Ethikunterricht wie?

  • Soweit ich weiß, werde ich als Politiklehrerin nicht von einer Partei entsendet und es steht keine Partei auf dem Namen meines Faches!!

    Okay, aber meine Lehrer haben es jede Stunde häufig erzählt, bei meinen Kollegen weiß ich es nicht.

    Ich finde die fehlende Transparenz eher problematischer, wenn man weiß, er kommt von der katholischen Kirche kann man seine Meinung eher einordnen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Gut, aber es gibt unter allen Fächern Arschlöcher und womöglich hat er es auch in seinem Zweitfach genauso gemacht.

    Je nach Kurs und Thema können SuS vll merken, dass ich gegen neoliberale Marktwirtschaft bin und gegen Rassismus, ich hab schon Einser und Zweier an einen Schüler, der heute mit seinen Argumenten die AfD wählen würde oder an FDP-Nachwuchs. (Genauso wie ich viel Spass an Advocatus Diaboli habe)

  • Soweit ich weiß, werde ich als Politiklehrerin nicht von einer Partei entsendet und es steht keine Partei auf dem Namen meines Faches!!

    Die Religionslehrkraft hat aber allein für den Reli-Unterricht gesagt, dass sie diesen Unterricht im Sinne der Konfession (ev/kath) unterrichten wird. Es wird weder erwartet, dass man eine bestimmte Richtung innerhalb dieser Konfessionen vertritt, noch dass man eine religiöse Position in allen Fächern einnimmt.

    Hinzu kommt, dass das Curriculum ja eine kritische Auseinandersetzung mit den Positionen einfordert und nicht eine alleinige Lehrmeinung vertritt. Zudem wird nicht die Glaubenszugehörigkeit bewertet, sondern es gibt, wie in jedem Fach, Kriterien und Kompetenzen, die zur Bewertung herangezogen werden.

  • Das ist mir schon klar, trotzdem finde ich es weiterhin wünschenswert, dass Relilehrkräfte kein Ethik unterrichten.

    Obwohl es rein nach Lehrplan und Kompetenzen geht, kann man nicht KR und ER studieren, ich fände es halt gut, wenn das parallele Fach auch gesperrt wäre. Müsst ihr nicht so sehen, mein Relikollege ist wohl auch dagegen, wenn er mir erzählt, er würde dasselbe unterrichten, …

  • Die Religionslehrkraft hat aber allein für den Reli-Unterricht gesagt, dass sie diesen Unterricht im Sinne der Konfession (ev/kath) unterrichten wird. Es wird weder erwartet, dass man eine bestimmte Richtung innerhalb dieser Konfessionen vertritt, noch dass man eine religiöse Position in allen Fächern einnimmt.

    Hinzu kommt, dass das Curriculum ja eine kritische Auseinandersetzung mit den Positionen einfordert und nicht eine alleinige Lehrmeinung vertritt. Zudem wird nicht die Glaubenszugehörigkeit bewertet, sondern es gibt, wie in jedem Fach, Kriterien und Kompetenzen, die zur Bewertung herangezogen werden.

    Ethik ist aber nicht irgendein Fach, sondern ausgerechnet das Ersatzfach für Religionslehre für SuS, die aus "Glaubens- und Gewissensgründen" aus dem Religionsunterricht ausgetreten sind (sofern sie bereits religionsmündig sind). Dass die gleiche Lehrkraft auch das Ersatzfach unterrichten soll, ist absurd und wird an den meisten Schulen, die ich kenne, auch nicht praktiziert.

    Die von dir genannte kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten findet im Religionsunterricht statt, aber nur eingeschränkt, zumindest wenn man sich an die Bildungspläne hält.

  • ...

    Die von dir genannte kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten findet im Religionsunterricht statt, aber nur eingeschränkt, zumindest wenn man sich an die Bildungspläne hält.

    Es scheint mir auch ein Unterschied zu sein, ob man als Christ auch mal eher folkloristisch die Feiertage und Grundregeln anderer Religionen anschaut oder ob man Religionen aus wissenschaftlicher Sicht grundsätzlich betrachtet und vergleicht. Nicht dass eine Ethik-Lehrkraft keiner Religion angehören dürfte, aber das Grundverständnis ist doch ein anderes als bei einer Religionslehrkraft oder nicht?

    Ich bin jedenfalls schon überfordert, wenn ich versuche, mich ernsthaft mit dem Buddhismus auseinanderzusetzen. Die Weltsicht ist eine ganz andere. Ich bin definitiv krass christlich geprägt, wenn ich auch noch tiefgläubig wäre, ich wüsste nicht, ob ich einen neutralen Ethikunterricht halten könnte, auch bei bestem Willen.

  • Es scheint mir auch ein Unterschied zu sein, ob man als Christ auch mal eher folkloristisch die Feiertage und Grundregeln anderer Religionen anschaut oder ob man Religionen aus wissenschaftlicher Sicht grundsätzlich betrachtet und vergleicht. Nicht dass eine Ethik-Lehrkraft keiner Religion angehören dürfte, aber das Grundverständnis ist doch ein anderes als bei einer Religionslehrkraft oder nicht?

    Die Religionslehrkraft hat sich wissenschaftlich mit Religion beschäftigt, andere haben das nicht.

    Ich kenne einige, die wegen ihres tiefen Glaubens das Theologie-Studium abgebrochen haben, gerade weil sie sich nicht auf diese Weise mit Religion beschäftigen wollten.

  • Die Religionslehrkraft hat sich wissenschaftlich mit Religion beschäftigt, andere haben das nicht.

    Das stimmt nicht. Ich musste Module in Religionsphilosophie und Religionswissenschaft belegen, um Ethiklehrer zu werden. Meine Masterarbeit habe ich zu diesem Thema verfasst und plane aktuell in Religionsphilosophie zu promovieren. Im Rahmen meines Philosophiestudiums habe ich mich sehr intensiv mit Religion auseinandergesetzt und dadurch die nötigen Kompetenzen erworben, um dieses Thema im Ethikunterricht zu unterrichten. Jede gut ausgebildete Philosophie- bzw. Ethiklehrkraft hat sich wissenschaftlich mit Religion beschäftigt, jedoch ohne konfessionelle Bindung.

  • Ich erwarte, dass sich Ethik-Lehrkräfte mit Religionen beschäftigt haben. Die Annahme, dass Ethik-Unterricht ohne einen Blick auf Religionen auskäme, ist falsch... war aber in meinem Kollegium schon verbreitet.

    Ich erwarte, dass sich Lehrkräfte mit Ethik beschäftigt haben. Dafür ist ein (Teil-)Studium der Philosophie als ergänzendes Studienfach sehr hilfreich.
    Ob die Verfechter der Religion(en) immer ethisch verfahren, muss man getrost in Frage stellen. Das beginnt beim undemokratischen Alleinvertretungsanspruch und endet nicht bei LSBTIQ, Abtreibung oder den unseligen Christianisierten Eiferern in den USA oder unseren Freunden von den Zeugen Jehovas. Religionen kommen nicht ohne einen Funken Ethik und ein moralisches Grundgerüst aus, bauen jedoch drumherum ein sekundäres Regelwerk, das oft unethisch und auf Machtgewinnung ausgerichtet ist. Ethische Grundüberzeugungen und Regelwerke sind dagegen ein Grundgerüst des menschlichen Zusammenlebens. für das man kein Spaghettimonster benötigt.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Palim meinte wahrscheinlich, dass Religionslehrkräfte besser ausgebildet sind, um Ethik fachfremd zu unterrichten als es Sportlehrer sind.

    Dann habe ich deinen Beitrag wohl falsch verstanden, Palim.

    Dass Lehrkräfte mit einem Theologiestudium fachlich besser ausgestattet sind, um fachfremd Ethik zu unterrichten, glaube ich auch. Aber es ging ja nicht um Fachkompetenzen, sondern um das Neutralitätsgebot und dass man mit einer kirchlichen Lehrbeauftragung womöglich nicht die richtige Lehrkraft sein kann, um das Ersatzfach für Religionslehre zu unterrichten.

  • Palim meinte wahrscheinlich, dass Religionslehrkräfte besser ausgebildet sind, um Ethik fachfremd zu unterrichten als es Sportlehrer sind.

    In meinem Studiengang als GHS-Lehrkraft hatte ich neben Pädagogik und den beiden Unterrichtsfächern auch 8 Semester Philosophie als ergänzendes Studienfach belegt. Das erziehungswissenschaftliche Studium bestand zu meiner Zeit aus: Allgemeiner Pädagogik, Schulpädagogik und einem verpflichtenden Ergänzungsfach, zu wählen aus Philosophie, Psychologie, Soziologie oder Theologie. Durch die Umstellung auf das Bologna-Modell mit Bachelor/Master wurden diese Fächer als eigenständige, ergänzende Studienfächer an den PH'en abgeschafft.

    Mein Philosophiestudium hatte mich für SL und Schulamt dafür qualifiziert, "fachfremd" auch evangelische Religionslehre zu unterrichten.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Dann habe ich deinen Beitrag wohl falsch verstanden, Palim.

    Dass Lehrkräfte mit einem Theologiestudium fachlich besser ausgestattet sind, um fachfremd Ethik zu unterrichten, glaube ich auch. Aber es ging ja nicht um Fachkompetenzen, sondern um das Neutralitätsgebot und dass man mit einer kirchlichen Lehrbeauftragung womöglich nicht die richtige Lehrkraft sein kann, um das Ersatzfach für Religionslehre zu unterrichten.

    Ich habe in den letzten Tagen herausgefunden, dass bei uns in der APO-BK Anlage D bzw. den dazugehörigen Verwaltungsvorschriften auch vorgesehen ist, dass Psychologie ein Ersatzfach für Religion sein kann. Das fand ich spannend. Allerdings kann das Ersatzfach nicht als Prüfungsfach im Abitur belegt werden.

  • Palim meinte wahrscheinlich, dass Religionslehrkräfte besser ausgebildet sind, um Ethik fachfremd zu unterrichten als es Sportlehrer sind.

    Ja, ich hatte zuvor schon geschrieben:

    Die Annahme, dass Ethik-Unterricht ohne einen Blick auf Religionen auskäme, ist falsch... war aber in meinem Kollegium schon verbreitet.

    In NDS wird das Fach Ethik (Werte und Normen) an den GS erst aufgebaut, es gibt so gut wie keine Lehrkräfte dafür (und auch keine Stundenzuweisungen), Schulen können sich für Schulversuche/ Erprobungsphasen bewerben, es kommt aber nicht jede Schule zum Zug.

    Aber es ging ja nicht um Fachkompetenzen, sondern um das Neutralitätsgebot

    Es ging doch im Ausgang darum, wie man Ethik unterrichtet und der/die TE ist Reli-Lehrkraft, bringt also einiges mit.

    Ich habe keine Ahnung, wie Ethikunterricht in der GS funktioniert. Leider kann ich auch nicht hospitieren, weil der ganze Ethik- Unterricht in den anderen Klassen parallel mit meinem unterrichtet wird. Dazu kommt noch, dass ich eigentlich Reli-Lehrkraft bin.

    Wir haben viele Jahre den Lehrkräftemangel mit verschiedenen Kräften aufgefangen. Lehrkräfte, die aus anderen Schulformen kamen, musste man nicht das Fach an sich erklären, wohl aber spezifische Aspekte der Grundschule.
    Fachfremden muss man das Fach erklären, das finde ich in Reli sehr schwierig.
    Es gibt weiterhin die Vorstellung von „Kindergottesdienst“ oder „Bibelgeschichten hören und Bilder ausmalen“.


  • Es gibt weiterhin die Vorstellung von „Kindergottesdienst“ oder „Bibelgeschichten hören und Bilder ausmalen“.

    Die Kollegin ist jetzt ein paar Jahre pensioniert, aber GENAU das hat sie zu 50% in ihrem Reliunterricht gemacht.
    In der 5./6. (wo sie bevorzugt eingesetzt wurde) noch mehr, in der Mittelstufe ein bisschen weniger.
    Und das ist in dem Fall kein Vorurteil, sondern ich war in einigen ihrer Klassen, ich habe Mappen gesehen und sie sagte es auch selbst: die 5. Klasse bereitet ab den Herbstferien den Adventsgottesdienst (und vor dem Herbst haben sie oft Mandalas gemalt). Natürlich eine Minderheit, und vermutlich eine "aussterbende" Minderheit.
    Aber solche Kolleg*innen habe ich auch hier und da getroffen (und mich immer gefragt, wie man 2 bis 3 alte Sprachen plus Bibelexegese durchmachen kann, um am Ende DAS zu unterrichten, aber am Ende waren es immer GHR oder HR-Leute, vielleicht (?) haben sie weniger Graecum und Hebraicum gehabt...)

  • Es gibt weiterhin die Vorstellung von „Kindergottesdienst“ oder „Bibelgeschichten hören und Bilder ausmalen“.

    Dabei ist die Bibel wahrscheinlich das beste am Religionsunterricht. Ich bin aber auch ein agnostischer, islamisch sozialisierter Weirdo.

Werbung