Freispruch/Schulleiter hebt Abinoten nach der Korrektur an.

  • Eigentlich steht alles schon in der Überschrift: In Coburg hat ein Schulleiter nach der Abikorrektur pauschal alle Arbeiten im Fach Deutsch um einen Punkt angehoben. Dafür bekommt er jetzt sogar Rückendeckung vom Ministerium. Ich bin fassungslos. Was meint ihr darüber?


    Zum Nachlesen:
    http://www.spiegel.de/schulspi…-abi-tuning-a-911855.html
    http://www.infranken.de/region…-bestaetigt;art214,480745
    http://www.welt.de/regionales/…irektor-nur-zum-Teil.html

  • Das sind für mich zwei Ebenen:


    a) Darf er das? Ich dachte immer, der Schulleiter entscheidet, wenn sich Erst- und Zweitkorrektor nicht einigen können ... Und Notenändern geht sonst nur über Beschluss der Lehrerkonferenz ...
    b) Selbst wenn er es darf ... sollte er? Er setzt doch damit das Zeichen, dass seine Lehrer zu streng korrigieren (und bei 91 Deutscharbeiten sind das mehr als nur zwei Lehrer - hoffe ich mal). Er ist zwar selbst Deutschlehrer, aber "hochkorrigiert" hat er wohl als Schulleiter ... muss ich jetzt bald damit rechnen, dass ein Chef mit den Fächern Mathe/Physik mein Englischabi hochkorrigiert?


    Warum will er, dass seine Schule so unrealistisch gut abschneidet? Damit tut er der Schule und den Schülern keinen Gefallen.


    Ganz kurz gefasst: Das ist meiner Ansicht nach ein unfassbarer Vorgang. Dass das KuMi das auch noch deckt, zeigt nur, wie sehr es durch das G8, das einfach nicht läuft, unter Druck steht. Wir korrigieren also alle zu streng ...

  • Zu
    a)Nein, er darf das nicht. Das zumindest hat das Kumi festgehalten. Aber er wird trotzdem gedeckt und die "Schuld" öffentlich den Lehrern zugeschoben. Wie gesagt, ich bin fassungslos!


    b) Die Motivation für sein Handeln? Ich bin nicht an dieser Schule, aber ich weiß, dass in Coburg ein großer Konkurrenzdruck unter den Schulen herrscht. Da will einer besser abschneiden als der andere und der Schulleiter wird als besonders "linientreu" beschrieben - er war früher selbst im Ministerium in der Gymnasialabteilung. G8 muss doch ein "Erfolgsmodell" sein. Falls nicht, dann werden halt die Noten frisiert.
    Laut Internetkommentaren waren an der Korrektur 10 Lehrer beteiligt, die sich alle in ihrer Notengebung einig waren. Die Lehrer haben sich also in 180 Fällen pauschal um einen Punkt geirrt. Der Schulleiter gibt dabei sogar in der Zeitung zu, dass er die Aufsätze nur "stichprobenhaft" (!) untersucht habe, bevor er die Noten verändert hat.
    Abseits des generell irrwitzigen Vorgangs stößt mir als Deutschlehrer dabei besonders sauer auf, dass das Kumi behauptet, rein formal sei alles sauber gelaufen. Nun wird einem doch schon im Ref in den ersten Wochen eingebläut, dass zu jedem Aufsatz ein Wortkommentar zu verfassen ist, der alle relevanten Bereiche (also z.B. Rechtschreibung, Inhalt...) berücksichtigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schulleiter in seiner Nacht und Nebelaktion 91 Wortgutachten abgeändert hat. Die Gutachten werden nun also nicht mit den Noten übereinstimmen. Einer formaljuristischen Überprüfung würde die Notengebung nie und nimmer standhalten. Aber klagen wird ja niemand, denn bessere Noten nehmen die Schüler gerne natürlich mit...

  • Kann es sein, dass ein Sohn/Tochter die Schule besucht, der/die einen besseren Schnitt für eine bestimmte Uni braucht?
    Normalerweise begibt man sich als Schulleitung doch nicht auf solches Glatteis.
    Interessanter weiterer Aspekt - was passiert mit den Abinoten der anderen Schulen?
    Wenn ein Gutachten von 10 auf 12 geändert wurde, das dem 10er Wortlaut eines Schülers auf einem der anderen Schulen entspricht - wird dann dort auch die Note nach oben korrigiert?
    Wäre eines meiner Kinder betroffen, würde ich das zumindest in Erwägung ziehen.
    Oder wurde ein Exempel statuiert um die zentrale Korrektur der Abiarbeiten durch "neutrale" Gutachter durchsetzen zu können?
    Anders lässt sich ein derartiges Vorgehen kaum deuten...

  • Der SL hat groben Unfug verzapft (warum auch immer), die Schulaufsicht hat geschlafen und die Sache ist an die Öffentlichkeit gekommen. Jetzt kann das KM nur noch die Krise managen. Meiner persönlichen Einschätzung nach wird es da hinter den Kulissen für den SL unangenehm, auch wenn man sich nach außen zumindest formal hinter ihn stellt. Was soll man denn sonst machen? Abinoten ändern? Das gibt einen Aufschrei. Das angeführte Argument des Vertrauensschutzes für die Abinoten ist hinfällig.
    Etwas bedenklich finde ich, dass das schon die zweite eigenartige Geschichte aus Bayern in kurzer Zeit ist, da sollte man doch mal schauen ob es Zeit ist, von seinem hohen Roß abzusteigen und die eigenen Strukturen im Bereich der Schulaufsicht zu hinterfragen.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    2 Mal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Ich verstehe nicht, warum Ihr darüber verwundert seid und Euch aufregt. Dieser o.g. Vorgang spiegelt doch nur die allgemeine Leistungsherunternivellierungsdiktatur an Deutschlands Schulen wieder. In diesem Fall haben hat eben der Schulleiter mit Rückendeckung der oberen Hierarchien die Leistungsherunternivellierung durchgesetzt, damit nach außen hin alles schön aussieht. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Ich verstehe nicht, warum Ihr darüber verwundert seid und Euch aufregt. Dieser o.g. Vorgang spiegelt doch nur die allgemeine Leistungsherunternivellierungsdiktatur an Deutschlands Schulen wieder. In diesem Fall haben hat eben der Schulleiter mit Rückendeckung der oberen Hierarchien die Leistungsherunternivellierung durchgesetzt, damit nach außen hin alles schön aussieht.


    Genauso ist es. Auch an der HauptMittelschule wurde der notwendige Schnitt für den Übertritt in eine M-Klasse (führt zum mittleren Schulabschluss) heruntergesetzt, vermutlich, damit man die Mittelschule als Erfolg verbuchen kann. Die Benotung der Proben (Klassenarbeiten) sollen auch lascher werden. Was früher einer 4 entsprach, ist nun eine 3, indem man den Teil der anspruchsvolleren Aufgaben herunterschraubt. Und ich wette, Kollegen an anderen bayerischen Schularten können auch noch mehr Beispiele finden.


    Besonders schön finde ich
    "Für die Anhebung der Noten habe er pädagogische Gründe gehabt. Die Korrektur sei fachlich sehr penibel gewesen, erklärte er."
    Quelle: http://www.mainpost.de/regiona…reift-ein;art1727,7579770


    Gut, nächstes Mal würfeln die Lehrer!

  • Zitat annasun :

    Zitat

    Gut, nächstes Mal würfeln die Lehrer!

    Jaja, mit einem Würfel der nur die Zahlen von 1-3 enthält ! Und dann kommt noch die Schwierigkeit, dass die Handhabung des Quasie-Dreieckswürfels beim Würfeln sehr hakelig sein dürfte. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Heute in der Zeitung: Ein Schulleiter steht im Verdacht, einem Schüler den Erwartungshorizont des Musikabiturs vor der Prüfung zugänglich gemacht zu haben ... allerdings aus anderen Gründen, als die Schule erfolgreich scheinen zu lassen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…ert-schulleiter-1.1726237

  • Zitat von Elternschreck

    Und dann kommt noch die Schwierigkeit, dass die Handhabung des Quasie-Dreieckswürfels beim Würfeln sehr hakelig sein dürfte.


    Da nimmt man entweder so einen Wüfel (3-seitig) oder so einen (nur mit den Zahlen 1-3, dafür aber 2x auf dem Würfel. Und damit das Würfeln nicht auffällt, vielleicht ab und zu noch einen mit weitergehenden Zahlen...)

  • a)Nein, er darf das nicht. Das zumindest hat das Kumi festgehalten. Aber er wird trotzdem gedeckt und die "Schuld" öffentlich den Lehrern zugeschoben. Wie gesagt, ich bin fassungslos!


    Natürlich wird die Schuld den Lehrkräften zugeschoben. Ist doch mittlerweile bildungspolitischer Standard. Du bist als gemeine Lehrkraft halt der Sündenbock, der Depp der Nation. Sollte langsam einmal ins Stellenprofil "Lehrkraft" aufgenommen werden :haudrauf:


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat von »Elternschreck«
    Und dann kommt noch die Schwierigkeit, dass die Handhabung des Quasie-Dreieckswürfels beim Würfeln sehr hakelig sein dürfte.


    Da nimmt man entweder so einen Wüfel (3-seitig) oder so einen (nur mit den Zahlen 1-3, dafür aber 2x auf dem Würfel. Und damit das Würfeln nicht auffällt, vielleicht ab und zu noch einen mit weitergehenden Zahlen...)


    Wir nutzen seit Jahren mit Erfolg die Kombination aus einem normalen 6-er-Würfel und zwei 12-Würfeln (wie im Bild dargestellt)
    Damit können wir die Noten auf zwei Stellen nach dem Komma (Hundertstel) genau ermitteln. Der Joker wird in der Regel zu Gunsten des Schülers gewertet - eine 10 ergibt - logischerweise - im Zehnerübertrag die nächsthöhere Dezimalstelle.
    [Blockierte Grafik: http://files.rakuten.de/778605d724312e07ff1c8702d27221f4/images/408522831_966757.jpg]

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Das ist aber nicht so spannend wie Würfeln, lieber Frosch. Dieser technokratischen Lösung entbehrt der sinnliche Kitzel.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Interessant heute die Aussagen des Vorsitzenden des bayerischen Philologenverbandes zu dem Fall. Auch er sieht die Deutschlehrer als Verantwortliche an und das Kumi hat natürlich wie immer Recht.


    "Eine Überprüfung des Ministeriums hat ergeben, dass die Arbeiten zu hart bewertet wurden. Jetzt muss sich die Fachschaft Deutsch an der
    Schule mit dem Schulleiter zusammensetzen, um Einigkeit bei der künftigen Bewertung von Abiturnoten im Fach Deutsch zu erreichen."
    [...] So ein Fall wie Coburg sei ungefähr so selten wie der Vorgang an der Privaten Schweinfurter Fachoberschule, wo alle Schüler beim schriftlichen Abitur scheiterten. An der Überprüfung durch das Kultusministerium lässt Schmidt keinen Zweifel: "Die nächst höhere Instanz arbeitet noch genauer als die vorherige."
    Im Detail nachzulesen unter http://www.np-coburg.de/region…nzelfall;art83463,2710083


    Ist dem Herrn eigentlich bewusst, wen er vertritt und für wen er sich um Gottes willen einzusetzen hat?
    Wer so einen Verband als Vetreter hat, kann einpacken. Ich war bis heute leider auch da Mitglied, werde am Montag austreten.

  • Ist dem Herrn eigentlich bewusst, wen er vertritt und für wen er sich um Gottes willen einzusetzen hat?
    Wer so einen Verband als Vetreter hat, kann einpacken. Ich war bis heute leider auch da Mitglied, werde am Montag austreten.

    [Ironie] Sicher ist dem Schmitt Max das bewusst. Er lässt ja auch so gut wie nie einen Zweifel daran. [/]


    [keine Ironie] Übrigens einer der wenigen Gründe, warum man sich für Bayern mal eine andere Regierung wünschen sollte: Aus dem Philologenverband würde dann über Nacht eine kritische Berufsvertretung werden, die dem Kumi schlaflose Nächte bereiten würde... es könnte allerdings passieren, dass die Schleimscheißer vom BPV dann über Nacht rot oder grün werden. [/]



    Gruß
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wir nutzen seit Jahren mit Erfolg die Kombination aus einem normalen 6-er-Würfel und zwei 12-Würfeln

    Warum nimmst du keine zehnseitigen oder einen hundertseitigen Würfel für die Nachkommanstellen?


    Pausi

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