ASS und PTBS - Verbeamtung

  • Ich kenne jemanden, für den dies auch zutrifft und seit vielen Jahren ein sehr geschätzter Kollege ist. Nur sehr wenige wissen Bescheid und auch nur, weil er es nach einer Fortbildung zu Autismus im kleinen Kreis am Abend gesagt hat.

    Das ist gut. Weißt du wann er seine Diagnose bekommen hat und ob er verbeamtet ist?

    Viele Grüße

  • Quittengelee

    Autismus ist nicht gleich Autismus und früher wurde selten die Diagnose gestellt, wenn es nicht extrem war. Er merkte, dass er anders war, und hat sich angepasst. Funktioniert bei vielen viele Jahre.

    Auch heute verschweigen viele bewusst die Diagnose solange es möglich ist.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Du schriebst "erfahren hat", das klingt arg zufällig und passiv. Im Normalfall geht man mit Symptomen zur Fachärztin und will rausfinden, was einen belastet.

    Okay, war von mir zu flapsig formuliert, ich meinte natürlich Diagnose festgestellt offiziell durch Facharzt.

    Ich hatte dein Verwirrtsmiley anders verstanden und gedacht, du zweifelst an, dass jemand es erst mit Mitte 30 erfährt, weil man belastenden Symptomen auf den Grund gehen möchte.

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  • Okay, war von mir zu flapsig formuliert, ich meinte natürlich Diagnose festgestellt offiziell durch Facharzt.

    Ich hatte dein Verwirrtsmiley anders verstanden und gedacht, du zweifelst an, dass jemand es erst mit Mitte 30 erfährt, weil man belastenden Symptomen auf den Grund gehen möchte.

    Wäre es sinnvoll mit der offiziellen Diagnose bis nach der Lebenszeitverbeamtung zu warten? Was würde dafür und was dagegen sprechen?

  • Wäre es sinnvoll mit der offiziellen Diagnose bis nach der Lebenszeitverbeamtung zu warten? Was würde dafür und was dagegen sprechen?

    Du musst beim Amtsarzt wahrheitsgemäß Vorerkrankungen, zurückliegende Operationen, Therapien usw. und Risiken wie Rauchen angeben, jedoch keine Symptome.

    Was verstehst du unter sinnvoll? Sinnvoll ist es, sich bei Problemen in Behandlung zu begeben.

    Es wird dir niemand dazu raten, eine festgestellte Diagnose zu verschweigen, weil dich das in Teufels Küche bringen kann. Es wird auch niemand raten, mit einer notwendigen Therapie jahrelang zu warten, um die Verbeamtung nicht zu gefährden.

    Ob du einen GdB beantragen solltest, kann nur eine professionelle Beratung dir sagen, die dich und deine Aktenlage kennt.

    Du scheinst auf der Suche nach einer Person zu sein, die dir sagt, dass die Verbeamtung bei ihr geklappt hat, obwohl sie dieselben Diagnosen hat. Das Problem ist, dass das nichts bringt, weil jeder Amtsarzt (mwd) über den Einzelfall entscheidet.

    Ob es dir also so schlecht geht, dass dir ein GdB zuerkannt wird, oder es dir so gut geht, dass deine behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen dir aufschreiben, was für eine gute Prognose du hast, kann hier niemand wissen.

  • Ich hätte hier andere Fragen. Schule ist in vielen Teilen Stress. Diesen Stress willst du dir mit diesen Diagnosen oder Befürchtungen antun?

    Die ärztliche Untersuchung hat ja den Sinn festzustellen ob jemand körperlich und physisch dem Job gewachsen ist. Klar hat die Verbeamtung große Vorteile, gerade mit solchen Mankos.

    Abdee dieser Job ist meiner Meinung nach mit einer solchen Erkrankung auf Dauer nicht realisierbar. Da ist doch der Langzeitausfall vorprogrammiert und dann ist wieder eine Stelle besetzt.

  • Ich hätte hier andere Fragen. Schule ist in vielen Teilen Stress. Diesen Stress willst du dir mit diesen Diagnosen oder Befürchtungen antun?

    Die ärztliche Untersuchung hat ja den Sinn festzustellen ob jemand körperlich und physisch dem Job gewachsen ist. Klar hat die Verbeamtung große Vorteile, gerade mit solchen Mankos.

    Abdee dieser Job ist meiner Meinung nach mit einer solchen Erkrankung auf Dauer nicht realisierbar. Da ist doch der Langzeitausfall vorprogrammiert und dann ist wieder eine Stelle besetzt.

    Ich finde solche Pauschalaussagen wirklich problematisch und in ihrer Pauschalität falsch.

    ASS ist ein Spektrum mit extrem unterschiedlicher Symptomatik, wobei der / die TE hier geschrieben hat, keine Einschränkungen im aktuellen Schuldienst (Ref oder Vertretungsstelle vor dem Ref nehme ich an) damit zu haben.

    Welche Symptome die PTBS überhaupt verursacht, ob diese relevant ist im schulischen Umfeld oder nur im privaten Bereich zu Einschränkungen führt weißt du überhaupt nicht. Ebensowenig weißt du, wie der Behandlungsstand ist, welche Trigger es gibt, wie stabil der/ die TE möglicherweise seit Jahren der Therapie inzwischen ist oder auch schlicht, ob die PTBS am Ende womöglich infolge eines gut abgrenzbaren Einfachtrauma (z.B. Autounfall) mit sehr guter Heilungsprognose entstanden ist.

    Es gibt diverse Lehrkräfte, die mit PTBS den Job gut und zuverlässig dauerhaft wahrnehmen können. Das ist sogar mit einer kPTBS möglich in Einzelfällen. Nachdem niemand hier die Details dieses Einzelfalls kennt, finde ich es reichlich vermessen, direkt einen Berufsausschluss diagnostizieren zu wollen, der sich aus ASS und PTBS zwar ergeben kann bei entsprechend schweren Fällen, aber eben nicht zwingend immer ergeben muss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich hätte hier andere Fragen. Schule ist in vielen Teilen Stress. Diesen Stress willst du dir mit diesen Diagnosen oder Befürchtungen antun?

    Die ärztliche Untersuchung hat ja den Sinn festzustellen ob jemand körperlich und physisch dem Job gewachsen ist. Klar hat die Verbeamtung große Vorteile, gerade mit solchen Mankos.

    Abdee dieser Job ist meiner Meinung nach mit einer solchen Erkrankung auf Dauer nicht realisierbar. Da ist doch der Langzeitausfall vorprogrammiert und dann ist wieder eine Stelle besetzt.

    Kann mich da CDL nur anschließen. Ich finde das ziemlich pauschal.

    Ja, man bringt damit Vorbelastungen mit, hat aber vermutlich anders als andere KuK schon viel an sich gearbeitet und macht es ggf. auch noch weiter und kann dann evtl. berufliche Belastungssituationen in einer Therapie ansprechen, statt diese ewig mit sich rumzuschleppen.

    Abgesehen davon, Stress gibt es auch in anderen Berufen. Der Stress ist nur häufig ein anderer.

  • So wie Pinguin seine Frage gestellt hat, deutet für mich einiges daraufhin, dass mit den Arztberichten oder der Diagnose eine Verbeamtung nicht in Frage kommen würde. Und bei den Untersuchungen geht es doch darum den Job leisten zu können und auch die Gesundheitskosten für das Land abschätzen zu können.

  • So wie Pinguin seine Frage gestellt hat, deutet für mich einiges daraufhin, dass mit den Arztberichten oder der Diagnose eine Verbeamtung nicht in Frage kommen würde. Und bei den Untersuchungen geht es doch darum den Job leisten zu können und auch die Gesundheitskosten für das Land abschätzen zu können.

    Das weiß man vorher nie.

    Ich persönlich habe nicht damit gerechnet das es klappt. Hat aber geklappt.

  • Man muss es jetzt hier auch nicht per Ferndiagnose zerreden, keiner von uns steckt drin. Ich habe meine grundsätzlichen Bedenken auch geäußert, es ist ok, dass der TE das anders einschätzt, möglicherweise hat er ja recht. Wenn diese Selbsteinschätzung so stimmt und es entsprechende Gutachten gibt, wird es auch an der Verbeamtung vermutlich nicht scheitern. Da aber unklar ist, wie viel Erfahrung mit der TE tatsächlich schon in der Schule gesammelt ist, würde ich nur raten, mich nicht primär auf die Selbsteinschätzung zu stützen sondern frühzeitig ehrliches, externes Feedback zu holen.

  • So wie Pinguin seine Frage gestellt hat, deutet für mich einiges daraufhin, dass mit den Arztberichten oder der Diagnose eine Verbeamtung nicht in Frage kommen würde. Und bei den Untersuchungen geht es doch darum den Job leisten zu können und auch die Gesundheitskosten für das Land abschätzen zu können.

    Ich lese heraus, dass jemand mit relevanten Vorerkrankungen, mit denen der Amtsarztbesuch definitiv kein Selbstläufer ist, sich versucht in die Materie einzuarbeiten und herauszufinden, inwieweit eine Verbeamtung möglich sein kann. Auch ohne Verbeamtung kann man aber nun einmal Lehrkraft werden, offenbar ist der TE als solche auch bereits in der einen oder anderen Weise tätig.

    Gesundheitskosten fallen damit, wie für alle anderen angestellten oder verbeamteten Lehrkräfte, im Zweifelsfall ebenfalls an. Allerdings nicht zwingend höher als bei Lehrkräften ohne bekannte Vorerkrankungen, die sich womöglich seit 5 Jahren eine erforderliche Therapie verkneifen, nur um ja verbeamtet zu werden, im Laufe der nächsten fünf Jahre dann in den Burnout schlittern (weil erst noch das Ref gewuppt werden musste vor der Selbstfürsorge, dann die Probezeitverbeamtung abgeschlossen werden wollte, nur um dann irgendwann einfach ins Loch zu fallen, weil keine Reserven mehr da sind) und im worst case 1- 2 Jahre darauf zumindest die vorläufige DU erhalten, die unter Umständen zur dauerhaften DU wird. Das „Gesundheitskostenlotto“ ist halt keine exakte Wissenschaft.

    Der/ die TE hat im besten Fall schon Therapie und damit - anders als viele andere Menschen innerhalb und außerhalb des Schuldienstes- Strategien gelernt zur Selbststabilisierung gerade auch in psychisch belastenden Zeiten. Er oder sie ist mit einem Abitur und mindestens abgeschlossenem Hochschulstudium dabei klare:r Hochleister:in mit großer Willenskraft, sollte die PTBS bereits zu einem früheren Zeitpunkt entstanden sein, denn anders schafft man mit PTBS diesen Weg nicht.

    Wer sich diesen Weg mit einer PTBS und ASS erkämpft ist zuallererst außergewöhnlich resilient, denn sonst zerbricht man an der Summe der Zurückweisungen durch Mitmenschen plus all der Last der eigenen Lebensgeschichte lange bevor man in den Schuldienst wechseln könnte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wer sich diesen Weg mit einer PTBS und ASS erkämpft ist zuallererst außergewöhnlich resilient, denn sonst zerbricht man an der Summe der Zurückweisungen durch Mitmenschen plus all der Last der eigenen Lebensgeschichte lange bevor man in den Schuldienst wechseln könnte.

    Das ist allerdings genau so eine Pauschalaussage, wie die, die du oben kritisiert hast. Niemand von uns kennt den TE und es ist durchaus genau so möglich, dass er einfach mit seiner Selbsteinschätzung meilenweit daneben liegt.

    Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass ihr euren eigenen Hintergrund in diesen Fall hineinprojiziert.

  • Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass ihr euren eigenen Hintergrund in diesen Fall hineinprojiziert.

    Will ich keinesfalls ausschließen. Aber anders als die meisten anderen die hier mitschreiben wissen Meer und ich, was es tatsächlich bedeuten kann den Schuldienst mit einer schweren PTBS zu leisten, wissen, wie viele uns erzählt haben, was wir alles nicht könnten, über das wir letztlich hinausgewachsen sind. Zumindest ich hätte mir mehr als einmal ein paar Vorurteile weniger gewünscht und etwas mehr Offenheit, damit ich einfach meinen Weg gehen kann. Nur dafür plädiere ich hier letztlich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vor allem ist eine PTBS ja nun das genaue Gegenteil von Resilienz. Das Gehirn geht nicht elastisch in seine Ausgangsposition zurück, sondern verändert sich, was die beschriebenen Symptome zur Folge hat.

    Man kann diese mit Behandlung überwinden und auch mit ihr seinen Weg gehen, sich dabei gegenseitig zu unterstützen ist auf jeden Fall eine gute Sache.

    Nüchtern betrachtet geht es aber hier nicht um aufbauende Worte, sondern um den Versuch einer realistischen Einschätzung, die der TE vornehmen sollte.

  • Vor allem ist eine PTBS ja nun das genaue Gegenteil von Resilienz.

    Die Resilienz zeigt sich dort, wo sich jemand mit so einer Diagnose und vor allem, mit allem, wofür diese steht an Steinen im Weg, dennoch erfolgreich ins Leben zurückkämpft und dort besteht, ein Abitur erfolgreich abschließt, ein Studium oder auch einen Vorbereitungsdienst, an dessen psychischen Belastungen nicht wenige Menschen auch ganz ohne eine solche Vorerkrankung scheitern. Und das ist keine laienhafte Einschätzung meinerseits, sondern das, was Profis sagen, sprich erfahrene Traumetherapeutinnen und - therapeuten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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