Spicken, schummeln und abschreiben

  • An alle!
    Ich denke, dass ihr alle recht habt, so konsequent in den Fällen vorzugehen, wie ihr sie geschildert habt. Ich habe das Gefühl, dass bei mir das Abschreiben noch nicht die Dimensionen angenommen hat. Abschreiben beschränkt sich in meinen Klassen bisher auf das Rüberlinsen zum Nachbarn und dann genügt meist ein Hinweis, dass ich das durchaus sehe oder auch das Wegsetzen. Und Spickzettel sind bei mir bisher so klein und unzureichend gewesen, dass ich sie einfach vernichtet habe und den Schüler mit hochrotem Kopf verschont habe.
    Ich unterrichte fast ausschließlich 5-7. Klassen meist in Fremdsprachen. Größere Projekte, Referate oder Aufsätze werden dort noch nicht geschrieben. Sollte ich später bemerken, dass eine solch umfangreiche Arbeit tatsächlich abgekupert wurde, würde ich natürlich die 6 geben.
    Ich denke, ich kann meine "lockere" Vorgehensweise eben nur auf meine belangloseren Fälle beschränken.
    :)

  • MM nach verfahrt bei diesem Thema jeder Lehrer bissel anders. Ich habe mir hierbei meine Methode bei meinem (Ex-) Mentor abgeschaut: Spicker samt Klassenarbeit wegnehmen, jedoch die Chance geben, das Blatt (ohne Spicker) nochmal neu auszufüllen.


    Ist vielleicht auch nicht der Königsweg, aber sooo oft passiert das in meinem Klassen jedenfalls nicht. (Oder ich krieg es eben nur nicht mit )

  • *lachvoll* Das ist echt spannend. Ich wusste schon immer, dass Schüler seeeeeehr kreativ sein können, wenn sie nur wollen :)
    Halbsoviel Kreativität in Lernmethoden stecken und die Spicker wären unnötig :D8):P

  • Zitat

    Schmeili schrieb am 31.01.2007 18:20:
    ...Halbsoviel Kreativität in Lernmethoden stecken und die Spicker wären unnötig..


    Wenn Schüler einen Spickzettel in Mikroschrift erstellt haben, der NUR EINIGE Stichwörter enthält, haben sie sich sehr gut vorbereitet und können den Stoff eigentlich aus dem Eff-Eff.
    In solchen Fällen nehme ich das Ding weg, wenn ich es bemerke, grinse und lasse weiterschreiben, sonst streiche ich an, an welcher Stelle ich es bemerkt habe, werte bis dahin nicht und der Schüler darf weiterschreiben.


    Ohne Quatsch: Ich empfehle ausdrücklich, Stichwortspicker anzufertigen, die (wie oben geschrieben) nur einige markante Worte entahlten. Erwischen lassen sollte sich aber niemand, denn ich lasse offen, wie genau ich handle.

  • Ich ermuntere meine Schüler, Spickzettel zu schreiben - ernsthaft.


    Beim Schreiben eines Spickzettels muss man entscheiden, was Kern des Themas ist, welches die wichtigsten Informationen sind, bzw. welche Informationen man sich nur schwer einprägen kann.
    Weil das Ganze nicht umfangreicher als eine Handfläche sein darf, muss der Schüler sich konsequent Gedanken über seine Defizite machen. Denn nur diese haben auf einem Spickzettel Sinn - was er eh' weiß, muss er sich nicht notieren.


    Der Schüler ist gezwungen, sich vorzustellen, was der Lehrer wohl fragen könnte.


    Beim Schreiben memoriert der Schüler diese Informationen, liest diese vor der Stunde nochmals durch. Es gibt kaum eine Methode, die zur (Torschluss-) Prüfungsvorbereitung besser geeignet wäre.


    Wer den Spicker bei mir jedoch während des Tests verwendet, ist dran :D:D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo,


    es geht ja ursprünglich um Täuschungsversuch und die Folgen.


    Meine Tochter hat zwar noch nicht gespickt, obwohl ich ihr auch anrate "Spicker" zu schreiben (in DINA5).


    Aber folgendes ist letzt vorgefallen.


    Am Ende der Stunde hatte mein verehrtes Fräulein nicht alle HA aufgeschrieben, weil es ja klingelte und sie zu ihrer Freundin wollte. Sie nahm sich vor, nach der Pause den Rest zu notieren. Wie es allerdings kommen musste, vergaß sie das Aufschreiben.


    So wurde nur das gemacht, was aufgeschrieben war (das allerdings war gemacht).


    Am nächsten Tag war das übliche Ritual. Die Lehrkraft fragte ab, wer die HA nicht gemacht hat und notierte fleißig. Meine Tochter war der festen Überzeugung, dass sie alles hat und meldete sich nicht.


    Die Besprechung der HA folgte und dann kam für meine Tochter die Stunde der Wahrheit: Es kam der "vergessene Teil" und nun musste sie sagen, dass sie diesen Teil nicht hat - da vergessen.


    Es gab einen Tadel wegen Täschungsversuch.


    Im übrigen ist meine Tochter eine der Schülerinnen, die bis auf äußerste Ausnahmen immer die Hausaufgaben haben.


    Es war zwar hart, aber hätte die junge Dame die HA aufgeschrieben.....


    Außerdem muss sich ein Lehrer wohl täglich die tollsten Ausreden anhören.



    Das ist eine harte Handlungsweise, aber m.E. persönliches Pech, denn der Unterricht wird von Lehrer beendet und im Zweifel beginnen die Pausen erst nach dem Aufschreiben der HA.


    Doris

  • Zitat

    Doris schrieb am 12.02.2007 20:19:Am nächsten Tag war das übliche Ritual. Die Lehrkraft fragte ab, wer die HA nicht gemacht hat und notierte fleißig. Meine Tochter war der festen Überzeugung, dass sie alles hat und meldete sich nicht.


    Die Besprechung der HA folgte und dann kam für meine Tochter die Stunde der Wahrheit: Es kam der "vergessene Teil" und nun musste sie sagen, dass sie diesen Teil nicht hat - da vergessen.


    Es gab einen Tadel wegen Täschungsversuch.


    Mhm. Das als "Täuschungsversuch" zu bezeichnen halte ich nun doch für übertrieben. Der Täuschungsversuch funktioniert ja nur unter der Prämisse, dass man Hausaufgaben prinzipiell nicht vergessen kann und deshalb jede nichtgemachte Hausarbeit eine vorsätzliche Unterlassung darstellt.


    Das kann ich mit der Lebenswelt von Jugendlichen nicht in Einklang bringen. :) Übrigens auch nicht mit meiner eigenen. Wenn ich etwas nicht aufschreibe, werde ich es vergessen, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.


    Konsequenzen muss es natürlich geben, aber ein Tadel wegen eines Täuschungsversuches? Tsk...


    Nele

  • Zitat

    alias schrieb am 31.01.2007 18:14:alias schrieb am 31.01.2007 18:14:Die Kids sind ja so nett ihre Schummeltricks zu verraten - Da weiß man wenigstens, worauf man achten kann....:


    Trotzdem fände ich schön, wenn mir mal einer den hier erklären könnte:


    "Du nimmst dein Arbeitsheft mit nach Hause und schreibst auf den rand einer vorderen seite mit Bleistift deine Lösungen!Viel Glück"


    Dass dieser Tip nur mit reichlich Glück funktioniert, will ich gerne glauben. :)


    Nele

  • Ich habe einige Zeit lang Klausuraufsicht an einer Berufsakademie gemacht und habe da so manche Spicker erlebt. Manche waren wirklich gut und kreativ (z.B. eine selbst bedruckte Brötchentüte, die aussah wie vom Bäcker). Manche Leute sind aber dann beim spicken so unglaublich nervös, dass es schnell auffällt.


    Ich habe nie intensiv nach Spickern gesucht und nur nachgeschaut, wenn sich jemand sehr auffällig verhalten hat. Ich bin der Meinung, dass Spicker durchaus sinnvoll sein können, besonders wenn es um Formeln u.s.w. geht, die man sich nur schwer merken kann und es eigentlich in der Aufgabe darum geht Wissen anzuwenden.

  • @ Nele:


    Ich verstehe das so, dass man in eine Klassenarbeitsheft auf den Rand der Seiten, auf denen schon Arbeiten stehen, Spicker für die kommende Klassenarbeit schreibt.


    Zumindest haben das bei uns früher auch so einige (nein, ich nicht, ich hatte bessere Tricks :D ) gemacht und die Lehrer scheinen es nicht gemerkt zu haben.


    Oder schaust Du alle Hefte nochmal durch, bevor Du sie austeilst?


    Ich weiß schon, warum es bei uns Arbeitsblätter gibt und alle Sachen, bis auf Stift und Taschenrechner vom Tisch müssen.


    Gruß
    Super-Lion

    Lehrer klagen, ohne zu leiden. :D

    Einmal editiert, zuletzt von Super-Lion ()

  • Zitat

    Super-Lion schrieb am 12.02.2007 21:18:Oder schaust Du alle Hefte nochmal durch, bevor Du sie austeilst?


    Nein. Allerdings unterrichte ich auch erwachsene Lerner jenseits der Berufsausbildung - die spicken tatsächlich fast überhaupt nicht. Konflikte entstehen immer nur dann, wenn meine Schüler ellenlange Passagen auf Englisch auswendig lernen und hinschreiben und dann nicht verstehen können, dass ich diese Textteile nicht als Eigenleistung werten kann...


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Man muss als Lehrer aber auch nicht päpstlicher als der Papst sein. Gerechtigkeit wirds nie geben.
    Ich finde, es kommt immer auf die Situation an, schließlich sind wir keine Fallbeile, Schüler dürfen auch mal das Gefühl haben, uns überlisten zu können, das hebt die Stimmung in der Schülerschaft ungemein, hat mir in meiner Schulzeit, liegt schon 40 Jahre zurück, auch Freude bereitet.
    Meine Devise lautet: Mensch bleiben !
    Liebe Grüße
    Pillepalle :)

  • Zitat

    Pillepalle schrieb am 13.02.2007 13:00:
    ...Schüler dürfen auch mal das Gefühl haben, uns überlisten zu können, ...
    Meine Devise lautet: Mensch bleiben !...


    Genau, das ist der Trick an der Sache: Mensch bleiben!

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