Wie mit Kollegen umgehen, die SoS auf Biegen und Brechen durchkriegen wollen?

  • Gerade bei den Elektrikern stoppen wir bspw. jeden, bei dem wir der Meinung sind, dass er/sie danach sich und andere gefährden würde. Wer also im dritten Ausbildungsjahr zeigt, dass er nicht gefahrlos eine Steckdose wechseln kann oder die Grundprinzipien der Arbeitssicherheit beherrscht fällt durch. Da kann man definitiv auch nicht mehr mit "ach der Junge ist gerade in einer schwierigen Phase" argumentieren. Niemand möchte die Situation erleben, dass Menschen sterben oder zu schaden kommen weil Personen durchgezogen wurden, die nichts an dem jeweiligen Punkt verloren haben.

    Was sind denn das für Plattitüden...

  • Wie siehst du das für Mathematik?

    Ähnlich. Natürlich haben sich auch im Fach Mathematik im Laufe der Jahrzehnte Inhalte des Unterrichts und damit auch der zentralen Abschlussprüfungen verändert. Das heißt aber nicht, dass die Prüfungen pauschal leichter geworden sind. Für entfallene Inhalte in einzelnen Teilbereichen sind dafür andere Inhalte in anderen Teilbereichen wieder hinzugekommen.

  • Was sind denn das für Plattitüden...

    Plattitüde unterstellen bei der großen Anzahl an Unfällen im Elektrobereich ist schon amüsant. Es muss noch nichtmal die Gefährdung einer Person sein, eine schlichte Sternpunktverschiebung ist schon ausreichend um einen gewaltigen Schaden anzurichten und wenn Personen kognitiv nicht in der Lage sind solche Dinge zu lernen, dürfen sie auch nicht auf die Allgemeinheit losgelassen werden.

    Würde hier ein Kollege auf biegen und brechen versuchen SuS durchzumogeln wäre der Aufschrei wesentlich heftiger als im Abitur. Ändert nichts daran, dass das durchwinken bis zum Abi eine unsägliche Geschichte ist.

    Noch eine andere Sache ärgert mich daran. Wir haben in meiner Stadt mehrere Gymnasien, GS und BBSen. Am Ende verleihen aber alle einen Abschluss mit der ein NC-Fach studiert werden kann und hier ist der Knackpunkt. Schüler aus den (besseren) Gymnasien sind gewaltig benachteiligt. Man könnte natürlich Eingangstests einführen aber genau so wird doch die Problemlösung wieder in die nächste Instanz verlagert.

    Die GS schiebt aufs Gymnasium (da in meinem BL Empfehlungsschreiben obsolet geworden sind *kopf gegen wand schlag*). Das überfüllte Gymnasium kann aus obigen Gründen nicht alles rauskehren was dort nicht hingehört und winkt dann auch nur noch durch. Falls es in der Oberstufe dort dann doch nicht ausreichen sollte, wird einfach an die BBS gewechselt und die möchte ihre Wahlschule halten. Also wird großzügig durchgewunken und sich damit beruhigt, dass ja die Profs an der Uni dann der Showstopper sind.

    Es war vor Jahren dann in meinem BL im Gespräch ob Unis nur noch Gelder erhalten sollten für erfolgreich abgeschlossene Studiengänge. Die Forderung wurde zwar nicht durchgesetzt aber wäre dem so gewesen oder kommt diese Änderung tatsächlich, dann gute Nacht. Dann haben wir eine Armada an Menschen, die man besser keine Brücken planen lässt, nicht operieren lassen sollte oder oder oder.

  • Wie siehst du das für Mathematik?

    Die kenne ich nur vereinzelt und vergesse sie wieder (aktuell also kein Vergleich möglich). Ich hatte in den letzten 16 Jahren 12 Chemie-LKs, aber keinen in Mathe. Ich habe zur Übung immer wieder die Aufgaben ab 2006 verwendet. (Davor Curriculumwechsel)

    (Chemie ist mein Lieblingsfach, für Mathe-LKs gibt es bei uns mehr als genug KollegInnen).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Noch eine andere Sache ärgert mich daran. Wir haben in meiner Stadt mehrere Gymnasien, GS und BBSen. Am Ende verleihen aber alle einen Abschluss mit der ein NC-Fach studiert werden kann und hier ist der Knackpunkt. Schüler aus den (besseren) Gymnasien sind gewaltig benachteiligt.

    Was sind denn bessere Gymnasien?

    Ob das Abitur an einem humanistischen Gymnasium, einem mathematisch- naturwissenschaftlichen oder einem Technischen Gymnasium erlangt wird, ist ja völlig egal. Alle führen zur Allgemeinen Hochschulreife. Bei den einen ist Latein ein schriftliches Prüfungsfach, bei den anderen Mathematik oder Umwelttechnik. Sonst gibt es keine Unterschiede.

  • Was sind denn bessere Gymnasien?

    Wir haben hier 4 Stück. 2 davon mit gutem Ruf und aussagekräftigen Noten (zumindest von denen die zu uns wechseln sagt die Note in bspw. Mathematik tatsächlich das aus was auch zu vermuten ist (egal ob 1,2,3,4,5 oder 6).


    Dann haben wir allerdings auch 2 Gymnasien im Brennpunkt bei denen die Devise ist, das jeweils andere Gymnasium noch zu unterbieten um mehr Schüler als die Konkurrenz zu bekommen. Von diesen beiden Schulen sagen die Noten absolut nichts aus und es ist auffällig, dass überproportional dort sehr gute Noten vergeben werden (sowohl in der 10, als auch in der Oberstufe). Schüler die dort mit Mathematik 1 oder 2 abgehen entsprechen teilweise noch nichtmal der Note 5 der anderen beiden.
    Wir führen hier in der 11 direkt einen Eingangstest am ersten Tag durch und vergleichen diese dann mit der Abschlussnote aus der 10 und es ist jedes Jahr immer dasselbe Spiel. Also ja, nicht nur GS/IGS/BBS verramschen Noten, auch so einige Gymnasien.

    Am Anfang vom Schuljahr hatte ich ein Gespräch mit einem Schüler, der mit Mathematik Note 2 an unsere Schule kam und im Eingangstest nichtmal den Kenntnisstand der Klassenstufe 6 erreichte. Auf meine Frage wie er denn zur der entsprechenden Zeugnisnote gekommen sei hieß es sinngemäß "die wollten mir nicht das Leben danach verbauen und meinten mit einer guten Mathenote gibts einen Ausbildungsplatz oder man wird an einer anderen Schule genommen".

    Diese Gespräche und diese Auffälligkeiten habe ich jedes Jahr, nicht bei einem sondern bei über der Hälfte aus entsprechenden Zubringerschulen. Es wird also systematisch, im ganz großen Stil Noten manipuliert wobei hier das Wort Manipulation dann in "pädagogischer Spielraum" ersetzt wird.

  • Und auf die Idee, dass ihr zu streng seid, seid ihr noch nicht gekommen. Alle Schulen taugen nichts bewerten zu gut, nur wir machen es richtig klingt arrogant und elitär.

    Alles Geisterfahrer außer mir.

    Vielleicht liegt die Wahrheit ja auch in der Mitte.

    Trotzdem gilt: Wenn ein Schüler einen guten Mittleren Abschluss hat, dann hat er schriftlich, dass er gute Chancen hat, wenn er die Schule weiter besucht, einen höheren Abschluss zu erlangen.

    Und wenn die neue Schule ihm gleich zeigt, daß er eigentlich nichts kann, ist das für mich elitär und eine pädagogische Katastrophe einem jungen Menschen gegenüber.

    Und wenn es am System läge, kann der Schüler auch nichts dafür.

  • Und wenn die neue Schule ihm gleich zeigt, daß er eigentlich nichts kann, ist das für mich elitär

    Das ist doch mit dem Rest des Beitrages ein Widerspruch in sich. Wenn ein Schüler mit vollkommen verschenkten Noten an eine andere Schule kommt und deswegen auf die Nase fällt, ist doch nicht die neue Schule schuld daran :autsch: .

    Es ist auch kein elitäres Denken. Wenn du meine vorherigen Beiträge hier im Thread gelesen hättest wüsstest du, dass ich sogar kein gutes Haar an meiner eigenen lasse was vereinzelte Kollegen und deren Notenfindung angeht.

    Wenn das Niveau der Klassenarbeiten konstant gehalten wird über die Jahre (was in Mathematik sehr einfach zu überprüfen ist) und die Noten immer schlechter werden kann man durchaus diskutieren und nach Gründen dafür suchen. Hier bin ich auch sehr offen, was aber nicht geht ist offensichtliche Gründe wegen politischer Korrektheit auszuklammern und sich davor zu verschließen, dass das Niveau insgesamt brutal abgebaut hat in den letzten 20 Jahren.

    Es ist auch zu kurz gedacht zu behaupten, dass die Kompetenzen der heutigen SuS in "anderen" Bereichen zu finden sind. Bspw. in der IT sind die Kenntnisse haarsträubend schlecht und das obwohl wir hier von "digital natives" sprechen. Warum die Leistungen immer weiter abnehmen ist sicher Diskussionsstoff für ein anderes Thema, die Konsequenz kann aber durchaus auch hier diskutiert werden. Nämlich Kollegen, die einfach nur noch durchwinken, Schulleitungen die um Reputation und Lehrerstellen fürchten und durchwinken und ein in sich krankes System bei dem über Jahrzehnte den SuS eingeredet wurde, dass das Abi "the way to go" und die Ausbildung schlecht sei.

    Ich verüble es also keinem Elternteil der einen feuchten Dreck auf eine Empfehlung gibt und das Kind einfach aufs Gymnasium steckt und mit aller Gewalt dort durchprügeln möchte. Ich kann auch jeden Schüler nachvollziehen, dass dieser auf Gedeih und Verderb die allgemeine Hochschulreife haben möchte. Mein Verständnis endet aber bei Kollegen die Noten verschenken auch wenn mir die ganzen Gründe klar sind (Ideologischer Fanatismus, Beförderung wollen, der SL gefallen wollen, bei guten Noten gibts eben keinen Stress mit Eltern/Schülern, unter dem Radar fliegen, weniger Diskussionen im Unterricht blablabla).

    Die Ausgangsfrage hier war wie wir damit umgehen und ich bin hier voll auf Konfrontationskurs mit dann entsprechenden, vereinzelten Kollegen. Interessanterweise sind diese Kollegen bei den Schülern extrem beliebt, bei den Kollegen aber durch die Bank verhasst weil es auch durchaus zu Folgeproblemen kommt, wenn man Problemschüler durch die 11 winkt und der Kollege im LK dann so richtig das Kotzen bekommt. Mal einen 12er Leistungskurs (englisch) unterrichtet bei dem ein guter Teil der Klasse auf Niveaustufe A1 ist? Gibts nicht? Doch gibts. Wie gesagt, wer es nicht glauben kann lade ich herzlichst zu mir in die Hospitation ein. So ein schmucker 12er LK bei dem im Vorjahr aufgrund einzelner Kollegen Schüler durchgewunken werden mussten, die eigentlich den Hauptschulabschluss nicht geschafft hätten aber das System sie immer weiter reicht.

    Da macht der Unterricht auch so richtig Spaß und Heterogenität bekommt so eine spezielle Würze und die SuS die wollen werden permanent gestört von denen die eigentlich nur da sind, weil es im Raum schön warm ist und monatlich das Kindergeld überwiesen wird.

  • Das ist doch mit dem Rest des Beitrages ein Widerspruch in sich. Wenn ein Schüler mit vollkommen verschenkten Noten an eine andere Schule kommt und deswegen auf die Nase fällt, ist doch nicht die neue Schule schuld daran :autsch: .

    Aber der Schüler ist auch nicht Schuld daran.

    Dieser kommt an die neue Schule mit einer guten Mittleren Reife. Und dann stehst du da und behauptest, diese wurde "verschenkt".

    Und der Schüler könne nichts.

    Und das empfinde ich als elitär. Mittlere Reife wurde nicht verschenkt. Mag das Niveau auch gefallen sein, der Schüler besitzt eine Mittlere Reife. Und wenn diese als gut bewertet wurde, ist es abwertend und nicht pädagogisch, diese Schüler nicht an dieser Position abzuholen, sondern diesen zu kommunizieren, dass sie eigentlich nichts können.

    Ich bin der Meinung, dass diese Kollegen sogar die Würde der Schüler verletzen und das macht mich wütend.

    Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und auch Schüler sind Menschen.

    Ihr könnt nix, verletzt meiner Meinung die Menschenwürde. Ein guter Pädagogen weiß das.

  • Mittlere Reife wurde nicht verschenkt.

    Äh ja doch von den entsprechenden Schulen schon. Soll ich hier die Definition von verschenken jetzt heraussuchen?

    diese Schüler nicht an dieser Position abzuholen, sondern diesen zu kommunizieren, dass sie eigentlich nichts können.

    Niemand sprach davon Schülern zu kommunizieren das sie nichts können. Wir schreiben einen Eingangstest und die Ergebnisse sprechen Bände, je nach Schule und der entsprechenden Noten (was bei dem einen Gymnasium eine 2, ist bei dem anderen eine 5). Kann/Darf/Sollte so nicht sein.

    Würde der Schüler verletzen

    Wo wird denn irgendeine Würde verletzt?

    Wenn bspw. ein Kind heute eine Siegerurkunde geschenkt bekommt, weil irgendeine Mutti sich darüber echauffiert wie das arme Kind sonst in der schlimmen Leistungsgesellschaft gebrandmarkt wäre mit einer Teilnehmerurkunde kann ich genauso Menschen verstehen, die dieser "Siegerurkunde" belächeln.

    Ich muss niemanden kein Zeugnis ernst nehmen oder irgendeine Beachtung schenken, wenn der Aussteller diese so manipuliert, dass dort nicht der Leistungsstand wiedergespiegelt wird. Das ist übrigens in der Wirtschaft genauso. Ich bin über die Kammern sehr eng mit Arbeitgebern in Kontakt und die belächeln manche Zeugnisse nur noch und ignorieren diese, da deren Aussagegehalt gegen 0 geht.

    Ein guter Pädagogen weiß das.

    Vielleicht würde 1-2 Tage real gearbeitet zu haben dazu führen, einen realistischen Blick auf die Welt zu entwickeln. Leider sehen wir immer wieder, dass manch eine (Regelschul)Lehrer/in noch nie einen Tag außerhalb der Schule verbracht hat und dann genau so argumentiert wie du es gerade tust. Solch ein Handeln richtet mehr schaden an als es nützt. Denn durch dieses Handeln belächelt dann Unternehmen gewisse Abschlüsse von entsprechenden Schulen und das ist ungerecht der Schüler gegenüber, die wirklich Leistung erbracht haben.

  • Selbstverständlich werden Schulabschlusse verschenkt. An jeder Schulform. Besonders der mittlere Schulabschluss und das Fachabitur sind in NRW extrem anfällig dafür, durch Somi-Noten gepusht reihenweise an jeden Schüler, der keinen Stress gemacht hat, zu verteilen.

    Beim Abitur ist es ein wenig schwieriger zu deichseln, aber auch das wird durch lächerliche Bestehensprüfungen und Zweitkorrekturen, die ihren Namen nicht verdienen, gerne mal verschenkt.

  • Ich finde das logisch. Was ist denn sonst dein Ziel, wenn du nicht aus allen Schülern sehr gute Leistungen heraus kitzeln möchtest. Der Lehrerwille dazu sollte schon da sein. Aufgrund der von dir genannten Unterschiede in Begabung, Motivation und Arbeitseifer, hat German es aber leider noch nie erreicht, obwohl er immer darauf hinarbeitet. Aber er tut es eben mit lauteren Mitteln und nicht durch das Verschenken von Noten, denn dann wäre die 1 ja nichts mehr werd und niemand hätte etwas davon.

    Mein Ziel ist, dass jeder Schüler und jede Schülerin entsprechend der individuellen Fähigkeiten das beste aus sich herausholen kann. Dazu erkläre ich den Stoff anschaulich, rege sie zum Denken, Lernen und Problemlösen an.Ich gebe Hilfestellungen, Übungsmaterial, berate, ermahne bei Bedarf und zeige auch mal die Konsequenzen. So gut, wie ich das in Klassen mir 20-30 Schülern machen kann. Ich freue mich über jede gute und sehr gute Leistung, zerbreche mir aber nicht den Kopf, wenn längst nicht alle dieses Niveau erreichen. Man sollte sich auch mal bewusst machen, was Note 3 bedeutet: „Die Leistung entspricht den Anforderungen.“ 2 und 1 heißen, dass die Anforderungen deutlich übertroffen werden. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass jeder Schüler Spitzenleistungen erbringen wird und daher fange ich nicht an, an mir zu zweifeln und meinen Unterricht zu überdenken, wenn nicht jeder eine 1 oder 2 bekommt.

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