Prof. Krötz und das Schulsystem der Schweiz

  • Ja, vielleicht hat er grundsätzlich Recht, dass die Leistungen im Fach Mathematik nicht mehr so gut sind, wie in der Vergangenheit oder wie in der Schweiz. Aber wollen wir wirklich so ein hohes Niveau für alle Abiturienten? Oder brauchen wir das überhaupt für alle?

    Ja!? Denn Abiturienten sind formell immer noch unsere Bildungselite und diejenigen, die wir als zukünftige Leistungsträger benötigen, um den Wumms hier am Laufen zu halten. Es sollte Mindestanspruch sein, diese Leute ausbildungs- und studierfähig an die nächste Stelle ihres Ausbildungsweges zu übergeben. Sowohl Ausbildungsbetriebe als auch Universitäten schlagen seit Jahren Alarm, dass das nicht mehr der Fall ist.

    Wenn Vertretern des Schulwesens dazu nichts anderes einfällt als zu überlegen, ob das Niveau überhaupt nötig ist, ist das schon ziemlich zum Weinen.

  • Das Niveau hochzuhalten ist absolut notwendig. Andernfalls können wir den Schülern ja gerne das Abiturzeugnis zum Selbstausfüllen reingeben, da spare ich mir noch mehr Arbeit, als sich Prof. Krötz an der Uni Arbeit spart, wenn seine Studenten mathematisch stärker wären.

    Didaktifizierung, ein gutes Stichwort. Der Lehrer sollte ein Experte auf seinem fachlichen Gebiet sein, die Didaktik ist (auch aus persönlicher Sicht) durch die Ausbildung im Ref zur Genüge abgehandelt. Man schaut sich bei erfahrenen Lehrkräften bewährte und funktionierende Methoden ab und das reicht für 90% aller Unterrichtssituationen. Fachliche Mängel sind viel gravierender und können mal nicht so nebenbei aufgearbeitet werden, insbesondere in Mathematik, Info, Na-Wi-Fächern, Latein, moderne Fremdsprachen…

    Ein weiterer Niveauverlust führt immer weiter zur Erosion des gesamten Systems. Schon jetzt werden Refis angespült an unserer Schule, die fachlich grobe Mängel aufweisen, nicht richtig schreiben und sich ausdrücken können. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht.

  • Bei Hattie wird sich eh bedient, so wie es einem selbst in den Kram passt. Um mal eine grobe Aufzählung zu geben:

    - Klassengröße irrelevant

    - Lehrerwissen unnötig

    - dafür aber Frontalunterricht interessanterweise sehr effektstark. Da frag ich mich, wie man ohne Expertenwissen effektstarken Frontalunterricht durchführen kann

  • Als Privatperson darf man auch abweichende und unkonventionelle Meinungen vertreten. [...] Ich kenne Herrn Prof. Krötz nicht, ob ihm wichtig war, diese Differenzierung zu machen oder ob er eher seinen Professorentitel nutzen wollte, um bei einem fachfremden Thema als vermeintlicher Experte herüberzukommen.

    Das ist das Problem. Er tritt nicht als Privatperson auf.

    Sonst hieße sein Chanel nur Bernhard Krotz und sein Chanel-Titelbild würde ihn auch nicht im Hörsaal zeigen.

  • Das ist das Problem. Er tritt nicht als Privatperson auf.

    Sonst hieße sein Chanel nur Bernhard Krotz und sein Chanel-Titelbild würde ihn auch nicht im Hörsaal zeigen.

    Wo liegt das Problem? Auch als beamteter Professor darf er vom Mainstream abweichende, unkonventionelle Meinungen vertreten. Mit dem Echo scheint er doch auch klarzukommen.

  • Bei Hattie wird sich eh bedient, so wie es einem selbst in den Kram passt. Um mal eine grobe Aufzählung zu geben:

    - Klassengröße irrelevant

    - Lehrerwissen unnötig

    - dafür aber Frontalunterricht interessanterweise sehr effektstark. Da frag ich mich, wie man ohne Expertenwissen effektstarken Frontalunterricht durchführen kann

    Du verwechselt Frontalunterricht mit direkter Instruktion. Dafür dass dir Wissen so wichtig ist, argumentierst du hier ziemlich unwissenschaftlich. Des Weiteren sagen weder Hattie noch ich, dass Fachwissen unnötig seien.

    Wenn man Bildungswissenschaften nicht ernst nimmt, sind es ganz schön große Töne, Referendar*innen oder Schüler*innen Mängel vorzuwerfen.

  • Du verwechselt Frontalunterricht mit direkter Instruktion. Dafür dass dir Wissen so wichtig ist, argumentierst du hier ziemlich unwissenschaftlich. Des Weiteren sagen weder Hattie noch ich, dass Fachwissen unnötig seien.

    Wenn man Bildungswissenschaften nicht ernst nimmt, sind es ganz schön große Töne, Referendar*innen oder Schüler*innen Mängel vorzuwerfen.

    Wie genau, glaubst du, läuft "Direkte Instruktion" in 95% der Fälle im realen Schulbetrieb ab?

    Die (Pseudo-)Wissenschaft Bildungswissenschaften nehme ich dennoch nicht ernst, da Vieles aus diesem Bereich keine Wissenschaft ist, die man für voll nehmen kann.

  • Wie genau, glaubst du, läuft "Direkte Instruktion" in 95% der Fälle im realen Schulbetrieb ab?

    Dann verliert es aber die Effektstärke. Aus Hattie (2023): "When VL1 [Visible Learning 1] was first published, the developers of Direct Instruction (DI) emailed a nice message about how pleased they were to see support for their model. I replied but suggested that given that the method often gets bad press and is often woefully misunderstood, maybe a name change would help. There were no further emails; I presumed this idea was not welcomed. But Direct Instruction, when implemented with fidelity, is most effective (Hornby & Greaves, 2022). It must not be confused with didactic teaching, scripted lessons, or an overemphasis on surface knowing." Er beschreibt im Anschluss 7 Schritte von Direct Instruction. Nur in dieser Form wird die Effektstärke von 0,56 erreicht.

    P.S.: Die Methode "Lecturing" hat eine Effektstärke von -0,26, "Background Music" schneidet da mit 0,08 besser ab...

    (Hattie, John. Visible Learning: the Sequel : A Synthesis of over 2,100 Meta-Analyses Relating to Achievement, Taylor & Francis Group, 2023).

  • Dann verliert es aber die Effektstärke. Aus Hattie (2023): "When VL1 [Visible Learning 1] was first published, the developers of Direct Instruction (DI) emailed a nice message about how pleased they were to see support for their model. I replied but suggested that given that the method often gets bad press and is often woefully misunderstood, maybe a name change would help. There were no further emails; I presumed this idea was not welcomed. But Direct Instruction, when implemented with fidelity, is most effective (Hornby & Greaves, 2022). It must not be confused with didactic teaching, scripted lessons, or an overemphasis on surface knowing." Er beschreibt im Anschluss 7 Schritte von Direct Instruction. Nur in dieser Form wird die Effektstärke von 0,56 erreicht.

    P.S.: Die Methode "Lecturing" hat eine Effektstärke von -0,26, "Background Music" schneidet da mit 0,08 besser ab...

    (Hattie, John. Visible Learning: the Sequel : A Synthesis of over 2,100 Meta-Analyses Relating to Achievement, Taylor & Francis Group, 2023).

    Die Antwort auf meine Frage bleibst Du nach wie vor schuldig.

  • Wie genau, glaubst du, läuft "Direkte Instruktion" in 95% der Fälle im realen Schulbetrieb ab?

    Meinst du die Frage? Ketzerisch könnte man jetzt antworten: Wir wissen, dass direkte Instruktion eine hohe Effektstärke hat. 95 Prozenz der Lehrkräfte nutzen deiner Meinung nach aber den ineffektiveren Frontalunterricht. Liegt das sinkende Niveau vielleicht daran?

  • Wenn Vertretern des Schulwesens dazu nichts anderes einfällt als zu überlegen, ob das Niveau überhaupt nötig ist, ist das schon ziemlich zum Weinen.

    Die Frage ist, ob es wirklich für alle notwendig ist, nicht ob es überhaupt notwendig ist. Natürlich sollten die relevanten Themen im Leistungskurs behandelt werden. Die Übertreibung kannst du dir also sparen. Ansonsten, mir ist es egal, wir können auch alle Differentialgleichungen in der 8. Klasse anstreben. Ich hätte damit kein Problem. Es wäre nur absolut unnötig...

  • Beitrag von MSBayern (9. November 2025 15:54)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (9. November 2025 16:09).
  • Es sollte Mindestanspruch sein, diese Leute ausbildungs- und studierfähig an die nächste Stelle ihres Ausbildungsweges zu übergeben

    und das bedeutet, alle müssten das Nivau wie in der Schweiz erreichen? Um die Frage ging es, nicht um eine generelle ausbildungs- und studierfähigkeit.

  • Ich denke, dass Absolventen unseres höchsten Schulabschlusses in ihren gewählten Fächern im internationalen Vergleich vergleichbare Kompetenzen aufweisen sollten, ja.

    Eher könnte man hinterfragen, ob wirklich jeder ein Abitur braucht, als das Abitur ständig noch weiter abzusenken.

  • Lustig, dass gerade die GS-KollegInnen hier beim ersten Einfordern von inhaltlichem Niveau und Leistungsorientierung auch in der Sek I Schnappatmung bekommen – habt ihr ein schlechtes Gewissen, eure Kids nicht ausreichend genug vorbereitet zu haben auf die Welt nach Jgs. 4?

  • Wo liegt das Problem? Auch als beamteter Professor darf er vom Mainstream abweichende, unkonventionelle Meinungen vertreten. Mit dem Echo scheint er doch auch klarzukommen.

    Hast du denn den verlinkten Beitrag angesehen und kannst 2 oder 3 Punkte nennen, die du aus didaktischer und schulpolitischer Sicht unterstreichen kannst? Ich lese bislang nur "jawoll! Endlich sagt mal einer wie es ist! Alles viel zu leicht!"

  • Ich mag diesen arroganten, selbstgerechten, humorlosen Menschen nicht.

    Was aber ein interessantes Thema ist, das er aufwirft und was m.E. unbedingt unter Fachleuten besprochen werden sollte, ist die Qualität von Schulbüchern.

    In Sachsen gibt es zum Beispiel seit wenigen Jahren keine Schulbuchzulassung mehr und ich finde nicht raus, warum das so ist.

    Hab ich. Ich befürchte aber, du bist ziemlich voreingenommen, sodass sich eine Diskussion mit dir nicht darüber lohnen wird.

    Die modernen Schulbücher sind ziemlich schlecht, falls deine Aussage dahin abzielte, wollte ich dich dahingehend bestätigen.

  • Lustig, dass gerade die GS-KollegInnen hier beim ersten Einfordern von inhaltlichem Niveau und Leistungsorientierung auch in der Sek I Schnappatmung bekommen – habt ihr ein schlechtes Gewissen, eure Kids nicht ausreichend genug vorbereitet zu haben auf die Welt nach Jgs. 4?

    wo tun wir das? Ich bin voll für das Einfordern von inhaltlichem Niveau und Leistungsorientierung, wo sie angebracht ist. Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob du als Nicht-Mathematiker überhaupt eine Ahnung davon hast, was solch eine hohe Niveauforderung von allen Kindern, wie sie der Herr Krötz fordert, an Selektion bedeuten würde.

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