Problem mit Kollegen

  • Ich habe ein Problem mit einem Kollegen, nennen wir ihn mal Herr Müller. Herr Müller ist für die Klausurtermine der Biologiekurse zuständig. Nur erledigt er diese Aufgabe sehr halbherzig. Zu Schuljahresbeginn gab es sie erst nach zweieinhalb/drei Wochen, eine Klausur lag dabei zuerst auf einem Samstag (war ein „Versehen“ und wurde später korrigiert) und auf die Klausurtermine für das nächste Halbjahr, das nächste Woche beginnt, warte ich noch immer.


    Da ich meinen Unterricht normalerweise um die Klausuren herum plane und gerne wissen würde, ob ich gemütlich Zeit zum Üben habe oder Gas geben muss, um das Thema überhaupt zu schaffen, stört mich das sehr.
    Ich bin neu an der Schule; an meiner alten Schule hatten wir dieses System auch – nur dass der Kollege dort die Klausurtermine immer sehr frühzeitig bekanntgegeben hat. Insofern bin ich da vielleicht etwas „verwöhnt“. Aber es zeigt mir, dass das durchaus möglich ist.


    Ein persönliches Gespräch mit Herrn Müller hat nichts ergeben und die anderen im Kollegium lächeln bei dem Thema nur müde und meinen, dass Herr Müller eh in vier Jahren pensioniert wird – er lässt sich eh nichts sagen (ein Hoch aufs Beamtentum!) und die vier Jahre kriege man schon noch rum.
    Dieselbe Haltung hat auch der Schulleiter. Ein Kollege, der mal mit ihm darüber geredet hatte, meinte, der hätte einfach „nicht die Eier in der Hose“, um Herr Müller so anzupacken, wie man das wohl müsste.


    Tja, was tun, wenn Schulleiter und Kollegium (samt Personalrat; der hat es angeblich vor zwei Jahren mal angesprochen, ohne Erfolg) nicht wirklich mitziehen? Damit abfinden? Oder an höhere Instanzen wenden? Ist sowas eine Dienstaufsichtsbeschwerde wert?
    Wie würdet ihr vorgehen?

  • 1. Nein, das ist keine Dienstaufsichtsbeschwerde wert und rechtfertigt sie auch nicht.
    2. Die Klausurtermine für das nächste Halbjahr, das nächste Woche beginnt, haben wir auch noch nicht und das ist normal bei uns. Da gerät keiner in Panik oder droht mit der Keule. Zum Schuljahresbeginn hatten wir die Klausurtermine auch erst nach ca. 2,5 Wochen und es brach deshalb nichts zusammen.
    3. Klausurenpläne sind ein undankbares Geschäft, es kommen immer mal Fehler vor und irgendwer beschwert sich jedes Mal. Dann wird geändert, z.T. ist das manchmal sogar recht kurzfristig im Halbjahr nötig, wenn z.B. Kollegen ausfallen oder Sondertermine unvorhergesehen dazukommen. Trotzdem klappt es immer, dass die Klausuren auch geschrieben werden, nach dem Grundsatz Nr. 1 im Lehrerberuf: Flexibilität.


    Deshalb ein Rat: du scheinst relativ neu an der Schule zu sein. Du verlangst perfekte Klausurplanerstellung, die es dort wohl nicht gibt. Die anderen Kollegen sind offenbar weit davon entfernt, wegen der Probleme, die du siehst, ein Fass aufzumachen. Und da erwägst du allen Ernstes eine Dienstaufsichtsbeschwerde?! Ich würde mal tief durchatmen und die Erkenntnis beherzigen, dass im Schulbetrieb eben manches nicht so läuft, wie man sich das perfekt vorstellt. Ist schade, aber wahr. Ein Anrecht auf perfekte Klausurenpläne hat man nun mal nicht. Man kann dieses Problem höchstens in einer Fachkonferenz Biologie ansprechen, aber sonst würde ich da nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.

  • Hm ... ich erstelle mir eigentlich immer einen Plan, was ich in einem Halbjahr zu schaffen habe. Das arbeite ich so zügig wie möglich (und so vernünftig wie möglich) durch. Und wenn Klausur ist, ist halt Klausur und der vorher besprochene Stoff kommt dran (natürlich kann man auch, gerade wenn die Klausur spät liegt, etwas ausschließen, damit die SuS nicht alles lernen müssen).

  • Bei uns funktioniert die zentrale Klausurenplanung hervorragend und von daher kann ich deinen Unmut verstehen. Es geht alles, wenn man nur will.


    Aber nach der Reaktion deiner Kollegen zu urteilen ist das halt ein Dauerproblem, man hat es aufgegeben und sitzt es aus. Was soll's. "Vorlieb nehmen ist auch eine Denkbewegung, die man lernen kann" (Wittgenstein).


    Es kommt gar nicht gut an, wenn man herumtrompetet, wie viel besser es an der alten Schule war. Ich würde mich an deiner Stelle erst mal flexibel zeigen. Du wirst gewiss noch die Gelegenheit bekommen zu zeigen, dass du es besser kannst.

  • Ich verlange ja keine Perfektion, sondern einfach nur zügige, sauberer Arbeit.
    Wenn es lange dauert, weil bestimmte Faktoren noch nicht bekannt sind, kann ich es verstehen.
    Ich könnte es verstehen, wenn es bestimmte Dinge gibt, die erstmal Vorrang haben.
    Aber in dem Fall weiß ich aus persönlichem Gespräch, dass es einfach nur Faulheit ist, geschützt vom Beamtenstatus ("Was soll mir schon passieren?" - natürlich nicht so gesagt, aber zwischen den Zeilen gelesen war es recht klar).


    Dass ich Themen im Eiltempo durchrattern muss, obwohl ich vielleicht, im Nachhinein betrachtet, mehr Zeit gehabt hätte, ist für mich und für die Schüler, für die es aufs Abitur zugeht, unbefriedigend.

  • Mal ein paar ganz unschuldige Verständnisfragen:



    Was ist mit zentraler Klausurplanung gemeint?


    Dass alle Kollegen eines Faches am selben Tag eine einheitliche Vergleichsklausur schreiben?


    Oder das man den Kollegen nicht zutraut ihre Klausuren so zu legen, dass diese sich nicht mit anderen Fächer überschneiden?


    Muss man sich daran halten (also Dienstverpflichtung seitens der Schulleitung)?


    Ist das in euren Bundesländern gängig in allen Fächern?




    Klingt zumindest nach einer ziemlichen Gängelung.

  • Bei uns erstellen die Oberstufenkoordinatoren die Klausurpläne. Und ja, wenn möglich schreiben alle Kurse in einem Fach am gleichen Tag Klausur - allerdings nicht die gleiche, die erstellt nämlich der Kursleiter. Das hat nämlich auch den Vorteil, dass es tatsächlich nicht zu Überschneidungen kommt und für alle Kurse in dem Punkt die gleichen Bedingungen herrschen.


    Ummon: ich habe noch nicht verstanden, wieso der Klausurtermin solche Auswirkungen auf Deinen Unterricht hat. Musst Du in der Klausur bestimmten Stoff abprüfen? Wer erstellt denn die Klausur?

    • Offizieller Beitrag

    Tja, was tun, wenn Schulleiter und Kollegium (samt Personalrat; der hat es angeblich vor zwei Jahren mal angesprochen, ohne Erfolg) nicht wirklich mitziehen?


    Es ist auch absolut nicht Aufgabe des Personalrats Kollegen zu disziplinieren. Man sollte schon immer wissen, welchen Hut man grad aufhat.


    Bei Problemen wie dem oben geschilderten geh ich selber hin und nerv. Bin ja schon groß.
    Wenn der Kollege drauf nicht reagiert, hat er a) entweder gute Gründe, die er mir erklären kann oder b) kein Bock. Das kann ich dann wiederum a) akzeptieren oder b) täglich hingehen und nachfragen, dann ist er von mir wenigstens so genervt wie ich von ihm.
    Natürlich kann ichs auch dem Chef stecken oder da täglich vorbeigehen - wenn der nix macht, muss ich es halt selber machen.


    Und wenn das auch nichts hilft, gilt die Regel meiner Omma: "Was man nicht ändern kann, das muss man halt ertragen".

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    3 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Nettmensch: So wie bei DeadPoet beschrieben.


    Friesin: Bei uns ändert sich der Stundenplan fürs zweite Halbjahr in der Regel nicht.


    Susannea, DeadPoet: Die Inhalte der Klausuren bestimme ich schon selbst. Bestimmte Transferaufgaben gehen nur, wenn das Thema vollständig erarbeitet ist. Es könnte sein, dass übernächste Woche eine Klausur ansteht und ich weiß es (noch) nicht. Oder aber erst in sechs Wochen.
    Im ersten Fall würde ich gerne das jetzige Thema noch ein, zwei Stunden ausbauen und dann Übungsstunden machen.
    Bei einer Klausur in sechs Wochen würde ich das jetzige Thema abschließen und ein neues machen, das dann Hauptbestandteil der Klausur ist.


    Meikes Vorschlag klingt ganz gut, danke dafür.

    • Offizieller Beitrag

    Puh, bin ich froh, dass ich meine Klausurentermine selbst festlegen kann und muss- gibt natürlich auch Reibereien, aber wenigstens keine "Zwischenstelle".
    Ich fürchte aber, ohne Unterstützung wird hier nicht viel passieren. Wie reagieren da eigentlich die Schüler? Gibt es da keinen Termin, an dem man ihnen die Klausurtermine mitteilen muss?

  • Mein Tipp an dich Ummon: Spar dir deine Energie für wirklich wichtige Sachen auf. Ich bin absolut dagegen, als neuer Kollege nu zu buckeln und nichts in Frage stellen zu dürfen. Aber so einen Aufstand zu machen, nur weil die Klausurtermine noch nicht feststehen?? Bei uns stehen sie auch noch nicht fest, das Halbjahr hat doch auch noch gar nicht angefangen. Wenn du mit deinen Kollegen die nächsten 20-30 Jahre zusammenarbeiten willst, würde ich mir genau überlegen, aufgrund welcher Anlässe es sich lohnt, ein Fass aufzumachen.
    Sofie

  • Da ich meinen Unterricht normalerweise um die Klausuren herum plane und gerne wissen würde, ob ich gemütlich Zeit zum Üben habe oder Gas geben muss, um das Thema überhaupt zu schaffen, stört mich das sehr.

    Wie soll das gehen? Wirst du nie krank? Fällt nie Unterricht aus anderen Gründen aus? Du weißt schon im Voraus, an welchen Stellen welchen Klasse mehr üben muss als die andere? Eine so minutengenaue Planung halt ich für schwierig, Ich würde da auch keine Mühe investieren wollen. Am Jahresende muss alles im Kasten sein, dazwischen muss man schieben können.


    Wie schon von anderen gesagt, prüfe ich in den Klausuren immer das, was bis darin "dran war." dafür reicht es mir, eine Woche vorher über den Klausurtermin Bescheid zu wissen.


    Im Übrigen planen wir nur in der Oberprima des beruflichen Gymnasiums die Klausuren zentral. Da wird's sonst eng mit Prüfungen und Praktika. Die LK-Lehrer dürfen sich dabei Termine wünschen, die übrigen schriftlichen Fächer werden drumrumplaziert. Und die Fächer, in denen wir nur noch schriftliche Übungen schreiben, nehmen die Termine, die übrig bleiben.


    Wir sind aber noch nicht auf die Idee gekommen, jemanden mit der Klausurplanung zu beauftragen.


    JaT

  • Zitat Ummon :

    Zitat

    Ein persönliches Gespräch mit Herrn Müller hat nichts ergeben und die anderen im Kollegium lächeln bei dem Thema nur müde und meinen, dass Herr Müller eh in vier Jahren pensioniert wird – er lässt sich eh nichts sagen (ein Hoch aufs Beamtentum!) und die vier Jahre kriege man schon noch rum.

    Das ist eben halt so, und als junger Kollege muss man das akzeptieren, wenn ein (wesentlich) älterer Kollege, der kurz vor der Pension steht, im Schulbetrieb nicht mehr Vollgas gibt.


    Alle werden halt mal älter, und ab einem gewissen Zeitpunkt ist es für einen gesünder, nicht mehr alles im Laufschritt zu erledigen. Ab ca. 50 kann man ja auch nicht mehr so. Das wäre eigentlich eher das richtige Pensionsalter als bis 65 im Schuldienst als Tütermax herumzuirren. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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