Meinungen Inklusion

  • Guten Abend,


    ich interessiere mich sehr für das Thema Inklusion an Schulen, da ich zwar theoretisch viel darüber gelernt, aber noch keine großen Praxiserfahrungen habe.


    Was denkt ihr darüber? Funktioniert die Inklusion gut oder was müsste eurer Meinung nach verbessert werden, damit sie besser klappt?


    Hat jemand Erfahrungen, wie die Zusammenarbeit in Teams mit unterschiedlichen Berufsgruppen funktioniert (z.B. Zusammenarbeit Sozialarbeiter*innen, Lehrkräfte etc.)?


    Liebe Grüße:gruss:

  • Jojooo

    Hat den Titel des Themas von „Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen beim Thema Inklusion“ zu „Meinungen Inklusion“ geändert.
  • Inklusion funktioniert gut, wenn die personelle Begleitung durch Förderschullehrkräfte und weitere Kräfte ausreichend gegeben ist, sowie es bei Bedarf ausreichende Differenzierungsräume gibt. Darüber hinaus kann diese meiner Erfahrung nach auch bei denjenigen Kindern gut funktionieren' die in ihrem Förderspektrum besonders leistungsstark sind, so dass diese auch leichter von Regelschulkräften ausreichend gefördert werden können. Leider ist die personelle und räumliche Ausstattung in den meisten Fällen aber völlig unzureichend für eine tatsächlich gelungene Inklusion.


    Erfahrung mit der Zusammenarbeit in Teams verschiedener Berufsgruppen hat wohl fast jede Lehrkraft, die zieldifferent beschulte SuS unterrichtet. Diese Zusammenarbeit funktioniert mal besser und mal schlechter, je nachdem, wer da mit welchen Haltungen, Interessen oder auch eigenem Verhalten zusammentrifft. Ich hatte so an meiner Refschule das zweifelhafte Vergnügen, wenn die Sonderpädagogin und die Integrationskraft beide erkrankt waren die Schulsozialarbeiterin als zweite Kraft mit im Unterricht sitzen zu haben, die sich dann zu meinem Befremden und dem der SuS immer selbst wie eine Schülerin gebärdet hat (sich melden, weil sie Unterrichtsbeiträge geben wollte, schnipsen, um schneller aufgerufen zu werden, „lustiges“ Reinrufen oder alternativ dann auch unvermittelt im Raum rumlaufen, wenn ich eine Arbeitsanweisung gebe). So etwas wäre bei unseren aktuellen Schulsozialarbeiterinnen undenkbar, dass diese sich derart aufführen würden. Mit denen ist insofern die Zusammenarbeit gleich in welcher Frage auch bedeutend einfacher.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hatte einen Autisten nebst Vollzeitbetreuerin in einer Klasse. Dadurch hielten sich die Probleme in engen Grenzen, die Zusammenarbeit mit ihr war ein Selbstläufer. War vermutlich die löbliche Ausnahme.

  • Was denkt ihr darüber? Funktioniert die Inklusion gut oder was müsste eurer Meinung nach verbessert werden, damit sie besser klappt?

    such mal im Forum, die Erfahrungen sind unterschiedlich, die Bedingungen in den Bundesländern um Welten verschieden.


    Mehrere Pädagogen und vor allem Pädagoginnen in einem Raum ist zu 97% konfliktbehaftet. In jedem Falle unabdingbar: Rollenklarheit, Aufgabenverteilung.

  • Aus der Perspektive der SuS muss man auch unterscheiden: wirklich schwierig (weitgehend unabhängig von dem jeweiligen inklusiven Organisationskontext) ist z.B. eine adäquate Beschulung in höheren Jahrgangsstufen von Schülern mit deutlichem Förderbedarf GE.


    Es hat sich ja nun doch herausgestellt, dass es SuS gibt, welche den 'geschützten Raum' Förderschule benötigen, in vielen Bundesländern ist der Rückbau des Förderschulsystems ja auch gestoppt werden (bzw. 'klammheimlich' werden Kapazitäten wieder aufgebaut).


    Für eine ernsthafte Diskussion ist die Fragestellung einfach zu allgemein.

  • :rofl:

    Ja, solange man nicht auf die Unterstützung einer sich derart gebärdenden zweiten Kraft angewiesen ist (was in der Gruppe zum Glück nicht der Fall war), kann (muss) man das mit Humor betrachten. ^^

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mehrere Pädagogen und vor allem Pädagoginnen in einem Raum ist zu 97% konfliktbehaftet. In jedem Falle unabdingbar: Rollenklarheit, Aufgabenverteilung.

    Danke für all eure Antworten!

    Wie denkst du denn, müsste die Zusammenarbeit gestaltet sein, damit sie besser funktioniert? Was kann man da aktiv als Lehrkraft machen?

  • Aktuell ist die Inklusion, zumindest bei uns eine Katastrophe.

    Von 22 Kindern haben 4 keinen IB Status, vorbeugende Maßnahme oder sind aus der DAZ Klasse.


    In meiner Klasse (diese habe ich 16 Stunden die Woche) habe ich 2 Stunden eine Förderschullehrkraft dabei und 2 Stunden unsere UBUs Kraft.


    Wir können den Schülerinnen und Schülern nicht gerecht werden. Daraus entwickelt sich bei vielen Kollegen und Schülern Frust.

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.:rose:

  • Meinst du, durch verstärkte Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiter*innen oder andere Lehrkräfte bzw. pädagogisches Personal ließe sich das lösen?

    Natürlich müsste das irgendwie strukturell verändert werden...

    Aktuell ist die Inklusion, zumindest bei uns eine Katastrophe.

  • Ich finde die Frage nach der Zusammenarbeit sehr schwierig.

    Die Inklusion ist so schlecht besetzt, dass die zusätzlichen Kräfte neben der Klassen-/Fachlehrkraft kaum existent sind.

    Man kann immer nur einen winzigen Anteil an Bedarf versorgen, nimmt die Ausnahmefälle, die anderen verbleiben ohne weitere Förderung, je mehr Mangel an der Schule, desto schlimmer.


    Für die Zusammenarbeit bräuchte es also zum einen eine weit bessere personelle Ausstattung.

    Dazu bräuchte es Zeiten für Absprachen für alle Beteiligte, die gleichermaßen auf das Deputat angerechnet werden.


    In meinem Bundesland kann ich zudem nicht erkennen, wie man auf die Inklusion vorbereitet und ausbildet oder fortbildet. Bisher habe ich noch immer den Eindruck, es sei ein Behelfskonstrukt,

    jeder geht von der bisherigen Aufgabe aus, keiner ist im Rahmen der Inklusion ausgebildet.

    Dazu kommt, dass sich die Vorgaben ständig ändern 7nd ständig Anpassungen notwendig sind, sodass man sich als Schule nicht finden und festlegen kann oder ständig wieder die bestehenden Absprachen überarbeiten muss.


    Zeit für Entwicklung gab es nie und sie ist im Mangel auch nicht leistbar.

    Sinnvoll wäre, in einer Arbeitsgruppe die Notwendigkeiten und Möglichkeiten an der Schule ausloten zu können, sinnvoll wäre auch, für verschiedene Vorgehensweisen die notwendige personelle wie auch räumliche Ausstattung zu definieren.

    Ähnliches gilt für DaZ, was man im weiteren Inklusions-Begriff hinzuzielen würde und was m.E.n. ähnliche Herangehensweisen braucht.


    Für die zwingend notwendige Differenzierung bräuchte man stets auch zusätzliches Personal und zusätzliche Räume, die aber nicht gegeben sind.

    Stellt man also jetzt ein Konzept auf und Absprachen her, sind es immer welche, die den Mangel einschließen … und womöglich zementieren.

  • Was den Personalmangel betrifft stimme ich dir voll und ganz zu, Palim!

    Siehst du also Inklusion unter den heutigen Umständen als gescheitert? Wäre es besser die Kinder in Förderschulen zu lassen?

  • Wann kann man vom Scheitern sprechen?


    Der Personalmangel trifft die FöS genauso und war hier vor der Umsetzung der Inklusion auch schon über Jahre gravierend,

    dann sind die FöS schlecht ausgestattet.

    Wird man dann vom Scheitern der Exklusion sprechen?

  • Was den Personalmangel betrifft stimme ich dir voll und ganz zu, Palim!

    Siehst du also Inklusion unter den heutigen Umständen als gescheitert? Wäre es besser die Kinder in Förderschulen zu lassen?

    Für manche Kinder sind Förderschulen definitiv die bessere Option. Hier in BW gibt es diese ja noch. Dort gibt es deutlich kleinere Lerngruppen, Sonderpädagoginnen und - pädagogen in jeder Stunde, sowie ggf. weiteres Fachpersonal, passende Hilfsmittel und Fördermaterialien, weil die Schulen auf verschiedene Förderschwerpunkte spezialisiert sind und anders als Regelschulen nicht im Zweifelsfall alle Arten von Förderstatusen in der Schule haben,... Für manche Kinder ist umgekehrt die Inklusion der bessere Weg oder könnte es sein, wären Regelschulen personell und räumlich vergleichbar mit Förderschulen ausgestattet.

    Man muss das Thema sehr differenziert betrachten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wann kann man vom Scheitern sprechen?


    Der Personalmangel trifft die FöS genauso und war hier vor der Umsetzung der Inklusion auch schon über Jahre gravierend,

    dann sind die FöS schlecht ausgestattet.

    Wird man dann vom Scheitern der Exklusion sprechen?

    Zumindest die Sonderpädagoginnen, mit denen ich schon zusammengearbeitet habe haben alle geäußert, dass an ihren Stammschulen eine deutlich besser eine Förderung möglich wäre als in der Inklusion dank kleinerer Klassen, besserer Ausstattung der Förderschulen mit passenden Materialien, ausreichend Differenzierungsräumen und eben auch in jeder Stunde Unterricht bei Förderschullehrkräften.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei der Versorgung mit DaZ gibt es ein ähnliches Vorgehen.

    Es gibt DaZ-Klassen, diese könnten klein sein und personell zusätzlich ausgestattet sein, sind sie aber nicht.

    Man kann die SuS der DaZ-Klassen am Unterricht der Regelklassen teilnehmen lassen, meist ist das zuerst in Sport, Kunst oder Musik der Fall.

    Man kann die SuS auch in die Regelklassen setzen, dann aber DaZ und zum Aufholen Mathe in kleineren Gruppen beschulen, für weitere Fächer überlegen, ob oder wie man die sprachliche Hürde überwinden kann.


    Ob nun Integration mit zeitweise zusätzlicher Förderung oder die Einrichtung spezieller DaZ-Klassen mit zeitweiliger Teilnahme an den Regelklassen, immer braucht es Räume und Personal, immer braucht es die Gestaltung des Überganges, immer braucht es auch Möglichkeiten, je nach Einzelfall flexibel bleiben zu können.

    Und immer ist die Bewertung auch von den sonstigen Klassen abhängig, davon, wie viele besondere Bedürfnisse ohnehin schon berücksichtigt werden müssen.


    Da man in den BL verschieden vorgeht, ist eine Bewertung immer auch an diesen Rahmen geknüpft und mir ist bewusst, dass die Bedingungen in der SekI wieder andere sind.

    Insgesamt reichen die Anstrengungen in keinem Bundesland bisher aus, selbst dort, wo es nicht FöS gibt, 3x mehr Schulpsycholog:innen beschäftigt sind und es zusätzliche Kräfte zur Förderung ist es nicht zufriedenstellend, davon kann in meinem BL nicht die Rede sein.

  • Was den Personalmangel betrifft stimme ich dir voll und ganz zu, Palim!

    Siehst du also Inklusion unter den heutigen Umständen als gescheitert? Wäre es besser die Kinder in Förderschulen zu lassen?

    Wer sind denn "diese Kinder" das ist doch alles total verkürzt. Lies doch bitte hier und/oder woanders erst mal etwas zum Thema.

  • Wer sind denn "diese Kinder" das ist doch alles total verkürzt

    Ich meinte Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die momentan eine Förderschule besuchen.

    Entschuldige, dass meine Fragen so unspezifisch sind. Im Rahmen einer Studie für die Uni muss ich eine Diskussion über Meinungen zum Thema Inklusion in einem Internetforum anstoßen und dokumentieren und da dachte ich mir, sei es wohl besser, die Fragestellungen möglichst offen zu halten.
    Auf jeden Fall finde ich es super, dass hier doch so differenzierte Antworten gegeben werden und würde mich freuen, wenn die Diskussion noch ein bisschen weiter laufen könnte. :)

  • Im Rahmen einer Studie für die Uni muss ich eine Diskussion über Meinungen zum Thema Inklusion in einem Internetforum anstoßen und dokumentieren

    Oh je. Ich fürchte, spätestens ab jetzt kannst du nur noch eine interessante Diskussion zum Thema „schlecht konzipierte Studien“ dokumentieren.

  • Im Rahmen einer Studie für die Uni muss ich eine Diskussion über Meinungen zum Thema Inklusion in einem Internetforum anstoßen und dokumentieren

    Das ist das Dümmste, was ich 2024 bislang gelesen habe, das Jahr geht ja gut los! Diesem Dozenten oder Dozentin sollte man möglichst schnell die Lehrbefähigung nehmen, das ist ja grauenvoll. :D:D:D

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