Anwesenheit FHR Doppelqualifikation

  • Hi,

    guten Abend in die Runde.

    Ich arbeite an einem Berufskolleg in FHR, das die Doppelqualifikation anbietet. Wir haben ziemlich mit Fehlzeiten zu kämpfen, entschuldigt wie unentschuldigt, und ich bin es langsam satt und würde gerne Dauerschwänzern auf die Pelle rücken. Damit hier keine pädagogische Grundsatzdebatte losbricht: Ich möchte, dass möglichst alle SuS möglichst erfolgreich ein möglichst hochwertiges Fachabitur erwerben und es geht mir nicht darum, unliebsame Kandidaten rauszukicken. Aber zum Teil liegen die Fehlzeiten selbst im Prüfungsjahr bei 30 Prozent und es passiert einfach...garnichts. Es wird fröhlich zur Prüfung zugelassen und dann werden irgendwie beide Augen zugedrückt und es gibt mittlerweile wirklich in jedem Jahrgang Leute, die das Fachabi knallhart aussitzen und ich habe den VErdacht, dass sich das rumspricht.

    Der FHR-Unterricht ist schon nur einmal die Woche und in der Unter- und Mittelstufe schon nur 2x90 Minuten und dann im dritten Jahr 3x90. Ich finde das ist schon ein ziemlich geringer Aufwand.

    Jedenfalls scheint das vielen immer noch zu viel zu sein. Die Unterrichtsqualität leidet darunter, an Kontinuität und Lernprogression ist nicht zu denken, dazu kommen Verhaltensauffälligkeiten bei einigen der SuS wenn sie da sind.

    Ich weiß, dass man SuS von freiwilligen Zusatzangeboten ausschließen kann wenn die Schulleistungen/ Fehlzeiten im dualen System so schlecht sind, dass davon ausgegangen werden kann, dass der Berufsschulabschluss gefährdet ist.

    Ich weiß auch, dass man nicht mehr schulpflichtige SuS, die binnen 4 Wochen mehr als 20 Unterrichtsstunden unentschuldigt fehlen, ausschulen kann. Ich gehe davon aus, dass ich das auch auf den FHR-Unterricht anwenden kann. Diese Regelung dürfte aber in unserem Fall wenig Anwendungsfälle finden weil das bei all den Ferien, Feiertagen etc. kaum zu erreichen ist.

    Attestpflicht kenne ich auch aber Attestpflicht führt nur dazu, dass irgendein Doc Holiday einen Kunden mehr abrechnen kann.

    Einmal haben wir einen Schüler wegen massiven Fehlzeiten nicht zur Prüfung zugelassen, der lief mit seinem reichen Papa auf, der hat gefragt wo das Gesetz zu finden sei, das das erlaube, dann war das Thema gegessen.

    Ich weiß außerdem, dass man Feststellungsprüfungen anberaumen kann, wenn die Fehlzeiten ein gewisses Maß überschreiten, aber selbst wenn die Feststellungsprüfung 6 ist hat das im ersten und zweiten Jahr keinerlei Konsequenzen. Erst im dritten Jahr kann es zur Nichtzulassung zur Prüfung führen.

    Ich hätte gerne ein Druckmittel, das ich im günstigsten Fall nur mal andeuten aber nicht benutzen muss.

    Wer von euch arbeitet noch in der FHR-Doppelquali und wie geht ihr mit Fehlzeiten um?

    Danke für Antworten im Voraus,

  • Ich unterrichte in der Abendschule FHR, die bei uns (Berufliche Schule in SH) 2x 4 Stunden läuft.

    Die Möglichkeiten der Sanktionierung hängen wie immer vom Bundesland ab, aber ein erster Schritt kann es sein, jedem SuS für jede Stunde eine SoMi-Note aka mündliche Note zu geben. Für unentschuldigte Stunden ist das dann eine 6.

  • Die Möglichkeiten der Sanktionierung hängen wie immer vom Bundesland ab, aber ein erster Schritt kann es sein, jedem SuS für jede Stunde eine SoMi-Note aka mündliche Note zu geben. Für unentschuldigte Stunden ist das dann eine 6.

    Mir ist klar, dass es gemacht wird, aber Fehlzeiten, auch unentschuldigte, sind kein Grund eine 6 einzutragen (zumindest in NRW). Das würde dir bei jedem Widerspruch sofort um die Ohren fliegen.

  • Ich reihe mich hier mal interessiert ein, glaube aber nicht, dass etwas bei der Diskussion rumkommt.

    Bei uns z.B. ist es überhaupt nicht gewünscht, dass auch nur ein Schüler ausgeschult wird, da wir massiv mit dem Rückgang der Schülerzahlen zu kämpfen haben. Wir müssen alles nehmen was sich bewirbt und sollen nicht ausschulen/rauswerfen.

    Das alles ist politisch so gewollt, denn oft sind unsere SuS gar nicht in der Lage sich am Erwerbsleben zu beteiligen. So hängen sie wenigstens noch ein paar Jahre in irgendwelchen Bildungsgängen rum bevor es endgültig ins Bürgergeld geht. Da gehts nur um Schönen von Statistiken und um nichts anderes.

    Selbst im beruflichen Gymnasium hatten wir im letzten Klausurdurchgang 40-50% Fehlzeiten.

    Wir sind als Kollegium einfach nur noch ratlos wie man damit umgehen soll. Die Krone hat vor ein paar Monaten die Bezirksregierung dem ganzen aufgesetzt indem es uns mitteilte, dass keine Atteste mehr eingefordert werden dürfen, auch nicht für verpasste Klausuren.

    state_of_Trance : Warum darf ich für unentschuldigte Fehlzeiten nicht die Note "ungenügend" geben? Das wurde uns im Seminar genau so beigebracht und wird auch von vielen KuK hier praktiziert.

  • state_of_Trance : Warum darf ich für unentschuldigte Fehlzeiten nicht die Note "ungenügend" geben? Das wurde uns im Seminar genau so beigebracht und wird auch von vielen KuK hier praktiziert.

    Vielleicht verwechsle ich es mit entschuldigten Fehlstunden, bei uns wird das so klar nicht differenziert.

    Man kann auf jeden Fall keine Note geben auf Stunden, die nicht gewesen sind. Man kann aber argumentieren, dass natürlich diese Inhalte nicht gezeigt werden konnten und dann in Folgestunden Grundkenntnisse aus diesen Stunden gefehlt haben.

  • Vielleicht verwechsle ich es mit entschuldigten Fehlstunden, bei uns wird das so klar nicht differenziert.

    Man kann auf jeden Fall keine Note geben auf Stunden, die nicht gewesen sind. Man kann aber argumentieren, dass natürlich diese Inhalte nicht gezeigt werden konnten und dann in Folgestunden Grundkenntnisse aus diesen Stunden gefehlt haben.

    Ich bezog mich jetzt konkret auf unentschuldigte Fehlstunden, die werden, zumindest von mir, mit der Note "ungenügend" bewertet.


    Entfallene Stunden werden natürlich nicht gewertet, klar.

    Hier liegt übrigens auch der Knackpunkt bei den SuS um die es in diesem Thema hier geht: Diese ganze Entschuldigen hat auch nur dann einen Effekt, wenn wirklich lückenlos alles entschuldigt ist. Vergisst ein Schüler einmal eine Entschuldigung wird die daraus resultierende 6 mit einem starken Gewicht in die Endnote eingehen, wenn ansonsten 70% der Stunden entschuldigt gefehlt wurde.

  • Ihr erachtet bei 70% Fehlzeiten eine Bewertbarkeit noch als gegeben?


    Vielleicht ist das das Problem...

    Dann wäre an meiner Schule der größte Teil der SuS überhaupt nicht mehr bewertbar, wenn 70% schon als problematisch angesehen wird. Moment, es ging um FEHLZEITEN von 30%, also Anwesenheiten von 70%. Nicht Fehlzeiten von 70%. Das wäre selbst bei uns zu krass.

  • Ich kann dir leider keine guten Tipps geben, nur meine Zustimmung, dass solche Zustände nervenaufreibend sind.

    In Hessen gibt es eine ähnliche Variante, fatalerweise zählen dabei im Endeffekt nur die Noten der Abschlussprüfung, sodass vorher 0,00 Notendruck herrscht und auch die Anwesenheit stark eingeschränkt ist. Es ist kaum möglich, wirkliche Unterrichtsreihen zu machen, weil es ein ständiges Kommen und Gehen ist. Eine Ausschulung erfolgt nicht wg sinkender Schülerzahlen und entsprechender Lehrerstellenzuweisungen.

    Ich finde es sehr unfair gegenüber den Mitschülern und Lehrkräften, aber das juckt niemanden. Mittlerweile denke ich mir eben auch, dass es so gewollt ist und ich rege mich nun viel weniger darüber auf. Alles andere kostet unnötig Kraft und Energie.

  • Danke für eure bisherigen Antworten.

    Also unentschuldigte Fehlstunden bewerte ich mit 6. Das ist auch gesetzeskonform, §48 Abs. 5 Schulgesetz NRW. Schüler in der SekII haben eine Mitwirkungspflicht und eine Bringschuld, ich habe keine Holschuld mehr. Wenn jemand blau macht ist das für die Somi eine 6.Wenn jemand eine Klausur blaumacht, ebenfalls 6. IN beiden Fällen rechne ich das in der entsprechenden Proportion in die Gesamtnote ein.

    Das Problem ist, in den ersten beiden Jahren ist das bei Fächern, die fortgeführt werden, total egal weil man nicht sitzenbleiben kann und nur die Vornote im letzten Jahr und die Note der Abschlussprüfung zusammendie Endnote ergeben. Z.B. Vornote (alle Leistungen des Prüfungsjahres) 4, Abschlussprüfung 3, vorläufige Endnote 3.

    Naja, man reagiert entsprechend. 70% Fehlzeit ist eigentlich nicht mehr bewertbar, somit keine Versetzung, kein Einbringen des Kurses oder eben ultimativ kein Abschluss.

    Wie gesagt, versetzt wird auf jeden Fall, selbst bei 8 Sechsen auf dem Zeugnis weil es eine Doppelquali ist, d.h. duale Berufsausbildung plus Abendschule, da kann man nicht sitzenbleiben.

    Deine 70 Prozent mal vorausgesetzt, und dann passiert was? Eben. Da hätte ich gerne eine handfeste Regelung zu.

    Man kann eine Feststellungsprüfung anberaumen. Die bleibt aber, selbst wenn sie mit ner 6 endet, in den ersten beiden Jahren ohne Konsequenzen.

    Im letzten Jahr kann man diese Note in die Vornote einfließen lassen, die über die Prüfungszulassung entscheidet.

    Bis dahin hat man aber so einen Schüler achon knapp drei Jahre mitgeschleift.

    Deswegen ist meine Frage an Kolleg*innen, die in der Doppelqualifikation arbeiten, wie sie mit Fehlzeiten umgehen.

    Kein Abschluss, Bolzbold, geht eben so einfach nicht. Aufgrund von Fehlzeiten alleine kannst du noch nicht einmal die Prüfungszulassung verweigern, ohne Feststellungsprüfung.

    Ich hätte gerne eine Lösung mit der ich Schülern bereits in den ersten Monaten auf die Pelle rücken kann.

    Und ja genau, weil z.B. durch das permanente Kommen und Gehen Reihenplanung, Progression, Unterrichtskontinuität einfach nicht mehr möglich sind.

  • Für den Unterricht stelle ich mir das sehr ätzend vor, wenn es aber wirklich keine Auswirkungen hat, kann ich wiederum auch verstehen, dass es zum Blaumachen einlädt. Wichtig ist am Ende ja nur die Prüfungszulassung - wenn man hier korrekte Noten setzt, bekommen die Dauerabwesenden ihre Quittung ja vermutlich spätestens hier und sind dann halt raus. Was spricht dann dagegen, bis dahin einfach normalen Unterricht - also ohne große Rücksichtnahme auf Gelegenheitsteilnehmer - mit den (ggf. wenigen) Anwesenden durchzuziehen?

  • Hi, dagegen spricht, dass du z.B. keine Referate machen kannst, keine Projekte, keine Unterrichtsinhalte, die nicht innerhalb einer Sitzung abgeschlossen werden etc. Du kannst eigentlich nur sehr wenig in die Hände der Schüler legen, wenn die dann nicht kommen, ihre Gruppenmitglieder im Regen stehen lassen, etc. Es stört auch ungemein wenn du irgendwas behandelst wofür die letzte Stunde wichtig war, aber da sitzen 12 Leute die letzte Stunde nicht da waren, aber dafür sind 9 Leute nicht da die letzte Stunde da waren.

    Natürlich versuche ich das alles so gut wie möglich hinzukriegen aber die Qualität von Fremdsprachenunterricht leidet darunter schon.

    Außerdem geht es mir, um ehrlich zu sein, auch gegen den Strich, Leute auf Fachhochschulen loszulassen, die im Fachabi permanent blaumachen. Und meine 5 auf dem Zeugnis hindert die daran leider nicht, und meine Kolleg*innen sind z.T. sehr nachdichtig mit den Noten.

  • Ja ok, das verstehe ich. Ist bei uns auch teilweise so, Projekte oder Gruppenarbeiten oder verlässliche Referate funktionieren nur sehr begrenzt.

    Beim letzten Punkt muss man sich vielleicht ab und an vor Augen halten, dass es ja scheinbar so gewollt ist, sonst würden Minderleistungen in der "Vorlaufzeit" anders reinzählen.

  • Hi, dagegen spricht, dass du z.B. keine Referate machen kannst, keine Projekte, keine Unterrichtsinhalte, die nicht innerhalb einer Sitzung abgeschlossen werden etc. Du kannst eigentlich nur sehr wenig in die Hände der Schüler legen, wenn die dann nicht kommen, ihre Gruppenmitglieder im Regen stehen lassen, etc. Es stört auch ungemein wenn du irgendwas behandelst wofür die letzte Stunde wichtig war, aber da sitzen 12 Leute die letzte Stunde nicht da waren, aber dafür sind 9 Leute nicht da die letzte Stunde da waren.

    Ich mache all diese Formate schon längst nicht mehr. Ist halt so an manchen Schulformen.

  • Habt ihr mal darüber nachgedacht, die Stunden in den Vormittag zu legen? Dann ist eine andere Verbindlichkeit dahinter, da der Betrieb dann extra nochmal freistellen muss.

    Für die Betriebe ist das eine Möglichkeit, Azubis zu bekommen, die eigentlich erst die FHR machen wollen (oder die Eltern wollen es). Sie müssen dann einen Berufsschultag pro Halbjahr mehr investieren. Die Betriebe nutzen das auch als Möglichkeit der Werbung für das eigene Unternehmen. „Komm zu uns, wir ermöglichen dir das absolvieren der FHR während der Ausbildung.“

  • Und meine 5 auf dem Zeugnis hindert die daran leider nicht, und meine Kolleg*innen sind z.T. sehr nachdichtig mit den Noten.

    Das macht der Großteil der KuK bei uns auch. Ist doch auch der einfachste Weg: Du bist der King bei einem Großteil der SuS, weil du so "chillig" bist, Handys erlaubst etc. Dann am Ende allen ne 3 oder besser geben (natürlich auch bei denen, die 70% unentschuldigt gefehlt haben) und du hast nie ne Nachprüfung oder Beschwerden über Noten. Den kompletten Karteileichen wird natürlich auch die 6 gegeben, würd ja sonst auch auffallen.

    Spricht man KuK auf der ZK darauf an wie es denn sein kann, dass Schüler mit ausschließlich unentschuldigten Fehlstunden auf solche Noten kommen wird nur gegrinst und man bekommt so Sprüche wie "Du lernst auch noch wie man das macht ;-)" o.Ä.

    Dafür sitze ich jedes Jahr in den Sommerferien hier für die Nachprüfungen, weil ich einer der wenigen bei uns bin, der auch 5en verteilt.

    Bin mittlerweile auch an dem Punkt, dass es von oben so gewollt ist, von daher werde ich da in Zukunft auch anders mit umgehen. Dann muss man sich halt nur nicht wundern wenn Unternehmen ankommen und fragen wie es sein kann, dass ein Schüler mit einer 3 in Mathe mit Fachabi nicht mal zwei einfache Brüche addieren kann..

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