Kinder zu Rektor geschickt!

  • Hallo alle zusammen,


    ich muss jetzt mal was loswerden und will eure Meinung dazu hören. Bei uns in der Mittelschule wird für den Englischunterricht die Klasse geteilt. Das bedeutet, dass ich einen Teil meiner Klasse selber unterrichte und der andere Teil wird von einer anderen Lehrkraft unterrichtet.


    Bereits zu Beginn des Schuljahres haben sich Schüler über die andere Lehrkraft beschwert und meinten, dass sie bei ihr nichts lernen würden und sie auch gar nicht wüssten, was sie denn gerade in Englisch täten. Zudem müssten sie nur Texte abschreiben und reden kaum. Die beiden Schüler, die sich damals beschwerten (sind Leistungswillige) habe ich mit zu mir in den Unterricht genommen. Mittlerweile habe ich 13 und meine Kollegin 9 Schüler im Unterricht.


    Heute war es wieder so weit, dass sich zwei Schülerinnen bei mir beklagt haben, dass die Lehrerin ungerecht sei. Sie hätte (bestätigt durch den Rest der Klasse) die Lösungen, der ersten zwei von vier Seiten, vorgesagt und einer der Schüler wäre sogar im Unterricht nach vorne gegangen und durfte sich die Lösungen anschauen. Zudem (auch bestätigt durch alle Schüler) meinte meine Kollegin zu einem der Schüler, dass er sich setzen solle, sonst klatsche sie ihm eine.


    Nachdem ich heute zu keinem regulären Unterricht gekommen bin, da ich wieder einmal eine Unendlichdiskussion mit meinen Schülern hatte, sagte ich letztendlich zu den Schülern, dass ich an der Situation nichts ändern könne. Zudem könne ich nicht jeden zu mir in den Englischunterricht holen und wenn sie noch Beschwerden hätten, dann sollten sie zum Schulleiter gehen.


    Ist meine Reaktion unkollegial gewesen? Hätte noch jemand eine Idee, wie ich das weiter angehen solle?


    Liebe Grüße und Danke fürs Durchlesen :)

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  • Hast du denn mit der Kollegin schon mal darüber gesprochen? Wenn nicht, dann finde ich es etwas unkollegial, ehrlich gesagt. Bevor ich mich wegen einer Sache an den Schulleiter wende, würde ich noch ein paar SChritte dazwischen schalten: mit der Kollegin sprechen, ein Gespräch mit der Lehrerin und 2 ausgewählten Schülern (Klassensprecher?) etc.


    Das mit den Lösungen verstehe ich übringes nicht...

  • Wenn ich ehrlich bin: nein. Das Problem ist einfach, dass sie in 3 Jahren in Pension geht. Nicht nur ich, sondern viele meiner Kollegen haben das gleiche Problem. Aber keiner traut sich was zu sagen. Ein riesen Problem sind immer die Folgestunden, da dann die Kinder total aufgebraust sind.

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  • Naja, Pension hin oder her, das Problem muss ja angesprochen werden... Wenn andere Kollegen das auch schon bemerkt haben, dann scheint da ja was dran zu sein. Und es ist in jedem Fall besser, erstmal mit ihr zu sprechen, als gleich mit dem Rektor zu kommen...

  • Ich finde es bereits unkollegial, ohne ein Gespräch mit der Kollegin Schüler aus ihrer Klasse zu übernehmen. Bei uns gilt der Grundsatz: Lehrer suchen sich ihre Schüler nicht aus und Schüler nicht ihre Lehrer.

  • Ja da hast du Recht. Aber als Klassenlehrer bist du in einem Dilemma. Steht dein Kollege im Mittelpunkt und du lässt das Kind dort und weißt, dass das kurz oder lang zu Lernunlust führt oder steht der Schüler in Mittelpunkt, den du fordern und fördern möchtest? Da muss man abwägen...

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    • Offizieller Beitrag

    Mir ist auch nicht ganz klar, warum die nicht mehr sooo weit entfernte Pensionierung ein Gespräch verhindern sollte.
    Auch den Schülern gegenüber kann man das doch schlecht vermitteln: "Das läuft jetzt halt so, wartet mal noch 3 Jährchen, dann geht Frau XY eh in Pension und gut ist"-- soll das so rüberkommen??
    Abgesehen davon, dass ich ein Nichtansprechen für unkollegial halte: was sollen denn die Schüler lernen? Dass man Probleme besser stillschweigend totschweigt und "durchhält", bis sie sich biologisch erledigt haben? Drei jahre sind eine lange Zeit für ein Schülerleben.


    Mir ist auch nicht ganz klar geworden,warum die ersten Schüler, die sich beschwert haben, in deine Gruppe übernommen hast. Es sind wissbegierige Schüler, schreibst du; nun entseht bei mir der Eindruck, du wolltest diese Schüler vor der unfähigen Kollegin schützen, indem du sie selbst (besser) unterrichtest. Hm. Ist das kollegial? Ging das überhaupt so einfach mal so?

  • Wie hast Du das gegenüber Deiner Kollegin denn begründet, dass Du die zwei Schüler zu Dir genommen hast?

  • Ich habe mit ihr gesprochen und gefragt, ob es in Ordnung sei, dass ich die noch nehme. Ich habe bewusst von einer Begründung abgesehen, um Streit zu vermeiden. Und ja, ich behaupte, dass ich den Kindern sehr wohl mehr beibringe, als meine Kollegin. Das klingt jetzt hart, aber wärst du an meiner Schule, dann wüsstest du, wovon ich spreche. Und ich will hier nichts schön reden, sondern alles beim Namen nennen.


    Ich denken, wenn du deinen Job ordentlich machst, dann würden nicht 6 von 10 Schülern die Gruppe wechseln wollen. Hier geht es nicht darum, dass mein Kollege zu streng und konsequent ist, sondern die Schüler nicht wissen, was sie warum gerade lernen. Sogar die Schüler, die die Lehrerin cool finden, gaben zu, dass sie während der Probe abschreiben durften.


    Also ja, ich behaupte, die Lehrerin macht einiges falsch.

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    Einmal editiert, zuletzt von Kvalor ()

  • Ich denken, wenn du deinen Job ordentlich machst, dann würden nicht 6 von 10 Schülern die Gruppe wechseln wollen.

    Hm... das muss nicht unbedingt stimmen. Einige meiner 6-Klässler wollen mich unbedingt als neue Mathe- und Sportlehrerin. Und ich befürchte, dass liegt nicht unbedingt an meiner fachlichen und didaktischen KOmpetenz, sondern daran, dass ich als Referendarin nicht so "streng" bin, öfter mal vergesse, die HA zu kontrollieren, eher bessere Noten gebe etc. etc.
    Damit will ich nur sagen, Schüler wissen nicht immer, was gut für sie ist.


    Nichtsdestotrotz magst du ja Recht haben. Aber das nützt alles nix: du musst mit der Kollegin sprechen. Am besten auch erstmal alleine und nicht gleich mit 5 anderen Kollegen, mit denen du vorher darüber gesprochen hast, oder gar mit dem Rektor.

  • Ich habe nicht mit dem Rektor gesprochen, sondern meine Schüler. Zudem meidet der/die Kollege/in das Lehrerzimmer, weil er/sie gar nicht erst angesprochen werden will.


    Das heißt l och würde sie/ihn in eine peinliche Situation bringen, was auch.nicht fair wäre. Dem Rektor ist die Arbeitsweise der/des Kollegin/en bereits bekannt. Daher bekam die Lehrkraft auch keine eigene Klasse...

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  • Wir haben auch so eine Kollegin. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was du meinst.


    Dass du Schüler in deine Gruppe geholt hast, finde ich gar nicht schlimm. Klar bestimmen die Lehrer, welchen Kurs die Schüler besuchen sollen. Aber die Kinder haben nicht mehr getan als nachzufragen. Das wird ja wohl noch erlaubt sein dürfen. Es war vielleicht ein wenig unüberlegt, das zu ermöglichen, weil dann plötzlich noch mehr Schüler in deine Gruppe wollten. Vielleicht kannst du ihnen für das nächste Halbjahr anbieten zu tauschen.


    Und auch, dass du den Schülern empfohlen hast mit dem Schulleiter zu sprechen, finde ich nicht verwerflich. Es ist nämlich eigentlich nicht deine Baustelle, dafür zu sorgen, dass die Kollegin die Lernziele gemäß der Richtlinien erreicht oder mit den Schülern menschlich umgeht. Was sollst du ihr im Gespräch auch sagen??? Ey du, meine Schüler meinten, du hättest ihnen im Unterricht gedroht... / ...du würdest ihnen nicht genug beibringen...
    Da würde ich mich raushalten. Das ist Aufgabe des Schulleiters.

  • Ist meine Reaktion unkollegial gewesen?


    Direkte Antwort: Ja, auf jeden Fall.


    Aber ich vermute sehr, dass du das unterbewusst bereits weißt. Ob du nun selbst zur Schulleitung gehst oder deine Schüler schickst, macht keinen großen Unterschied. Im Grunde ist letzteres sogar schlimmer.


    Mir ist auch nicht ganz die Intention deines Beitrags klar. Die meisten sagen nun, sie finden dieses Verhalten unkollegial. Und nun? Es ist ja bereits geschehen.
    Oder wolltest du nur eine Rückmeldung, um künftig anders zu handeln?

  • So eine Situation ist ätzend, ich habe das auch mal wieder ähnlich im Moment.


    Ich konnte meinen Schülern jetzt auch nur raten, sich unauffällig zu verhalten, sich dennoch zu bemühen und habe ansonsten klargemacht, dass ich einem Kollegen gegenüber nicht weisungsbefugt bin und auch nicht Partei ergreifen kann/will. Ist irgendwie total unbefriedigend. Gott sei Dank ist es bei uns kein wichtiges Hauptfach betroffen. :ohh:

  • Meine Intention war, herauszufinden, wie ich ich jetzt mit meinem "schlechten Gewissen" umgehen soll ohne dass ich Bauchkrämpfe bekomme. Denn wie du sagst ist mir das sehr wohl klar, dass es nicht kollegial war. Soll ich nun zum Rektor gehen und das noch einmal klar stellen? Sollte ich doch noch zur Kollegin gehen und auch noch einmal mit ihr reden (auch wenn sie schwer auffindbar ist)? Ich bin mir unschlüssig, was ich jetzt tuen könnte, damit wieder Ruhe einkehrt!

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  • Ja, gleich im Anschluss nach der Schule.

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  • Und was ist daraus geworden?
    Es mag vielleicht stimmen, was die Schüler erzählen, aber dein Verhalten finde ich auch nicht in Ordnung. Wenn du an der Stelle deiner Kollegin wärst, wärst du zufrieden mit der Vorgehensweise der Schüler und der Kollegin (also deiner Vorgehensweise)? Und jetzt wird sie beim Rektor zitiert oder wie soll es weiter gehen?
    Ich kenne aber solche Situationen: an meiner Schule gibt es Kollegen, die alles glauben, was die Schüler sagen. Stimmt es oder nicht, spielt keine Rolle. Ohne jede Objektivität oder Kollegialität und auch leider zu oft ohne gesunden Menschenverstand werden Geschichten hochgeschaukelt, falsch weiter erzählt und dann muss sich der Kollege bei der Schulleitung rechtfertigen. So schafft man eine tolle Stimmung innerhalb des Kollegiums. Soweit ich weiß, haben wir als Lehrer einen Erziehungsauftrag...

  • Das ist alles heute geschehen. Ich weiß nicht wies weiter geht. Aber ich wollte wissen, was ihr jetzt an meiner Stelle machen würdet.


    Ja ok, es war nicht kollegial. Das sehe ich auch ein.


    Aber du sprichst von einem Erziehungsauftrag. Dazu gehört auch Disziplin in einem Unterricht. Es kann nicht angehen, dass ich jedes Mal nach einem Englischunterricht erst einmal mehr als 5 Minuten damit verschwende, meine Schüler wieder zu beruhigen, da sie die Stunde davor Freiheiten hatten, die man ihnen in ihrem Alter einfach noch nicht geben kann.


    Ich glaube meinen Schülern nicht alles, denn wir wissen, dass sie zu Übertreibungen neigen. Aber ich denke schon, dass ein Fünkchen Wahrheit dran sein wird. Das große Problem an allem ist halt, dass immer nur hintenrum darüber geredet wird, denn keiner traut sich das Problem offen anzusprechen. Denn wie das so ist: Solange ich Chef in meinem Klassenzimmer bin, ist mir der Rest egal. <- Diese Ansicht teile ich nicht, aber sie wird leider gelebt.

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  • Blöd, dass die Schüler schon dort waren.


    Meine Idee wäre noch gewesen: Wir sind ja (Bayern, Mittelschule) gehalten, parallel und vergleichbar zu arbeiten. Zumindest sagt das unsere Chefin immer. :) Bestimmt ist das aber auch irgendwo schriftlich verankert. Du könntest mehr oder weniger bestimmt regelmäßige Treffen anberaumen und so zumindest versuchen deinen Schülern zu helfen, zu einem vernünftigen Unterricht zu kommen. Vielleicht lässt du dabei noch einfließen, dass Elternteil x sich immer beschwert, wenn parallel scheinbar schlechtere Bedingungen herrschen.


    Nur so eine Idee...

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