Unterrichtsbesuch: Entwicklung eines Frühblühers

  • Hallo zusammen!
    Ich bin Referendarin und habe bald einen zweiten Unterrichtsbesuch in der 1. Klasse zum Thema Entwicklung eines Frühblühers exemplarisch betrachtet an der Tulpe.
    Hab die Stunde schon geplant, aber mir fehlt noch der letzte Schliff. Vielleicht hat jemand von euch eine Idee?
    Ich steige ein mit der Wiederholung des Aufbaus (Wurzel, Zwiebel, Stängel, Blüte) und möchte den Kindern dann das Gedicht von Josef Guggenmoos vorlesen. Dabei sollen sie sich selbst wie eine aufgehende Tulpe bewegen.
    In der Arbeitsphase habe ich ein Arbeitsblatt zu den einzelnen Phasen (verknüpft mit dem Gedicht), die aber nicht richtig angeordnet sind. Aufgabe: richtig ordnen (Ordnungszahlen); dann gemeinsame Besprechung (kopiere die einzelnen Bilder groß, damit wir sie gemeinsam an der Tafel ordnen können), dann dürfen sie ausschneiden und sie auf ein leeres Blatt (in der richtigen Reihenfolge) kleben (+anmalen). Zum Schluss würde ich wahrscheinlich die Kinder nochmal selbst die Entwicklung der Tulpe nachspielen lassen, nachdem wir sie kurz nochmal mündlich zusammengefasst haben.
    Ich bin mit der Arbeitsphase nicht so ganz zufrieden. Mir ist das etwas zu wenig, nur Zahlen zu schreiben, auszuschneiden und aufzukleben. Auch der Schluss ist etwas langweilig. Generell habe ich das Gefühl, dass die Kinder zu wenig aktiviert sind. Hat jemand vielleicht einen Vorschlag, wie ich die Stunde etwas aufpeppen kann?
    Vielen Dank schonmal!
    LG

  • das Gedicht von Josef Guggenmoos vorlesen


    Gääääähn... geschätzt 2753 mal gesehen.


    Du sollst zeigen, dass du Unterricht entwerfen und halten, nicht dass du ihn reproduzieren kannst...
    Machst du eine Stunde zu den Ordnungszahlen oder zu Frühblühern?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zu Frühblühern. Da wir die Ordnungszahlen gerade in Mathe hatten, habe ich gedacht, dass ich das etwas verbinden kann.
    Wieso Reproduzierung? Ich nehme das Gedicht als Unterstützung dafür, um den Kindern die Entwicklung eines Frühblühers (anhand der Tulpe) näher zu bringen.

  • Dabei sollen sie sich selbst wie eine aufgehende Tulpe bewegen.


    Warum?
    Doch, ist eine ernst gemeinte Frage :) Hat sowas echt einen didaktischen, pädagogischen sonstigen Mehrwert?
    Vielleicht liegt mein Unverständnis auch einfach an fehledem Wissen zu 1. Klässlern.


    Aber mal mein immerhin vorhandenes Wissen zu Unterrichtsbesuchen einbringens: Was lernen die Kinder in der Stunde.
    Also, was können sie danach, was sie vor der Stunde nicht konnten? Inhaltlich ist das doch schon abgehakt, oder?


    Also, nichts gegen Wiederholungen. (Mit meinen muss ich ja dauernd die Wiederholung der wiederholten Wiederholung wiederholen...). Aber nicht bei Showstunden.


    Und ich zitiere wieder mal meinen ehemaligen Fachleiter: Warum können die Schüler das so- und zwar nur so- lernen?

  • Welches Fach soll es denn sein? Dort muss doch der Hauptschwerpunkt liegen oder wird das bei euch alles für die Grundschule zusammengefasst?
    Dann wären es mir aber auch zu viele Bereiche: Sport, Deutsch, Sachunterricht, Mathe, Kunst usw

  • Für mich hört sich das eher nach handlungs-und produktionsorientiertem Deutschunterricht an. Wo genau sind denn da jetzt die sachlichen Fakten (Sachanalyse). Im Gedicht ist die Tulpe erst im Dunkeln, dann kommt sie raus und lacht die Sonne an. Aber wozu haben Frühblüher, im Speziellen hier die Tulpe die Zwiebel. Warum können sie deshalb als erstes aus der Erde schauen. Was passiert im Herbst und Winter mit dem Frühblüher. Ist das nicht eher die Entwicklung?


    Also was genau soll hier das Lernziel sein? Aktivität ist wichtig, aber sie muss irgendwo hin führen.


    LG Anja


  • Warum?
    Doch, ist eine ernst gemeinte Frage :) Hat sowas echt einen didaktischen, pädagogischen sonstigen Mehrwert?


    Der einzige Grund wäre, dass der Fachleiter bzw. die Fachleiterin so etwas sehen will. Ansonsten sollte man so einen gesitlosen Quatsch, den sich irgendwelche utopistischen Pädagogikträumer ausdenken, einfach lassen. Zeitverschwendung.


    Nele

  • Ich hab schon befürchtet, dass die Stunde zu wenig hergibt. War selbst ja auch nicht so zufrieden. Jetzt hab ich die Bestätigung. Danke.

  • Es gibt ein schönes Heft vom BVK Verlag zum Thema Frühblüher für Klasse 1. Da würd ich mal reinschauen. Vielleicht bekommst du da gute Anregungen.
    Also die Stunde ist Sachunterricht?


    Einstimmen aufs Stundenthema und Erwärmung: Singen und Gedicht spielen (Natürlich macht man sowas mit Erstklässlern!)


    Du könntest ne Werkstatt machen? Einfach verschiedenen Aufgaben dazu bearbeiten lassen und am Ende im Sitzkreis eine Pflichtaufgabe aus der Stunde reflektieren, also z.B. den Aufbau anhand eines Puzzels oder sowas.

  • Das Gedicht müsste dann aber schon bekannt sein und sozusagen als Warmup wiederholt werden, sonst ist es viel zu viel für die Stunde und nicht zielführend. LG Anja, mit 2. Klasse


  • Der einzige Grund wäre, dass der Fachleiter bzw. die Fachleiterin so etwas sehen will. Ansonsten sollte man so einen gesitlosen Quatsch, den sich irgendwelche utopistischen Pädagogikträumer ausdenken, einfach lassen. Zeitverschwendung.


    Nele


    Der einzige Grund wäre, dass der Fachleiter bzw. die Fachleiterin so etwas sehen will. Ansonsten sollte man so einen gesitlosen Quatsch, den sich irgendwelche utopistischen Pädagogikträumer ausdenken, einfach lassen. Zeitverschwendung.



    Der einzige Grund wäre, dass der Fachleiter bzw. die Fachleiterin so etwas sehen will. Ansonsten sollte man so einen gesitlosen Quatsch, den sich irgendwelche utopistischen Pädagogikträumer ausdenken, einfach lassen. Zeitverschwendung.


    Nele


    In der Grundschule ist dieses Bwegen für viele Schüler eine tolle Möglichkeit (Bewegender Unterricht, Lernen mit allen Sinnen etc.) Ich mache das ständsig in Englisch, unter anderem auch mit der Tulpe und wie sie wächst und daher finde ich, dass das eine tolle Idee ist, Nancy!

  • Vielen Dank für eure Kommentare.
    Sternenlicht und Soraya86, ihr habt mich wieder etwas aufgemuntert :)
    Habe mir heute das BVK Heft ausgeliehen. Da sind echt tolle Sachen drin, aber leider nicht wirklich etwas, das zu meiner Stunde passt (womit ich die Stunde auffüllen könnte).
    Und die Methode der Werkstatt hatte ich in einem letzten UB schon gezeigt. Das könnte für die Fachleiterin langweilig werden, da wir versuchen sollen, unterschiedliche Methodenschwerpunkte zu setzen.
    Das Gedicht möchte ich erst in der Stund epräsentieren. Ich denke schon, dass die Kinder ziemlich schnell kapieren, was sie machen sollen, wenn ich es beim Vorlesen einmal mitmache.
    Was haltet ihr von einem Maldiktat? Ein Kind diktiert dem anderen, was es malen soll: 1. Zwiebel, 2. Stängel usw. So würden sie doch auch nochmal die Entwicklung verinnerlichen,oder? Da ist aber die Schwierigkeit, dass ein Kind vllt falsch diktiert, oder dass sie nicht wirklich bei der Zwiebel anfangen.
    Oder habt ihr noch eine andere Idee?
    Viele Grüße

  • Du hast aber die Frage, welches Fach es denn werden soll uns immer noch nicht beantwortet. Maldiktat für Kunst toll, für SU wäre es wohl eher eine Wiederholung, also eher für einen UB nicht gut. Gedicht umsetzen wäre wohl eher Deutsch usw.


  • [Tulpenwachstumstanz]
    In der Grundschule ist dieses Bwegen für viele Schüler eine tolle Möglichkeit (Bewegender Unterricht, Lernen mit allen Sinnen etc.) Ich mache das ständsig in Englisch, unter anderem auch mit der Tulpe und wie sie wächst und daher finde ich, dass das eine tolle Idee ist, Nancy!


    Ich habe ja mit Grundschulpädagogik nichts zu tun und lasse mir es gerne erklären - was genau und konkret lernt man über Pflanzenwachstum, wenn man das tanzt? Was ist genau und konkret der Unterschied im Lerneffekt, wenn man diese Methode weglässt?


    Nele


  • Ich habe ja mit Grundschulpädagogik nichts zu tun und lasse mir es gerne erklären - was genau und konkret lernt man über Pflanzenwachstum, wenn man das tanzt? Was ist genau und konkret der Unterschied im Lerneffekt, wenn man diese Methode weglässt?


    Nele


    Der Unterschied ist, dass viele Kinder eine Art der Visualisierung bzw. auch des Umgangs mit den Begriffen oder dem Ablauf brauchen, um ihn sich zu merken. Lässt du das weg, werden sie Kinder das eben nicht behalten ;)


    Also eine Art noch einen weiteren Lerntypen einzubeziehen. Also die Idee ist schon in Ordnung, aber es ist eben eigentlich etwas um etwas zu wiederholen bzw. zu vertiefen, was meiner Meinung nach in einem UB meist nicht so gut ankommt.

  • Ich gehe nun davon aus, dass der UB im Fach Sachunterricht mit dem Thema "Frühblüher" stattfindet. Hast du nun ein Lernziel für die Stunde festgelegt?


    Ich würde vorschlagen, dass du, wenn die Kinder also den Pflanzenaufbau der Tulpe kennen, noch weitere Frühblüher einführst? Denn es gibt ja nicht nur die Tulpe. Im Einstieg eine kurze Wiederholung der Merkmale und dann eine Stationenarbeit zu verschiedenen Pflanzen. Dabei kannst du viel mit Bildern arbeiten, ich finde es auch wichtig, dass die Kinder eine Vorstellung davon bekommen, was die Pflanze bzw. Zwiebel das ganze Jahr über "treibt". Das Reduzieren auf das Wachsen aus der Zwiebel finde ich zu simpel. Am Schluss eine Reflexion, in der wenigstens zu 2-3 Stationen Kinder reflektieren, was sie bearbeitet haben und was nun wissen. Das ist wichtig, der Lernzuwachs deutlich wird. Was wissen die Kinder nun mehr, als vor der Stunde?


    Zur Wiederholung am Schluss, falls noch Zeit bleibt, kannst du ja das Gedicht einsetzen. Du musst dabei aber auch beachten, dass die Kinder zunächst damit überfordert sein werden, gleichzeitig zuzuhören und sich dazu passend zu bewegen. So wird auch das Gedicht nicht nur auf die Bewegungen reduziert. Ich würde ihnen das Gedicht zunächst vorlesen, dann noch einmal, während ich die Bewegungen vormache und dann noch einmal vorlesen mit den Bewegungen der Kinder. Aber, wie schon gesagt wurde, eigentlich würde dies zum handlungs- und produktionsorientiertem Umgang mit Gedichten im Deutschunterricht zählen. Achte darauf, die Fächergrenzen nicht zu sehr zu vermischen. Mathe würde ich zum Beispiel außen vor lassen.


    Warum passt aus dem BVK-Heft nichts für deine Stunde bzw. die Thematik??


    Letztes Jahr haben einige LA aus meinem Seminar ebenfalls diese Thematik in UB behandelt. Sie haben, zum Zwecke der Handlungsorientierung und der echten Begegegnung echte Pflanzen und Zwiebeln in den Unterricht mitgebracht, die die Kinder untersucht haben. Ich habe im Sommer auch etwas Ähnliches zu verschiedenen Beerensorten gemacht und Johannisbeer-, Himbeer-, Brombeer- und Stachelbeerzweige mit den Früchten mitgebracht, welche die Kinder untersucht und pro Sorte einen Steckbrief angefertigt haben. Das war allerdings Klassenstufe 4.

  • Der Unterschied ist, dass viele Kinder eine Art der Visualisierung bzw. auch des Umgangs mit den Begriffen oder dem Ablauf brauchen, um ihn sich zu merken. Lässt du das weg, werden sie Kinder das eben nicht behalten ;)


    Also sind viele Kinder nicht in der Lage sich zu merken, dass z.B. Pflanzen aus dem Boden heraus wachsen und größer werden, wenn sie sich nicht "wie Tulpen beim Wachsen" bewegen? Ernsthaft? Lässt sich das konkret entwicklungspsychologisch belegen oder hat sich das nur irgendwer ausgedacht und es ist gerade in Mode?


    Nele

  • Google mal nach Lerntypen


    Da findet man dann aber auch jede Menge Typen, die alles Mögliche als faktisch gegeben behaupten, ohne dass hier empirisch etwas über die Wirksamkeit ihrer Aussagen und Methoden nachgewiesen wäre.
    Aus dem Gedächtnis: Gelesen hatte ich, dass mehr als 80% der empirischen Untersuchungen im Pädagogischen Bereich nicht fundiert bis schrottig sind und einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht standhalten. Nur weil die Tulpe sich beim Wachstum vom Erdmittelpunkt entfernt, ist noch kein hirnorganischer Prozess damit in Zusammenhang zu bringen, wenn die Kinder aufstehen und sich ebenfalls Richtung Himmel bewegen :pfeifen:


    Und Profesor Joseph Weizenbaum vom MIT nannte

    Zitat

    ...das Internet einen "Schrotthaufen", der den Menschen zur Selbstüberschätzung verführe. Das Datennetz enthalte viele überflüssige, bruchstückhafte oder gar falsche Informationen. Zum Inhalt der Webseiten sagte Weizenbaum: "Es ist ein Misthaufen. 90 Prozent sind Schrott, es finden sich aber auch ein paar Perlen und Goldgruben."
    Der naive Umgang mit Computern könne zu dem Trugschluss führen, diese seien imstande, alle Fragen zu beantworten. "Etwas aber in eine Suchmaschine einzugeben und das Ergebnis auszudrucken, das ist das Gegenteil von Bildung."


    Ergänzend kann man feststellen, dass unsere Schüler sich meist nur innerhalb dieser 90% bewegen.


    Zu Google gibt es zudem den schönen Satz:
    "A fool with a tool is still a fool"

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • alias, macht es dir eigentlich Spaß, hier alles schlecht zu machen. Natürlich kannst du auch Bücher und fundierte Wissenschaftliche Arbeiten usw. finden, wenn du zuviel 'Zeit hast. Sonst würde das wohl kaum alles in Entwicklungspsychologie, Pädagogik und Grundschulpädagogik gelehrt.
    Und selbst wenn es Schrott ist, es ist aber das, was überall in Grundschulpädagogik verlangt wird in den UBs ;)


    Aber die Zeit dir nun noch Materialien rauszusuchen, evtl. noch zu kopieren usw. fehlt mir leider! Ích ging davon aus, dass du dir das dann da selber raussuchst, wenn es dich interessiert ;)

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