Fragen zu Deutsch-Bewertung

  • Hallo Forum,


    ich korrigiere in nächster Zeit das erste Mal eine Abschlussprüfung Deutsch, in der auch der Rechtschreib-. Grammatik- und Ausdruck- und Satzzeichenteil gewichtet wird. Normalerweise wird es 50% Inhalt - 50% Rechtschreibung geregelt, was aber meiner Ansicht nicht fair ist. Schüler, die viel schreiben, werden ja potentiell gegenüber denen benachteiligt, die wenig schreiben, weil bei ersteren die Gefahr natürlich höher ist, bei vielen Seiten auch mehrere Schreibfehler zu machen. Spinnt man das Ganze zu Ende, könnte ein Schüler natürlich auch kommen, nichts schreiben und 50% der Punkte für die Rechtschreibung fordern (überspitzt gesagt!).


    Hat jemand Erfahrung mit solchen Korrekturen? Habe schon gedacht, die Bepunktung anhand der Satzzahl zu bestimmen, aber dann müsste ich jeden Satz zählen und zählt ein langer Satz dann mehr als ein kurzer,… freu mich über fachliche Kommentare von Experten!


    Danke und viele Grüße


    v.

  • ich kenne es aus der Grundschule so, dass wir eine bestimmte Anzahl Wörter (z.B.120 im 4. Schuljahr) je nach Absprache von vorne oder von hinten abzählen. Mehrfach vorkommende Wörter versuchen wir nicht doppelt zu zählen. Wir haben intern abgesprochen, pauschal 20 Wörter mehr zu zählen, um alle Mehrfachwörter abzudecken. Diese "120" Wörter untersuchen wir auf Rechtschreibung (bei uns natürlich jeweils die bereits eingeführten Rechtschreibregeln), Satzzeichen.. und ermitteln dann einen Fehlerquotienten.
    Rechtschriftlich korrigieren müssen wir natürlich den gesamten Text. Wäre so eine Vorgehensweise bei euch umsetzbar?
    Tootsie

  • @Verbatim: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in BAYERN für so etwas nicht explizitere Anweisungen gibt! Erkundige dich doch nochmal bei deinen Kollege oder Schulleiter.


    Bei uns wurde das früher über den Fehlerquotient bestimmt: Anzahl der Fehler / Anzahl der Wörter und davon konnte man dann für jeden die exakte Note ermitteln.

  • Danke für die schnellen Antworten.


    Tootsie, generell machbar ist das schon, denke ich. Aber 120 Wörter sind ein bisschen wenig, glaube ich bei ca. 4,5 DIN-A-4-Seiten.


    Schmeili, ich denke auch, dass es keine expliziten Anweisungen gibt! "War immer so, wird immer so gemacht" ist die Devise hier! Allerdings habe ich mit mir selbst dann ein Gerechtigkeitsproblem, weil es einfach nicht objektiv ist eine Seite Geschriebenes von faulen Schülern mit vier Seiten Geschriebenem zu vergleichen. Allerdings komme ich jetzt schon ins Schwitzen, wenn ich bei 30 Schülern dieWörter zählen muss :weinen: Aber als Alternative belade ich es mal im Hinterkopf!
    A

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin nicht in Bayern und meine Erfahrung hier kommt aus dem Fremdsprachenbereich.
    In NRW haben wir keinen Fehlerquotient mehr, aber es gibt (nicht wenig) Punkte für die Darstellungsleistung / die sprachliche Qualität (auch Rechtschreibung, Grammatik, ...)


    Oft passiert es, dass einzelne Schüler einige Aufgaben nicht beantworten, oder so kurz, dass man sie nicht ernsthaft als Antwort wahrnehmen kann. Zusätzlich zu der großen Kürzung der Punkte beim inhaltlichen Bereich verfahren wir so, dass wir zb bei 3 Aufgaben und nur 2 "vollständig zu wertenden" Aufgaben nur noch bei 2/3 der Punkte in Sprache ausgehen. Das heißt, selbst, wenn ein Schüler tatsächlich fehlerfrei, mit tollen Satzkonstruktionen und so alles perfekt geschrieben hätte, dann könnte er - zum Beispiel - nur noch 20 von 30 Punkten erreichen.
    Es zeigt also den Schülern, dass man mit kleinen, viel zu kurzen Texten nicht nur beim Inhalt Punkte verliert / verlieren kann, sondern eben nicht genug Möglichkeit hatte, im sprachlichen Bereich bewertet zu werden.
    Finde ich viel weniger stressig als Wörter zählen. und auch fairer, wenn vielleicht "Ermessungssache". Viele Schüler haben einfach soviele Füllwörter, dass es auch lächerlich wird.


    chili

  • Tipp zum Wörter-Zählen:
    Wenn es sich um 4-5 Seiten handelt, würde ich annäherungsweise 'per Hochrechnung' zählen: Du zählst die Worte von 5 Zeilen und zählst die Zeilen pro Seite.
    Dann kannst du leicht hochrechnen. Bei 5 Seiten haben +-10 Worte keine Auswirkung auf die Note.


    Mit dieser (grafisch etwas verbesserungsfähigen) Tabelle:
    http://www.autenrieths.de/ftp/noten.xls
    kannst bei "Diktatwertung" maximale Fehlerzahlen eingeben, die du zuvor etwas weiter unten per Prozentrang der Gesamtwortzahl berechnet hast
    Die Tabelle spuckt dir dann die Note aus.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Besorg Dir eine Formel für die Errechnung eines Fehlerquotienten und lass die Schüler die Wörter selber zählen.


    Dann musst Du nur noch die Fehler zählen.

  • Danke für eure Antworten,
    die Schüler selbst möchte ich nicht die Wörter zählen lassen, für die ist das eh schon eine absolute Stresssituation, da möchte ich ihnen das nicht auch noch antun!


    Aber der Tipp mit der Hochrechnung ist echt clever, ich denke, den werd ich ausprobieren! Klingt einfach aber gut! Wobei der Vorschlag von chili auch interessant klingt… aber ich denke, bei 30 Schülern ist der hochrechen-Tipp vielleicht einfacher!
    Ich werds bei der nächsten Schulaufgabe in ein paar Wochen ausprobieren!
    Dank euch!


    lg

  • Zählt in Bayern wirklich die Rechtschreibung 50%? Das ist aber ganz schön heftig.


    Bei uns gilt (Fachkonferenzbeschluss angelehnt an die Bewertungsmaßstäbe für den Mittleren Bildungsabschluss) Inhalt 50%, Ausdruck 25%, Sprachrichtigkeit (Grammatik und RS 25%). Für die Rechtschreibung wird dann jeweils der Fehlerquotient ermittelt. Habe jetzt gerade die Tabelle nicht greifbar, aber es beginnt bei Note 1 = 0-1 Fehler auf 100 Wörter und endet bei Note 6 für 1 Fehler auf 20 und weniger Wörter. Das kann man dann entsprechend auf die Punkte umrechnen. Das ist für die meistens ganz schön hart und zieht viele eine Note runter.


    Das Zählen der Wörter ist immer die letzte Aufgabe der Arbeitsanweisung. Jeweils die 100-er lass ich an den Rand schreiben, dann müssen sie im Zweifelsfall nicht ganz von vorne anfangen. Dazu sag ich aber immer, dass sie diese Aufgabe nicht zulasten der anderen erledigen sollen. Aber Zählen kann man ja sowieso erst, wenn man fertig ist. Ich habe den Eindruck, dass meine 8. Klasse dieses Zählen geradezu liebt. Scheint der Entspannung nach getaner Arbeit zu dienen. Außerdem ist so auch wenigstens eine für alle lösbare Aufgabe dabei - auch wenn es dafür keine Punkte gibt.


    Manchmal zähle ich auch nach, aber große Abweichungen sind mir noch nicht untergekommen.

  • Also bei uns in Hessen müssen die Schüler bei den Abschlussprüfungen ihre Wörter zählen und der Fehlerquotient ist vorgegeben. Das Zählen geschieht aber außerhalb der Bearbeitungszeit. Die Rechtschreibung und Grammatik zählt ungefähr 10 % von der Textproduktionsaufgabe.
    Das Vorgehen sollte doch auch in Bayern (gerade in Bayern ;) - sorry, kann ich mir nicht verkneifen) genau vorgeschriebn sein. Hast du keine "alten" Abschlussprüfungen als Vorlage?
    LG

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