Notengebung bei hohen Fehlzeiten

  • Ich schreibe jede Woche eine Note für die Schüler auf, die für mich sichtbar mitgearbeitet haben. Alle anderen werden von mir in der Folgewoche gezielt beobachtet und ggf. auch aufgerufen, damit ich da auch eine Notengrundlage habe. Also hat jeder Schüler mindestens alle zwei Wochen eine Note da stehen.

    Zur grundsätzlichen Frage des Threads: mehr "nicht bewertbar" als "habe ich in dem Halbjahr nie gesehen" gibt es doch gar nicht, oder?

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Muss man den Ausgangspost immer löschen, nachdem sich User:innen die Mühe gemacht haben, zu antworten?

    Entweder überlege ich mir vorher, welche Details ich preis gebe (Datenschutz, Wiedererkennungeffekt, ...) oder ich lasse es bleiben (und lösche es dann nicht). Entweder überlege ich mir vorher, wie ich mit (auch mir unangenehmen) Antworten umgehe (und halte es aus) oder ich lasse es bleiben (und lösche es dann nicht).

  • Ich schreibe nach jeder Stunde im Schnellverfahren Noten auf, teilweise mit kurzem Kommentar. Wüsste auch gar nicht, wie ich sonst auf Endnoten kommen sollte. Selbst am Ende einer Woche weiß ich doch nicht mehr, wie jemand am Dienstag in der 2. Stunde mitgearbeitet hat.

    Wenn jemand nie da war, ist der Fall doch klar. Mich nerven eher Fälle, die ich 3x im Semester gesehen habe und die nichtmals Klausuren schreiben.

  • Nun - es ist auch hilfreich, nach den Gründen für die Fehlzeiten zu suchen.

    In einer meiner 8.Klassen hatte eine Schülerin viele unentschuldigte Fehltage. Sie war auch recht renitent.
    Ich habe mich bei Mitschülern und der Schulsozialarbeit umgehört - danach bot sich ein differenziertes Bild. Die allein erziehende Mutter war alkoholkrank. Es gab drei jüngere Geschwister und das Mädchen nahm die Rolle der Ersatzmutter - auch für das Baby - wahr. Sie hatte schlicht Wichtigeres zu erledigen, als meinem Unterricht zu lauschen. In Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeit und Jugendamt wurde eine Familienhilfe organisiert und das Mädchen hat noch erfolgreich den HS-Abschluss abgelegt.

    Anekdote aus meiner eigenen Schulzeit:
    In der 13.Klasse - als es auf das Abitur zuging - habe ich meinem Sport-, Deutsch- und Klassenlehrer eine 6-seitige Entschuldigung und Bitte um Freistellung vom Sportunterricht über eine Passage von Ortega y Gasset zur Sinnhaftigkeit körperlicher Ertüchtigung für einen kreativen Menschen geschrieben. Ich benötigte die Nachmittagstunden, um meine Mappe für die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie zusammenzustellen. Den Schriftsatz hatte ich grafisch ausgestaltet. Er hat mich freigestellt. Heutzutage wäre das vermutlich nicht mehr so unbürokratisch "handlebar".
    Einige aus der Klasse - mich eingeschlossen - saßen nach Abschluss der schriftlichen Prüfungen mehrfach in seinem Wohnzimmer, wo wir mehrere Flaschen Wein zusammen geleert haben. Meine Entschuldigung hing gerahmt über seinem Schreibtisch. 8)
    Es gibt Gründe für Fehlzeiten.
    Zu meiner Zeit gab es noch eine verpflichtende Abiprüfung im Fach Sport. Wir Jungs hatten folgende Kleiderordnung verabredet: Entweder Lederhosen oder Sportkleidung der Großeltern oder des Vaters. Vor der Prüfung haben wir uns noch im Löwen mit 1-2 Woiza gestärkt. Die Prüfung ging in die Schulgeschichte ein. Der Fremdprüfer stand lachend und kopfschüttelnd am Rand der Sporthalle - genauso wie unser Lehrer. Alle haben bestanden.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ja, natürlich haben alle furchtbar wichtige Gründe zu fehlen. Trotzdem liegt es in der Eigenverantwortung des Einzelnen, ein Minimum an bewertbaren Leistungen zu erbringen - gerade, wenn der Schulbesuch freiwillig ist.

  • Natürlich. Und daher wird bei uns bei der zweiten Mahnstufe auch die Schulsozialarbeit eingeschaltet.

    Was? Berufsbildende Schulen arbeiten pädagogisch? Die Schulen doch normalerweise einfach nur ab und scheren sich nicht mehr um die Kids. Echte pädagogische Arbeit findet ausschließlich an der Werkrealschule in BW statt. Ich erzähle dir mal, wie das ist:
    Einmal, im Ferienlager, da war ein Schüler, der einfach nur….

    Ups. Moment.
    Sorry, da ging der Wolfgang mit mir durch.

  • Gott bewahre uns.

    q.e.d.

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