Online-Fragebogen zu Vornamen von Kindern

  • Na wir können sicher davon ausgehen, dass sie nicht nur hier angefragt hat. ;)

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • sie hat bestimmt ne Rundreise durch die Lehrerforen gemacht.
    Und sie kann ihren Eltern auf Knien dankbar sein, dass sie Julia heißen darf... 8)

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich finde das Ergebnis ehrlich gesagt wenig dramatisch - dass bei der Schulformentscheidung zur Sekundarstufe I sehr stark sozial selektiert wird, ist seit längerem bekannt; das ist immerhin eines der großen Problem in unserem Schulsystem!


    Ebenso ist es keine bahnbrechende Neuigkeit, dass es schichtenspezifische Namen gibt; einen Artikel, der sich mit dem späteren Berufschancen von Kevin und Schantall auseinandersetzt, habe ich gerade erst in der "Zeit" gelesen. Ich vermute übrigens mal sehr stark, dass identische Ergebnisse bei Umfragen in anderen Gruppierungen gebildeterer Kreise herausgekommen wären; dass das ein "Grundschullehrerinnenproblem" ist, bezweifele ich. (Wieder mal: empirische Studien brauchen Kontrollgruppen, dammit!)


    In anderen Worten, diese Studie lichtet halt einen in der Realität vorkommenden "social marker" ab, wie er ist. Das halte ich für sich genommen erst einmal für eine banale Erkenntnis. Viel interessanter ist für mich die Frage, woher die Erkenntnis mangelnder Reflexion kommt. Ich habe, da nicht Primarlehrer, die Umfrage nicht gemacht - könne jemand erzählen, welche Fragen in diese Richtung zielten und wie dieser Punkt eingegrenzt wurde?


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ganz interessant fand ich den Kommentar zum Artikel:

    Zitat

    (...) Hier werden die Fachkräfte explizit nach einem Urteil gefragt und diese geben daraufhin eins ab, das eine hohe Korrelation mit der Realität hat. Wo also soll der Skandal liegen ?


    Es ist ja nun mal Fakt, dass bestimmte Namen von bestimmten Bevölkerungsgruppen in Modewellen sehr stark bevorzugt werden und daraus lässt sich eben auch eine starke soziodemographische Korrelation bestimmter Namen herleiten. Natürlich wissen das die Pädagogen in etwa, ob aus eigener Anschauung oder vom Hörensagen spielt dabei eigentlich keine Rolle.


    Eine Rolle dürfen nur mögliche Folgen spielen. Aber auch hier ist die Debatte absurd, denn wie sollen die Pädagogen, vor allem bei der Ressourcenausstattung des Systems Schule sowohl den im Schnitt anerzogenen, als auch vererbten Chancenvorsprung kompensieren - und sollen sie das überhaupt ? - Denn eine dazu notwendige erhebliche Bevorzugung der exemplarischen Unterschichtenkinder ist identische mit einer relativen erheblichen Benachteiligung von exemplarischen Oberschichtenkindern. (...)

  • Zitat

    Original von Steffchen79
    Ich frag mich ehrlich gesagt, wo Frau Kube ihre 2000 Fragebögen beantwortet bekommen hat...hier im Forum haben doch nur eine handvoll mitgemacht, oder?



    Zitat

    Die Wissenschaftler hatten knapp 3000 Grundschullehrer anonym befragt. 500 Fragebögen seien für die Studie detailliert ausgewertet worden.


    Jetzt sind es schon 3000.
    Quelle: Bild :D

  • Die Umfrage hat es bis ins TV geschafft! Habe gerade die Vorschau von Punkt 12 auf RTL gesehen. Mal schauen, in welcher RTL-Manier die "bösen Lehrer" dargestellt werden... ;)


    edit: Im Bericht gab es nichts Neues, außer eine zusätzlichen Straßenumfrage... Komischer Weise haben die Leute auf der Straße, bis auf einen Mann, genau das gleiche gesagt. Allerdings sollten nur die Lehrer ihre Vorurteile abbauen...


    Stelle mir gerade vor, wie eine Kevin-Mama in die Sprechstunde kommt: Sie geben meinem Kevin nur schlechte Noten, weil er Kevin heißt! Das muss sich ändern! ;)

  • Na ja, ich hätte keine 3000 Fragebögen durchackern müssen, um zu dieser nun wirklich nicht gerade neuen Erkenntnis zu kommen. Mir ist schon zu Beginn meines Referendariats aufgefallen, dass der Name Kevin überproportional häufig in Förderschulklassen vorkam. Aber wenn's jetzt endlich mal in der Bild steht, wird die ungebrochene Popularität dieses Namens bei Unterschichteltern vielleicht endlich mal ein wenig abnehmen. :rolleyes:


    Und übrigens würde ich mich sehr freuen, wenn die Kevin-Mama überhaupt mal in meine Sprechstunde kommen würde. Das würde die Chancen deutlich erhöhen, dass der Kevin sich um eine Note verbessern könnte.


    vorurteilsbehaftet :P
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Sollte jetzt nicht eine Studie folgen, in der die tatsächlichen Leistungen von Kevins und Hannahs ermittelt werden, so dass unsere "Vorurteile" keine mehr sind? ;)

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Aber die Leistungen von Kevin und Hannah sind doch nur so wie sie sind, weil wir Vorurteile haben.
    Hat eigentlich mal jemand die Erzieherinnen befragt??? Wie sehen die das eigentlich???
    Ich habe da ja so eine Ahnung, dass diese Vorurteile schon viel früher angfangen... :tongue:

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • das kann doch gaaaaaaar nicht sein, sind doch immer nur die Lehrer... ;)


    Aber was ich mich frage: Wie kann eine Masterarbeit, von denen 100.000e geschrieben werden, so populär werden!? Für andere Master-, Examens-, Zulassungsarbeiten interessiert sich doch auch keine S** (im Zweifel nicht mal der Korrektor :D)

    • Offizieller Beitrag

    Leider beantwortet der ganze Medienrummel sber immer noch nicht, warum von einer solchen Menge komplett ausgefüllter Fragebögen nur 500 untersucht wurden. Der Rest ist zu positiv ausgefallen und hätte die Vorurteils-These wiederlegt oder wie?


    Und wenn wir schon bei den vorurteilen sind, lässt es sich ja nicht unbedingt bestreiten, dass die Namensgebung mit der Schichtzugehörigkeit und möglicherweise daher auch mit den Noten und dem Verhalten korrelieren. Den Gesamtzusammenhang zu untersuchen würde vielleicht Sinn machen.


    Genau so wurde in dem anderne Thread ja der Satz aufgeworfen "Und Kevin kommt aus dem Osten." Das das erstmal böse klingt und vorurteilsgeprägt ist, ist demjenigen, der es geschrieben hat, wohl auch klar. Dennoch kann man nun mal nicht bestreiten, dass zu gewissen Zeiten die Häufigkeit ausländischer Vornamen in den neuen Bundesländern schon hoch lag.


    Davon, dass wir ein Vorurteil nach dem anderen abackern, wird die Studie und diese Massenhysterie in den Medien aber auch nicht besser.


    Fazit wird eh sein: Die Lehrer sind wie immer die Schuldigen!

  • Zitat


    Original von Steffchen79[/]
    Ich frag mich ehrlich gesagt, wo Frau Kube ihre 2000 Fragebögen beantwortet bekommen hat...hier im Forum haben doch nur eine handvoll mitgemacht, oder?


    Zitat


    Original von caliope[/]
    sie hat bestimmt ne Rundreise durch die Lehrerforen gemacht.


    Und sie hat auch in Foren, die sich nicht (nur) an Lehrer wenden, um Teilnahme an der Umfrage geworben:



    Zitat


    Original geschrieben von DalynaLeider beantwortet der ganze Medienrummel sber immer noch nicht, warum von einer solchen Menge komplett ausgefüllter Fragebögen nur 500 untersucht wurden. Der Rest ist zu positiv ausgefallen und hätte die Vorurteils-These widerlegt oder wie?


    Weil nicht nur Grundschullehrer auf die Umfrage aufmerksam gemacht worden waren, ist der online-Fragebogen zwar 1864 mal abgegeben worden, aber die meisten stammten nicht von Grundschullehrern, viele überhaupt nicht von Lehrern, oder waren nicht vollständig ausgefüllt. (Siehe Seite 24 der Masterarbeit)


    Dadurch blieben nur 500 auswertbare Fragebogen von Teilnehmern übrig, die sich als Grundschullehrer ausgegeben hatten. Ob die das tatsächlich waren, kann man nicht beweisen. Da auch in Foren geworben worden ist, die sich nicht (nur) an Lehrer richten, könnten sich meiner Meinung nach auch Berufsfremde einen Spaß daraus gemacht haben, sich als Grundschullehrer auszugeben und die Fragebogen "erwartungsgemäß" ;)auszufüllen. (Der Fragebogen mit dem Kommentar, Kevin sei kein Name, sondern eine Diagnose, könnte also auch von einem Scherzkeks ausgefüllt worden sein, da man offensichtlich leicht erkennen konnte, worauf die Umfrage abzielte. 8) )



    Das bedeutet: Die ausgewertete Stichprobe war sehr klein und aus mehreren Gründen (einige davon nennt die Verfasserin selbst) nicht repräsentativ, sondern eher als "willkürliche Auswahl zu bezeichen" ( Seite 24 der Arbeit).



    http://www.kinderforschung.uni…aKube_Vornamensstudie.pdf

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe bei der Stichprobe noch ein weiterer Problem.
    Weiß nicht, ob sie in den Threads hier schon steht, aber in der Masterarbeit wird auf das Problem nicht weiter eingegangen.


    Jeder, der sich in Foren etc. rumtreibt, weiß, dass User dort gerne über "Probleme" reden, aber selten über "Alles läuft gut".
    Und ich sehe bei der Umfrage ein ähnliches Problem: Lehrer, die sich Gedanken zu dem Thema gemacht haben, eine Verbindung zwischen Name und Leistung sehen und dementsprechend (laut Ergebnis der Studie "Vorurteile haben, was übrigens eine falsche Schlussfolgeurng ist), nehmen an der Umfrage teil.
    Lehrer, denen die Vornamernproblematik noch nie aufgefallen ist, "überlesen" die Umfrage und verschwenden keine Zeit an ihr, ähnlich wie das auch in Foren zu bestimmten Problemen der Fall ist.


    Dementsprechend wenig aussagekräftig ist das Ganze.


    kl. gr. Frosch


    Nachtrag: ich weiß, dass wir in dem Parallelthread vor einiger Zeit mal die Diskussion hatten, ob der Thread, da per google zu finden, nicht die Schüler mit den entsprechenden Namen stigmatisieren würde.
    Ich persönliche empfinde die Untersuchung und der Wirbel, der um die Untersuchung gemacht wird, noch als viel größere Stigmatisierung der entsprechenden Namensträger. Mal sehen, ob die Schüler mit den entsprechenden Namen nächste Woche in der Schule gemobbt werden.

  • Aber hier sieht man Mal wieder: Die Hintergründe kennt fast keiner, es wird überall nur das Ergenis dargestellt und das unreflektiert, obwohl es heißt, die Lehrer seien unreflektiert, was diese Studie angeht. Sprich: Die Lehrer sind böse, obwohl die Umfrage weder repräsentativ noch "lupenrein" war... *seufz*

  • Der/die Professor:in, der/die das vorschlägt und annimmt, sollte ...


    o ... für 6 Monate als Lehrkraft in eine Grundschule abgeordnet werden.

    o ... als Sozialarbeiter:in in eine Brennpunktschule gesetzt werden.

    o ... als Begleitung für Klassenfahrten in der Unterstufe mit wechselnden Klassen eingesetzt werden.

    o ... ...


    Dan kann man dann mal selbst am lebenden Objekt forschen und sich mit den eigenen Vorurteilen auseinandersetzen.

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