Die Schule der Zukunft

  • Zitat

    Original von Birgit
    Bildung muss in der Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert bekommen.


    ...wieder? Wann hatte Bildung denn je einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft?


    Zitat

    Es selektiert zu früh, es ist nicht durchllässig (nur nach unten)


    Im Vergleich zu anderen Ländern ist unser Schulsystem in Deutschland sehr (!) durchlässig - auch nach oben. Man hat doch immer wieder Möglichkeiten, "nach oben" zu wechseln.
    Beispielsweise kann ein Hauptschüler über M10, FOS und FOS13 immer noch das Abitur machen, Realschüler sowieso. Auch nach der Ausbildung gibt es diese Möglichkeiten ja über die BOS immer noch.
    Auch der Wechsel von Realschule aufs Gymnasium ist zumindest für die wirklich guten Schüler möglich.
    WO gibt es denn ein durchlässigeres Schulsystem?
    (Irgendwo wurde das hier im Forum vor kurzem schon mal diskutiert, weiß nur nicht mehr wo....)


    Zitat

    Es gibt weitere Untersuchungen, die belegen, was es derzeit kostet, dass Schüler Jahre wiederholen, dass außerschulische Aktivitäten nicht anerkannt werden, dass Schüler mit zu niedrigen oder gar keinem Abschluss von der Schule abgehen. Diese Folgekosten sind auf viele Jahre gerechnet weitaus höher als wirkliche Reformen kosten könnten.


    Aber durch eine Reform würden doch die Kosten für Wiederholer nicht wegfallen, sondern höchstens vielleicht ein bisschen verringert werden, oder?

    • Offizieller Beitrag


    1. Das gibt es jetzt schon...jedenfalls hier in Bayern. Das nennt sich Moodle: http://www.brn-moodle.de/ (in diesem Fall für die Realschule) Und andere existieren bestimmt auch schon.


    2. Ich schütte meine Häme weiter über den obigen Vorschlag aus, weil ich über eine Formulierung gestolpert bin:


    Zitat

    Bei dieser Vision handelt es sich keinen Falls um unsere Wunschvorstellung von Schule, sondern um eine unserer Meinung nach realistischen Einschätzung der zukünftigen Entwicklung zu einer leistungsorientierten Wissensgesellschaft.


    Die Beschreibung ist doch schon pseudo-provokativ genug und ich lass mich doch nicht veralbern. Natürlich sind die Bestrebungen schon hin zu einer "leistungsorientierten Wissensgesellschaft", stromlinienförmig, reibungslos, hygienisch und der Lehrer als Hausmeister ...


    aber in der ganzen sogenannten "Vision" schimmert doch an keiner Stelle Bildung durch, wie wir sie verstehen, sondern es geht um Wissen.


    Das, was Birgit beschreibt, will aber etwas anderes. Etwas meiner Meinung nach viel naheliegenderes und wichtigeres.


    Daher meine Häme, kurz, gegen diesen billigen Versuch hier eine kontroverse Diskussion zu starten. Meinen Schülern in der Neunten erkläre ich immer, dass es Themen gibt, die man nicht erörtern braucht, z.B. Vorteile des exzessiven Alkoholkonsums im Kindesalter...und das, was da oben notiert wurde, ist es mir nicht wert, auch wirklich einen ernsthaften Gedanken zu verschwenden...


    hach, jetzt schreibe ich wieder zu viel. Ich glaube ich sollte korrigieren gehen...ach mist, nix da...grmpfl...also doch wieder youtube...


    H.


  • Sowohl internationale Studien, wie auch meine persönliche Erfahrung mit Schülern, sagt mir etwas Anderes.


    Es ist sehr leicht, nach unten durchgereicht zu werden. Der Weg nach oben ist aber durchweg schwerer (und nicht unbedingt von Leistung alleine abhängig.)


    Studien zeigen, dass die Ergebnisse von Schülern unterschiedlicher Schularten sich in in vielen Bereichen überschneiden. Beduetet: Die guten Hauptschüler sind nicht schlechter als die schlechten Gymnasiasten. Trotzdem ist ihre Chance in unserem Schulsystem deutlich geringer.


    Dies liegt unter Anderem auch daran, dass mit der Wahl der Hauptschule (teilweise auch der Realschule) psychologisch verbunden ist, dass man nicht "gut" genug für das Gymnasium sei. Dies erweist sich auch als sich selbsterfüllende Prophezeiung.


    Ich kann diese Forschungsergebnisse durch Erfahrung im Beruf stützen, weil ich im Berufskolleg Schüler aus allen Bereichen unterrichte. Viele der Hauptschüler, die bei uns landen, sind keinesfalls zu "blöd", Abitur zu machen. Sie haben schlicht den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren.


    In diesem Schulsystem geht also so viel an Potential verloren, was ich persönlich als inakzeptabel empfinde.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    Einmal editiert, zuletzt von Birgit ()

  • Zitat

    Original von Jiffy


    ...wieder? Wann hatte Bildung denn je einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft?



    Das ist derzeit doch vor allem ein deutsches Problem. In vielen anderen Ländern hat Bildung einen hohen Stellenwert. Da hat schlicht die Politik auch versagt. Wir können es auch den Medien anlasten oder wem auch immer. Am Ende werden wir es vorleben müssen, was wichtig ist. Insofern sehe ich es auch in der Verantwortung aller, dies zu ändern.


    Bildung hatte auch in Deutscholand zu anderen Zeiten mehr Stellenwert. Für die Wirtschaft ist es schlicht die einzige Chance. Wir haben hier in Deutschland nichts, keine Rohstoffe, für Produktion ist es hier zu teuer, also bleibt langfristig noch Wissen und Forschung, um wettbewerbsfähig zu bleiben.


    Die andere Sichtweise wäre, dass wir mehr mündige, selbstständig denkende Menschen benötigen aus gesellschaftlicher Sicht. Hier hängt die schon fast ketzerisch anmutende Frage im Raum, ob das denn überhaupt politisch gewollt ist....

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    aber in der ganzen sogenannten "Vision" schimmert doch an keiner Stelle Bildung durch, wie wir sie verstehen, sondern es geht um Wissen.

    Nicht mal unbedingt das. Es wird ja an keiner Stelle gesagt, was mit den Schülern passiert, die in bestimmten Kernfächern ewig auf "Level 1" stehen bleiben. Offensichtlich ist in dieser Dystopie keine pädagogische Betreuung für nicht stromlinienförmig funktionierende Kinder vorgesehen. Die fallen dann wohl irgendwie aus den Levels raus: game over.


    Das ganze liest sich für mich eher wie eine Vorsortierungsmaschinerie für wirtschaftlich verwertbare skills - an den komplexen Wesen Kinder selbst total vorbei.


    Wo ist in dieser "Vision" eigentlich Werteerziehung? Künstlerisches Talent? Bewegung? Teamarbeit, Kooperation, Kommunikationsfähigkeit, Empathie? Verantwortungsgefühl, Rücksichtnahme?
    Um nur mal ein paar der zentralen Angelpunkte einer funktionierenden Gemeinschaft zu nennen ...


    Ich finde es übrigens auch immer schade, wenn sich die threadstarter gar nicht mehr melden: das lässt eigentlich nur die Schlüsse zu, dass man entweder doch gar nicht so interessiert an Antworten und Feedback war, wie man vorgab zu sein - oder dass die Idee auf so wackeligen Füßen stand, dass man sich nicht in der Lage sieht sie kontrovers zu diskutieren. :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Jiffy
    Im Vergleich zu anderen Ländern ist unser Schulsystem in Deutschland sehr (!) durchlässig - auch nach oben. Man hat doch immer wieder Möglichkeiten, "nach oben" zu wechseln.


    Unsinn vom Allerfeinsten. Nur weil die theoretische Möglichkeit besteht, heißt das noch lange nicht, dass diese auch genutzt werden kann. Der Bildungsweg ist so stark an die Zugehörigkeit zu einer soziale Schicht gekoppelt, dass diese theoretische Durchlässigkeit nicht zur Realität wird. Darüber muss man eigentlich nicht diskutieren, weil es bereits gut fundiert ist, und man es in jedem aktuellen Buch zur Schulpädagogik/Schulentwicklung/"allgemeinen Didaktik" nachlesen kann. Warscheinlich ist es die einzige Sache, in der sich die Pädagogen (zurecht) einig sind.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Warscheinlich ist es die einzige Sache, in der sich die Pädagogen (zurecht) einig sind.


    Sie sind sich nur nicht einig, ob die Kopplung des Bildungsweges an eine soziale Schicht vom Bildungsweg oder von den Personen der sozialen Schicht ausgeht. ;) Also sollte man doch ruhig drüber diskutieren.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von Birgit


    Sowohl internationale Studien, wie auch meine persönliche Erfahrung mit Schülern, sagt mir etwas Anderes.


    Man sollte Studien nicht mehr trauen als Statistiken: 43% aller bayerischen Studenten haben ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht am Gymnasium erworben, sondern über eine der o.g. Möglichkeiten. Das zeigt, dass das Prinzip "kein Abschluss ohne Anschluss" sehr gut funktioniert (was natürlich nicht heißt, dass es nicht verbesserungsfähig ist). Ich halte es für einen absoluten Trugschluss, dass Schulen zu jedem Zeitpunkt "durchlässig" sein müssen; durch die ständige Fluktuation kommt dann nie Ruhe in den Unterrichtsbetrieb und das (Ruhe und Kontinuität) ist eine wichtige Voraussetzung für nachhaltiges Lernen.


    Wichtig ist nicht, dass der leistungsfähige Realschüler nach der 8. Klasse in die 9. Klasse Gymnasium wechseln kann; wichtig ist, dass er nach der FOS13 (oder nach dem Übertritt nach der 10. Klasse ins Gymnasium) am ENDE den gleichwertigen Bildungsabschluss in der Tasche hat, der ihm die gleichen Chancen öffnet. Das ist Durchlässigkeit.

  • Zitat

    43% aller bayerischen Studenten haben ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht am Gymnasium erworben, sondern über eine der o.g. Möglichkeiten.


    Bleibt zu ergänzen, dass ca. 1/3 der baden-württembergischen Realschüler das Abitur machen - über das berufliche Gymnasium. Zugleich stellt dieses Gymnasium ca. 1/3 der Abiturienten, die allgemeinbildenden Gymnasien ab Klasse 5 "nur" 2/3.


    Ich las vor längerer Zeit mal ein Interview mit einem Bildungsforscher, der meinte, Bayern und BW lägen diesbezüglich weit vorne - lustigerweise weit vor den "sozialdemokratischen" Ländern mit ihrer Chancengleichheitsrhetorik.


    Ich will daraus keine weitreichenden Schlüsse ziehen, aber man kann solche Dinge nicht einfach ignorieren.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Scooby


    Man sollte Studien nicht mehr trauen als Statistiken: 43% aller bayerischen Studenten haben ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht am Gymnasium erworben, sondern über eine der o.g. Möglichkeiten. Das zeigt, dass das Prinzip "kein Abschluss ohne Anschluss" sehr gut funktioniert (was natürlich nicht heißt, dass es nicht verbesserungsfähig ist). Ich halte es für einen absoluten Trugschluss, dass Schulen zu jedem Zeitpunkt "durchlässig" sein müssen; durch die ständige Fluktuation kommt dann nie Ruhe in den Unterrichtsbetrieb und das (Ruhe und Kontinuität) ist eine wichtige Voraussetzung für nachhaltiges Lernen.


    Wichtig ist nicht, dass der leistungsfähige Realschüler nach der 8. Klasse in die 9. Klasse Gymnasium wechseln kann; wichtig ist, dass er nach der FOS13 (oder nach dem Übertritt nach der 10. Klasse ins Gymnasium) am ENDE den gleichwertigen Bildungsabschluss in der Tasche hat, der ihm die gleichen Chancen öffnet. Das ist Durchlässigkeit.


    Richtig ist aber auch, dass in der Zeit, in der zwei leistungsfähige Realschüler an das Gym gehen, 15 Gymnasiasten an die Realschule gehen, wo sie dann (außer, dass sie nerven) leistungsfähige Realschüler sind, aber nicht wieder zurück ans Gym gehen.


    Von den 15 leistungsfähigen Realschülern, die auf die FOS gehen, schaffen mehr als die Hälfte aber die FOS nicht.


    Richtig ist auch, dass Absolventen des M-Zweiges an der FOS sehr oft scheitern.


    Und so richtig erklärt hat mir auch keiner, dass an unserer Schule grad mal 5 Türken sind, obwohl der Bevölkerungsanteil bei etwa 5-7% in der Gegend liegt.


    Ich weiß bei allem auch, dass die Schüler, von denen ich weiter Informationen bekomme, ihren Weg schon gehen - aber ich habe das Gefühl - und das nimmt mir keine Statistik - dass sie diesen Weg oftmals eher trotz des "Systems" schaffen und nicht mit ihm oder durch es.


    Grüße


    H.


    PS: Mal ne andere Frage: was haben eure Eltern eigentlich beruflich gemacht? Oder anders: wie viele Schichten habt ihr übersprungen auf dem Weg zum Lehrer? Und: wie sieht es in euren Kollegien aus? Wie viele Arbeiterkinder sind bei euch Lehrer im Kollegium? Wie viele Türken, Russen, Spätaussiedler, Polen? Wie viele aus diesem Bereich haben mit euch Abitur gemacht, mit euch studiert? Wie viele zählt ihr davon zu euren Freunden? Wie viele Freunde von euch haben einen Hauptschulabschluss - und nur den? Wie groß ist der Lehreranteil auf euren Geburtstagspartys?

  • Deine PS-Frage ist sicherlich nur zum Nachdenken gedacht, aber es würde mich tatsächlich interessieren. Also für mich ist es schon "etwas Besonderes" wenn einer/eine in meinem Studienumfeld/Freundeskreis/Familienkreis über den zweiten Bidlungsweg gegangen ist.


    Ist eigentlich nen eigenen Thread wert. Obwohl das Ergebnis absehbar ist.

  • @ scooby
    Die Problem an der viel zitierten Tatsache, dass in Bayern 43% der Hochschulzugangsberechtigungen nicht an Gymnasien erworben wird, ist aber, dass es sich dabei z.T. "nur" um den Erwerb der FAchhochschulreife handelt.
    Bei dieser Aussage wird leider nicht zwischen "Abitur" und "FAchhochschulreife" unterschieden. Meiner Erfahrung nach ist es gerade im ländlichen Raum immer noch sehr schwer und mit großen Mühen verbunden (ewig lange Fahrtzeiten!), nach einer guten mittleren Reife das Abitur - nicht die Fachhochschulreife! zu erwerben.

  • Zitat

    Original von Hawkeye

    Grüße


    H.


    PS: Mal ne andere Frage: was haben eure Eltern eigentlich beruflich gemacht? Oder anders: wie viele Schichten habt ihr übersprungen auf dem Weg zum Lehrer? Und: wie sieht es in euren Kollegien aus? Wie viele Arbeiterkinder sind bei euch Lehrer im Kollegium? Wie viele Türken, Russen, Spätaussiedler, Polen? Wie viele aus diesem Bereich haben mit euch Abitur gemacht, mit euch studiert? Wie viele zählt ihr davon zu euren Freunden? Wie viele Freunde von euch haben einen Hauptschulabschluss - und nur den? Wie groß ist der Lehreranteil auf euren Geburtstagspartys?


    Wir sind ca. 22 Kollegen:
    ein "Arbeiterkind" (das wissen wir nur, weil er damit immer wieder gerne kokettiert), gleichzeitig auch ehemaliger Hauptschüler mít zweitem Bildungsweg - vielleicht auch mehr, aber das interessiert uns bisher herzlich wenig
    ein Pole (gebürtig, eingebürgert)
    ein Vietnamese (gebürtig, eingebürgert)


    Ich habe selbst nicht-studierte Eltern, Vater aber immerhin "einfacher" Beamter (Postler) mit Abi, Mutter "nur" Volksschule (Verkäuferin, Hausfrau).


    Im Freundeskreis überwiegend Abiturienten, viele Lehrer (aber viele aus "Arbeiterfamilien" - liegts am Ruhrgebiet???), einige Hauptschüler (aus Jugendtagen). Das hängt nun mal mit der eigenen Biographie zusammen, durch die eigene Schullaufbahn und die Unikontakte entwickeln sich die meisten dauerhaften Freundschaften, Engagement in der Gemeinde (Jugendarbeit) und auch jetzige Ehrenämter (und Chor...) ergänzen das Spektrum,


    ach, mein Mann ist Lehrer, aber ebenfalls "Arbeiterkind", merkwürdig, dass mir das gerade erst einfällt, ist eben kein "Thema" für uns.


    Einige unserer Schüler (Hauptschule) wechseln nach der Erprobungsstufe in die Realschule (aber nur sehr wenige!), viele machen aber später auf der Gesamtschule, im Berufskolleg oder dem Gymnasium ihr Abi, allein aus meiner letzten Entlassklasse ca. 5. Leider weiß ich nicht von allen Schülern den weiteren Werdegang, aber immer wieder werde ich überrascht von "Abiturienten". Auch aus meiner jetzigen Klasse 9 wollen einige studieren, zum Teil realistisch, sie haben den "Dreh" erst später bekommen - wären bei der beschriebenen Vision bestimmt "untergegangen", da sie viel vom sozialen Miteinander in der Klasse profitiert haben. Die Eltern sind oft überrascht von den Entwicklungen, die ihre Kinder gemacht haben und bestätigen uns oft, dass sie die Hauptschule nicht mehr für eine Sackgasse halten. Das tut uns gut, da wir das als Anerkennung auch unserer Arbeit erleben.


    Aber: die Mehrzahl der Wechsler wechselt nach wie vor von "oben" nach "unten", d. h. von Realschule zu uns oder auch vom Gymnasium zu uns. Erst letzte Woche hatten wir Besuch von einem Ehemaligen, der vom Gym zu uns kam, ein Jahr bei uns blieb (in 9), dann wieder zum Gym (Internat) wechselte und dort sein Abi machte.


    Von der Vision halte ich sehr wenig, die individuelle Förderung wäre zwar wünschenswert, daher mehr Personal, bessere Ausstattung und wir können die Vorteile der Vision für unseren Schulalltag hier und jetzt nutzen. Ansätze verwirklichen wir schon (auch durch die Qualitätsanalyse bestätigt), aber verbessern können wir uns sicher auch noch. Ich differenziere sehr viel, aber für jeden einzelnen Schüler alles mundgerecht zu machen, schaffe ich nun wirklich nicht.


    Boeing

    • Offizieller Beitrag

    ICh glaube nicht, dass Hawkeye wirklich detailliert diese Frage beantwortet bekommen wollte, sondern dass er erreichen wollte, dass jeder mal in sich geht und guckt, wie viele Arbeiter/Unterschichtkinder es wirklich in akedemische Berufe machen und wie sehr die Schichten/Klassen doch noch unter sich bleiben - was gegen die Durchlässigkeit spräche, die auch ich sehr bezweifele. Da muss man nämlich sehr viel mehr Angebote machen als nur theoretische Abschlussmöglichkeiten für Kinder mit guten Durchschnitten bereitstellen. Vor allem erstmal schon ein gerechteres Schulsystem mit ausreichend Kompensation und Unterstützung für die Kinder, die aus bildungsfernen Familien kommen oder anderweitig keine Unterstützung haben. Ich bezweifele nämlich, dass die mit den guten Durchschnitten von Haup- uind Realschulen die einzigen klugen Kinder in diesen beiden Schulformen sind.

    • Offizieller Beitrag

    danke, meike. :)


    die Gerechtigkeit eines Schulsystems kann sich doch nicht daran orientieren, wie durchlässig es nach oben ist - auch kann es nicht das Ziel sein, alle nach oben an die Uni zu bringen. (letztes Wochenende war ein guter Artikel dazu in der Süddeutschen...


    Was soll ich denn mit den ganzen Abiturienten - ich brauche jemanden, der mein Auto reparieren kann und der Brot backt.


    Grüße


    H.


    PS: Arbeiterkind ist ein Thema, wenn bei jeder Klassenfahrt "Bettelbriefe" an die Schule geschickt werden. Wenn die Klamotten nicht nur des älteren Bruders, sondern auch der Cousins aufgetragen werden müssen. Wenn der Kauf von Büchern immer auch als Geldfrage thematisiert wird.
    Nein, ich bin nicht traumatisiert dadurch..chrchrchr...ich bekomme nur immer die Hasskappe, wenn meine A13-Kollegen sich über neue Angebote beim Aldi austauschen und dabei stöhnen, dass sie unterbezahlt sind. Einige solcher Kollegen lese ich hier in diesem Forum auch immer wieder - kommentiere aber nicht, weil ich dann gern in ungemein biblischen Zorn verfalle, der meinem Gemüt nicht gut tut ;)

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    die Gerechtigkeit eines Schulsystems kann sich doch nicht daran orientieren, wie durchlässig es nach oben ist - auch kann es nicht das Ziel sein, alle nach oben an die Uni zu bringen.


    Das nicht, aber PISA gat gezeigt, dass Länder mit einer geringen Varianz an Leistungen auch besser im Gesamtresulttat sind. Deutschland war dort soooo schlecht. Die Gruppe der Besten war recht klein, die der Schlechtesten recht gross, und der Abstand von beiden war gewaltig. Ferner war der Unterschied zwischen Schülern an einer Schule recht klein, aber der Abstand zwischen Schulen/Schultypen im Vergleich zum Ausland auch gewaltig. Von der extrem hohen Korrelation zwischen Bildungserfolg und sozialer Schicht ganz zu schweigen. Wenn Deutschland in diesen Statistiken nicht der Beste ist .. ok....aber Deutschland hat beschissen abgeschnitten!


    Klar soll nicht jeder irgendnen Quatsch studieren, aber der Anteil an Akademikern im Jahrgang ist in der BRD zu klein.


    Ich weiß nicht ob dieser Eindruck Unsinn ist, aber die "bildungsferne Schicht" wächst schneller. Vieleicht ist das auch Quatsch und ich sollte meinen TV wegschmeißen, aber aber Anteil an Akademikerkindern schrumpft.


    Deshalb müssen wir mehr Arbeiterkinder zum studieren befähigen.


    Ist das zu naiv? Bitte antworten :D


    P.S. Hawkeye, hast du nen link oder ne Idee wie ich den Artikel finden könnte?
    "Mehr Abiturienten weniger Studienanfänger" ist es der?


    edit. ich lese gerade die PISA Studie. Schüler deren Eltern höchste berufliche Stellung haben erreichen die gleiche Leistung wie der Durchschnitt in Finnland. Schüler deren Eltern niedrigsten beruflichen Status haben erreichen den Durchschnitt des schwächsten OECD Ldnes, Mexiko. hart

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