Lektüre für leseschwache Fünfer?

  • Hallo Ihr Lieben!


    Eigentlich steht mir der sinn zur Zeit ja mehr nach Ferien, aber da die grobe Planung für's nächste Jahr langsam durchsickert, mache ich mir halt doch schon mal Gedanken. Und das v.a. um eine Deutsch Fördergruppe bei unseren zukünftigen Fünfern, von denen einige, laut Kl nach Rücksprache mit der Grundschule, so ihre Probleme mit dem (lauten) Lesen haben. Eine Idee war deshalb, mit diesen Schülern (sind wohl in erster Linie Jungen) vermehrt Lesen zu üben. Leider fehlen mir (neben reinen Übungstexten, z.B. vom Verlag an der Ruhr) konkrete Lektüren, die für Jungen, Anfang Klasse fünf geeignet sind. ?(

    Falls also jemand einen (oder gern auch mehrere ;) ) Lektüretipps hat, würde mich das sehr freuen
    genau so wie über alle anderen Tipps zur Leseförderung!


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo Carla,


    ich lese gerade "Der rote Rächer" von Ursula Wölfel in meiner fünften (Habe darüber vorhin gepostet).
    Das Buch ist ideal für leseschwache Kinder. Meine sind auch nicht grad die besten. Von Verlag an der Ruhr gibts darüber auch ne Literaturkartei.
    Kannst das Buch ja mal in den Ferien lesen. (Als hätten wir nichts besseres zu tun!!!).
    "Vorstadtkrokodile" eignet sich auch ganz gut. Lese ich aber erst nächstes Schuljahr.

  • Ich habe mit meinen Anfang der 5. Klasse Rennschwein Rudi Rüssel gelesen. Das Buch kam sehr gut an, da es wirklich einfach geschrieben und zudem noch recht lustig ist. Für das Buch gibt es auch eine Lektürekartei vom Verlag an der Ruhr und bei 4teachers ist auch einiges zu finden.


    LG Silja

  • Die Reihe "einfach lesen" vom Cornelsen-Verlag fällt mir da noch ein:


    http://www.cornelsen.de/cgi/We…ogPlus.woa/wo/0.2.2.3.1.1
    (rechts oben bei "Schnellsuche im Shop" - "einfach lesen" und "Titelstichwort" eingeben)


    Das sind bekannte Kinder- und Jugendbücher in einer gekürzten, vereinfachten Ausgabe - mit Arbeitsaufträgen dazu.
    Jeder Band kostet 8,30.


    (aber kopierfreundliches A4-Format :D )

  • Wenn Kinder bis einschließlich 4. Klasse immer noch leseschwach sind, gibt es Ursachen dafür. Da hilft doch weiterhin Lesenüben nicht so großartig viel. Ein Kind mit einem gebrochenen Arm würdet Ihr doch auch nicht damit knebeln, eine gute Handschrift zu erlernen, bevor der Arm verheilt ist.


    Die Erklärung, dass diese Kinder zu oft vor der Glotze oder dem Computer sitzen und zu wenig lesen, wird zwar gern schnell gegeben, ist aber oft falsch.


    Warum interessieren sich so viele Lehrer nicht für die Ursachen? Wie schon richtig festgestellt wurde, betrifft es überwiegend Jungen. Sitzen Mädchen weniger vor der Glotze?


    Ich habe es hier schon lange nicht mehr gesagt - es wird ´mal wieder Zeit: M.E. sollten sich alle Schulen (es gibt schon einige - in Skandinavien so wieso) endlich auch verantwortlich fühlen, an den Ursachen für Lern- und auch Verhaltensauffälligkeiten zu arbeiten.


    Empfehlen möchte ich einmal wieder die Bücher


    "Greifen und Begreifen" von Sally Goddard


    "Flügel und Wurzeln" von Dorothea Beigel (erfahrene Lehrerin und Legasthenietrainerin, in der Lehrerfortbildung tätig und Mitarbeiterin in der Abteilung ANKe im Schulamtsbezirk Wetzlar s. http://www.schulamt-wetzlar-weilburg.de/zentren/anke.html , email: dbeigel@t-online.de, Fortbildung http://www.guckloch.biz/sem_lsr.htm , http://www.guckloch.biz/sem_refl.htm)


    "Bausteine der kindlichen Entwicklung" von Jean Ayres


    "Was Hänschen nicht hört" von Fred Warnke


    "Kiss-Kinder" von Heiner Biedermann


    "Das Kiss-Handbuch" von Robby Sacher


    Auch die Seiten www.meditech.de/download/gug-1-2004-nachhilfe-ade.pdf ,
    www.winkelfehlsichtigkeit.de
    www.chucholowski.de (s. Reflextherapie)
    www.kiss-kid.de
    sind sehr lesenswert, um den Ursachen für Lern- und/oder Verhaltensauffälligkeiten auf die Spur zu kommen. Viel über Ursachen von Lern- und Verhaltensstörungen wissen auch diese Personen:


    http://www.inpp.de/modules.php…dex&topic_id=0&page_id=17


    oder die


    http://www.kiss-kid.de/seiten/aerzteliste_de.html


    Auch Frau Prof. Dr. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt, Neurobiologin von der Universität Bielefeld, Gudrun Kesper vom SPZ der DRK-Kinderklinik Siegen, Kinderärztin Frau Dr. Halfmann in Hamburg, Gerhard Schaub, Vorstandsmitglied der Internationalen Vereinigung für binokulare Vollkorrektion, Fulda könnten Euch einiges über sehr häufig vorkommende Ursachen für Lern- und Verhaltensstörungen berichten.


    Hier noch mal eine gute Grafik, die gut verdeutlicht, wie die kindliche Entwicklung mit Lernen und Verhalten zusammenhängt (diese Bild hatte bei mir ein einen Ahaaa-Effekt ausgelöst):


    http://www.arcor.de/palb/alben/16/394016/1024_6362336534353565.jpg


    Entschuldigt, aber das musste ´mal wieder sein! Ich weiß, weniger kann manchmal mehr sein, aber Ihr seid doch intelligente Menschen, die diese Fülle nicht umhauen wird, oder doch?


    Ich würde mich freuen, wenn ich hier nicht gleich wieder angegriffen würde.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    • Offizieller Beitrag

    Erika, ich gebe dir Recht, natürlich ist alles nicht immer mit der Glotze erklärbar- aber doch ebenso wenig nur mit deinen Erklärungsansätzen.
    Und es ist definitiv nicht so, dass nur Jungs leseschwach sind- in meiner Sechsten sind die Anteile ganz genau gleich.
    Im Übrigen würde ich mich freuen, wenn von dir auch mal Beiträge zu einem anderen Thema kommen würden- denn so wird es auf die Dauer ziemlich langweilig.
    Ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht allzu angegriffen.
    Liebe Grüße,
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Rennschwein Rudi Rüssel auch nur wärmstens empfehlen. Ich habe es sogar schon zweimal im Unterricht behandelt - in einer leistungsschwachen 5 und in einer leistungsstarken 6 - und meine Schüler waren alle (ich habe sie hinterher gefragt und abstimmen lassen) total begeistert. Sie konnten sich richtig in das Buch hineinversetzen, kannten hinterher jeder Einzelheit und haben am Schluß ganz tolle Fortsetzungen geschrieben. Viele haben schon weitergelesen als sie eigentlich hätten lesen müssen. Sie wollten unbedingt wissen, wie es weitergeht.
    Ich werde das Buch nächstes Schuljahr auch in meiner neuen 5 lesen. Es lässt sich leicht lesen, die Handungs ist abwechslungsreich, die Kapitel sind nicht zu lang und Kinder in der 5. Klasse interessieren sich meist für Tiere.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carla,


    um leseschwache Jungen zu motivieren, könntest du auch an Sachbücher denken. Gerade vor kurzem erschien darüber eine Ausgabe der "Praxis Deutsch".
    Ich hab in der Grundschule auch die Erfahrung gemacht, dass die Jungen gerne Sachbücher lesen und so zum Lesen motiviert werden.


    LG,
    Melosine

  • Ich kann "Rennschwein Rudi" auch nur wärmstens empfehlen.
    Bei uns in Ba-Wü passt das auch ganz prima zum Rahmenthema "Haustiere" in Klasse 5. Da lässt sich recht gut fächerübergreifend arbeiten.


    @ Erika


    Zitat

    Erika schrieb am 01.07.2005 23:33:
    Wenn Kinder bis einschließlich 4. Klasse immer noch leseschwach sind, gibt es Ursachen dafür.


    soweit einverstanden.
    Bei leseschwachen Schülern rufe ich zu Hause an und fordere zum Besuch eines Augenarztes auf. Leider gibt es in der Grundschule keine verpflichtenden Augenuntersuchungen. Das würde manche Schüler vor jahrelangen Misserfolgen bewahren.


    Zitat


    Da hilft doch weiterhin Lesenüben nicht so großartig viel. Ein Kind mit einem gebrochenen Arm würdet Ihr doch auch nicht damit knebeln, eine gute Handschrift zu erlernen, bevor der Arm verheilt ist. ...


    Also ich bitte dich...


    Wenn ein Kind Mathe nicht kapiert, werde ich also nach deiner "Lehre" es in Zukunft nicht mehr mit Mathe behelligen, weil es nur so Mathe lernt?
    Wenn ein Kind nicht lesen kann, werde ich also nach deiner "Lehre" es in Zukunft nicht mehr lesen lassen, weil es nur so lesen lernt?


    Sorry. Aber da schießt du gewaltig am Ziel vorbei....


    Lesen lernt man nur durch Lesen, schreiben nur durch Schreiben und auch das Einmaleins nur durch ständige Übung.


    Bei meinen 6ern hatte ich Anfang der 5.Klasse eine ganze Reihe Schüler dabei - wenn die einen Text lesen mussten, hat's dir die Zehennägel hochgedreht. Bei mir müssen die Schüler in allen Fächern laut vorlesen - auch (und besonders) die schwachen Leser. Und wenn sich ein Mitschüler darüber mokiert, dass einer schlecht liest, bekommt der von mir einen Maulkorb verpasst. Da hilft nur Geduld, Nachsicht und ständiges Üben, Fordern und Loben auch kleiner Fortschritte.


    Das ist zwar oft genug ein stockkonservativer Frontalunterricht - aber der Zweck heiligt die Mittel


    Mittlerweile lesen ALLE halbwegs flüssig.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo carla


    Falls du noch eine 2. Lektüre suchst:
    Bei einer Kollegin kam in diesem Jahr in einer eher leistungsschwachen 5. Klasse "Die Insel der 1000 Gefahren" gut an. Da können die Schüler an bestimmten Stellen selber auswählen, was sie tun und die Geschichte entwickelt sich dann bei jedem anders.


    Conni

  • Hallo!


    Ich kann wärmstens die Lektüre "Dirk und ich" von Andreas Steinhöfel empfehlen! Das Buch ist sehr lustig und einfach geschrieben und erzählt vom Alltag zweier Geschwisterkinder. Damit habe ich bisher auch die Lesefaulsten begeistern können. Allerdings gibt es dazu keine Materialien, aber Ideen kann man sich auch von anderen Lektürehilfen abgucken.


    Gruß,
    Heli

  • Zitat

    alias schrieb am 02.07.2005 10:07:


    Bei meinen 6ern hatte ich Anfang der 5.Klasse eine ganze Reihe Schüler dabei - wenn die einen Text lesen mussten, hat's dir die Zehennägel hochgedreht. Bei mir müssen die Schüler in allen Fächern laut vorlesen - auch (und besonders) die schwachen Leser. Und wenn sich ein Mitschüler darüber mokiert, dass einer schlecht liest, bekommt der von mir einen Maulkorb verpasst. Da hilft nur Geduld, Nachsicht und ständiges Üben, Fordern und Loben auch kleiner Fortschritte.


    Das ist zwar oft genug ein stockkonservativer Frontalunterricht - aber der Zweck heiligt die Mittel


    Hallo!


    Das Thema "gemeinsames lautes lesen" finde ich sehr problematisch.
    In meiner eigenen Schulzeit fand ich es furchtbar.
    Außerdem stellt sich für mich die Frage nach dem Sinn (Zweck): Wann kommen wir als Erwachsene in die Situation, dass wir etwas laut vorlesen müssen. Außer als Eltern und Lehrer, die ihren Kindern etwas vorlesen. Das sind dann aber bestimmt keine Fachtexte.
    Der Zugang zum Inhalt wird beim lauten lesen erschwert. Ich kann mich nicht richtig auf den Text einlassen, da ich mein individuelles Lesetempo dem gemeinsamen anpassen muss. Bleibe ich an einer Stelle hänge oder lese ich schneller, weil es spannend wird, muss ich fürchten, dass ich vom Lehrer ertappt werde.
    Textsprünge sind gar nicht möglich - wären aber manchal dringend notwendig (Bspw: Wie hieß die Figur am Anfang nochmal?)



    Zudem bekommt die ganze Lesesituaion einen schalen Beigeschmack. Die Kinder bekommen mitvermittelt "Lesen ist etwas nicht-schnönes". Und genau diese Gefühl scheint laut Pisa bei unserer Jugend vorzuherrschen und die Erlangung von Lesekompetenz zu erschweren. Weil lesen lernt man durch lesen. Aber zum lesen müssen die Jugendlichen/Kinder erst einmal motiviert sein.

    VG

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme Niklas voll und ganz zu!


    Außerdem kommt noch hinzu, dass laut vorlesen können noch lange nicht bedeutet, dass der Sinn erfasst wurde - und darauf kommt es doch beim Lesen in erster Linie an.


    LG,
    Melosine

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, es weicht nicht zu sehr vom ursprünglichen Thema ab, aber ich muss für das laute Lesen eine Lanze brechen.
    Meine Wenigkeit liest sehr viel laut vor- meinem Freund einen interessanten Zeitungsartikel, meinen Neffen aus Bilderbüchern, ganz zu schweigen vom Lesen in der Schule.
    Bei uns findet ein freiwilliger Lesewettbewerb statt, für den meine Schüler die Kriterien entworfen haben: Laut, deutlich, gute Betonung und auch Verständnis des Textes.
    Die Teilnahme war freiwillig, aber 90% der Klasse haben sich darum gerissen, mitmachen zu dürfen, obwohl viele ziemlich schlecht lesen.
    Und letztes Jahr hab ich für meine Fünfer eine Lesenacht organisiert- auch freiwillig- von 32 Schülern waren 25 da!
    Zuerst wurde gemeinsam laut gelesen, dann abwechselnd und dann durfte jeder bis Mitternacht in seinem Lieblingsbuch schmökern.
    Außerdem hab ich die Erfahrung gemacht, dass Schüler die stockend laut lesen, in der Regel den Sinn erst recht nicht verstehen, weil sie sich so aufs Lesen konzentrieren müssen.
    Schüler, die flüssig lesen, erfassen den Sinn auch deutlich besser.
    Aber um zu Ursprungsthema zurück zu kommen:
    Ich habe mit meinen Fünftklässlern letztes Jahr "Die Moorgeister" von Angela Sommer-Bodenburg gelesen.
    Die fanden es fast zu einfach, waren aber auch ziemlich lesestark.
    Liebe Grüße,
    etanera

  • Ich bin auch kein Fan von lautem Vorlesen im Unterricht, wobei ich irgendwie immer wieder in Klassen gerate, die das total gerne machen und alles und jeden noch so kleinen Satz immer laut vorlesen möchten. Ich erkläre mir das so, dass die Schüler dabei zum einen eben kleine Erfolgserlebnisse haben, weil sie einen mündlichen Beitrag abliefern können, bei dem relativ wenig falsch zu machen ist (wobei ich bislang nie mit Schülern zu tun hatte, die überhaupt nicht lesen konnten), sie ihre Mitarbeit dadurch relativ einfach unter Beweis stellen und vor allem denke ich auch, dass die Schüler, die nicht laut lesen, jeweils vom Vorleser profitieren, weil sie nicht selbst lesen müssen, sondern praktischerweise von einem Mitschüler die Aufgabenstellung oder den Inhalt geliefert bekommen und nur noch zuhören müssen.


    Ich versuche eher immer wieder durchzudrücken, dass alle leise für sich lesen, was in meinen Klassen immer wieder zu großem Gemaule führt. Einen Unterschied in der Sinnentnahme merke ich allerdings bei beiden Varianten nicht. Sie ist so und so meist nicht so prickelnd.


    Der Vorschlag von Erika, das Lesen nicht mehr zu üben, weil die Schüler es noch nicht können, finde ich allerdings auch sehr.... äh.... spannend. Ganz neue Theorie. :D Bevor ich mich da dran wage, hätte ich dafür gerne ein paar mehr statistische Belege, dass das funktioniert. Ich will ja nicht die erste Lehrerin von einer Klasse mit lauter sekundären Analphabeten sein.
    Gerade die von dir herangezogenen skandinavischen Länder, allen voran Finnland, arbeiten nämlich genau anders: Es wird gelesen, gelesen, gelesen. ;)


    Dass neben dem Üben des Lesens aber noch andere Übungen, die die jeweilige Lernschwierigkeit angehen, erfolgen müssen, halte ich allerdings auch für wichtig. Den Unterricht sollte man auf jeden Fall mit Übungen zur Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit ergänzen, aber Platz für ausgearbeitete Therapiekonzepte ist im Unterricht natürlich nicht. Denn selbst an der Förderschule können wir keine spezielle Therapie anbieten und dürfen das auch gar nicht. Ich verweise die Eltern mit ihrem Kind, bei dem ich wirklich eine isolierte Lernschwäche vermute an die jeweiligen Therapeuten. Idealerweise gibt es direkt an der Förderschule selbst spezielle Therapieangebote, aber mangels finanzieller Zuwendung seitens unserer Länder können viele Angebote kaum noch aufrecht erhalten werden. (Unsere Schule z.B. muss zum nächsten Schuljahr die meisten der zusätzlichen Förderstunden, die noch nicht mal von Therapeuten angeboten worden sind, sondern von uns Lehrern, nahezu vollständig einstellen. Wie so oft, geht der Vorwurf, sich doch endlich mal verantwortlich zu fühlen mal wieder an die falsche Adresse, Erika.)


    Der Großteil der Schüler mit Leseschwächen hat jedoch keine spezielle Lernstörung, sondern in den meisten Fällen liegt mangelnde Förderung im Elternhaus und fehlende Motivation und damit einhergehend mangelnde Übung zugrunde. Von daher ist der Ansatz "Übung macht den Meister" im Bereich Leseförderung im Unterricht meiner Meinung nach völlig richtig.


    Ich habe jetzt am Ende meiner leseschwachen 5. Klasse das Buch "Wenn das Unugunu kommt" gelesen. Das Thema an sich gefiel fast allen Schülern, die Sprache ist einfach.
    Allerdings muss ich sagen, dass ich grundsätzlich nicht gerne mit Klassen "Lektüren" lesen. Positivere Erfahrung habe ich mit einer Literaturwerkstatt gemacht, die man in allen Klassenstufen durchführen kann.
    Je nach Alter und Lesekompetenz biete ich eine relativ große Auswahl von Büchern an, aus denen die Schüler völlig frei auswählen dürfen. Das Buch wird im Unterricht und daheim selbstbestimmt gelesen, es wird nur ein Termin vorgegeben bis wann das Buch ausgelesen sein soll. Die Lesezeiten im Unterricht gestalte ich so, dass man Lust auf's Lesen bekommt: gemütliche Leseecken mit Kissen, Tee und absolute Ruhe. Wenn ein Kind zwischendurch beim Lesen vor sich hinträumt, sage ich überhaupt nichts, nur rumlaufen und laut sein, darf niemand.
    Parallel dazu läuft eine Literaturwerkstatt (Mappe gibt's vom Verlag an der Ruhr - ich hab's mittlerweile mit eigenen Arbeitsblättern ergänzt), so dass die Schüler mit ihrem Buch nicht allein gelassen werden und die Sinnentnahme gewährleistet wird. Am Ende stellt jeder sein Buch vor.


    Damit habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht, allerdings macht das beim ersten Mal deutlich mehr Arbeit als das übliche Lektüre lesen. Wenn man es öfter macht, wird die Arbeit allerdings deutlich weniger und beschränkt sich darauf, die Bücher selbst alle gut zu kennen, die die Schüler lesen, damit man jeweils helfen kann, wenn Schwierigkeiten auftreten.


    Ach ja, bei der Buchvorstellung muss natürlich dann auch eine Stelle laut vorgelesen werden. Mit guter Betonung, geübt und allem drum und dran, damit wir Zuhörer auch Vergnügen dabei haben. ;)


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Hallo,
    ihr seit einfach super!
    Nicht nur, dass ich selbst jetzt für die Sommerferien mit Lektüre versorgt bin ;) , es ist da bestimmt auch was für meine fünfer dabei :) Danke!
    Darüberhinaus habe ich mir den Cornelsen-Link gerade mal genauer betrachtet und werde die Reihe auf jeden Fall mal meinen Kollegen vorschlagen, zwecks gemeinsammer Betrachtung & evtl. Anschaffung, denn das Problem mit den Leseschwierigkeiten bzw. den großen Unterschieden innerhalb einer Klasse zieht sich bei uns - 'trotz' Realschule - durch die ganze Unter-/Mittelstufe, und dementsprechend sind geeignete Texte immer heiss begehrt.
    Zu den Ursachen der Leseprobleme kann ich noch nicht viel sagen, habe die Klassen ja noch nicht. Aus Berichten der zukünftigen Kl war über meine Fördergruppen bislang zu hören: einmal ADS, was bislang ohne Medikamente, mit anderen Therapieformen behandelt wird, mehrere SuS mit migrantischem Hintergrund und kaum deutscher Sprachpraxis außerhalb der Schule, ein Mädchen relativ frisch aus der KuJ-Psychatrie, die anscheinend v.a. zu nervös und ängstlich ist, um sich gut konzentrieren zu können..... Viele Ursachen und vermutlich ganz viele verschiedene Förderbedürfnisse und -wege, scheint eine spannende Aufgabe zu werden....


    viele Grüße von carla, die immer mal wieder an ihrem theoretische und praktischen Rüstzeug zweifelt.


    PS: Noch kurz ein unsortierter Erfahrungsbericht zum lauten Lesen: Machen, auch in den Nebenfächern, die meisten meiner Klassen gern (das Gemaule inklusive, wenn's wegfällt). Allerdings achte ich darauf, dass auch häufig jeder leise lesen muss, da ich oft den Eindruck habe, bei lauten Lesen bekommen nur diejenigen etwas vom Sinn des Textes mit, die selbst lesen oder leise mitlesen - und das macht nun mal nicht jeder :rolleyes: Aber gerade z.B. imGeschichtsunterricht ist es häufig so, dass der Text ohne strukturierende Fragen und (ja, häufig auch schriftlich zu bearbeitende) Arbeitsaufträge vielen SuS ein Rätsel bleibt.


    EDIT: Mia:

    Zitat

    Je nach Alter und Lesekompetenz biete ich eine relativ große Auswahl von Büchern an, aus denen die Schüler völlig frei auswählen dürfen. Das Buch wird im Unterricht und daheim selbstbestimmt gelesen, es wird nur ein Termin vorgegeben bis wann das Buch ausgelesen sein soll. Die Lesezeiten im Unterricht gestalte ich so, dass man Lust auf's Lesen bekommt: gemütliche Leseecken mit Kissen, Tee und absolute Ruhe. Wenn ein Kind zwischendurch beim Lesen vor sich hinträumt, sage ich überhaupt nichts, nur rumlaufen und laut sein, darf niemand.


    Das habe ich zwar nicht für die Fördergruppen, aber für eine andere Klasse in Deutsch geplant, habe haber noch etwas Probleme, diese 'Kuschelstunden' X( beim Kollegen durchzusetzen. Gibt es dazu Literatur, mit der sich die 'Ernsthaftigkeit' dieses Vorgehens didakt.-method. Verteidigen lässt? (Bin ich froh, wenn nach dem Ref. dieses ewige 'mag sein, dass das im Seminar so gesagt wird, aber in der Praxis... - hallo, was mache ich denn hier seit 1 1/2 Jahren?! )

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

    Einmal editiert, zuletzt von carla ()

  • Ich finde diese Lese-/Literaturwerkstatt auch sehr spannend. Mich würde aber auch mal interessieren, woher bekommt man denn als Lehrer einen Satz verschiedener Bücher für die Schüler?? Manche Texte sollten doch vermutlich auch mehrfach vorhanden sein, damit alle, die das Buch interessiert, es auch lesen können? Oder was macht man denn, wenn mehrere Schüler das gleiche Buch lesen möchten und es nur einmal vorhanden ist??


    Wie oft machst du das denn mit deinen Schülern, Mia?


    Vermutlich setzt das eine gut ausgestattete Schulbücherei voraus, denke ich mal...


    Fragen über Fragen von der Studentin (...der gerade einfällt, dass ich diese Idee ja sogar für mein Examen verwursten kann, denn unter anderem habe ich Leseförderung las Thema :D ).


    Liebe Grüße
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich suche mir die Bücher immer aus der Schülerbücherei (die bei uns tatsächlich gut ausgestattet ist) zusammen und brauche in der Regel nur ein Exemplar. Es kam schon vor, dass sich manche Schüler das gleiche Buch ausgesucht haben, aber glücklicherweise betraf das bislang immer nur Bücher, die die Schule als Klassensatz vorrätig hatte. Ansonsten würde ich einfach die Schüler in die Stadtbibliothek schicken.
    Die Auswahl für ca. 25 Schüler umfasst allerdings etwa doppelt soviele Bücher. In der Regel findet jeder Schüler ein eigenes Buch und viele sind halt leider auch erstmal nicht so für's Lesen motiviert, dass ihnen nicht so unglaublich wichtig ist, was es für ein Buch ist. Ich habe es schon mehrmals erlebt, dass dann halt einfach das nächstbeste Buch gegriffen wird, wenn ein anderer Schüler das gewünschte Buch schon ausgewählt hat.


    Wenn ich was aus Büchern zur Textarbeit brauche, kopiere ich mir das einfach aus dem Exemplar des Schülers raus. Die Bücher, die ich selbst noch nicht kenne (die Auswahl habe ich natürlich selbst noch nicht komplett gelesen, da man ja auf viele Klassiker zurückgreifen kann, von denen man weiß, dass nichts Verwerfliches drin vorkommt *gg* ), leihe ich mir entweder auch aus der Stadtbibliothek oder kaufe sie mir selbst. Von daher habe ich in diesen Fällen ein zweites Exemplar.
    Aber es sind nicht nur pädagogisch wertvolle Bücher in der Auswahl, weil mir wirklich auch die Entwicklung der Freude am Lesen wichtig ist. Großer Beliebtheit erfreuen sich deswegen Bücher aus der "Gänsehaut"-Reihe bzw. bei älteren Schülern die aus der "Fear-Street"-Reihe. Aber erstaunlicherweise suchen sich die Mehrheit der Schüler die "besseren" Bücher aus. In der letzten Runde waren da beispielsweise Bücher von Jules Verne und Kirsten Boie dabei.


    Bisher habe ich die Literaturwerkstatt viermal durchgeführt: in Klasse 6, 7, 8 und 9. Dieses Jahr in Klasse 7, weswegen ich dann halt in der 5. auf das "Unugunu" zurückgegriffen habe, weil es mir sonst zuviel Arbeit gewesen wäre. Diese Einheit umfasst einen relativ langen Zeitraum, weil ich ja eben auch Lesezeit in der Schule zur Verfügung stelle. Aus dem Grund führe ich das Ganze nur einmal im Schuljahr durch. Die Buchvorstellung muss ich dann leider als Arbeit werten, weil ich sonst zuwenig Noten zusammen bekomme. Finde ich eigentlich schade, weil Werkstattarbeit und Notendruck nun wirklich nicht zusammenpassen, aber ich habe noch keine Idee, wie ich es umgehen könnte. Andererseits gibt es Schüler, die leider wirklich nur durch Notendruck zu motivieren sind, die Buchvorstellung abzuliefern. So gesehen hat es auch einen Vorteil.


    Letztes Jahr in Klasse 6 habe ich die Einheit am Anfang des Schuljahres gemacht und daraufhin eine Klassenbibliothek mit entsprechenden Empfehlungen aus den Buchvorstellungen erstellt. Die Bücher konnten also dann auch von anderen Schüler gelesen werden, aber leider hat keiner der Schüler in dieser Klasse sich was freiwillig ausgeliehen. Ich habe sie dann damit geködert, dass sich es positiv auf die Deutschnote auswirkt, wenn ich sehe, dass jemand sich Bücher ausleiht, liest und im Anschluss auch nochmal kurz was über das Buch erzählt bzw. seine Meinung über das Buch kund tut. Das hat dann immerhin einige motiviert.
    Also leider musste ich meine Erwartungen dann etwas runterschrauben, was die Lesemotivation angeht, aber ich muss halt auch dazu sagen, dass ich Schüler aus extrem lesefernen Elternhäusern habe, die einen ganzen Packen anderer Probleme mit sich rumtragen. Bei "normalen" Regelschülern entwickelt sich die intrinsische Motivation vielleicht auch schneller.


    Was die Kuschelstunden angeht: Ja, das kann ich mir vorstellen. Deswegen habe ich dieses Jahr in der 7. Klasse auch das Teeangebot weggelassen, weil ich nicht Klassenlehrerin dieser Klasse bin und die Kollegin das Trinken im Unterricht als extrem verwerflich betrachtet. :D
    Aber ich habe das Glück mittlerweile wieder an einer Schule zu sein, die nicht nach dem Prinzip "Nur eine bittere Medizin hilft auch" unterrichten. Wenn das prinzipiell nicht wenigstens von manchen Kollegen als positiv und sinnvoll gesehen wird, wirst du es als Referendarin vermutlich mit sowas sehr schwer haben, weil das ganze Konzept nunmal sehr freien, offenen und vor allem freudvollen Unterricht vorsieht.


    Konkrete Literatur kenne ich zu diesem Konzept nicht. Ich bin durch die "Literaturwerkstatt Grundschule" aus dem Verlag an der Ruhr drauf gekommen und div. Artikel in Zeitschriften, die immer wieder betonen, wie wichtig die Förderung der Lesemotivation ist. Da das Ganze auf eine Buchvorstellung rausläuft, ist das Konzept netterweise ja auch durch den Lehrplan abgesegnet. ;)
    Den ersten Durchlauf hab ich dann in meiner Examensarbeit im Ref. verwurstet. War anfangs gar nicht mal geplant gewesen, aber mein Mentor fand das Ganze so toll, dass er mich geradezu dazu genötigt hat.
    Bei Interesse kann ich dir/euch dazu ja mal was mailen. Aber vermutlich kann man für eine Examensarbeit für das 1. St.ex. nicht soviel rausziehen. Höchstens die Literaturliste.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Bin auf jeden Fall eher für leises, als für lautes Lesen.


    Und zwar aus dem einfachen Grund:
    Ich möchte ja, dass die Schüler "lesen" und nicht nur "zuhören" .


    Ich lese mit meiner 7. Klasse (Förderschule) meist eine Lektüre im Schuljahr und zwar "Rudi Rüssel".
    Da ich in meiner Klasse vom super Leser, die dicke Jugendbücher verschlingen, bis zu Leuten, die 2. Klass-Bücher lesen, alles vertreten habe, habe ich dazu umfangreiches differenziertes Material "gebastelt".
    Ihr findet es bei www.4teachers.de


    Ansonsten habe ich mir mittlerweile eine umfangreiche Klassenbücherei zusammengesammelt (Bettelbriefe an Verlage, ebay, Flohmarkt, Kinderbasare, Spenden von Elteren, etwas Geld aus dem Schuletat, Ausleihe bei Stadtbücherei).
    Die Bücher haben die unterschiedlichsten Schwierigkeitsstufen. Vom Erstlesebuch, bis zum dicken Jugendbuch ist alles vertreten. :D


    Die Schüler leihen sich ein Buch aus und lesen es (jeden Tag ca. 20 Minuten Lesezeit) sowohl in der Schule als auch zu Hause.
    Dann beantworten sie Fragen dazu bei
    www.antolin.de


    Je nach richtig beantworteten Fragen und Schwierigkeitsgard des Buches erhalten die Schüler Punkte.
    Diese Punkte rechne ich ihnen in Hausaufgabengutscheine um.
    (die guten Leser brauchen mehr Punkte, die schwachen Leser weniger)


    Auf jeden Fall lesen meine Schüler mittlerweile wie die Weltmeister :D und sind immer ganz faziniert, wie viele Bücher sie dieses Schuljahr schon gelesen haben.
    Dass man 7. Klässler an einer Förderschule so zum Lesen motivieren kann, hätte ich nie gedacht.


  • Hier liegt ein Missverständnis vor. Ich lass' ja nicht den "Rudi Rüssel" im Chor vorlesen. Gott bewahre... ;)


    Das laute Vorlesen vollzieht sich besonders in Mathematik, Erdkunde, Biologie... immer wenn eine Sachaufgabe oder ein Sachtext erschlossen wird, lasse ich den von einem Schüler (oder abschnittsweise von mehreren Schülern) laut vorlesen.


    Das kommt auch dem Prinzip des mehrkanaligen Lernens entgegen. Wenn man nicht nur liest, sondern auch hört, hilft dies besonders den Schwachen.


    Zum Thema "Zugang zum Inhalt". Die schwachen Leser "drehen" gerne ab, wenn der Text still erlesen werden soll. Dadurch, dass ich den Text abschnittsweise lesen lasse und per Zufallsprinzip die Schüler aufrufe, lesen auch alle mit. Die Blöße, nicht zu wissen, an welcher Stelle man gerade ist, will sich kaum einer geben. Und dadurch erreiche ich beides: Stilles UND lautes Lesen.



    Und zum Lesen von "Rudi Rüssel" lümmeln sich 30 Schüler auf die Wiese unter die Bäume und schmökern vor sich hin... samt Lehrer :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

Werbung