Gerechtigkeit für Angestellte

  • Erzähle Er, der Claudius, doch einmal, wie das möglich ist.
    Bin auf zeitsparende Tipps für meinen früheren Feierabend gespannt. Wie kann ich endlich gegen 14.00 den Stift hinlegen -- als fauler, 42-jähriger Oberstudienrat, der die meiste Zeit damit verbringt, auf die Pension zu warten?

  • Juchuuuuu!!!! Ich muss nur noch ein Jahr lang "richtig" arbeiten!!!! Dann bin ich nämlich alt (= 40) und sitze laut Claudius nur noch meine Zeit bis zur Pensionierung ab (= die nächsten 27 Jahre).


    Dann habe ich also in meinem Leben, wenn ich irgendwann mal zurückblicke mehr Zeit abgesessen als gearbeitet. Cool! Oder langweilig???? Mal schauen, muss ja noch ein Jahr lang klotzen ;)

  • Dann bin ich nämlich alt (= 40) und sitze laut Claudius nur noch meine Zeit bis zur Pensionierung ab (= die nächsten 27 Jahre).


    Kannst Du mich bitte mal zitieren, liebe Anna Lisa, wo genau ich geschrieben haben soll, dass Du, liebe Anna Lisa, ab 40 Deine Zeit bis zur Pensioniserung absitzt? Kann mich nicht erinnern Dir diesen Vorwurf gemacht oder diese Behauptung über Dich aufgestellt zu haben.


    Ich habe geschrieben, dass es eine nicht geringe Anzahl von verbeamteten Kollegen gibt, die sich irgendwann in dieser Beamten-Hängematte ausruhen und nur noch ihre Zeit bis zur Pension absitzen wollen. Ich habe nicht geschrieben, dass Du das so machst, dass alle das machen oder dass die Mehrheit das macht. Aber es gibt leider viele, die das so machen und es auch genau so machen können, weil in unserem Beruf die Leistung keine Rolle spielt, man auch bei schlechter Leistung, mangelndem Arbeitseinsatz und unmotivierter Berufsauffassung unkündbar ist und eigentlich kein Druck besteht sich anstrengen zu müssen. Ob man guten Unterricht macht und zuhause viel Zeit in eine gute Vorbereitung investiert, oder ob man schlechten Unterricht macht und sich ab Mittag zuhause auf die faule Haut legt, macht für die Bezahlung keinen Unterschied und hat auch keine Auswirkungen auf die Stelle.


    Hier ist ein interessantes Interview mit einem Kollegen, der seine eigene Verbeamtung abgelehnt hat und freiwillig als Angesteller arbeitet. Er erläutert im Spiegel seine Beweggründe und spricht sich dafür aus, dass Lehrer zulünftig generell Angestellte sein sollten:


    Zitat

    Dabei täte man den Lehrern einen Gefallen, wenn man die Verbeamtung bundesweit abschaffen würde. Lehrer gelten immer noch als faul. Ihr Ruf würde sich schlagartig verbessern, wenn sie nicht mehr verbeamtet wären. Außerdem wäre es gesamtgesellschaftlich gerechter. Lehrer sollten nach Engagement bezahlt werden. Jemand, der Leistungskurse leitet, nebenbei einen Schüleraustausch organisiert und haufenweise Klausuren korrigiert, sollte mehr verdienen als seine Kollegen, die im Schulbetrieb weniger Aufgaben übernehmen.


    http://www.spiegel.de/schulspi…er-arbeiten-a-877431.html


    Aber bestimmt ist dieser Kollege gar kein Lehrer. Das ist ja hier die armselige Standard-Diffamierung gegen alle Kollegen, die eine andere Meinung vertreten. ;)

  • Aber gerne, Claudius: DAS hört sich doch sehr verallgemeinernd an, finde ich. Wenn es sich um ein paar vereinzelte handeln würde, hättest du das doch sicherlich nicht so ausgedrückt. Es muss sich also schon um eine ganz beträchtliche Anzahl handeln.


    Im Ernst, ich meinte eigentlich die Kollegen, die ab 40 nur noch ihre Zeit bis zur Pension irgendwie absitzen wollen und dies aufgrund ihres Beamten-Rundumsorglos-Pakets leider auch können, während junge Kollegen, häufig Angestellte, sich mit Idealismus und Leistungsbereitschaft regelrecht den Hintern für ihren Beruf aufreissen, bis sie irgendwann völlig ausgebrannt resignieren, weil sie feststellen, dass sie bei de facto höherer Leistung in ihrem Beruf deutlich schlechter bezahlt werden als die verbeamteten Kollegen in ihrer Hängematte.


    Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich am Anfang häufiger ältere Kollegen hatte, die sich darüber wunderten, wieviel Zeit ich nach Unterrichtsende zuhause noch dafür aufwende meinen Unterricht gut vorzubereiten. Während mein Arbeitstag dann häufig noch bis zum Abend andauerte, machten nicht wenige Kollegen wirklich um 13:15 Feierabend.

  • Claudius: Und hat besagter Kollege nun einen besseren Ruf? Wahrscheinlich nicht. Immer noch gleiche Arbeit. Jetzt weniger Geld und dafür den gleichen bescheidenen Ruf. Schön dumm, kann ich da nur sagen.


    Was möchtest du uns eigentlich damit sagen? Das wir alle freiwillig auf unsere Verbeamtung verzichten sollen? Dass wir dadurch mehr Arbeitsmoral haben? Hä????

    • Offizieller Beitrag

    ch habe geschrieben, dass es eine nicht geringe Anzahl von verbeamteten Kollegen gibt, die sich irgendwann in dieser Beamten-Hängematte ausruhen und nur noch ihre Zeit bis zur Pension absitzen wollen. Ich habe nicht geschrieben, dass Du das so machst, dass alle das machen oder dass die Mehrheit das macht. Aber es gibt leider viele, die das so machen und es auch genau so machen können, weil in unserem Beruf die Leistung keine Rolle spielt


    Vielleicht bei dir an der Schule.


    An den Schulen die ich kenne, und ich betreue viele, ist Leistung sehr wohl ein Wert, den (fast) alle Kollegen hoch hängen. Leider so hoch, dass sie es auch zu Ungunsten der eigenen Gesundheit tun. Und ein Pflichtbewusstsein, das deutlich über dem normaler Arbeitnehmer, die ich aus anderen Arbeitszusammenhhängen durchaus gut/viele kenne, tun ("Was, ihr geht da am Wochenende hin und macht das und das? Wie du korrigierst am Samstag und bereitest Sonntag vor? Würd ich nie machen, bei mir ist Freitags dann auch mal gut!").
    Nicht umsonst machen wir oft genug Schulungen zu Thema Arbeitsverdichtung, derzeit.
    Natürlich gibt es, genau wie der ach so beamtenfreien freien Wirtschaft, einige Vollpfosten, aber nicht mehr oder weniger als in anderen Arbeitszusammenhängen auch. Nur fällt es in unserem Beruf mehr auf, weil du dir halt nicht allein vorm Bildschirm in der Nase popeln kannst. Du bist halt nie allein.
    Die Studien zur Lehrerarbeitszeit haben das "mangelnde" Pflichtbewusstsein ja gut gezeigt: die beauftragenden Länder kamen zu so hohen Arbeitszeiten, dass sie sie gleich mal in der Schublade haben verschwinden lassen, die Ergebnisse.


    Persönlich kenn ich an meiner Oberstufe keinen, der unter 50 Stunden die Woche wegkommt, in Hochphasen (Abitur) auch gerne 60 - und mehr bei den Junglehrern. Verrechnet sich mit der unterrichtsfreien Korrekturzeit (aka "Ferien" ) bei denen, die keine reinen Korrekturfächer haben zu etwa 45 (plus). Drunter geht schlicht nicht, außer du hast Kunst und Sport. Das hat bei uns keiner.

  • Zitat

    Ihr Ruf würde sich schlagartig verbessern, wenn sie nicht mehr verbeamtet wären.


    Ist denn der "Ruf" so wichtig? Wenn es wirklich vom Status abhinge, welchen "Ruf" wir haben, wäre damit auch klar, dass es dieser nichts damit zu tun hat, was wir machen und wie wir es machen. Letztendlich wäre dieser "Ruf" also auch nur Stammtischgewäsch. Da sch*** ich auf. Und "schlagartig" ändert sich da gar nichts. Jahrzehnte eingeschleifte Vorurteile brauchen schon ziemlich lang, um sich auszuschleifen. Insgesamt eine recht naive Vorstellung das Ganze.


    Ansonsten ist mit der Status reichlich wurscht. Als Beamter bekomme ich aber mehr Geld für die gleiche Tätigkeit. Darum ging es übrigens in diesem Thread. Bei gleichbleibenden Bezügen hätte ich übrigens kein Problem mit dem Angestelltenstatus. Dass der Staat es sich aber erlaubt zwei Klassen von Mitarbeitern zu halten, ist schon ein starkes Stück.


    Zitat

    Außerdem wäre es gesamtgesellschaftlich gerechter. Lehrer sollten nach Engagement bezahlt werden.


    Die Idee einer leistunsgbezogenen oder leistungsorientierten Bezahlung ist ja nicht neu. Die Diskussion folgt eigentlich immer auf das Kolportage von Faulheit und Überbezahlung. Meistens scheitert es dann daran, wie man die Leistung eigentlich quantifizieren will. Was am Fließband so einfach ist, kappt an der Schule, der Universität, am Gericht und anderen Einrichtungen gar nicht so gut. Oh, Schade.


    Ansonsten können wir das gerne machen. Das fängt dann damit an, dass mir mein Dienstherr erstmal ein Dienstzimmer zu Verfügung stellt, wie es sich für einen höheren Beamten oder einen leitenden Angestellten gehört. Da kann ich dann meinen Unterricht vorbereiten und Sprechstunden abhalten. Der Raum ist beleuchtet und lässt sich lüften, und die Heizung ist regelbar. Es stinkt nicht und es gibt keine Geräuschuntermalung. Und da steht ein Computer, der funktioniert. Und dann sorgt der Schulträger dafür, dass ich meine Arbeit machen kann, indem es genug Klassenräume gibt, die belüftet, beleuchtet und geheizt sind. Da hängen Tafel drin, die groß genug sind, dass ich die Schüler auch mal eine ganze Übungsaufgabe im Zusammenhang aufschreiben lassen kann. und es ist genug Kreide da.


    Dann hätten wir überhaupt mal faire Bedingungen, in denen sich eine Leistungsmessung lohnt. Und dann kann da von mir morgens, wenn ich komme, und abends, wenn ich gehe, die Stechuhr klicken.


    Das wird aber nicht kommen. Wenn irgendwelche Schreibtischtäter sich solche Modelle zusammenmarmeln, geht es ihnen darum, wie sie sparen können. Dann kriegen erst mal alle weniger, weil sie der Annahme nach ja eh faule Säcke sind. Dann wird es ein System von Blabla-Kriterien und Leistungsbeurteilungen geben. Da kriegen dann die am meisten, die sich am besten in diesem System zurechtfinden. D.h., die, die sich jetzt erfolgreich durchmogeln, werden sich auch dann erfolgreich durchmogeln.


    Aber der interviewte Wahl-Angestellte verlangt ja gar keine Bezahlung nach Leistung, sondern nach Engagement. Also keine Bezahlung nach dem, was am Ende 'rauskommt, sondern nach der Menge der heißen Luft, die man 'reinsteckt. Dann gibt's wirklich nur Boni für die Leuchtturmprojekte, die zwar einen Artikel in der Zeitung abwerfen, aber keinen Nutzen für die Ausbildung der Schüler haben.


    Und den ganzen Aufriss nur, weil einem Vorurteile vom faulen Beamten Unbehagen bereiten? Nicht wirklich?


    Just another Teacher

  • Noch etwas zum Thema Ungerechtigkeit: Ich vertrete ja eigentlich die Meinung, dass wir als Angestellte wirklich unsere Interessen (und damit meine ich nicht nur mehr Geld) besser durchsetzen könnten, aber nur, wenn wir auch entsprechend viele wären. Da würde das Streikrecht schon Erfolge bringen.

    In Sachsen-Anhalt war vor ca. 2 Jahren zum landesweiten Streik der Lehrer aufgerufen wurden. Und da ich Angestellte bin (und in der GEW), hatte ich auch vor nach Magdeburg zur zentralen Streikveranstaltung zu fahren.


    Zufällig stand ich am Tag davor vor dem Vertretungsplan (für die kranken Kollegen für den nächsten Tag), als der Schulleiter auch darauf schaute. Da sagte ich ihm, dass er mich gar nicht für morgen zur Vertretung einzuteilen braucht, weil ich morgen nicht da sein werde. Da schaute er mich mit großen Augen an und sagte: "Da müssen wir heute bei der Dienstberatung mal darüber reden."


    Und bei der Dienstberatung wurde dann gesagt: "Aber bitte jetzt außerhalb des Protokolls: Natürlich dürfen sie streiken gehen. Aber überlegen sie, ob es nicht sinnvoller sei, lieber Unterricht zu machen. Falls aber jemand doch streiken wolle, so stehe ihm das natürlich frei." (Gedächtnisprotokoll)


    Ich war dann tatsächlich die Einzige der Schule, die mit dem Streikbus nach Magdeburg gefahren ist. Und ich wurde tatsächlich kurz vom MDR interviewt :)


    Jedoch ist meine "Streiksolidarität" mit den Beamten beschränkt. Obwohl ich als GEW-Mitglied meinen Verdienstausfall aus der Streikkasse bezahlt bekomme, werde ich niemals streiken, damit die Beamten mehr Geld bekommen.


    Viel wichtiger finde ich es, dass die Ungleichbehandlung von uns Angestellten ausgeglichen wird. Ich bin jetzt 40 Jahre alt und zahle fleissig in die Rentenkasse ein und persönlich denke ich, dass ich in 27 Jahren (wenn ich dann offiziell in Rente gehe) gar keine Rente mehr bekommen werde. Aber die Beamten werden dann ihre Pension bekommen? Und das finde ich ungerecht.

  • werde ich niemals streiken, damit die Beamten mehr Geld bekommen.


    Ich denke, das verlangt keiner.


    Ich bin jetzt 40 Jahre alt und zahle fleissig in die Rentenkasse ein und persönlich denke ich, dass ich in 27 Jahren (wenn ich dann offiziell in Rente gehe) gar keine Rente mehr bekommen werde. Aber die Beamten werden dann ihre Pension bekommen? Und das finde ich ungerecht.


    Es spricht nichts dafür, dass die Beamten in 27 Jahren "ihre Pension bekommen", während die Angestellten "gar keine Rente" bekommen.


    Eher spricht viel dafür, dass beide wenig bekommen.


    Vermutlich gibt es Pensionen in der heutigen Form in 27 Jahren nicht mehr, und wenn, dann ganz sicher nicht in der heute zugesagten Höhe. Deshalb geht es ja manchen Kollegen vor allem um eins: Den status quo aufrecht zu erhalten, bis man sich selbst über die Ziellinie gebracht hat. Was absolut verständlich ist.

  • Und bei der Dienstberatung wurde dann gesagt: "Aber bitte jetzt außerhalb des Protokolls: Natürlich dürfen sie streiken gehen. Aber überlegen sie, ob es nicht sinnvoller sei, lieber Unterricht zu machen. Falls aber jemand doch streiken wolle, so stehe ihm das natürlich frei." (Gedächtnisprotokoll)


    Ich war dann tatsächlich die Einzige der Schule,


    Du meinst, die anderen haben sich tatsächlich davon beeinflussen lassen? Traurig. Und warum ist das ein Gedächtnisprotokoll? Du hast das nicht mitgeschrieben? Ih finde, was der Herr Schulleiter sagt, ist so wichtig, dass man es mitschreiben sollte. Insbesondere, wenn er es außerhalb des Protokolls sagt. Dann kann ich es ja nicht im Protokoll nachlesen.


    Jedoch ist meine "Streiksolidarität" mit den Beamten beschränkt. Obwohl ich als GEW-Mitglied meinen Verdienstausfall aus der Streikkasse bezahlt bekomme, werde ich niemals streiken, damit die Beamten mehr Geld bekommen.


    Kann ich verstehen. Als Beamter und ehemaliger Angestellter muss ich schon sagen, dass mir die mangelnde Solidarität der meisten Beamten auf den Keks geht. Die haben überhaupt kein Problem als Streickbrecher aufzutreten. da wird einfach streikbedingter Unterrichtsausfall vertreten. Ich werde dummerweise schon gar nicht zur Streikbrechervertretung aufgefordert, da die Obigen wissen, dass ich es nicht machen würde. Die haben schon auf dem Schirm, wer alles was mit sich machen lässt.


    Ich möchte nur darum bitten, den Arbeitgebern/Dienstherren nicht den Gefallen zu tun, sich gegeneinander ausspielen zu lassen. Auch wenn die Beamten an der Reihe sind, ihre Solidarität zu zeigen, so wäre es doch schön, wenn Arbeitnehmervertretung ein gemeinsames Projekt über die Statusgrenzen hinweg sein könnte, bei man nicht immer fragt "Was habe ich davon?" sondern "Was bringt das in der Sache."


    JaT

  • Ich freue mich schon auf die nächste Streikrunde. Leider gibt es in Sachsen-Anhalt zu wenige landesweite Streiks der Lehrer :( Mal sehen, was bei dieser Tarifrunde herauskommen wird.

  • Ich freue mich schon auf die nächste Streikrunde. [...] Mal sehen, was bei dieser Tarifrunde herauskommen wird.


    Viel Spaß und viel Erfolg. Und ich verspreche schon, dass ich mich nicht nach Sachsen-Anhalt werde abordnen lassen, um deinen Unterricht zu vertreten ;)


    JaT

  • Nun denn,


    solange ich angstellt war, hätte ich den Teufel getan zu streiken, weil das meine Verbeamtungschancen nicht eben erhöht hätte. Nein, das ist nicht feige, streikende Kollegen wurden erwiesenermaßen dem Schulamt gemeldet und es in der Akte vermerkt, eine Kollegin hatte deswegen richtig Ärger mit persönlichem Gespräch auf dem Schulamt. Rechte hin oder her, aber was nutzen theoretische Rechte, wenn man in der Praxis dewegen seine Verbeamtung riskiert. Ja, mir ist klar, dass es nicht legitim ist, aber Fakt ist, dass man dadurch Nachteile haben kann, so ist das Leben: Unfair.


    Gruß Jenny

  • Ich möchte nur darum bitten, den Arbeitgebern/Dienstherren nicht den Gefallen zu tun, sich gegeneinander ausspielen zu lassen. Auch wenn die Beamten an der Reihe sind, ihre Solidarität zu zeigen, so wäre es doch schön, wenn Arbeitnehmervertretung ein gemeinsames Projekt über die Statusgrenzen hinweg sein könnte, bei man nicht immer fragt "Was habe ich davon?" sondern "Was bringt das in der Sache."

    "Divide et impera". Sehr altes Prinzip.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Liebe Kollegen,


    ich finde es gut, dass ein paar von Euch streiken. Leider habe ich das Gefühl, dass das nichts bringen wird. Stellt Euch vor, die Länder und Kommunen müssten auf den Schlag 1000 Euro pro Angestellten mehr Brutto bezahlen (damit wir ungefähr unsere fehlenden 500 Euro Netto ausgleichen könnten), wir hätten alle gegen uns: "Wir faulen(angestellten) Lehrer ruinieren die Staatsfinanzen".


    Ich habe daher meine persönlichen Konsequenzen gezogen: Ich bin zu meinem Schulleiter gegangen und habe ihm gesagt, dass ich alle Zusatzaufgaben niederlegen werde.
    Keine Homepageadministration, keine Zeugniserstellung für meine Kollegen, keine Mitarbeit mehr in der Verwaltung und an der Schülerdatei.
    Ich habe ihm auch gesagt, dass ich mich nicht als Fachbetreuer bewerben werde.
    Bis Februar 2015 habe ich mindestens 120 Zusatzstunden abgeleistet (bei 1 Anrechnungsstunde).
    Hintergrund: Mein Schulleiter hat mir eine Funktionsstelle als Systemadmin + Verwaltungsadmin in Aussicht gestellt. Das hätte für mich bedeutet, mindestens 200 Stunden Mehrarbeit ( Software, Hardwarepflege, Datenpflege, Einweisung von Kollegen, evtl. kleine Lehrgänge, Schülerdatei verwalten, Zeugnisse erstellen, Ansprechsprechpartner für alle sein aber ohne Anrechnungsstunden). Mir gefällt wirklich diese Arbeit, daher habe ich solange das Spiel mitgespielt.
    Ich habe mich daraufhin informiert, wie viel Euro ich im Monat mehr verdienen würde: Satte 48 € Netto. :rotfl:
    Daher werde ich nun alle Aufgaben abgeben, mein Schulleiter hat schon schlucken müssen.
    Die freigewordene Zeit werde ich entweder wirklich mal wieder als Freizeit verwenden, oder ich gebe Nachhilfe.
    Deswegen: Mein Appell an alle Angestellten: Nehmt keine Zusatzarbeiten an, es bringt euch nichts. Zwar würde sich eure Beurteilungsnote verbessern, aber sie hilft euch nicht weiter. Ich habe bis jetzt noch Note 2, einen Vorteil hatte ich bisher noch nie daraus ziehen können.
    Und auch wenn Ihr vielleicht wie eine Leistungszulage (LoB) wie ich in Aussicht gestellt bekommt: Trotz dieser Zulage von 2000 Euro Brutto verdient ihr immer noch weniger als ein verbeamteter Kollege gleichen Rangs.
    Und sogar wenn ich die E15 (A15 bei Beamten) Stelle annehmen würde, würde ich bei Erreichen meiner Endstufe 6 nur 3200 Euro verdienen. Viele meiner verbeamteten Kollegen verdienen bereits jetzt mehr, ohne sich mit Zusatzarbeiten das Leben zu vermiesen.

    Noch eine Bitte: Kein Beamtenbashing, meine verbeamteten Kollegen können nichts dafür, dass unser Arbeitgeber unseren Arbeitseinsatz nicht angemessen wertschätzt.

    Noch eine Bitte an die Beamten: Erzählt nicht ständig, dass die Nachteile gar nicht so groß seien, weil Angestellte ja z.B immer wechseln könnten.

  • Das hätte für mich bedeutet, mindestens 200 Stunden Mehrarbeit
    [...]
    Ich habe mich daraufhin informiert, wie viel Euro ich im Monat mehr verdienen würden: Satte 48 € Netto.


    Sind doch immerhin 2,88 Euro pro Stunde. Bei Foxconn in China (Apple-Zulieferer) gibt's weniger!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Das Zusatzarbeiten nicht adäquat entlohnt werden, ist auch ein alter Hut. Ob es nichts bringt, kommt darauf an, worauf man es abgesehen hat. Die Verbeamtung ist sicherlich ein zu hohes Ziel für derlei kurze Steigbügel. Aber wenn dir was an der Schule liegt, ist es schon ein Mittel, dafür zu sorgen, dass dein Name der SL nicht als erstes in den Sinn kommt, wenn es darum geht, das Kollegium zu reduzieren.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Da rettich offenbar unbefristet angestellt ist und die Kollegen mehrheitlich verbeamtet sind, droht ihm/ihr keine Gefahr - im Falle einer Zwangsumsetzung aufgrund Personalüberhangs wird man im Allgemeinen Beamte zuerst angehen, da für Angestellte das allgemeine Arbeitsrecht gilt. D.h. der Staat kann nicht einfach so den Arbeitsort ändern. Es ist zwar richtig, dass einige Angestellte in Unkenntnis ihrer Rechte alles mit sich machen lassen - also auf die wenigen Vorteile des Angestellten verzichten - und die Verwaltung wohl oft auch selbst keine Ahnung hat was bei Angestellten (nicht) erlaubt ist. Die Umsetzung gehört aber eben zu den Vorteilen.



    Wie bereits richtig geschrieben, sind Aktionen wie die Weigerung der Übernahme von Zusatzaufgaben kein Vorwurf gegenüber den verbeamteten Kollegen. In meinem Fall auch kein Vorwurf gegenüber der Schulleitung, die bei uns fair und kompetent ist. Die jeweilige Regierung ist der Adressat, und die bekommt eben nichts mit, sofern man trotz aller Benachteiligung auf seine Rechte - und dem Recht "Nein" zu sagen - kleinlaut verzichtet. Die Erwartung ist zumindest interessant, dass angestellte Lehrer sich um Funktionsstellen reißen sollen, die ihnen Netto nur einen minimalen Verdienstzuwachs bringen, aber bei der Ausübung (und auf dem Weg dorthin über die Pflege der Personalakte) viele Überstunden bescheeren.



    Darum auch bitte unbedingt an den anstehenden Streiks teilnehmen - und zwar sichtbar und hörbar. Ich selbst bin nicht in einer Gewerkschaft und werde für die Streiktage entsprechend Lohneinbußen in Kauf nehmen. Die Aufforderung an die verbeamteten Kollegen ist entsprechend, den Angestellten nicht als Streikbrecher in den Rücken zu fallen (was aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit offenbar an einigen zumindest Berliner Schulen bei den letzten Streiks vorgekommen ist). Auch wenn die Kinderaugen an dem Tag etwas weniger Leuchten oder die Prüfungsvorbereitung liegen bleibt - es kann doch nicht sein, aus Liebe zur Arbeit dem Arbeitgeber in die Hände zu spielen. Der hat durch Deputatserhöhung, Inklusion zum Nulltarif und minimalen Verdienstanstiegen (Unterhalb dem vergleichbarer Angestellter in der Wirtschaft) doch gezeigt, wie er seine Fürsorgepflicht interpretiert.

  • Da rettich offenbar unbefristet angestellt ist und die Kollegen mehrheitlich verbeamtet ist, droht ihr keine Gefahr - im Falle einer Zwangsumsetzung aufgrund Personalüberhangs wird man im Allgemeinen Beamte zuerst angehen, da für Angestellte das allgemeine Arbeitsrecht gilt. D.h. der Staat kann nicht einfach den Arbeitsort ändern.


    Bei mir wäre das zum Halbjahr offensichtlich möglich gewesen. Bei einer (nun ehemaligen) angestellten Kollegin war es das dann auch. Aber das rettichauszwei unbefristet angestellt ist hab ich wohl überlesen. Auf der Basis lohnt sich die Mehrarbeit natürlich weniger.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

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