Als Realschullehrer an einer BS arbeiten (BW)

  • Hallo zusammen,

    ich bin voll ausgebildeter und verbeamteter Realschullehrer in BW, interessiere mich aber seit längerem für eine Tätigkeit an einer BS.
    Ich würde gern im kaufmännischen Bereich arbeiten, da ich hier auch einiges an Vorbildung mitbringe, im Detail wären dies eine kfm. Ausbildung, einen Bachelorabschluss in Wirtschaftsinformatik und einen Masterabschluss in Wirtschaftspädagogik. Ich habe mich hier bereits nach möglichen Wegen erkundigt:

    1. Möglichkeit: Weiteres Ref. Hierfür müsste ich mich im aktuellen Dienstverhältnis beurlauben lassen (geringe Aussichten auf Erfolg) und würde 18 Monate wieder Ausbildungsgehalt beziehen. Und selbst, wenn man das durchlaufen hat, stehen wieder dienstliche Beurteilungen an, bis man dann irgendwann in den hD aufsteigen kann. Ein riesiger Aufwand also, auch finanziell ein gewaltiger Einschnitt. Zumindest ginge die Lebenszeitverbeamtung im gD nicht flöten, weil diese nur "pausiert" wird (so habe ich das jedenfalls verstanden).

    2. Möglichkeit wäre zu versuchen, als Realschullehrer an eine BS zu kommen mit den Fächern, die auch ich auch im Realschullehramt studiert habe. Theoretisch gibt es dann die Möglichkeit, einen Aufstiegslehrgang zu machen, der dauert je nach Dienstzeit 2 oder 3 Jahre und dann könnte man in den hD aufsteigen und auch Klassen oberhalb der Fachschulreife unterrichten. Vorteil: das läuft nebenbei, volles Gehalt und die Prüfungslehrproben müssen "nur" bestanden" werden (4,0). Es gab vor ca. 15 Jahren in BW mal eine große Einstellungsaktion, wo Realschullehrer an die BS konnten (mussten). Viele sind damals geblieben und haben dann diesen Aufstiegslehrgang gemacht. Allerdings werden solche Stellen aktuell gar nicht mehr ausgeschrieben, zumindest habe ich bei der letzten Ausschreibung nichts gefunden. Stellen im hD mit Fächerkombi BWL / Informatik werden durchaus ausgeschrieben, vor allem Informatik suchen die BS ja händeringend, soweit ich weiß.

    Meint ihr, es würde evtl. Sinn machen, wenn ich einfach mal direkt bei BS nachfrage, die für mich in Frage kommen?

    Oder wie würdet ihr die Sache angehen? Die 1. Option fällt für mich eigentlich raus.

  • Wenn du so eine Stelle aus Option 2 bekommen kannst, dann hast du sicher gute Chancen. Besonders Informatik wird eigentlich Bundesweit händeringend gesucht, Wirtschaft eher nicht.

    An deiner Stelle würde ich Kontakt zu Schulen aufnehmen und hier Bedarfe abfragen. Wenn dich jemand gerne haben möchte, dann werden auch Dinge möglich gemacht.

    Option 1 ist natürlich der sicherere Weg an eine Lehrbefähigung und damit an einen Berufliche Schule zu kommen.

  • Theoretisch gibt es dann die Möglichkeit, einen Aufstiegslehrgang zu machen, der dauert je nach Dienstzeit 2 oder 3 Jahre und dann könnte man in den hD aufsteigen und auch Klassen oberhalb der Fachschulreife unterrichten.

    Wie wichtig ist es dir denn, oberhalb der Fachschulreife zu unterrichten bzw. der Aufstieg in den hD? Als RS-Kollege verdienst du ja jetzt auch schon A13 und die Landesregierung geizt zunehmend mit A14-Stellen. Zumal sich die Frage stellt, ob es den ganzen Aufwand dann wert wäre, denn so groß ist die die finanzielle Differenz nicht.

  • Richtig, aufs Gehalt bezogen würde sich der ganze Aufwand nicht lohnen. Das wäre dann A13 zu A13Z (?).

    Aber ums Geld gehts mir hier auch nicht. Es geht mir eher um die Tätigkeit an sich.

    Mich würde es aber schon sehr reizen, auch Schüler oberhalb der Fachschulreife zu unterrichten, besonders die wirtschaftlichen Fächer oder auch Informatik. Gerade die Arbeit mit älteren Schülern macht mir viel Spaß. Und die Disziplin ist in manchen beruflichen Schularten (nicht allen) auch besser, vor allem, wenn man Ausbildungsklassen, im Berufskolleg oder Beruf. Gym. unterrichtet.

    Habe mir übrigens damals im Rahmen meiner Schulpraktika auch einige BS angeschaut, es war damals egal, ob ich die Praktika an der RS oder BS mache und die BS waren aufgrund meiner Berufsausbildung relativ offen für Praktika.

  • Wärest du mit deiner Grundqualifikation denn überhaupt ausreichend qualifiziert für ein erneutes Ref für den höheren Dienst?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ja, genau. Der Master wäre als Zugang geeignet. Ich könnte mich für das Ref bewerben.

    Ah, spannend. Ich dachte, der würde noch ein Zweitfach erfordern. Das war mir nicht bewusst, dass der auch isoliert ausreichend ist. Wieder etwas gelernt, danke.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Also zu meiner Studienzeit (RLP)hatte das Diplom in WiPäd ein zweites Fach (17 SWS glaube ich 🤣). Aber ein Zweitfach.

    Alle WiPädler hatten auch das Diplom in BWL oder VWL (weiss nicht mehr welches, es ging nur um ein paar Veranstaltungen)

  • Ah, spannend. Ich dachte, der würde noch ein Zweitfach erfordern. Das war mir nicht bewusst, dass der auch isoliert ausreichend ist. Wieder etwas gelernt, danke.

    Der Master WiPäd hat in meinem Fall ein zweites Fach. VWL. Hatte im Bachelor damals bereits einige VWL-Vorlesungen und habe im Master auch VWL-Fächer genommen. Zusammen mit den Grundlagen-Sachen im VWL-Bereich, die man sowieso machen muss (Mikro I+II, Makro I+II, Einführung in die VWL usw.) komme ich auf eine ausreichende ECTS-Punktzahl für das Zweitfach VWL.

  • Also hast du Informatik gar nicht als Unterrichtsfach? Hmm schade, das macht dich für Schulen deutlich unatraktiver.

  • Würde ich dir nicht empfehlen.
    Ich arbeite an einer Berufsschule und war vorher an einer RS. Das Alter der SuS in der Berufsschule ist der Alptraum.

    Motzig, diskutierend und pubertär. In jüngerem Alter sind die noch besser erziehbar. Ich wechsle nach meinem Abschluss an die RS.

  • Würde ich dir nicht empfehlen.
    Ich arbeite an einer Berufsschule und war vorher an einer RS. Das Alter der SuS in der Berufsschule ist der Alptraum.

    Motzig, diskutierend und pubertär. In jüngerem Alter sind die noch besser erziehbar. Ich wechsle nach meinem Abschluss an die RS.

    Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ja das ist schon deutlich was anderes als Sek I. (denke ich), aber mit der Altersgruppe kann man prima arbeiten finde ich.

  • Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ja das ist schon deutlich was anderes als Sek I. (denke ich), aber mit der Altersgruppe kann man prima arbeiten finde ich.

    Wie alt sind denn deine Schüler? Meine sind zwischen 16 und 19 und ich habe (außer bei einigen, die das Abi nachmachen) nicht das Gefühl. dass man genauso gut wie die SuS zwischen 11 und 16 mit ihnen arbeiten kann. Viele sind in der Spätpubertät und wollen wie Erwachsene behandelt werden, denken aber wie kleine Kinder und reagieren mit Trotzreaktionen. An der Sek I konnte ich noch ganz anders arbeiten. Die SuS waren erziehbar und man hatte engen Elternkontakt. Hier kann man das komplett vergessen. Die Erziehung ist abgeschlossen.

    Ohne Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer und der Schulleitung geht gar nichts mehr. Meine Schule verhält sich relativ passiv. Frei nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Daher haben auch schon andere Quereinsteiger das Handtuch geworfen. Gerade in dem Alter ist eine enge Kooperation der Lehrkräfte unersetzlich.

    Das alles ist aber eine persönliche Entscheidung. Ich komme mit jüngeren Schülern besser klar. Bei dir ist es vielleicht umgekehrt.

  • An der Sek I konnte ich noch ganz anders arbeiten.

    Natürlich konntest du das, weil es eine ganz andere Altersgruppe ist. Die gleiche Arbeitsweise funktioniert hier nicht. Vorgehensweisen aus der Grundschule lassen sich auch nicht 1:1 auf die Erwachsenenbildung übertragen.

    Die SuS waren erziehbar und man hatte engen Elternkontakt. Hier kann man das komplett vergessen. Die Erziehung ist abgeschlossen.

    Du hast weniger Möglichkeiten hier, das stimmt. Also musst du mit dem arbeiten, was du eben vorfindest. Da sind andere Strategien gefragt.

  • Du hast weniger Möglichkeiten hier, das stimmt. Also musst du mit dem arbeiten, was du eben vorfindest. Da sind andere Strategien gefragt.

    Wenn du wie ich Quereinsteigerin bist, ist es aber schwerer mit Berufsschülern zu arbeiten. Haben die keinen Bock, dann haben sie keinen. Da kannst du Handstand machen. Die Eltern interessiert es nicht. Und in die Strategien bist du im Normalfall nicht eingeweiht, wenn du nicht das Referendariat durchlaufen hast.

    In der Sek 1 kannst du schon eher mal die Eltern anrufen. Größtenteils mit Erfolg. Da eben nicht mehr.

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