Entschuldigungen über WebUntis statt Papierflut

  • Wenn man das nicht will, dann lässt man den lesenden Zugriff auf die Anwesenheit eben nicht zu.

    Wie tragen dann die Eltern die Entschuldigungen ein?

    Das ergibt doch auch kein Problem. Man kann natürlich immer irgendwelche Probleme finde, die ohne eine sachgerechte Anwendung entstehen können.

    Oder man ignoriert die Probleme. Das ist das, was üblicherweise bei uns passiert. Dann ist das Geschrei groß, alles sind doof, und man darf sich anmeckern lassen. Z. B. bekommt man zu hören, dass das Problem vor dem Bildschirm sitze etc. Beim Papierklassenbuch muss ich mir jedenfalls keine Gedanken um Zugriffsrechte machen. Ich trage ein, was ist. Ich weiß, wer das Buch zu lesen bekommt.

    Im elektrischen Buch soll ich auf einmal dafür verantwortlich sein, wer was liest, soll Zugriffsrechte setzen oder Sachen gar nicht eintragen, weil sie jemand falsches sehen könnte. Überzeugt mich nicht. Unnötig kompliziert. Ich wünschte mir tatsächlich, dass solche Dinge vorher durchdacht werden und es wirksame Lösungen gibt.

    „Fakten haben keine Lobby.“

    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier (5. November 2025 20:30)

  • Der direkte Zugriff der Eltern auf Informationen aus dem Klassenbuch ist halt schon etwas anderes als eine papierenes Klassenbuch, dass das Gebäude nir verlässt und in das man nur hineinschauen kann, wenn eine Lehrerin einen lässt.

    Das war bei uns anders, die Papiertagebücher waren in einem Regal auf dem Gang untergebracht, jeder Schüler, jeder Elternteil, der das Sekretariat aufsuchte, jedes Vereinsmitglied, dessen Verein sich in Schulräumen abends aufhielt konnte theoretisc hineinsehen.

    Und noch problematischer, die Tagebücher gingen häufig verloren z. B. im Schwimmbad beim Schulschwimmen oder auf dem Sportplatz, wir haben keine schuleigenen Sportplätze usw. Mehrere wurden auch geklaut.

    Jetzt benötigt man ein Passwort und kann nur lesen, was für ihn freigegeben ist. Ja, ich klicke Schulveranstaltung an, aber das kann auch eine SMV-Sitzung oder ein längerer Film im Französischunterricht oder ein Gespräch über eine GFS mit einem Kollegen sein. Schulsozialarbeit gibt es nicht als Auswahl.

    Ich selbst habe an einer vorherigen Schule mal uralte Notenlisten beim aufräumen gefunden und grinsend kurz überlegt, ob ich meinen Zahnarzt auf seine Lateinnote in der Mittelstufe ansprechen soll? Ich habe sie dann doch ins Sekretariat zum Aktenordner gebracht, andere hätten sie vielleicht im Altpapier entsorgt. Auch alte Klassen- und Kursbücher wurden nicht immer vorschriftsmäßig aufbewahrt. Ich habe nie verstanden, warum ein Papiernotenbuch sicherer sein soll.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wenn mir als Lehrer ein dort gemeinter Fall bekannt wird, informiere ich das Jugendamt und nicht den Schulsozialarbeiter und das Jugendamt ist dann zeitnah vor Ort und redet selbst mit dem Schüler,

    Läuft das bei dir ehrlich immer so? Bei uns ist das Jugendamt weder für die Schulsozialarbeiter noch für die Schulleitung vernünftig erreichbar und "zeitnah vor Ort" gibt es sowieso nicht. Ich als kleiner Lehrer brauche da erst recht gar nichts melden. Deshalb wird bei uns immer wieder mal bei Gefahr in Verzug stattdessen die Polizei oder der Rettungswagen gerufen, die Kinder z.B. aus der Familie holen und/oder in eine kinderpsychologische Einrichtung bringen. Oft kommen dann die Kinder nach ein paar Tagen wieder zu uns zurück als wäre nichts gewesen und das Jugendamt ist immer noch in der Versenkung verschwunden.

  • Beim Papierklassenbuch muss ich mir jedenfalls keine Gedanken um Zugriffsrechte machen. Ich trage ein, was ist. Ich weiß, wer das Buch zu lesen bekommt

    Nein. Wie soeben geschrieben weiß ich nicht, ich denke es höchstens, weil ich von einem Idealfall ausgehe.

    Sicherer ist da nichts zum Gegenteil noch nicht einmal durch Passwort geschützt.

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  • Das war bei uns anders, die Papiertagebücher waren in einem Regal auf dem Gang untergebracht, jeder Schüler, jeder Elternteil, der das Sekretariat aufsuchte, jedes Vereinsmitglied, dessen Verein sich in Schulräumen abends aufhielt konnte theoretisc hineinsehen.

    Das klingt nach keiner guten Lösung. Und ja, auch eine analoges Klassenbuch ist nur so sicher, wie verwendet wird. Das es diese Probleme beim elektrischen nicht gibt, heißt aber nicht, dass es gar keine gibt. Es sind halt andere Schwierigkeiten. Bei der Freigabe für die Eltern haben diese eben ohne Aufwand Einblick in zumindest die ihr Kind betreffenden Date. letztendlich ohne pädagogisches Regulativ durch die Notwendig, um Einsicht oder Auskunft nachsuchen zu müssen.

    Ja, ich klicke Schulveranstaltung an, aber das kann auch eine SMV-Sitzung oder ein längerer Film im Französischunterricht oder ein Gespräch über eine GFS mit einem Kollegen sein. Schulsozialarbeit gibt es nicht als Auswahl.

    Was sagt denn nun das Kind, dass wegen häuslicher Gewalt bei der Schulsozialarbeiterin war, auf Nachfrage der Eltern bei welcher schulischen Veranstaltung es denn während der Englischstunde gewesen sei?

    Webuntis hat ein uns übrigens auch Freitextfelder. Kann doch durchaus passieren, dass dort jemand, ganz ohne böse Gedanken, "Schulsozialarbeit" einträgt, weil es das nun mal war. Dann weiß die Klassenlehrerin Bescheid und kann das auf „entschuldigt“ setzen. Worum es bei dem ging, weiß die eintragende Kollegin vielleicht gar nicht, und kommt gar nicht auf die Idee, dass die Eltern das in den falschen Hals kriegen können.

    Von dem Eintrag im Papierklassenbuch erfahren sie nie. Keine Fragen, weniger Probleme.

    Ich finde das in der Tat einen spannenden Punkt, weil ich darüber vor diesem Thread noch gar nicht nachgedacht habe. Das ist ein Punkt, den man übersehen kann. Und vielleicht übersehen wir noch andere.

  • Ich habe bisher zweimal das Jugendamt eingeschaltet (Stadt Essen) und beide Male wurde gefragt ob sofort jemand kommen müsste oder ob es am nächsten / übernächsten Tag auch noch reichen würde (einmal ja, einmal nein), beide Male ging es um körperliche Gewalt in der Familie. Bei uns ist intern geregelt, dass wir als Klassenteam selbst entscheiden, wann wir das Jugendamt brauchen und die Schulleitung wird dann lediglich informiert, die hat keinen Bock auf zuviel Mikromanagement.

    Bei kleineren Problemen kann man die Kinder auch erst einmal an die Erziehungsberatung vermitteln, die wissen da eigentlich immer gut Bescheid und wir haben von der Lage her Glück, die haben eine Außenstelle in direkter Nähe zur Schule.


    P.S. in nicht dringenden Fällen auch öfter, die zwei bezieht sich nur auf die beiden Fälle wo der Busch gebrannt hat in der Familie.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wow, das ist ja wieder mal eskaliert 😀

    Danke an alle, die auf die konkrete Anfrage eingegangen sind! Aber danke auch für die anderen Beiträge, immer spannend, was für Diskussionen sich ergeben, was mir als „Digitalisierer“ auch zeigt, wie viele Befindlichkeiten mit einem Thema verknüpft sind.

    Ein Grundfehler in der Digitalisierung ist es, meiner Ansicht nach, anzunehmen, alles sei ad hoc einfacher als die gewohnten Prozesse (hier in der Haupttangente: das Klassenbuch aus Papier). Zwar wäre das schön, aber die Realität zeigt: Man muss sich erst einmal reinarbeiten, Zeitvorschuss leisten. Man kann sich in einem Forum noch so detaillier beschreiben lassen, wie man sich dieses und jenes „vorzustellen“ hätte, nichts davon ersetzt ausprobieren, scheitern, Erfolge haben.

    Wenn man dann den nutzbaren Weg für sich gefunden hat, kann sich auch Routine einstellen bzw. man kann anfangen, zu priorisieren, um nicht zum - wie Bolzbold das so schön sagte - zum Sklaven eines Systems zu werden.

    Was ich in der reflexartigen Datenschutzdebatte rund um das digitale Klassenbuch imme vermisse: Die Papierbücher sind bei uns irre häufig verschwunden. Und da verhindert kein Passwort, kein Fingerabdruck, meine MFA das öffnen und lesen. Versteht mich nicht falsch: Datenschutz ist ein irre wichtiges Thema und daher ist es ebenso wichtig, dass mit der Administration einer Plattform jemand vertraut ist, der genau weiß, was welcher Hebel bei der Dateneinsicht bewirkt . Mögliche Datenschutzbedenken aber als Argument für die eigene „Abneigung aus dem Bauch heraus“ vorzuschieben, halte ich für Entwicklungshinderlich (aber in dem Thema auch für sehr Deutsch).

    Danke nochmal für das Eingehen auf meine Frage 😊

  • (Mögliche Datenschutzbedenken aber als Argument für die eigene „Abneigung aus dem Bauch heraus“ vorzuschieben, halte ich für Entwicklungshinderlich (aber in dem Thema auch für sehr Deutsch).

    Das ist in der Tat typisch Deutsch. (Und ich frage mich, wie viele KollegInnen eigentlich aus Bequemlichkeit auf den Websites, die sie aufrufen, "alle Cookies akzeptieren" anklicken und sich nicht die Mühe machen, das händisch abzulehnen... oder wie viele sich auf diversen Social Media Kanälen austoben ohne sich über den Schutz oder die Verwendung ihrer Daten durch die großen Konzerne Gedanken zu machen.) Aber klar das ist natürlich etwas völlig anderes...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das ist in der Tat typisch Deutsch. (Und ich frage mich, wie viele KollegInnen eigentlich aus Bequemlichkeit auf den Websites, die sie aufrufen, "alle Cookies akzeptieren" anklicken und sich nicht die Mühe machen, das händisch abzulehnen... oder wie viele sich auf diversen Social Media Kanälen austoben ohne sich über den Schutz oder die Verwendung ihrer Daten durch die großen Konzerne Gedanken zu machen.) Aber klar das ist natürlich etwas völlig anderes...

    Ansonsten auch wenig Ahnung von Datenschutz haben (genau wie ich selbst auch), aber dann wird hier das größte Datenschutzproblem gesehen. Deswegen wollen wir das nicht (eigentlich wollen wir das nicht, weil sich was ändert in meinem Arbeitsablauf). Datenschutz ist kein Instrument zur Verhinderung von Änderungen.

  • Datenschutz ist kein Instrument zur Verhinderung von Änderungen.

    Es ist kein Argument - aber leider immer noch ein Instrument, um erfolgreich Änderungen zu blockieren oder zu verschieben. Die LDI in NRW muss sich bei den Vorgaben für den Distanzunterricht oder bei der Frage, ob man Telepräsenzroboter verwenden darf, ziemlich gewunden haben.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Was ich in der reflexartigen Datenschutzdebatte rund um das digitale Klassenbuch imme vermisse: Die Papierbücher sind bei uns irre häufig verschwunden. Und da verhindert kein Passwort, kein Fingerabdruck, meine MFA das öffnen und lesen.

    Ich habe es hier mehrfach geschrieben, Schwimmbad, Sportplatz, Diebstahl, auf Nachbars Dach usw. und eben kein Passwort. Ich habe schon alles gesucht und von anderen gefunden inkl. uralter Notenlisten inkl. von meinem Zahnarzt.

    Für mich ist das absolut der größte Vorteil.

    Ja, über die Probleme muss man nachdenken, aber sie waren in all den Jahren kleiner. Schulsozialarbeit wird bei uns normalerweise nach dem Unterricht aufgesucht, ich hatte diesen Fall daher noch nie. Umstellung ging bei uns erstaunlich glatt.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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