Arbeitszimmer: Wohin mit den Sachen ab 2007?

  • Ich werde z.B., auch als Klassenlehrer, keine eigene Telefonnummer mehr rausgeben. Bislang hatte ich ein "Elterntelefon" im Arbeitszimmer, das fällt ab 2007 weg. Die Schule hat auch ein Telefon...

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich bin da noch nicht so optimistisch. Ich glaube kaum, dass uns Räume zum Arbeiten zur Verfügung gestellt werden mit Arbeitsmaterialien etc.


    Ich habe eher die Befürchtung, dass wir eventuell länger bleiben müssen, dann aber doch letztendlich zuhause die Arbeit machen müssen und dies nicht mal mehr steuerlich verwerten können.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Zitat


    Ich habe eher die Befürchtung, dass wir eventuell länger bleiben müssen, dann aber doch letztendlich zuhause die Arbeit machen müssen und dies nicht mal mehr steuerlich verwerten können.


    ...zumindest wenn der Unterricht Qualität haben soll. Die ganzen Unterlagen und Gegenstände, die sich hier auf den 20 Quadratmetern meines Arbeitszimmers bis unter die Decke stapeln kann ich in der Schule ja nicht lassen. Und täglich von 8 bis 16 - das reicht für den Unterricht, zur Nachbereitung, Beratung und Gremien.
    Das Problem ist bloß, dass auch dann keiner die Veränderungen und Bedingungen sehen wird, sondern die Leute wieder mit den Vorturteilen von den faulen Säcken ankommen...
    JJ

  • Entweder du schreibst keine Arbeiten mehr, oder du streichst bei den anderen Sachen. Das kann dein Arbeitgeber dann ja entscheiden. Wenn wir aber nur noch 8-9 Stunden pro Tag arbeiten, dann wird offensichtlich werden, dass die Zeit für die Aufgaben nicht reicht. Ich bin momentan nicht um die Verbesserung des Unterrichtes besorgt, sondern um einen angemessenen Arbeitsplatz. So wie man es sich jetzt vorstellt, so kann es nicht mehr weitergehen...

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag

    Ohja, super. Wir haben derzeit einen (!) Pc im ungemütlichen Lehrerzimmer und jeder hat ein Mini-Schließfach. Ich persönlich brauche, um meinen Unterricht vorzubereiten, ständig das Internet, also werde ich den PC alleine okkupieren, bis ich alle Texte für die OS zusammen, mit Grafiken garniert und gelayoutet habe, bzw die Arbeitsblätter für die Kleinen angefertigt habe. Bei Ikea kaufe ich dann ein Riesenregal, wo meine zwei-dreitausend Bücher und Materialsammlungen reinkommen, aus denen man ja auch mal was braucht, und ein eigenes Telefon für Elterngespräche lass ich mir auch legen. Schick. Bitte denk' einer dran, die Festplatte für den PC zu erneuern: ich habe 3 Gigabyte voll mit Zeugs - das will ich da parat haben!


    Das Dumme ist nur, das ich ja eigentlich nie vor 20, 21 Uhr fetig bin. Da ich aber bestimmt nicht bis so lange bleiben kann, verkürzt sich mein Arbeitstag doch um Stunden, juhu! alles, was ich bin 17/18 Uhr nicht schaffe, bleibt ab sofort liegen.


    Und ich kaufe mir dieses berühmte T-shirt auf dem steht:
    "Nein, ich habe Ihre Klasuren nicht dabei!"


    Die spinnen, die Römer.


    Mannohmann.
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Mit den PCs ist es nicht ganz so einfach. Wir haben zwar einen PC-Raum, nur wäre er dann nicht gleichzeitig für Schüler zugänglich. (Klausurentwurf, Datenschutz etc.)


    Ich glaube schon, dass der Wechsel grundsätzlich machbar ist, aber er wird die Schulen eine Menge Geld kosten und sich zunächst nicht positiv auf die Unterichtsqualität auswirken.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    und sich zunächst nicht positiv auf die Unterichtsqualität auswirken.


    Darauf kannst du wetten. Vor allem deshalb, weil dann UNSUMMEN ausgegeben werden müssten um das möglich zu machen - und wo werden die dann wieder gespart? Na?


    Genau. Und die Einstellungen wären das gewesen, was G8 und co evtl noch hätte erträglich machen können.


    Eins sehe ich aber wirklich positiv: wenn das auf uns zukommt, SEHEN die Leute endlich mal, wie lange ein Lehrerarbeitsag wirklich geht und was es dazu alles braucht. Sie sehen es entweder daran, dass in den Schulen bis 22 Uhr noch Licht brennt und alles arbeitet - ODER daran, dass keine Arbeit jemals mehr zuende gebracht werden wird, alle schlampig vorbereitet sind, Arbeiten nicht zurückgegeben werden und auch sonst das Chaos tobt.


    Als dritte und horrorhafte, aber auch nicht unwahrscheinliche Möglichkeit ist leider auch folgendes Szenario zu sehen:
    Wir bleiben bis 16, 17 Uhr in der Schule, hängen da ineffizient unsere Zeit ab, weil Material, Ruhe(!!! die brauch ich nämlich auch zum Denken!) und Platz nicht da sind (nebenbei sind alle mies gelaunt, eben deswegen!), wir sind dann um 19 Uhr zuhause und fangen DANN erst an:


    Kinders, das Wort übermüdet, das wir alle zu kennen meinten, wir eine ganz neue Bedeutung bekommen!


    Ich halt's für Riesenquatsch und mal wieder bildungspolitische Augenwischerei. Pfui.


    Heike

  • Leider bin ich nicht so optimistisch wie die meisten von euch.
    Nur weil unsere Arbeitszimmer nicht mehr steuerlich absetzbar sein werden, werden wir an den Schulen noch lange keine angemessenen Arbeitsräume und Materialien bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    Da wir Ganztagsschule sind ist es sogar zur Zeit schon so, dass immer einige Lehrer bis 15h oder 16h arbeiten (volle Stelle 2mal die Woche). Dazwischen sind ca. 70min Zeit. Eigentlich müsste davon ja ein Teil Mittagspause sein, aber nebenbei wird korrigiert, Vorlagen für Kunst vorbereitet, kopiert usw. Bei ca. 4-6 Kollegen ist das im Lehrerzimmer machbar (allerdings ohne PC). Ich frage mich nur, wie das bei uns gehen sollte mit eigenem Arbeitsplatz.


    Wir haben keinen freien Raum und das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben. zwischen 14 und 16 Uhr sind viele Klassenräume belegt, sodass der Raum der eigenen Klasse als Arbeitszimmer nur rudimentär nutzbar wäre. Viele Räume sind außerdem schon zu klein für die Klassen, wie also auch noch mein ganzes Arbeitsmaterial hineinbekommen? Ganz zu schweigen von den Kollegen, die gar keine eigene Klasse haben...
    Platz für Neubauten ist keiner vorhanden, da ist alles ausgereizt.


    Ergo: Auch ich befürchte, dass sich die Situation der meisten Lehrer verschlechtern wird, da es an vielen Schulen über Jahre nicht möglich sein wird, einen geeigneten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.


    gruß leppy

  • Ob der Wegfall der Absetzbarkeit des Arbeitszimmers und der Fahrtkosten einer Klage beim Bundesverfassungsgericht Stand hält?


    Diese Regelungen waren ja nicht aus lauter Freundlichkeit für die Lehrer eingeführt worden, sondern wegen der Steuergerechtigkeit.
    Jeder Unternehmer darf seine Unkosten vom Umsatz abrechnen und muss nur seinen Gewinn versteuern.


    Im Zuge der Gleichbehandlung muss auch mir als Arbeitnehmer zugestanden werden, dass ich meine Unkosten abziehe und nur den Gewinn (meine wirklichen Einnahmen) versteuere.


    Andererseits:
    Es wäre schon eine nette öffentlichkeitswirksame Aktion, wenn plötzlich alle Kollegen einer Schule mit den LKW's an der Schule vorfahren und ihre 15-20 qm Arbeitszimmer ausladen....
    Eine solche Aktion hätte Charme :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Es wäre schon eine nette öffentlichkeitswirksame Aktion, wenn plötzlich alle Kollegen einer Schule mit den LKW's an der Schule vorfahren und ihre 15-20 qm Arbeitszimmer ausladen....


    plus Büro-Container :D

  • Meine unpopuläre Meinung:


    Deutschland hat über jahrelang über seine Verhältnisse gelebt, es muss überall eingespart werden, auch bei den Lehrern. Uns geht´s trotzdem immer noch relativ gut im Verhältnis zu vielen anderen (jungen) Akademikern, die sich von Projekt zu Projekt in verschiedenen Städten hangeln - Familienplanung so gut wie unmöglich.


    Sparen sehe ich ein, auch für Lehrer, notfalls auch am Arbeitszimmer.
    Das Ärgerliche an der Arbeitsplatzregelung ist allerdings, dass sie das Vorzurteil zementiert, Lehrer arbeiten ohnehin nur am Vormittag und kommen ohne Arbeitszimmer aus. Fast genauso gut könnte man sagen, Anwälte sind den halben Tag im Gericht, sie kommen ohne Arbeitszimmer aus.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Hallo!


    Jetzt muss ich mich mal outen als jemand, der immer nix mitkriegt, was so in der Politik passiert . Also dass das Arbeitszimmer der Lehrer nicht mehr abzusetzen geht, hab ich ja schon mitbekommen (u.a. durch das Forum). Aber sind wir denn die einzigen? Oder sind Arbeitszimmer generell nicht mehr absetzbar?
    Das ist nämlich schon ein großer Unterschied.

    Zitat

    Sparen sehe ich ein, auch für Lehrer, notfalls auch am Arbeitszimmer.
    Das Ärgerliche an der Arbeitsplatzregelung ist allerdings, dass sie das Vorzurteil zementiert, Lehrer arbeiten ohnehin nur am Vormittag und kommen ohne Arbeitszimmer aus. Fast genauso gut könnte man sagen, Anwälte sind den halben Tag im Gericht, sie kommen ohne Arbeitszimmer aus.


    Wenn niemand mehr sein Arbeitszimmer absetzen dürfte, würde ich es glaube ich ähnlich sehen wie Bablin. Ist zwar ärgerlich und geht an meinen Geldbeutel, aber es stimmt schon, Deutschland muss sparen.
    Wenn aber nur das Arbeitszimmer der Lehrer nicht mehr absetzbar wäre, dann ist das ja ganz eindeutig eine Ungleichbehandlung. Ich wüsste auch keine Begründung ehrlich gesagt.


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Zitat

    Meike. schrieb am 04.12.2005 17:34:
    .....
    Das Dumme ist nur, das ich ja eigentlich nie vor 20, 21 Uhr fetig bin. Da ich aber bestimmt nicht bis so lange bleiben kann, verkürzt sich mein Arbeitstag doch um Stunden, juhu! alles, was ich bin 17/18 Uhr nicht schaffe, bleibt ab sofort liegen.
    .....


    Nö.... da wird wie gewohnt bis 21 Uhr gearbeitet und ab sofort gleitende Arbeitszeit eingeführt. Dann erscheinen wir eben erst um 10:15 zur Arbeit und feiern unsere Überstunden ab :D:D:D


    Endlich mal ausgiebig frühstücken. Ich freu mich schon drauf!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Bablin schrieb am 27.12.2005 18:42:
    Meine unpopuläre Meinung:


    Deutschland hat über jahrelang über seine Verhältnisse gelebt, es muss überall eingespart werden, auch bei den Lehrern. Uns geht´s trotzdem immer noch relativ gut im Verhältnis zu vielen anderen (jungen) Akademikern, die sich von Projekt zu Projekt in verschiedenen Städten hangeln - Familienplanung so gut wie unmöglich.


    Sparen sehe ich ein, auch für Lehrer, notfalls auch am Arbeitszimmer.


    Danke, ein Wort der Vernunft. Abgesehen davon sollte man sich mal in einer ruhigen Stunde fragen, was denn nun der tatsächliche geldwerte Verlust für einen selbst darstellt. Absetzbar sind in erster Linie die Einrichtung - Computer und andere Arbeitsmaterialien haben damit nichts zu tun. Reinigungskosten, Miete und andere Faktoren sind für die meisten von uns sicherlich nicht wirklich relevant. Wenn ein Arbeitszimmer erst einmal eingerichtet ist, sind unsere tatsächlichen Einbußen pro Jahr nicht wirklich nennenswert. Ein sehr viel härterer Schlag wäre die nicht mehr gegebene steuerliche Absetzbarkeit von Arbeitsmaterialien.


    Zitat

    Das Ärgerliche an der Arbeitsplatzregelung ist allerdings, dass sie das Vorzurteil zementiert, Lehrer arbeiten ohnehin nur am Vormittag und kommen ohne Arbeitszimmer aus. Fast genauso gut könnte man sagen, Anwälte sind den halben Tag im Gericht, sie kommen ohne Arbeitszimmer aus.


    Das sehe ich auch so - wir brauchen als Lehrer einfach viel bessere Public-Relations Maßnahmen. Reflexhaftes Klagen der Gewerkschaften hilft da genauso wenig wie die albernen Image-Verbesserungsplakate mancher Landesregierungen.


    Nele

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