Warum Religionsunterricht in der Schule? (für alle offen)

  • Hallo,


    mal eine Glaubensfrage / Einstellungsfrage an alle die meinen was dazu sagen zu wollen (aber bitte konstruktiv).


    Wieso wird an deutsche Schule Religionsunterricht erteilt?? Wir haben eine Trennung von Kirche und Staat. Also wieso das? Und wieso nur katholisch und evangelisch?? Wieso nicht auch der Isalm und das Judentum?? Also die drei großen Weltreligionen? Islamische Schüler sind ja nun definitiv keine Minderheit mehr an deutschen Schulen.


    Ich persönlich bin gegen religionsunterricht an staatlichen Schulen und würde gerne in eine respektvolle Diskussion einsteigen. Wer hat also Lust??


    LG, Sunny!


    P.S. Nicht zu vergessen die kopftuchdebatte bei muslimischen Lehrerinnen. gehört für mich irgendwie zusammen!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Also, ich kenne Grundschulen, an denen Religionsunterricht für muslimische Schüler erteilt wird - "islamische Unterweisung" nennt sich das. Allerdings gibt es nicht viele muslimische Lehrer mit entsprechender Qualifikation, deshalb findet sich ein solches Angebot nicht allzu oft.
    Die Kopftuchdebatte bezieht sich ja auf den generellen Unterricht... hier soll eine klare Trennung von Staat und Religion stattfinden; vor allem steht der Schutz muslimischer Mädchen im Vordergrund, die sich entschieden haben, westlich orientiert zu leben (und sich entsprechend zu kleiden), was ich ausdrücklich befürworte.


    Der Religionsunterricht an sich hat also in Bezug auf sämtliche Religionen seine Berechtigung (und hierzulande ist dies nun mal vorrangig ev. bzw. kath. Religionsunterricht). Die Teilnahme wird ja auch offen gehandhabt; Eltern können ihre Kinder abmelden, bzw. auch dann teilnehmen lassen, wenn das Kind nicht getauft ist. Wenn der religiöse Glaube eine wichtige Rolle im Leben eines einzelnen spielt, oder wenigstens eine gewisse Relevanz hat, halte ich es für absolut legitim, ein entsprechendes Unterrichtsangebot in Anspruch zu nehmen.


    LG Lea

  • Hallo!
    Quelle: http://www.vikz.de/public/isla…untericht.html#inhalt_3.1


    "In mehreren Bundesländern besteht die landesgesetzliche Verpflichtung, bei Erreichen einer Mindestzahl von Schülern Religionsunterricht einzurichten. Diese Mindestzahl beträgt in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen 12 Schüler an einer Schule, in Baden-Württemberg und Hessen 8 Schüler an einer Schule und im Saarland 5 Schüler an einer Schule. Sind diese Mindestzahlen der Anhänger eines Bekenntnisses in einer Schule erreicht, gilt auch für diesen Religionsunterricht die Garantie des Art. 7 Abs. 3 GG."


    Viele Grüße

  • Aber wenn Eltern wollen, dass ihre Kinder religiös unterwiesen werden, können sie dies zuhause tun, oder der Pfarrer der Gemeinde übernimmt dies, wie in andern Ländern auch.


    Was hindert ein muslimisches Mädchen daran westlich zu leben wenn sich eine muslimische Lehrerin entschieden hat ein Kopftuch zu tragen???


    Ich persönlich finde, wenn man muslimischen Frauen verbietet im Unterricht ein Kopftuch zu tragen, gehören in keinen Klassenraum einer staatlichen Schule Kruzifixe (ist das die korrekte Mehrzahl??). Es gibt ja durchaus Menschen, die sich davon gestört fühlen.
    Es gibt ja viele Leute die argumentieren, dass dadaurch die Kinder beeinfusst werden. Nein, dem kann ich nicht zustimmen. Wednn ein Kind in seinem Glauben gefestigt ist (egal welcher) lässt es sich durch soetwas nicht verunsichern.
    Und wenn es ans nachdenken kommt, halte ich dies nicht für negativ, sondern für positiv. Man sollte IMMER hinterfragen!


    Unterrichtsangebot in Anspruch nehmen ist ja durchaus legitim, gar keine Frage, aber ich denke nicht, dass das in der Schule sein muss. Wie gesagt, dafür gibt es die Gemeinden.
    Es fällt soviel Unterricht aus, das Bildungssystem hat wenig Geld! Bevor da der Englischunterricht gekürzt wird, oder Informatik zu kurz kommt, denke ich, kann man Religion durchaus ind die hand der Kirche geben!


    LG, Sunny

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Zitat

    Sunrise1408 schrieb am 22.05.2006 20:19:
    Sunrise1408 schrieb am 22.05.2006 20:19:
    Bevor da der Englischunterricht gekürzt wird, oder Informatik zu kurz kommt, denke ich, kann man Religion durchaus ind die hand der Kirche geben!


    LG, Sunny


    Hallo!


    Das passiert ja teilweise schon. Gibt es keinen Lehrer an der Schule, so kann der Unterricht auch von Vertretern der Kirche erteilt werden.


    VG


  • Aber dann findet es trotzdem in der Schule und in der Schulzeiit statt! Es ging mir auch nicht darum, dass keine Lehrer für Reli da sind, sondern das sie da sind (oder halt sonst wer der es unterrichtet) und dass das die Zeit für, in meinen Augen, wichtigere Fächer wegnimmt.


    Das es Pflicht ist Religionsunterricht zu erteilen wenn eine Mindestschülerzahl mit dem Glauben da ist, ist ja gut ujnd schön. Aber wird es praktiziert?? An meiner schule (NDS) sind definitiv mehr als 12 muslimische SchüleInnen die dem Isalm angehören. Muslimischen Religionsunterricht gibt es trotzdem nicht! Das einzige was wir haben ist einmal die Woche ein lehrer für türkisch. Aber der unterrichtet auch nicht alle!


    LG, Sunny

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Ich halte konfessiosgebundenen Religionsunterricht an der Schule auch für überflüssig. Ein Fach, dass sich "überkonfessionell" mit Glaubensfragen, Ethik und dem sozialen Miteinander beschäftigt, sollte es allerdings geben. Viele Religionslehrerinnen (kanns nur für die Grundschule sagen) sehen hier auch schwerpunktmäßig ihre Aufgabe.


    @ Sunny, falls du diese thematisch verwandten Threads bezügl. Konfessionsschulen noch nicht kennst, guck mal:
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100679231370
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100680595117


    Gruß,
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Ich stelle mir jetzt mal vor, meine katholischen Schüler würden außerhalb der Schule an einer wöchentlichen Religionsgruppe teilnehmen. Dort würden die meisten nur bis zur Kommunionfeier hingehen und sich dann abmelden. Die anderen sind dann sowieso schon in der Messdienergruppe, Jugendgruppe etc. Unser Pastor hätte gar keine Zeit dafür und der Gemeindereferent kommt schon für die Drittklässler in die Schule. Ehrenamtliche Helfer mit Missio sind selten. Also wer sollte das machen - und wer sollte/wollte das bezahlen, damit es auch ein qualitativ hochwertiger Unterricht ist?
    Schule ist billiger und staatliche Kontrolle spielt doch auch irgendwie eine Rolle, wenn ich mich nicht irre.


    In der Grundschule schätze ich, dass ich z.B. Schüler mit griechisch-orthodoxem und jüdischem Glauben in meinem (katholischen) Religionsunterricht sitzen habe. Sie bereichern und ergänzen die christliche Erziehung. In den Klassen 1-4 wird sowieso im RU Wert auf viele soziale/ethische Themen gelegt.


    Talida

  • Zitat

    pepe schrieb am 22.05.2006 20:43:
    Ich halte konfessiosgebundenen Religionsunterricht an der Schule auch für überflüssig. Ein Fach, dass sich "überkonfessionell" mit Glaubensfragen, Ethik und dem sozialen Miteinander beschäftigt, sollte es allerdings geben. Viele Religionslehrerinnen (kanns nur für die Grundschule sagen) sehen hier auch schwerpunktmäßig ihre Aufgabe.


    Japp, Ethik wäre was! da kann jeder mitmachen, alles kann besprochen werden, keiner wird benachteiligt!


    Konfessionsgebundene Schulen sind eigentlich OK, wers braucht, bitte! Aber wieso sind das staatliche Schulen??? Find ich nicht gut! Und da ist es ja echt so, dass ich zum Beispiel nie da unterrichten könnte, nur weil ich keiner Kirche angehöre. Und das obwohl ich deutsche bin und jegliche Anforderungen für den staatsdienst erfülle! Nee, find ich nicht gut!


    Zum Thema abwählen: ich war in der Oberstufe gezwungen entweder religion oder Philosophie zu wählen. Religion ist in menen Augen eine persönliche und vor allem freiwillige Sache. Ich finde es ist nicht mit Philosophie gleichzusetzen.


    LG, Sunny

    Tschacka!


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    Einmal editiert, zuletzt von Sunrise1408 ()

  • Zitat

    Talida schrieb am 22.05.2006 20:47:
    Ich stelle mir jetzt mal vor, meine katholischen Schüler würden außerhalb der Schule an einer wöchentlichen Religionsgruppe teilnehmen. Dort würden die meisten nur bis zur Kommunionfeier hingehen und sich dann abmelden. Die anderen sind dann sowieso schon in der Messdienergruppe, Jugendgruppe etc.


    Und wo liegt dabei das problem??? Wenns einen interessiert, wird er es weitermachen. Wenn die Eltern so einen großen Wert darauf legen, dass ihre Kinder eine religiöse Erziehung bekommen, sollen sie sich auch drum kümmern.


    Von wegen Geld und Kirche: Dafür haben wir in deutschland die Kirchensteuer Und wie gesagt, wenns den Eltern wichtig ist, .....!
    Und mal im ernst dafür ist die Kirche ja wohl da, um ihre Schäfchen religiös zu bilden. Sollen die doch was tun für ihren Nachwuchs! (leicht provokant)


    LG, Sunny

    Tschacka!


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  • Hallo!


    Bei uns stellt sich das Problem folgendermaßen dar.
    Wir haben einen hohen Anteil türkischer Schüler (60% pro Klasse), die nicht zum Religionsunterricht gehen, sondern größtenteils zur islamischen Unterweisung aber auf jeden Fall am WE in die Moschee. Wie schon angesprochen, werden im Religionsunterricht viele soziale und ethische Themen angesprochen. Die Religionskinder bekommen diese Werte also mit. Die türkischen Kinder erreichen wir so nicht. Inwiefern diese Werte in der Moschee besprochen werden, ist schwer zu beurteilen. Unser Einblick ist sehr beschränkt.


    Aus diesem Grund wäre ich für einen gemeinsamen Ethik Unterricht . Dem Zusammenleben in der Schule und im Stadtviertel wäre dies zuträglicher.

  • Ich finde Religionsunterricht in der Schule schon wichtig. Wo denn sonst? Ich bin nicht sicher, ob ich glücklich wäre, wenn Kinder hauptsächlich in Kirchen/Moscheen/Synagogen unterrichtet würden. So bleibt wenigstens ein Teil der staatlichen Kontrolle erhalten und man muss sich nicht so viele Gedanken über die Einflüsse radikaler Prediger (und die gibt's in jeder Religion) machen. Dazu kommt noch, dass Religion und das Wissen über Religionsgeschichte nunmal Teil unserer Kultur sind. Gut, dazu muss man nicht dran glauben...aber wenigstens wissen, dass es Leute gibt, die dies oder jenes glauben und warum das so ist, sollte man schon. Es gehört einfach zur Allgemeinbildung und hilft auch, wenn man verstehen soll, warum sich in der Vergangenheit einige Leute so total bekloppt aufgeführt haben (und warum dies jetzt sogar wiederkommt, man schaue sich nur mal Bush und Blair an). Religion durchdringt unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart, die Augen davor zu verschließen und zu behaupten, dass es einen nicht interessiert, weil man eh nicht dran glaubt, wäre recht töricht. Kenne deinen Feind. :D
    Um das Thema aber relativ offen zu gestalten und Raum für objektive Betrachtungen und Diskussionen zu lassen, halte ich es einfach für nötig, dass es als Schulfach geführt wird, statt in irgendeiner Glaubenseinrichtung.


    In mehreren Bundesländern wird Islamische Religionslehre langsam eingeführt. Das Problem des Islam ist allerdings, dass es keine regulierende und allumfassende Kontrollinstanz gibt. Die beiden Kirchen bieten eine Struktur, die der Islam nicht hat. In Deutschland gibt es zusätzlich auch noch Alewiten, die von einigen Richtungen im Islam nicht mal anerkannt werden. Das macht es eben sehr schwierig, den Inhalt der Lehren festzulegen und Unterricht für "alle" Muslime, die dran teilnehmen wollen, auf die Beine zu stellen.

  • Hi Sunny,


    ich finde es gerade bei muslimischem Religionsunterricht wichtig, dass dieser "kontrolliert" in staatlichen Schulen stattfindet. Man hat ja gerade in letzter Zeit oft von "dubiosem Unterricht" in bestimmten Moscheen gehört, in welchem den Kindern Hasstiraden o. ä. gepredigt wurde... und das ist die Gefahr, die von der großen Mehrzahl der Muslime auch deutlich gesehen wird.


    Zu den muslimischen Mädchen:
    Doch, gerade, wenn sie noch sehr jung und in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigt sind, besteht die Gefahr, dass sie sich beeinflussen lassen. Das Kopftuch ist in seiner Außenwirkung nun einmal höchst umstritten und impliziert die vieldiskutierte 'Unterwürfigkeit der Frau', was sich mit unseren westlichen Normen und Werten niemals vereinbaren lässt.
    Verschiedene interessante Artikel dazu findest du beim VBE:


    Zitat

    Der VBE spricht sich gegen das Tragen eines Kopftuchs im Unterricht aus, weil er die Gefahr sieht, dass gerade die unverschleierten muslimischen Mädchen und Frauen durch ein solches demonstrativ getragenes Symbol unter Druck gesetzt werden“, so der VBE-Landesvorsitzende. Ein Kopftuchverbot würde helfen, das Selbstbewusstsein der Mädchen und Frauen islamischen Glaubens zu stärken, die es in ihren Familien oft gegen große Widerstände errungen haben, kein Kopftuch tragen zu müssen.


    Zitat

    Ist das Tragen des Kopftuchs in der Schule grundsätzlich erlaubt, kann es passieren, dass muslimische Mädchen, die es nicht tragen möchten, sich unter Druck gesetzt fühlen. Ist es aber ganz aus der Schule verbannt, ist zumindest die Schule ein geschützter Raum für diese Mädchen, in dem sie ihre Persönlichkeit frei ausleben können.


    „Wenn die Lehrerin ein Kopftuch trägt, signalisiert sie damit ihren Schülerinnen, dass für Frauen andere Verhaltensnormen gelten als für Männer“, so Beckmann weiter. „Dies widerspricht der im Grundgesetz verankerten Gleichberechtigung von Männern und Frauen.“


    Dem VBE geht es nicht darum, Menschen in der Freiheit ihrer Religionsausübung zu beschränken. Wichtig ist vielmehr, dass Mädchen gegen fundamentalistische Einflüsse geschützt werden. Dazu ist die Schule verpflichtet.


    Zum Unterricht durch Kirchenvertreter:
    Bruno hat es schon geschrieben. Ich kann noch hinzufügen: An unserer Schule arbeiten Pfarrer und Ordensschwestern mit den Religionslehrern zusammen (z. B. bei der Gestaltung der Gottesdienste, so dass allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik mitberücksichtigt werden) und bieten darüber hinaus Kontaktstunden für die Kinder an (Vorbereitung / Ergänzung zum Kommunionunterricht etc.).
    Obwohl ich selber keine Religionslehrerin bin (und auch in Glaubensfragen meine ganz persönliche Einstellung habe), fand ich die Gottesdienste zu sämtlichen Anlässen immer sehr gelungen und kindgerecht. Auch die Resonanz der Kinder und Eltern ist durchweg positiv.


    LG Lea

  • Zitat

    Talida schrieb am 22.05.2006 20:47:
    Ich stelle mir jetzt mal vor, meine katholischen Schüler würden außerhalb der Schule an einer wöchentlichen Religionsgruppe teilnehmen. Dort würden die meisten nur bis zur Kommunionfeier hingehen und sich dann abmelden. Die anderen sind dann sowieso schon in der Messdienergruppe, Jugendgruppe etc. Unser Pastor hätte gar keine Zeit dafür und der Gemeindereferent kommt schon für die Drittklässler in die Schule. Ehrenamtliche Helfer mit Missio sind selten. Also wer sollte das machen - und wer sollte/wollte das bezahlen, damit es auch ein qualitativ hochwertiger Unterricht ist?


    Das sollte das Problem der Religionsgemeinschaft sein, nicht des Staates. Dass Religionsgemeinschaften Mitglieder verlieren, ist für mich als Atheisten nicht unbedingt ein nachteiliger Effekt - ich bin äußerst skeptisch, was die staatliche Subventionierung von Religionsgemeinschaften angeht.


    Allerdings: ich halte sowohl religionskundlichen Unterricht als auch allgemeinen Ethikunterricht an Schulen für unverzichtbar. Zur Allgemeinbildung gehört, dass man eine Vorstellung von Religionen, ihren Glaubensinhalten und der Religionsgeschichte hat.


    Aber: ich sehe keinen nachvollziehbaren Grund, warum die Inhalte religionskundlichen Unterrichts von Religionsgemeinschaften kontrolliert sein sollten. Weg mit der Missio! Die Gefahr der "Falschdarstellung" ist vernachlässigbar. Wenn der konfessionell legitimierte Religionslehrer lehrplangemäß Inhalte des Buddhismus, des Islams oder des Hinduismus unterrichtet, kräht schließlich auch kein Hahn danach, wenn entsprechende Inhalte nicht korrekt wiedergegeben werden. Die fachwissenschaftliche Lehrbefähigung eines Lehrers muss fachwissenschaftlich begründet sein und nicht ideologisch anhand von Glaubensmaßstäben. (Allgemeine religionskundliche Studiengänge ließen sich leicht einrichten.) Auch die "Hilfslehrertätigkeit" von Pfarrern sollte beendet werden - man holt sich schließlich auch nicht Kommunalpolitiker ins Kollegium, wenn für den Politikunterricht qualifizierte Kollegen fehlen. Glaube gehört in die Kirche und wenn es den Kirchen nicht gelingt, Sonntagsschulen attraktiv zu machen, dann müssen sie eben ihre PR-Strategie verbessern.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin - ebenfalls Atheistin - gänzlich Neleables' Meinung. Wenn ich zwar auch sehen kann, dass die Religionskollegen an meinen Schulen ganz großartige Dinge im Unterricht (und vor allem auch außerunterrichtlich für die Schule) leisten, so bin ich doch der Auffassung, dass gerade Glaubensfragen nicht innerhalb eines "Mission(ierungs)sauftrages" in die Schulen gebracht werden dürfen: der Gleichberechtigung aller Schüler aller religiösen Ausrichtungen halber und auch wegen der (von mir vermuteten/befürchteten) Unmöglichket als Gläubiger "Relisionskunde" objektiv und nicht wertend zu vermitteln.


    Am liebsten sähe ich ja persönlich eine Welt ohne sich voneinander abgrenzender Glaubensrichtungen und überhaupt sind mir vereinbarte und damit temporär gültige Prinzipien in einer sich ständig verändernden Welt lieber als Glauben mit Ewigkeitsanspruch, aber das ist ein Atheistenwunsch und wohl nicht möglich.


    Ich halte es für wichtig, über Religionen zu erfahren um die Menschen und was sie umtreibt zu verstehen. Ich selbst frage meinen Schülern gerne Löcher in den Bauch und diese antworten noch lieber.


    Diese Themen mit dem Neutralitätsanspruch, der sonst in jedem anderen Fach gegeben ist, zu lehren, kann M.E. nicht von einem Gläubigen erwartet werden. Mancher Religionslehrer mag das trotzdem tun, aber der wandelt wohl auf dünnem Eis, was seine Missio angeht. Eben jene Neutraliät ist aber die Grundlage für das Ausbilden eines kritischen ud persönlichen Meinungsbildes - und hier müssen, wie ich finde, gerade die Kinder aus sehr gläubigen Elternhäusern die Chance bekommen, ihre Religion mit einer Außensicht zu betrachten, diese kritische Distanz wird sonst auch in jedem Unterricht erwartet, sei es Politik, Geschichte, Ethik oder Deutsch. Nicht, damit sie unbedingt "vom Glauben abkommen", sondern damit sie zum "Glauben" auch "Wissen" hinzufügen, auch kritisches Wissen. Ein Kind muss, so finde ich, zumindes auch die theoretische Möglichkeit bekommen, "nein" zu sagen - oder ganz bewusst, nach gründlicher Prüfung und nicht aus Traditionsgründen heraus - vor allem aus eigener Überzeugung "ja".


    Also: Religionskunde als neutraler und gleichmäßig aufgeteilter Überblick von Lehrern mit entsprechendem Fachstudium: ja - Relionsunterricht als Erziehung im/zum christlichen Glauben: nein.


    Werteerziehung: absolut ja. Aber immer im Vergleich mit den und im Wissen um die Werte der anderen.

    • Offizieller Beitrag


    Also wir leben in einer christlich-abendländischen Kultur mit entsprechenden christlichen Werten. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die diese Werte auch an der Schule vermittelt werden.
    Es ist auch nachvollziehbar, dass die christliche Religion an der Schule einen im Vergleich zu anderen Religionen höheren Stellenwert einnimmt, weil die Mehrheit der Deutschen einer dieser beiden Konfessionen angehört.
    Das schließt natürlich nicht aus, dass auch andere Religionen an der Schule ihren Platz finden. Islamunterricht beispielsweise legitimiert indirekt den Religionsunterricht wie wir ihn kennen sogar noch.


    Aber Du hast Recht - wir HABEN eine Trennung von Kirche und Staat, wobei die Kirche hier als Institution zu sehen ist und nicht automatisch die Religion an sich repräsentiert. Die Kirchen nehmen lediglich für sich in Anspruch alleinige Instanz für die Festlegung von Werten und Normen sowie für die Ausübung der Religion zu sein.


    Somit würde ich Dir zustimmen, dass die Kirchen als Instanz sicherlich kein Bildungsmonopol für Religion in der Schule haben sollten. Der Religionsunterricht an sich hat meines Erachtens dennoch dort seinen Platz. Und wer ihn nicht will, muss nicht daran teilnehmen.


    Gruß
    Bolzbold

  • ja, ja ... der religionsunterricht.


    Zitat

    Allerdings: ich halte sowohl religionskundlichen Unterricht als auch allgemeinen Ethikunterricht an Schulen für unverzichtbar. Zur Allgemeinbildung gehört, dass man eine Vorstellung von Religionen, ihren Glaubensinhalten und der Religionsgeschichte hat.


    religionsunterricht hat immer auch eine spirituelle dimension (zumindest sollte er diese haben). so kann ein religionskundlicher unterricht niemals echten religionsunterricht ersetzen. wenn ich mit kindern lieder über gott und seine liebe zu uns menschen singe, wenn ich gemeinsam bete (auf ganz unterschiedliche arten), wenn ich eine biblische geschichte nicht nur vorlese, sondern zum leben erwecke ... dann wird religion erst lebendig und fassbar. auch religionskundliche themen haben ihren paltz im ru, aber eben als teil eines gesamtlehrplanes.


    nun mag man anmerken, dass das ja nun aber wirklich aufgabe der kirchen sei und nicht die der schule ...


    ... wenn ich mir nun aber mein land und seine menschen ansehe, dann frage ich mich schon, was unsere kinder denn eigentlich brauchen. ist es wirklich mehr informatik? noch mehr sprachen? mehr schlüsselqualifikationen? ich bin mir da nicht so sicher - lernen und entwicklung ist etwas ganzheitliches und als ru-lehrer bin ich überzeugt, dass ein teil der menschlichen identität auch die frage nach gott bzw. etwas göttlichem ist. diese kann man als erwachsener mensch für sich beantworten, aber wir würden unseren kinder etwas vorenthalten, wenn wir ihnen nur von gott berichten, anstatt ihn selber zu suchen und lieben zu lernen :)


    p.s. es ist mir natürlich klar, dass schlechter religionsunterricht auch ganz anders aussehen kann, kinder einengt, verängstigt, unter druck setzt, etc. - das etikett religionsunterricht ist also lang kein freifahrschein ... aber eben gerade deshalb braucht es auch weiterhin professioneller religionslehrerInnen.

  • Hallo,


    ich kann mich vielen Argumenten meiner VorredenerInnen anschließen, sowohl für als auch gegen den Religionsunterricht.


    Meine ganz persönliche Meinung dazu ist aber, dass ich sehr wohl finde, dass er Raum in der staatlichen Schule einnehmen sollte.


    Theologische Grundlagen gehören meiner Meinung nach zur Allgemeinbildung, denn nur durch Grundlagenwissen kann ich bestimmte Feste, Feiern, traditionelle und auch historische Ereignisse verstehen. Auch Musik und Kunst zeichnen sich durch eine christliche Historie aus.


    Ein anderer Gesichtspunkt ist der, dass ich im Religionsunterricht einfach mal Zeit für Dinge habe, die sonst vielleicht zu kurz kommen. Ich kann mit den Kindern intensiv über Dinge nachdenken, die sonst leider wenig Raum finden. Meine Kinder und auch ich lieben Religionsstunden, weil sie auf einer bestimmten Art viel intensiver sind.


    Zu der Kopftuchsache will ich nur kurz erwähnen, dass es in der Türkei sowohl für Lehrerinnen als auch für Schulerinnen verboten ist, in der Schule ein Kopftuch zu tragen. Attatürk hat es vor vielen Jahren verboten.
    Viele in der Türkei lebende Türken verstehen nicht, warum wir hier so eine Diskussion zulassen. Ich habe im letzten Urlaub mit vielen Türken gesprochen, die dies immer wieder bestätigten.


    Ich möchte den Reliunterricht nicht missen.


    LG Tiger

    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es schützt und der es hält.
    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es auffängt, wenn es fällt.
    (Klaus Hoffmann)

  • Ich möchte den Religionsunterricht im Alltag meiner Hauptschüler nicht missen.
    Meine Schüler wissen, dass der RU etwas ist, wo es um SIE geht (ok, ich gebs zu, ich habe weniger als 10 Schüler im RU sitzen). Hier ist Platz für persönliche Gespräche und auch mal Zeit, im hektischen Schulalltag durchzuschnaufen. Ich beantworte Fragen so gut es geht und nehme meine Schüler ernst - sie danken es mir.
    Das mache ich zwar auch in den anderen Fächern, aber im RU ist es doch etwas ganz anderes. Ich habe den Leistungsdruck nicht so wie in anderen Fächern (ich nehme mir die Freiheit, da keine Arbeit zu schreiben) und die Atmosphäre ist eine ganz andere. Meine Vorgängerin hat in JEDER Religionsstunde mit den Kindern gebetet (sie war Gemeindereferentin). Das mache ich so gut wie überhaupt nicht und die Kinder wissen trotzdem, dass es in dieser einen Stunde in der Woche um Gott und vor allem um sie selber geht.
    Im Religionsunterricht herrscht eine Unterrichts- und Arbeitsatmosphäre, das ist bei mir einfach traumhaft (ich habe die Schüler auch in anderen Fächern - das ist NICHT traumhaft!). Die Schüler möchten diese eine Stunde in der Woche nicht missen und ich ehrlich gesagt auch nicht.


    Gerade im Moment, wo es nur um Kosten einsparen geht und das Hauptaugenmerk auf die Kernfächer gelegt wird, finde ich es gut, dass die Kirchen noch auf die eine Stunde Reli bestehen. Musik hat meine Klasse z.B. überhaupt nicht mehr und Sport fällt ständig aus. Ich bin zwar nicht so ganz damit einverstanden, was der Pfarrer so mit meinen Schülern in Reli treibt, aber ich finde es auch wichtig, dass es außer Deutsch, Mathe und Englisch in der Schule noch was anderes gibt.


    LG!

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Zitat

    schlauby schrieb am 22.05.2006 22:53:


    ... wenn ich mir nun aber mein land und seine menschen ansehe, dann frage ich mich schon, was unsere kinder denn eigentlich brauchen. ist es wirklich mehr informatik? noch mehr sprachen? mehr schlüsselqualifikationen? ich bin mir da nicht so sicher - lernen und entwicklung ist etwas ganzheitliches und als ru-lehrer bin ich überzeugt, dass ein teil der menschlichen identität auch die frage nach gott bzw. etwas göttlichem ist. diese kann man als erwachsener mensch für sich beantworten, aber wir würden unseren kinder etwas vorenthalten, wenn wir ihnen nur von gott berichten, anstatt ihn selber zu suchen und lieben zu lernen :)


    Danke schlauby, du sprichst mir aus der Seele.

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