Habe seit langem mal wieder über einen Berufswechsel nachgedacht...

  • Ich habe seit diesem Schuljahr wieder weniger Förderstunden in der Kleingruppe, weil bei uns das Personal sukzessive abgebaut wird. Ich arbeite seit 2003 in Vollzeit in der GS, seit 2019 ohne Klassenleitung. Man hat mich vor Jahren von der Klassenleitung befreit, warum, keine Ahnung, keine Erklärung, ich habe nicht nachgefragt. Ich war dankbar, dass ich keine KL mehr hatte. Es wurde mir zuviel, hat überhaupt keinen Spaß mehr gemacht, ich habe irgendwann nur noch funktioniert. Als Fachlehrerin war ich einige Jahre recht zufrieden, zwischendurch hatte ich Brustkrebs, es gab keine permanenten Kritikgespräche mehr mit der Schulleitung oder Schulamt, und ich konnte bis heute frei und in Ruhe arbeiten. Ich kann Kritik ab, aber ich brauche auch viel positives Feedback, sonst macht mich das depressiv. Seit heute packt mich wieder der Drang, den Beruf zu wechseln. Das hatte ich lange nicht mehr. Ich habe jetzt mehrere sehr große Klassen mit teilweise schwierigen Schülern, und seit langem hatte ich sowas nicht, dass ich in Unterrichtsstunden überwiegend das Chaos bewältige und am Ende froh bin, dass keiner aus dem Fenster gefallen ist. Es haben sich auch wieder hintenrum Eltern beschwert, ich sei zu streng, und das bin ich sicher nicht, ich lasse mir nur nicht gern auf der Nase herumtanzen. Ich merke dass, weil plötzlich alle um einen herum sehr aufmerksam sind und jede Bewegung unter die Lupe nehmen. Ich bestehe diese kritischen Momente immer, und früher musste ich dann oft zum Schulamt, wenn Eltern meine konsequente Haltung nicht passte. Dieser Druck und negative Kritik von oben zieht mich immer total runter. Ich hatte schonmal eine Therapie, weil ich so fertig war, kurz danach konnte ich eine Versetzung an eine Schule verwirklichen, die ich sehr schätze, und was sehr gut war, bis heute bin ich dort. Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch, ich kann negative Gefühle, Fluchtinstinkte unterdrücken, bemühe mich um eine positive Haltung, aber heute habe ich mich krankgemeldet und mich zu Hause ausgeheult. Ich bin tatsächlich stark erkältet, aber das hält mich normalerweise nicht ab, das war heute der Tropfen auf den heißen Stein. Ich dachte, ich schaffe vier Stunden, aber nicht sechs, und vielleicht müsste ich wie so oft vertreten, und daher war das reiner Selbstschutz. Sowas ärgert mich, weil ich eigentlich nicht schwer krank bin. Ich würde gern weniger Stunden unterrichten, also 25 anstelle von 28, aber es gibt nicht mehr das Recht auf voraussetzungslose Teilzeit. Hilfe, muss ich wirklich kündigen, um meine Gesundheit zu erhalten? Warum darf man nicht mehr Stunden reduzieren???

    „Um unersetzbar zu sein, muss man stets anders sein.“ (Coco Chanel)

  • Ich würde gern weniger Stunden unterrichten, also 25 anstelle von 28, aber es gibt nicht mehr das Recht auf voraussetzungslose Teilzeit. Hilfe, muss ich wirklich kündigen, um meine Gesundheit zu erhalten? Warum darf man nicht mehr Stunden reduzieren???

    Du schreibst, du hättest „mal“ Brustkrebs gehabt. Hast du aktuell einen GdB? Wurde bereits überprüft, ob du gleichgestellt werden kannst? Gibt es relevante gesundheitliche Einschränkungen abgesehen davon („depressiv „, „Therapie“), die eine Teilzeit begründen könnten? Hast du dich diesbezüglich mit PR und Schwerbehindertenvertretung bereits ausgetauscht? Was sagen diese zu deiner Situation?

    „Man“ darf durchaus in Teilzeit gehen, in den meisten BL, Schulformen, Fächern geht das aktuell aber aufgrund des Lehrkräftemangels nur noch mit entsprechender Begründung und nicht mehr voraussetzungslos.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • in NRW (dein Nickname) "reicht" ein medizinischer Attest mit dem Zweizeiler "Aus gesundheitlichen Gründen kann Frau Lehrerin_Grundschule keine Vollzeit arbeiten" oder direkt "Aus gesundheitlichen Gründen ist eine VZ-Beschäftigung nicht zu empfehlen"....
    Arztstempel darauf, eingetütet, der BR geschickt.

  • in NRW (dein Nickname) "reicht" ein medizinischer Attest mit dem Zweizeiler "Aus gesundheitlichen Gründen kann Frau Lehrerin_Grundschule keine Vollzeit arbeiten" oder direkt "Aus gesundheitlichen Gründen ist eine VZ-Beschäftigung nicht zu empfehlen"....
    Arztstempel darauf, eingetütet, der BR geschickt.

    Niedrigschwelliger geht es kaum, ohne offiziell wieder bei der anlasslosen Teilzeit zu landen, die man inoffiziell damit weiterleben lässt. Kurios allerdings, dass das jemandem aus NRW (?) nicht bekannt wäre, der zumindest schon einmal einen GdB gehabt haben dürfte und damit geübt sein sollte im Umgang mit Schwerbehindertenvertretungen und deren Beratungsangebot.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Und bis vor ein paar Jahren brauchte man eben nichts.

    Jetzt wurde erklärt, man darf nicht mehr, außer mit Gründen und wenn ich von mir auf Andere schließe: ICH hätte nie Ärzte gefragt, es war mir peinlich, ich dachte, dass man mir unterstellen würde zu simulieren und mir somit Freizeit zu ergaunern. Und ich dachte, es müsste recht ausführlich sein.

    Ich hab sogar den Antrag ohne Attest gestellt (‚Zur Erhaltung meiner Dienstfähigkeit beantrage ich aus medizinischen Gründen Teilzeit‘) und erst zwei Monate später auf Nachfrage der BR mich endlich getraut (da lag ich mitten in der Krankschreibung und der Krankenhaus-Arzt lachte über meine Skrupel).

    Das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, um ein paar Stunden reduzieren zu dürfen, ist eine höhere Hürde als alles andere.

  • Also wir haben so ein paar Fälle mit Teilzeit per Arztattest.

    Das zog dann bei uns eine amtsärztliche Untersuchung nach sich mit einer Festlegung der Teildienstfähigkeit. Für die betroffenen Kollegen hatte das den Vorteil, dass in NRW seit ein paar Jahren, dann die Hälfte der reduzierten Stunden zusätzlich bezahlt wird.

  • Mittlerweile weiß ich auch von ein paar Fällen im Kollegium, aber ich glaube, ich war nicht die Einzige, die weder Lust hatte, "öffentlich" (SL und BR) zuzugeben, dass sie gesundheitliche Beeinträchtigungen hat, noch einfach so locker zum Arzt geht.
    Ich erlaube mir den Vergleich mit den Schwangerschaften: Wir kennen alle die Vorurteile, dass alle Schwangeren sich sofort ein Beschäftigungsverbot holen. Und trotzdem gibt es immer wieder Frauen, die (deswegen?) zögern, mit dem Arzt über unsere beruflichen Belastungen zu sprechen. Es gibt ja schließlich immer die Superfrau, die nicht nur bis zum Mutterschutz gearbeitet hat, obwohl sie Drillinge erwartet, sondern auch noch mit Kleinkind zuhause und Mann auf Dienstreise.. (ihr wisst schon...). Tja, ICH kenne genug Leute um mich herum, denen ich einen höheren Ballast unterstellt habe und deswegen meinen Ballast heruntergespielt habe und noch zusätzlich habe ich tatsächlich eine Kollegin mit MS und Schwerbehindertenausweis (das weiß ich allerdings von privat), die sehr selten wegen Infekt/Grippe ausfällt und regelmäßig über Ausfallende lästert und darüber, dass sie keine Lust mehr hat, dies aufzufangen.

    Was ich sagen wollte: Es ist für mich total nachvollziehbar, dass einige diese Regel nicht kennen oder sie für viel höher halten, als sie ist. (Zugegeben, vielleicht reichte der Zweizeiler bei mir auch, weil ich schon langzeitkrankgeschrieben war, aber das glaube ich nicht. Die Mitarbeiterin der BR meinte, es sei die Formalität, damit es in der Akte ist. Wenn man nicht 50% reduziert, wird es wahrscheinlich erstmal so hingenommen. Sie können ja nicht alle sofort zum Amtsarzt schicken. Und ehrlich: Ich nehme sofort die Teil-DU, sie ist attraktiver, als alle meine TZ-Pläne... )

    Liebe Lehrerin_GS_NRW_1977 Es ist okay, sich einzugestehen, dass man nicht 100% bringen kann, das wird ein Arzt auch ohne Details einfach so bescheinigen können. Zumal du nur wenig reduzieren willst.

  • Ich weiß von Ex-Kollegen, dass auch alle Teilzeitanträge aus gesundheitlichen Gründen zum Amtsarzt geschickt wurde. Daraufhin wurden viele Anträge zurückgezogen, weil man Angst hatte, ggf. nicht unkompliziert wieder aufstocken zu können, falls man es sich anders überlegt.

  • Ja, mir war mit dem ärztlichen Attest bewusst, auch wenn keiner drüber redet. Ich habe eine Schwerbehindertenbeauftragte, die mich gut berät, und sie würde mir auch helfen, wenn ich diesen Wunsch äußern würde. Ich wollte nur bisher nicht wieder die Krankheitskarte ausspielen. Die Zeit der Schwerbehinderung hat mir sehr geholfen, weil man einfach mehr Kleingruppenunterricht machen kann, und man wird nicht gegen den Willen abgeordnet. Ich bin aber stolz, dass ich diese Krankheit bisher besiegt habe und eben topfit bin, noch fitter als jemals zuvor. Ich würde gern prophylaktisch reduzieren, ohne Attest. Ich würde gern weniger vor großen Klassen performen müssen, was ich 22 Jahre lang getan habe, und ich vertrage den stundenlangen Lärm und das Chaos nicht gut. Dafür würde ich gern meine langjährige Berufserfahrung anders verteilen. Also, z.B. 20 Stunden Unterricht und den Rest der Vollzeitstelle Digitalisierungsthemen bearbeiten, mit Kollegen Konzepte entwickeln, am Schulprogramm arbeiten. Ich bekomme eine Ermäßigungsstunde als Medienbeauftragte, aber das ist ein Witz, ich habe einen Master in E-Learning, aber das wird kompett ignoriert. Ja, ich habe mich schon vor Jahren bei STELLA beworben, aber es hat nichts geklappt, die A14-Leute vom Gymnasium haben mir die Stellen weggeschnappt. Außerdem ist Abordnung Scheiße, weil man nach zwei Jahren wieder zurück in seine Schule kommt (wenn man darf), und alle Ämter, die man vorher hatte, hat jemand anderes. Anschließend kann man wieder von vorn anfangen. Das ist doch Kacke. Ich werde mir einen Job-Coach suchen, natürlich privat finanziert.

    „Um unersetzbar zu sein, muss man stets anders sein.“ (Coco Chanel)

  • Also wir haben so ein paar Fälle mit Teilzeit per Arztattest.

    Das zog dann bei uns eine amtsärztliche Untersuchung nach sich mit einer Festlegung der Teildienstfähigkeit. Für die betroffenen Kollegen hatte das den Vorteil, dass in NRW seit ein paar Jahren, dann die Hälfte der reduzierten Stunden zusätzlich bezahlt wird.

    Das gibt's übrigens bei uns nicht, ich habe mich bei der Gewerkschaft erkundigt, die hatten davon noch nie gehört. Ich kenne es nur aus dem Forum (NRW?) wo das ein gängiges Verfahren zu sein scheint.

  • Also, z.B. 20 Stunden Unterricht und den Rest der Vollzeitstelle Digitalisierungsthemen bearbeiten, mit Kollegen Konzepte entwickeln, am Schulprogramm arbeiten.

    Also, das erscheint mir durchaus unrealistisch, aber das weißt du natürlich.

    Zitat

    Ich bekomme eine Ermäßigungsstunde als Medienbeauftragte, aber das ist ein Witz, ich habe einen Master in E-Learning, aber das wird kompett ignoriert.

    von wem? von deiner Schule? Die Schule kann trotz deiner überdurchschnittlichen Fähigkeiten keine Stunden zaubern, die sie nicht hat.

    Zitat

    Ja, ich habe mich schon vor Jahren bei STELLA beworben, aber es hat nichts geklappt, die A14-Leute vom Gymnasium haben mir die Stellen weggeschnappt.


    Jetzt wird es unsachlich. Sorry.
    1. Es gibt viele Stellen, die schulformbezogen sind (also nur für Grundschule. In meiner BR echt viele im letzten Halbjahr.)
    2. Das Lehramt spielt oft keine Rolle. Man kann auch akzeptieren, dass man nicht die beste Person war. Die wenigsten Abordnungsorte sind scharf auf eine A14-Person, wenn nicht notwendig. Viele Abordnungsstellen sind nämlich auf das Eingangsamt bezogen und nur wenige drüber.


    Zitat

    Außerdem ist Abordnung Scheiße, weil man nach zwei Jahren wieder zurück in seine Schule kommt (wenn man darf), und alle Ämter, die man vorher hatte, hat jemand anderes. Anschließend kann man wieder von vorn anfangen. Das ist doch Kacke. Ich werde mir einen Job-Coach suchen, natürlich privat finanziert.

    Die meisten Teilabordnungen (die du vielleicht gerne hättest, also ein Tag in der Behörde) sind "jährlich befristet mit dem Wunsch der mehrjährigen, langfristigen Zusammenarbeit", viele viele sind seit Jaaaaaaahren auf der jeweiligen Teilabordnung.
    Bei der Vollabordnung stimme ich dir zu, den Prozess mache ich gerade durch.

  • Das gibt's übrigens bei uns nicht, ich habe mich bei der Gewerkschaft erkundigt, die hatten davon noch nie gehört. Ich kenne es nur aus dem Forum (NRW?) wo das ein gängiges Verfahren zu sein scheint.

    REVOSax Landesrecht Sachsen - SächsBG
    Paragraf 50, begrenzte Dienstfähigkeit.
    Wird vielleicht (noch) nicht so oft benutzt, aber ihr habt doch noch gar nicht so viele Beamten, oder?

  • Ich habe seit diesem Schuljahr wieder weniger Förderstunden in der Kleingruppe, weil bei uns das Personal sukzessive abgebaut wird. Ich arbeite seit 2003 in Vollzeit in der GS, seit 2019 ohne Klassenleitung. Man hat mich vor Jahren von der Klassenleitung befreit, warum, keine Ahnung, keine Erklärung, ich habe nicht nachgefragt. Ich war dankbar, dass ich keine KL mehr hatte. Es wurde mir zuviel, hat überhaupt keinen Spaß mehr gemacht, ich habe irgendwann nur noch funktioniert. Als Fachlehrerin war ich einige Jahre recht zufrieden, zwischendurch hatte ich Brustkrebs, es gab keine permanenten Kritikgespräche mehr mit der Schulleitung oder Schulamt, und ich konnte bis heute frei und in Ruhe arbeiten. Ich kann Kritik ab, aber ich brauche auch viel positives Feedback, sonst macht mich das depressiv. Seit heute packt mich wieder der Drang, den Beruf zu wechseln. Das hatte ich lange nicht mehr. Ich habe jetzt mehrere sehr große Klassen mit teilweise schwierigen Schülern, und seit langem hatte ich sowas nicht, dass ich in Unterrichtsstunden überwiegend das Chaos bewältige und am Ende froh bin, dass keiner aus dem Fenster gefallen ist. Es haben sich auch wieder hintenrum Eltern beschwert, ich sei zu streng, und das bin ich sicher nicht, ich lasse mir nur nicht gern auf der Nase herumtanzen. Ich merke dass, weil plötzlich alle um einen herum sehr aufmerksam sind und jede Bewegung unter die Lupe nehmen. Ich bestehe diese kritischen Momente immer, und früher musste ich dann oft zum Schulamt, wenn Eltern meine konsequente Haltung nicht passte. Dieser Druck und negative Kritik von oben zieht mich immer total runter. Ich hatte schonmal eine Therapie, weil ich so fertig war, kurz danach konnte ich eine Versetzung an eine Schule verwirklichen, die ich sehr schätze, und was sehr gut war, bis heute bin ich dort. Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch, ich kann negative Gefühle, Fluchtinstinkte unterdrücken, bemühe mich um eine positive Haltung, aber heute habe ich mich krankgemeldet und mich zu Hause ausgeheult. Ich bin tatsächlich stark erkältet, aber das hält mich normalerweise nicht ab, das war heute der Tropfen auf den heißen Stein. Ich dachte, ich schaffe vier Stunden, aber nicht sechs, und vielleicht müsste ich wie so oft vertreten, und daher war das reiner Selbstschutz. Sowas ärgert mich, weil ich eigentlich nicht schwer krank bin. Ich würde gern weniger Stunden unterrichten, also 25 anstelle von 28, aber es gibt nicht mehr das Recht auf voraussetzungslose Teilzeit. Hilfe, muss ich wirklich kündigen, um meine Gesundheit zu erhalten? Warum darf man nicht mehr Stunden reduzieren???

    :troest:

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