Flop in Examensprüfung: wie bewertet man fremdsprachl. Klassenarbeiten aktuell?

  • Liebe Leute,


    ich würde mich über kurze Info zu meiner Frage sehr freuen! Ich hatte kürzlich meine mündliche Examensprüfung in Pädagogik, und die Frage des Beisitzers lautete, wie ich als angehende Spanisch/Englischlehrerin eine Klassenarbeit bewerten würde!


    Mein Antwort lautete (nach aktuellem Buch von Eiko Jürgens), stichwortartig aufgezählt:


    - eine Musterlösung anfertigen, damit die Beurteilung objektiver wird
    -dementsprechend sich Gedanken machen, welche Punkte Erwähnung finden sollten, bzw. Alternativen dazu, erforderliche Inhalte klar definieren
    - sich vorher klarwerden über die Inhalte, die geprüft werden sollen und vor allem auch behandelt wurden
    - bei der Punkteverteilung dann ebenfalls Fehlerzahl und Redaktion mit einbeziehen


    Ich kann meine Antwort leider nicht mehr ganz genau wiedergeben, aber so in etwa sagte ich es.


    Dem Beisitzer gefiel diese Antwort sehr offensichtlich nicht. Er sagte etwas darüber, dass das nicht auf dem neuesten Stand sei, und dass es traurig sei, wenn ich es so an einer Schule erfahren hätte.


    Bitte helft mir. Wie geht man denn nun richtig heutzutage vor? Was habe ich falsch gemacht? Ich habe dieselbe Prüfung in wenigen Tagen nocheinmal vor mir und es wäre eine große Hilfe, wenn ich auf diese Frage gewappnet wäre!


    Liebe Grüsse!


    Anne

  • kompetenzorientiert, das Wort ist kompetenzorientiert! Ich nehme an, du solltest nicht nur auf Fehler eingehen, sondern auf erwartete Kompetenzen, die überprüft werden sollten.
    Zum Beispiel Hörverstehen, da wird eben nur bewertet, ob der S. richtig verstanden hat, aber nicht, ob er einen orthographisch richtigen Satz dazu schreiben kann.


    Dann kommt noch die positive Korrektur hinzu, also nicht nur die Fehler sehen, sondern auch bewerten bzw. notieren, was richtig gemacht wurde. Außerdem soll so korrigiert werden, dass der Schüler daraus erkennen kann, was er verbessern sollte. Also nicht unbedingt jeder Fehler muss verbessert werden, sondern vielleicht nur eine besonders auffällige Gruppe von Fehlern (ein Rechtschreibfehler vs. 15 Konjugationsfehler).


    À+

    • Offizieller Beitrag

    So isses, plus dass den Schülern die Punkteverteilung vorher angegeben werden sollte (also welche Aufgabe zählt wie viel), plus Tipps zur Weiterarbeit notieren als Kommentar zur Note.


    Dass das ungefähr der 6-10fache Aufwand der Korrektur von vor 20, 30 Jahren ist, ist jedem Kollegen klar (Stichwort: Nachtschichten), interessiert aber im Kumi keinen... :D aber solche Kommentare sind bei Pädagogikprüfungen immer eher unbeliebt. Die Meckerquote bei Schülern hat das Ganze Procedere übrigens nur unwesentlich verringert, die sehen die Arbeit, die drinsteckt, nämlich oft nicht, die sehen meist nur die Note.
    Okay, in der Oberstufe ist das dann anders, da schätzen sie (viele, einige, whatever) es dann sehr.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, dass dies hier nicht zu sehr vom ursprünglichen Thema abweicht, aber ich mache leider immer wieder ausgesprochen schlechte Erfahrung mit der genauen Angabe von den zu erreichenden Punkten. Immer wieder sagen Schüler in Klausuren zu mir: "Welche Aufgaben muss ich denn bearbeiten, dass ich noch eine Drei/Vier usw. bekomme?" und denen ist es dann leider auch ganz egal, ob die Aufgaben evtl. inhaltlich untereinander zusammenhängen. Bei besonders "effizient arbeitenden" Schülern sieht man genau, dass sie sich einfach die Punkte zusammengerechnet haben und dann vielleicht als Reserve noch eine Aufgabe mehr gemacht haben.
    In solchen Klassen gebe ich die Punkteverteilung erst dann genau an (in der Klausur bzw. vorher sage ich durchaus an, wie die Gewichtung der Teile zueinander ist), wenn ich sie rausgebe und verbessere.
    Liebe Grüße
    Hermine
    wassersportlehrerin: Die Posts von Meike und Avantasia treffen es genau!

  • In Hamburg ist es sogar verpflichtend, die Punkteverteilung schon vorher zu den Aufgaben zu schreiben. Ich finde das auch durchaus sinnvoll.
    LG Rottenmeier

  • Es ist mal wieder sehr interessant hier mit zu lesen.
    Kann man mir jemand eine Quelle/Literaturtipp zu diesem Thema geben?
    Kompetenzorientierung bezogen auf den Fremdsprachunterricht?
    Vielen Dank schon mal!
    Hasi

    Das Leben ist kein Ponyhof! Meins schon ;)

  • Hermine


    Was ist daran jetzt so schlimm?
    Wenn ein Schüler meint, ihm reicht eine 3 oder 4, dann ist es halt so.
    Sei froh, dann hast du weniger zu korrigieren, wenn er direkt nach der Punktzahl, die er braucht, aufhört zu schreiben.
    (Was ich, nebenbei, nicht nur für dumm, sondern auch für gefährlich halte - kann er wirklich sicher sein, dass auch alles richtig ist, was er geschrieben hat?)

  • mensch, vielen lieben dank euch allen für die aufschlussreichen antworten!! ich habe viel im netz gesucht nach einer art "standard", wie man es richtig machen sollte - neuerdings.


    die frage lautete in der prüfung nebenbei weniger, wie ich eine klassenarbeit korrigiere (vllt. habe ich mich falsch ausgedrückt), sondern vielmehr, wie ich sie konzipiere und bewerte! zum konzipieren habe ich denke ich alles korrekt gesagt (gemäß aktueller literatur von urban lissmann und eiko jürgens, die derzeit die "klassiker" in der richtung darstellen).


    bei der bewertung hakte es dann. gut! aber: was ich immernoch nicht so ganz verstehe! wie wird was gewichtet? ich habe ja geantwortet, dass man inhaltlich vorher überlegen muß, bei entwicklung der aufgabenstellung, welche kompetenzen überprüft werden sollen! und im sprachlichen bereich - denke ich - sollten doch vielerlei elemente in die endnote einfließen. eben inhalt, redaktionelle form, aber eben auch orthographische, grammatische fehler. ich meine, es ist doch selbstverständlich, dass ein schüler punkteabzug bekommt, wenn er/sie einen inhaltlich sehr schönen, aber von fehlern wimmelnden kreativen aufgabenteil bearbeitet.


    darum die frage nach der gewichtung? habt ihr eine faustregel, gibt es so etwas, inwiefern man beispielsweise bei frei formulierten texten rechtschreib- oder grammatikfehler gewichtet?


    ich denke, dass der inhalt weitaus wichtiger ist, ganz klar, aber gerade im sprachlichen bereich gibt es doch viele teilaspekte.


    hab ein wenig angst, dass ich denselben beisitzer bekomme am montag, mit derselben frage.. ;)


    zur punkteverteilungsangabe auf der klassenarbeit nehmen die autoren der genannten werke deutlich stellung: es sollte sie geben, da sie den schülern und schülerinnen transparenz und sicherheit bietet.


    liebste grüsse!!!


    anne

    • Offizieller Beitrag

    Ummon: Schlimm ist daran genau das, was du schon erwähntest- die Schüler gehen davon aus, dass das was sie bearbeitet haben, die volle Punktzahl bringt und wenn nicht, ist das Drama groß- und das zähe Verhandeln und Feilschen um jeden Punkt danach umso anstrengender Und ganz ehrlich, ich finde diesen Minimalismus zum :heul: Ich seh in meinem Tun auch einen gewissen Erziehungsauftrag und der lautet jetzt nicht unbedingt:"Guck, wie du dich mit möglichst wenig Aufwand so gut wie möglich durchmogeln kannst." Da korrigiere ich dann lieber ein wenig mehr.
    Abgesehen davon, dass ich, wenn ich keine Punkte auf der Arbeit angebe, dann später noch ein wenig Spielraum habe- wenn z.B. alle Schüler aus irgendeinem Grund einen Teil komplett schlecht haben, kann ich den nachträglich weniger stark gewichten.


  • Das stimmt so nicht unbedingt - erstelle doch einfach mal ein Beispielgutachten mit dem von mir genannten Link - dann bekommst Du einen Eindruck in das Bewertungsverfahren in der Oberstufe. In Berlin wird Sprache/Inhalt meist mit 60% zu 40% bewertet. Sämtliche Teilaspekte, die bei der sprachlichen Bewertung einfließen, werden bei der Erstellung des Onlinegutachtens aufgelistet - und Du musst die einzelnen Bereiche jeweils bewerten, also beispielsweise Wortschatz, Idiomatik, Textfluss, Rechtschreibfehler und vieles mehr.
    Beim Inhalt gibt es ebenfalls Unterschiede in den Aufgabenstellungen (z.B. eher beschreibende oder analysierende Aufgaben - wird auch unterschiedlich gewichtet).


    Standards und Kompetenzen werden in den Rahmenlehrplänen (vermute in allen Bundesländern?) aufgelistet - kannst Du alles dort nachlesen.

  • Zitat

    darum die frage nach der gewichtung? habt ihr eine faustregel, gibt es so etwas, inwiefern man beispielsweise bei frei formulierten texten rechtschreib- oder grammatikfehler gewichtet?


    ich denke, dass der inhalt weitaus wichtiger ist, ganz klar, aber gerade im sprachlichen bereich gibt es doch viele teilaspekte.


    In den meisten Bundesländern gibt es zumindest für die Oberstufe klare Vorgaben, wie Inhalt und Sprache zu gewichten sind. Das ist teilweise auch von Fremdsprache zu Fremdsprache unterschiedlich.


    Zum Beispiel in Niedersachsen gilt in Englisch ab dem nächsten Schuljahr für alle, die dann neu in die Oberstufe kommen, dass der Inhalt 40%, die Sprache 60% zählt. (Bisher war es 1/3 Inhalt, 2/3 Sprache).


    Da wir hier vom Fremdsprachenunterricht sprechen, ist der Inhalt weniger "wert" als die sprachliche Leistung!


    Es gibt Beispielgutachten zur Bewertung der sprachlichen Leistungen, in Niedersachsen sehen die für Englisch so aus: http://www.deutschstunden.de/U…g-im-Bereich-Sprache.html .

    • Offizieller Beitrag

    In Hessen ist die ungefähre Gewichtung der Anforderungsbereiche, die damit verbundenen (in Klausuren verpflichtend zu benutzenden ) Operatoren und die Fehlergewichtung erlassmäßig vorgeschrieben, ebenso das Verhältnis in dem Fehlerquotient, Inhalt und sprachliche Gesamtleistung zu stehen haben.
    Für Hamburg gibt es solche Erlasse bestimmt auch - die würde ich für diese Prüfung unbedingt drauf haben. Sie sind in der Schule erstmal das Handwerkszeug, neben den Konferenzbeschlüssen ...

  • In B.-W. zum Beispiel gibt es gar keinen Fehlerquotient mehr. Vielleicht gibt es in Hamburg auch solche "landespezifischen Neuheiten" !?

    • Offizieller Beitrag

    @ Hermine: wir müssen die genaue Punktzahl und die Notenskala mit angeben.
    Klar gibt es immer Schüler, die lesen " 4 BE" und schreiben dann (bei einer Aufgabe aus dem Anforderungsbereich I) die ersten vier in Frage kommenden Begriffe hin. Danach brechen sie ab.
    Dass es aber insgesamt 8 halbe Punkte waren, war ihnen nicht in den Sinn gekommen. Soviel zum Thema "Schlaumeier" ;)

  • danke nochmal, sehr hilfreich, dickes dankeschön!


    habe vorhin mit einem sehr netten herrn der behörde telefoniert, der mitverantworlich ist für die betreffenden bildungspläne.


    also: es gibt keinen fehlerquotienten in hamburg! es gilt die gewichtung, dass der sprachliche teil gegenüber dem inhaltlichen als doppelt gewertet wird.


    das ist schonmal sehr hilfreich! zudem gibt es mustertexte von der behörde, inwiefern eine beschreibung einer arbeit einer note von 1-6 entspricht, entsprechend "der text ist sehr gut verständlich, es werden wenige und eher flüchtigkeitsfehler gemacht", und welcher note dies entspricht.


    apropos: dazu ist es enorm wichtig, zwischen "dicken" fehlern und verhältnismäßig "unbedeutenden" oder "flüchtigkeitsfehlern" zu unterscheiden..


    es ist so heiss. ein albtraum, mein hirn arbeitet bei diesen temperaturen nicht mehr einwandfrei..

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