TV-Tipp: Mittwoch, 23.05.12 ARD 20.15 "Inklusion"

  • Och, das wird schon: Kleine Klassen, glückliche Kinder, zufriedene Eltern, entspannte Lehrer, kompetente Politiker, tolle Gebäude... Unsere Systemmedien kriegen das schon hin. Wir werden hier noch alle echte Inklusions-Befürworter :thumbup:


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich habe den Film für längerer Zeit schon bei ARTE gesehen. Ich fand ihn unglaublichgut. Nichts mit schöner Welt, sondern ziemlich realistische Darstellung und ein Ende, das mich damals sehr wütend gemacht hat.
    Ich kann den Film nur wärmstens empfehlen!!

  • Danke für den Tipp.


    Werde ich mir anschauen. Wenn's heute Abend nicht reicht, dann eben die nächsten Tage in der Mediathek.


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Es hat gerade noch gereicht, den Film jetzt direkt zu sehen. Danke für den Tipp. :)

  • Ich finde ihn bisher furchtbar, da so ziemlich alle Klischees bedient werden...junger gut aussehender engagierter Lehrer, der sich natürlich auch duzen lässt, der auch noch private Probleme hat, Schüler nach Hause fährt usw. Natürlich ist der Junge geistig behindert und wohnt in einer Plattenbausiedlung, das Mädchen dafür aus bestem Hause...die Eltern mit Migrationshintergrund beschweren sich beim Elternabend, dass ihr Kind möglicherweise darunter leiden muss...
    Da habe ich mir schon mehr von erwartet. Mal schauen, was sich in den nächsten vierzig Minuten noch so alles tut.

  • Ich fand den Film ganz gut: Fehlendes Betreuungspersonal, die ganzen Konflikte (hab ich selbst mit Integrationsschülern erlebt), die man noch nebenher lösen soll...
    Klar, die haben ALLES reingepackt (die Paar-Beziehung des Lehrers hätte es jetzt nicht mehr gebraucht), aber insgesamt: Guter Eindruck, wie Inklusion aktuell funktionieren soll bzw. in meinem Erfahrungsbereich bislang realisiert wurde. ;)

  • Hab mir nur die erste Hälfte angeschaut, und den fand ich auch nicht schlecht. Den Satz "von oben", dass man, wenn man schon (aus Kostengründen) die Rahmenbedingungen nicht ändern könne, dann eben als Lehrer "effizienter arbeiten" müsse, habe ich auch schon öfter gehört... (Und natürlich werden für's Fernsehen auch die üblichen Klischees bedient, da wolln mer mal nicht so sein.)

  • Shams,
    fandest Du den Film denn nun gut (war Dein Beitrag Ironie) oder nicht gut, weil das Ende dich wütend gemacht hat?


    Denn das Ende ist ja nicht einfach ein Ende, das man gut oder nicht gut findet, sondern es sagt auch etwas Grundsätzliches aus, sozusagen die Message des Filmes. Und die hat mir nicht gefallen.


    Ich würde sagen, dass die Message des Filmes sind:
    1. Inklusion stellt die Beteiligten vor Probleme, die teils lösbar sind (siehe Steffi) und teils nicht lösbar sind (Beispiel Paul). Aber es ist auf jeden Fall ein Versuch Wert (, denn der an der GS gescheiterte Paul ist nun wieder zufrieden in seiner alten Situation).
    2. Wenn die zuständigen Lehrer nur "ein bisschen mehr Einsatz" zeigen und "ein kleines bisschen Mehrarbeit zu leisten" bereit sind, können sie sogar Probleme meistern, die ihnen von institutioneller Seite aus bereitet werden.


    Gerade das Ende wirft ein positives Licht auf Albert, den Lehrer. Meiner Meinung nach hat er sich aber völlig unprofessionell verhalten, denn als Lehrer einer behinderten Schülerin bei den Gymnasitikübungen zu helfen ohne sportpädagogische -geschweige denn medizinische- Qualifikation finde ich ziemlich gewagt und leichtsinnig. Das ist echt riskant, und eine solche Verantwortung sollte man als Lehrer nicht auf sich nehmen. Da haben seine Kollegen schon Recht, wenn sie sagten, dass sie keine sonderpädagogische Ausbildung haben und deshalb die Zusammenarbeit mit den Inklusionsschülern verweigern.
    Zweitens war Albert unprofessionell, weil die Schülerin ihm Avancen gemacht hat; schon bei der ersten hätte ich als Lehrer einen Schlussstrich gezogen und jeglichen Körperkontakt verweigert.
    Negativ finde ich auch, dass Albert ein Lehrer ist, der sich ganz offenbar über seinen Beruf(lichen Erfolg) definiert, und wir alle wissen doch, dass das absolutes Gift für die Psychohygiene ist. Dieser Aspekt wird im Film gar nicht beachtet: Zwar ist deutlich, dass sein Privatleben ein bisschen darunter leidet, dass er mit dem Kopf immer nur bei den Schülern ist, aber wahrscheinlich wäre seine Ehe sowieso in die Brüche gegangen, weil es das nach wie vor ungelöste Problem mit dem Schwangerschaftsabbruch gibt und sich die Partner nicht einig sind, wie es weitergehen könnte.


    Doch all das wird durch den letzlichen Erfolg des Lehrers in den Hintergrund gedrückt.


    Der unbedarfte Fernsehzuschauer wird möglicherweise denken: "Lehrer (und Schulen), die die Inklusion nicht wollen, sollen halt mal über ihren eigenen Schatten springen, nicht so viel Paragraphenreiterei betreiben und froh sein, dass sie diesen Job haben. So schwer haben sie es doch gar nicht, und mit ein bisschen Einsatz werden sie sogar mit Erfolg belohnt".


    Dieser Film ist ein Märchen; ein irgendwie schönes Märchen, das aber keinen brauchbaren Beitrag zu der Diskussion über Inklusion leistet, sondern diese Diskussion eher erschwert.


    Und Ihr, was meint Ihr denn so?


    Hamilkar

  • Was als Drama angekündigt wurde, endete in einer verlogenen Schnulze.


    Hauptaussage: Wenn die Lehrerschaft nur engagiert genug ist - klappt es auch mit der Inklusion. Und zwar auch ganz locker flockig ohne Inklusionshelfer! Besser noch, gar Göttliches ist möglich und am Ende werden Lahme wieder gehen.
    Schade nur für den armen Paule... aber auch nicht wirklich, kriegt er doch noch nen Papa ab. Und wenn wir noch ein wenig sensibler wären, kann Paul in Zukunft auch auf der Schule bleiben.
    Wen kümmert da die persönliche Bilanz des Lehrers... Ach was, wofür braucht der schon so eine zickige Frau, wenn doch alle Kinder seiner Klasse die seinen sind.


    Heiter weiter und gute Nacht!

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

    Einmal editiert, zuletzt von Walter Sobchak ()

  • ... noch etwas: Am Ende wurde ja das Jesajazitat "wir sind alle Deiner Hände Werk" gebracht. Die volle moralische Keule.
    Das fand ich schon schlimm, weil so suggeriert wird, dass man behinderte Menschen nicht als Gottes Kinder ansieht, wenn man gegen die Inklusion ist(!?)
    X(
    Dies fiel mir nur noch ein, als ich in Walter Sobchaks Beitrag auf verlogen und Göttliches stieß...
    X(
    Hamilkar

  • ... noch etwas: Am Ende wurde ja das Jesajazitat "wir sind alle Deiner Hände Werk" gebracht. Die volle moralische Keule.


    Empfinde ich ebenfalls so! Nichts gegen die Aussage an sich, aber die implizierte Konnotation ist sehr nahe an einer Pervertierung eben dieser.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Ein Film für unerschütterliche Gutmenschen !
    Höchst interessant, wie Bibelzitate zum Schwingen des Moralhammers missbraucht werden.


    Das dramaturgische Strickmuster hat mich an bestimmte DDR-Filme erinnert, die zu Beginn systempseudokritisch angefangen und am Schluss immer mit der Erkenntnis geendet haben, dass der DDR-Sozialismus doch die heilsbringende Gesellschaftsform sei, wenn man sich als Bürger darum bemüht und niemals am System zweifelt.


    Auch dieser (unnütze) Film ist daher unter der Rubrik Propagandafilme zu archivieren und abzuhaken. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich frage mich, welchen Zweck die Filmemacher verfolgt haben. Es ist und bleibt ein Film, eine Geschichte, ein Märchen - wie Hamilkar sehr treffend beschrieb. Das zuletzt diskutierte Bibelzitat tut sein übriges, um den Film weiter von der Realität zu entfremden. Aus diesen Gründen kann der Film kein Bild der Realität zeichnen, wie es eine Reportage im Stande wäre. Er kann jedoch eine Diskussion stimulieren, die hoffentlich über den schulinternen Betrieb und dieses Forum hinaus reicht.

  • Der Anfang des Filmes stellte die alltäglichen Probelme recht realistisch dar. Doch zum Ende hin wurde er ziemlich unglaubwürig: Friede, Freude, Eierkuchen. Eigentlich fehlte noch die Versöhnung mit der Ehefrau und das "Ja" zum behinderten Kind. Was machen wir bloß alle falsch, dass es mit der Inklusion bei uns in den Schulen nicht so recht klappt? Wo waren in diesem Film eigenltich die Sonderschullehrer? Na ja , sollen die Eltern ruhig glauben, dass es Ihrem Kind im inklusiven Unterricht genau so ergehen wird.

  • hmm,


    und warum griff der Film nicht auf echte Menschen mit Behinderung als Darsteller zurück...?


    Das haben sie damit begründet, dass das Budget zu gering war und daher ein längeres und umständlicheres Casting und Dreharbeiten nicht zu finanzieren wäre.

Werbung