2 geschrieben hat. Allgemein erhielt ich in der Regel positive Rückmeldungen.

    So entstand mit der Zeit die Idee, möglicherweise selber "richtiger" Lehrer zu werden. Ich stelle mir das Unterrichten eigentlich als eine sehr erfüllende (wenn vielleicht auch oft stressige/herausfordernde) Tätigkeit vor. Zudem gibt es natürlich noch andere Gründe (Gehalt, Vorteile als Beamter usw.), die durchaus für den Beruf als Lehrer sprechen.


    Natürlich unterscheidet sich die Arbeit an einer Schule von so einer Nachhilfetätigkeit enorm und es ist doch nochmal etwas völlig anderes, vor einer ganzen Klasse zu stehen.

    Deshalb würde ich mich sehr darüber freuen, falls jemand aus dem Forum, der/die selber Mathe unterrichtet, die eigenen Erfahrungen teilen könnte und möglicherweise ein bisschen beschreiben kann, was die positiven/negativen Aspekte sind (gerade auch konkret in Bezug auf das Fach Mathe).


    Viele Grüße!

  • Vielleicht solltest du deine Frage etwas konkretisieren/eingrenzen. Es gibt viele Vor- und Nachteile, die Mathematik mit sich bringt.

    Ich unterrichte das Fach jetzt im zweiten Jahr und könnte nur noch sehr unvollständig Auskunft geben.

  • onetoyou hmmmm, da gibt es verschiedenste konkretere Fragen, die mir einfallen. Zunächst mal ist Mathe ja traditionell ein Fach, an dem viele Schüler verzweifeln. Für viele Schüler ist es denke ich sogar eine Art "Hassfach", dass sie sich wegwünschen. Führt das bei dir als Lehrer auch zu Frust oder wie oder wie gehst du damit um? Stimmt es, dass für Korrekturen sehr viel weniger Zeit aufgewendet werden muss als in anderen Fächern? Und wie ist es mit der Unterrichtsvorbereitung, empfindest du die als sehr zeitfressend? Wie empfindest du allgemein das Stresslevel in dem Beruf, sehr hoch, erträglich oder eher weniger vorhanden? Gibt es irgendwelche ganz bestimmten Vor- oder Nachteile die du bei Mathe im Vergleich zu anderen Fächern siehst? Was das Studium angeht: Die Abbruchquoten in Mathe sind ja sehr hoch und das Studium gilt als Anspruchsvoll und zeitaufwändig. Würdest du im Nachhinein sagen, das Studium war dennoch interessant und hat es sich "gelohnt"?

  • onetoyou hmmmm, da gibt es verschiedenste konkretere Fragen, die mir einfallen. Zunächst mal ist Mathe ja traditionell ein Fach, an dem viele Schüler verzweifeln. Für viele Schüler ist es denke ich sogar eine Art "Hassfach", dass sie sich wegwünschen. Führt das bei dir als Lehrer auch zu Frust oder wie oder wie gehst du damit um? Stimmt es, dass für Korrekturen sehr viel weniger Zeit aufgewendet werden muss als in anderen Fächern? Und wie ist es mit der Unterrichtsvorbereitung, empfindest du die als sehr zeitfressend? Wie empfindest du allgemein das Stresslevel in dem Beruf, sehr hoch, erträglich oder eher weniger vorhanden? Gibt es irgendwelche ganz bestimmten Vor- oder Nachteile die du bei Mathe im Vergleich zu anderen Fächern siehst? Was das Studium angeht: Die Abbruchquoten in Mathe sind ja sehr hoch und das Studium gilt als Anspruchsvoll und zeitaufwändig. Würdest du im Nachhinein sagen, das Studium war dennoch interessant und hat es sich "gelohnt"?

    Das ist doch mal konkret! Ich werde mir heute (morgen?) mal die Zeit nehmen, darauf zu antworten.

  • Als Beamter erhält man kein Gehalt.

    Um die knappen Ausführungen des Kollegen Plattenspieler zu ergänzen: Natürlich bekommt man als Beamter Geld (zwischen viel zu wenig und recht ordentlich, je nachdem, wessen Lied man hier lauscht), es handelt sich aber nicht um ein Gehalt, sondern um einen Sold. Das ist im Alltag eher von theoretischer Bedeutung.

    Dennoch sollte man sich auch mit den Nachteilen des Beamtentums auseinandersetzen, bevor man sich mit dem Staat ins Bett legt.

  • Wir sind keine Soldaten oder Söldner.

    Das greifbare Ergebnis einer Besoldung ist aber nun mal ein Sold.

    muss man da nicht so pingelig sein.

    Ich bin Lehrer, was erwartest du?

  • Um den Feed mal wieder zum Thema zu lenken:

    Zunächst mal ist Mathe ja traditionell ein Fach, an dem viele Schüler verzweifeln. Für viele Schüler ist es denke ich sogar eine Art "Hassfach", dass sie sich wegwünschen. Führt das bei dir als Lehrer auch zu Frust oder wie oder wie gehst du damit um?

    Meine Schüler sind klasse. Viele geben offen zu, dass sie Mathe nicht mögen, gehen aber recht professionell damit um und machen trotzdem alles mit und bleiben am Ball. Da hab ich dieses Jahr aber wirklich Glück gehabt mit den Kursen. Das kann sicher anders laufen.


    Stimmt es, dass für Korrekturen sehr viel weniger Zeit aufgewendet werden muss als in anderen Fächern?

    Ja.


    Und wie ist es mit der Unterrichtsvorbereitung, empfindest du die als sehr zeitfressend?

    Eine ausreichende Stunde braucht keine fünf Minuten Vorbereitung. Im Fall einer Übungsstunde bedarf es wirklich nur zwei/drei Aufgaben aus dem Buch. Über die Sozialform entscheide ich dann spontan -- je nach Verfassung der SuS. Eine gute Stunde frisst dagegen gerne mal einen ganzen Nachmittag, aber das ist OK.


    Wie empfindest du allgemein das Stresslevel in dem Beruf, sehr hoch, erträglich oder eher weniger vorhanden?

    Das variiert stark. Im Mittel erträglich.


    Gibt es irgendwelche ganz bestimmten Vor- oder Nachteile die du bei Mathe im Vergleich zu anderen Fächern siehst?

    Der volle Lehrplan stört, da alles wichtig ist und aufeinander aufbaut. Darüber hinaus ist man mit Mathe beim Elternsprechtag immer voll ausgebucht. Sonst fallen mir nur Vorteile ein.


    Was das Studium angeht: Die Abbruchquoten in Mathe sind ja sehr hoch und das Studium gilt als Anspruchsvoll und zeitaufwändig. Würdest du im Nachhinein sagen, das Studium war dennoch interessant und hat es sich "gelohnt"?

    Lustigerweise habe ich Mathe nicht studiert. Ich erweitere gerade nachträglich an der Uni, scheinfrei. Die Inhalte sind verrückt, die Hintergründe meist aber sehr faszinierend.

  • Deshalb würde ich mich sehr darüber freuen, falls jemand aus dem Forum, der/die selber Mathe unterrichtet, die eigenen Erfahrungen teilen könnte und möglicherweise ein bisschen beschreiben kann, was die positiven/negativen Aspekte sind (gerade auch konkret in Bezug auf das Fach Mathe).

    Hallo,

    meine Erfahrungen sind leider eher negativ: Ich konnte nicht bis drei zählen, aber man musste mit mir rechnen.

  • Nö, meines Erachtens heißt es in Deutschland für Beamte Besoldung und nicht Sold. Aber egal...

    Besoldung 🫠 dir ist schon klar, dass Soldaten genauso Beamte (allerdings mit freier Heilfürsorge) sind.

  • Das ist nicht richtig.


    Beamte, Richter und Soldaten sind unterschiedliche Kategorien.

    Auch wenn teilweise dieselben Gesetze und Regularien einschlägig sind.


    Ich habe die Haarspalterei übrigens nicht angefangen, aber wenn man das tut, dann richtig.

  • 1. Erlebe ich anders, viele machen am liebsten Mathe, weil man da praktisch nicht schreiben muss. Außerdem ist es schön, wenn's *klick* macht, diesen Effekt hat man in kaum einem anderen Fach.

    2. Im Verhältnis schon, kann man sich vorstellen, wenn man an den Umfang seiner eigenen Mathe-, Deutsch- oder auch Bioklausuren denkt...

    3. Unterrichtsvorbereitung ist halt Teil der Arbeitszeit. Am Anfang dauert sie länger, mit ein paar Jahren Berufserfahrung geht sie schneller. Interessante, aktuelle Aufgaben und Projekte kann man weiterhin planen, wenn man Lust hat. (Mein eigener Lehrer, der wahrscheinlich so um Kriegsende geboren wurde, hat seine Vorbereitung minutiös in Schönschrift verfasst und damit jedes Jahr genau gleich unterrichtet. Falls nicht gerade Digitalisierung erfunden wird oder so, kommt man also ein paar Jahre mit seinen Ideen hin, wenn man Abwechslung scheuen sollte^^)

    4. Nimmt mit dem Alter oder eigenen Belastungen zu. Anstrengend finde ich nach wie vor den Umgang sonderbaren Eltern und inkompetenten Vorgesetzten. Menschen halt. Wenn man ein stabiles Selbstbewusstsein und gute Kommunikationsfähigkeiten hat, kommt man aber m.E. relativ unbeschadet durchs Arbeitsleben. Einzig der intellektuelle Anspruch fehlt und man muss ihn sich selbst suchen.

    5. Ich liebe die Anschaulichkeit, die zumindest bis zum Hauptschulabschlusses gegeben ist. Ich muss mir nichts ausdenken, um irgendwie zwanghaft Interesse zu wecken, sondern ich überlege mir, wie die SuS hinter einen Sachverhalt steigen können und bringe das dann in den Unterricht mit. Da muss man gar nicht erst mit langen Gesichtern diskutieren, ob das jetzt hochinteressant ist, fürs Leben taugt oder überhaupt verständlich ist. Dieses Genöle habe ich nur, wenn ich über unser Bundesland referieren oder das Prinzip der Ständegesellschaft vermitteln muss und die Kinder halt wirklich nicht das Konzept "Bundesland" oder "Gesellschaft" erfassen. Allerdings unterrichten ich nicht am Gymnasium, wie du dir nun denken kannst...

    6. Kann ich nicht beurteilen. "Aber anspruchsvoll und zeitaufwändig" darf ein Studium m.E. sein, das ist doch ein wichtiger Abschnitt im Leben. "Chillig und schnell erledigt" ist eigentlich gar nichts, was wichtig ist.

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