Schulleiter gibt Vertrauliches an Eltern weiter

  • Guten Abend zusammen!


    Ich bin neu hier und hoffe auf einigen rationalen Input, weil ich momentan einfach nur stinksauer bin - und auf emotionaler Ebene festhänge.


    Folgendes ist passiert:


    Nachdem ich Ende Mai bei meinem Chef gekündigt hatte (Privatschule), hat er, weil sehr viele Kollegen Ende dieses Schuljahres gehen, an die Eltern der Oberstufenschüler eine Art Rechtfertigungsmail geschickt, die, bezogen auf mich, Folgendes beinhaltete:


    "Frau X hat die Chance ergriffen, eine Beamtenstelle an einer (Name der Schulart) in Hessen anzunehmen."


    Beides hatte ich ihm zwei Wochen zuvor in einem Vieraugengespräch auf seine Frage hin vertraulich mitgeteilt, und er hat mit keinem Wort erwähnt oder gefragt, dass/ob er das weitererzählen wird/kann. Zwei Kollegen wurden gefragt, ob sie mit dem einverstanden sind, was er zu ihrem Weggang geschrieben hatte. Ich nicht.


    Durch seine Mail hat er den Eltern zum einen erzählt, welches Gehalt (Beamtenstelle) ich haben werde (zumindest ungefähr) und bei welcher Schulart (nicht Gymnasium) ich künftig arbeiten werde, was mittlerweile mehrere Mails von Eltern und Schülern an mich mit Fragen und Bedauerungsäußerungen nach sich zog - die ich nun beantworten und dank derer ich mich ihnen gegenüber rechtfertigen kann. Über die echten Gründe meiner Kündigung, die sehr mit der Führung und der Leitung der Schule zu tun haben, hat er natürlich kein Wort verloren. Diese Mail an die Eltern hatte wohl ausschließlich den Zweck, ihnen zu sagen, dass nicht er schuld ist an so vielen Kündigungen, sondern (noch) bessere Bedingungen anderswo ausschlaggebend waren.


    Nichts desto trotz hat er meiner Ansicht nach eine vertrauliche, private Mitteilung weitergegeben an Menschen, die das nichts angeht. Ich habe schließlich bei der Schule gekündigt, nicht bei den Eltern, die zwar Schulgeld für ihre Kinder bezahlen, aber rechtlich nicht meine Arbeitgeber sind. Die einfache Info "Frau X hat gekündigt und wird uns zum Ende dieses Schuljahres verlassen" hätte absolut ausgereicht.


    Da ich momentan noch sehr sauer darüber bin, dass er private Infos nach draußen weitergegeben und mich vorher nicht gefragt hat, und ihn am liebsten direkt (und mit vielen Vorhaltungen) konfrontieren würde, bin ich froh, dass heute erst Samstag ist und ich noch einen Tag habe, um "runterzukommen".
    Und um vielleicht von der Forumsgemeinde hier ein wenig Rationalität abzubekommen. Hat mein Chef richtig oder falsch gehandelt? Hätte ich das vorhersehen müssen? Was außer Konfrontation oder Stillhalten und den Rest der Zeit (ich bin noch anderthalb Wochen an der Schule) absitzen wäre noch denkbar?


    Viele Grüße
    Marie

  • Also, ich würde mich darüber nicht so aufregen. Meiner Meinung nach sind die Informationen jetzt nicht so schrecklich privat, denn du bist nunmal Lehrerin und deshalb ist dein Gehalt immer recht einfach abzuschätzen. Und dass du nicht an einem Gymnasium arbeiten wirst, hat ja auch keine Bedeutung. Es ist ja nun nicht so, dass du "absteigst" oder so.


    Allerdings hast du in der Sache trotzdem nicht ganz unrecht. Zumindest um der Höflichkeit willen hätte er dich vorher fragen müssen. Aber ob ich darüber einen Streit vom Zaun brechen würde, nachdem du in 1 1/2 sowieso dort weg bist, weiß ich nicht. Darauf hätte ich so kurz vor den Ferien selbst keine Lust.

  • Ich finde das alles eigentlich im Rahmen. Es ist nur natürlich mitzuteilen, wohin man geht. Diesbezügliche Fragen kommen von Elternseite sowieso. Ich finde es viel auffälliger, wenn bei mehreren Kollegen in der Situation die Info gegeben wird und bei dir nicht.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich finde derartiges unmöglich. Es geht im Grunde niemanden etwas an, wo die neue Arbeitsstelle ist. Finde das ein Unding, dass es in Lehrerkollegium völlig normal ist, so etwas mitzuteilen.

  • ich denke, es geht eher darum, dass die vielen lehrkräfte die privatschule verlassen, weil die führung mies arbeitet und nun diese führung, gegenüber den kunden (eltern), falsche gründe für die erklärungsbedürftige personalfluktuation vorschiebt, damit sie selbst nicht in den augen der kunden beschädigt wird und vor allem, damit die kunden nicht davonlaufen ("so toll kann die schule nicht sein, wenn kein lehrer da länger bleiben will").


    und die threaderstellerin ärgert sich in meinen augen sehr zu recht, dass ihre kündigungsgründe um des schnöden mammons willens öffentlich falsch, unwahr dargestellt werden, noch dazu ohne ihre einwilligung. zumal sie vermutlich im vertrag eine klausel hat, die ihr verbietet, sich öffentlich weiter zu den verhältnissen an der betreffenden privatschule zu äußern (so ist das öfters leider gängige praxis, und beim momentanen de facto einstellungsstop am gy/rs in bayern können die das machen und haben trotzdem noch lehrer).

  • Ich fände das auch nicht so schlimm. Die Eltern fragen doch sowieso nach warum man die Schule verlässt. Und wenn man dann immer ausweichen muss, finde ich das auch unangenehm. Oder hattest Du vor, den Eltern die Wahrheit zu sagen? Oder wolltest Du "heimlich" verschwinden, was ja immerhin auch möglich ist bei "uns".

  • Ich fände das auch nicht so schlimm. Die Eltern fragen doch sowieso nach warum man die Schule verlässt. Und wenn man dann immer ausweichen muss, finde ich das auch unangenehm. Oder hattest Du vor, den Eltern die Wahrheit zu sagen? Oder wolltest Du "heimlich" verschwinden, was ja immerhin auch möglich ist bei "uns".

    Nachfragen kann man immer. Dann muss man aber damit rechnen, dass man bei so etwas als Antwort bekommt: Finden Sie, dass Sie das zu interessieren hat?

  • Ich kann - insbesondere da es ja anscheinend keine supertolle Zeit an dieser Privatschule war - verstehen, dass Marie Curie sich ärgert ... rein auf emotional-subjektiver Ebene.


    Objektiv betrachtet finde ich, dass diese Information an die Eltern nicht sonderlich problematisch ist. Die Gehaltsinfo ist belanglos, wie oben schon gesagt findet man das nach einer Minute Googeln.


    Ich denke, Eltern werden volles Verständnis haben, wenn jemand die Möglichkeit einer Verbeamtung wahrnimmt ... das ist weder für Marie Curie (noch natürlich für die Privatschule) ein Makel. Ist es nicht auch ein wenig die Wahrheit? Wäre die Thread-Erstellerin bei anderem Arbeitsklima wirklich an der Privatschule (als kündbare Angestellte) geblieben? Oder nicht - Arbeitsklima hin oder her - doch auf die Beamtenstelle gewechselt? Das kann nur Marie Curie beantworten ... aber ich halte es für absolut logisch, dass der Schulleiter hier nicht reinschreibt, "Frau X wechselte die Schule, weil ihr hier das Arbeitsklima nicht gefiel" ... das könnten Eltern der Thread-Erstellerin übrigens auch negativ auslegen - man weiß ja nicht, welches Ansehen die Schule und die Schulleitung so haben ...

  • Hallo zusammen!


    Vielen Dank für die schon jetzt so zahlreichen Gedanken zu meinem Fall. Um Dinge vielleicht ein wenig zu präzisieren, möchte ich Folgendes ergänzen:


    Natürlich wäre ich nicht sang- und klanglos verschwunden, sondern hätte meine Schüler darüber informiert und auch Gründe genannt - selbstverständlich die, welche nicht meinen jetzigen Arbeitgeber diskreditieren. Wenn ich allerdings meine Gründe nenne, dann so, dass man sie nicht missverstehen kann. Ebenso werde ich anfügen, dass die neue Schule in mehrererlei Hinsicht jemanden mit genau meinen Fähigkeiten suchte. Dann wirkt es nicht so hart wie die Formulierung meines Chefs.


    Ich denke, eigentlich ärgert mich mehr, dass mein Cef mich nicht auch gefragt hat, ob er das so kommunizieren darf. Immerhin sind es private Informationen, die ich bei einer Kündigung noch nicht einmal nennen muss. Ich habe es dennoch getan, weil das für mich zum "guten Ton" gehört und ich, wie gesagt, nicht im Bösen gehen wollte. Tja, ...


    Viele Grüße
    Marie

  • Mir scheint, es ist weniger die Aussage/Formulierung an sich, sondern viel mehr " Zwei Kollegen wurden gefragt und ich nicht, wie ungerecht " nicht böse sein, ich überspitze absichtlich ...
    Ist das noch wichtig, ob er andere wichtiger nimmt, bevorzugt oder oder?
    Was an der Aussage könnte denn daran so oder so interpetiert werden? Dass du des Geldes wegen arbeitest oder du dich verbessern wolltest? Ist doch auch so, oder?
    Ich finde den Satz nicht schlimm und denke, der Hase liegt woanders begraben. Horch mal in dich ...

  • Liebe Cubanita 1,


    ich denke, du hast schon recht: Da hat sich über die Jahre so viel Frust aufgestaut, dass ich nicht mehr objektiv die Dinge beurteilen kann. Es war nicht das erste und nicht das einzige Mal, dass man mich nicht gefragt hat. Beispielsweise wurde das Sportprofil für meine Schule von der Schulleitung gekippt, die nur mit meinen Fachkollegen gesprochen hatte und mit mir nicht. Die Fachkollegen kommunizierten ihm, es sei für sie zu viel Arbeit, an mich als weitere Sportkollegin wurde nicht gedacht.


    Am Tag des mündlichen Abis wurde mein Protokollant gefragt, wie die Prüfungen waren, und ich stand daneben. Mein Kollege wies den Schulleiter darauf hin, dass ich die Prüferin gewesen sei, aber gefragt wurde ich wieder nicht.


    Kein Wunder, dass ich die Chance ergriffen habe zu gehen, meine ich.

  • Klar, das ist ärgerlich und schlechter Stil. Aber letztendlich scheint es mir das Tüpfelchen auf dem i gewesen zu sein. Sei froh, dass Du wechselst. Mund abwischen, weitermachen.

  • Rege dich nicht so sehr auf (ich weiß, leichter geschrieben, als getan). Da hat sich zwischenmenschlich bei euch Einiges aufgestaut. Das ist aus deiner Frage und der nachfolgenden Schilderung von einer Begebenheit ersichtlich. Aus irgendeinem Grund sucht er nicht mehr die direkte Aussprache. Vielleicht ist da auch ein schlechtes Gewissen dahinter, so erkläre ich sein Vermeidungsverhalten, welches unmöglich ist. Sei es drum.


    Für dich freue ich mich jedenfalls, dass du das kaputte Klima hinter dir lassen kannst und neu startest!!


    Und dass er deine neue Schulform mitaufführt kommt ihm und seiner Privatschule vermutlich weniger entgegen als dir. Hast du "nach unten" gewechselt, bedeutet es, dass er "jeden" einstellt. Hast du "nach oben" gewechselt, heißt das für Eltern auch, dass die Schule nur ein Absprungbrett ist für eine bessere Zukunft. Er versucht es noch gerade zu biegen, indem er die Verbeamtung nennt. Damit schiebt er dir augenscheinlich den Schwarzen Peter zu. Wer aber seine Kinder auf dem Gymnasium hat, sieht bei der großen Anzahl der Lehrer, die wechseln, durchaus auch mehr...
    Und du hast auch keinen Schaden aus der Aussage.


    Für die letzten Tage wünsche ich dir, dass du mit Elan und Zuversicht die letzten Tage an dieser Schule meisterst und noch gut mit den Kollegen abschließen kannst, bevor es bald neu los geht.

  • "Frau X hat die Chance ergriffen, eine Beamtenstelle an einer (Name der Schulart) in Hessen anzunehmen."

    Ich find das jetzt auch nicht so tragisch und würde die Sache nicht so hoch hängen. Immerhin macht er doch durch die Wortwahl sehr deutlich, dass er Verständnis für Deine Entscheidung hat.



    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Liebe Forengemeinde,


    Um euch abschließend auf dem Laufenden zu halten, schreibe ich euch nur noch einmal, dass ich die Sache habe auf sich beruhen lassen. Nach einem Wochenende voller Nachdenken, Zweifel und Wut, habe ich entschieden, dass ich an mich denke, mich beruhige und stillhalte.


    Und dass ich mich auf meine neue Stelle freue. Und zwar uneingeschränkt und ohne mir das von irgendwem vermiesen zu lassen.


    Ich danke euch herzlich für den vielen Input und für die Denkanstöße. Sie haben mir wirklich sehr geholfen, das ganze rationaler zu sehen, als ich es tat. Außerdem kann ich meinen Chef nicht ändern, sondern nur meine Sichtweise auf seine Handlungen. Und die empfinde ich als so miserabel, dass ich die Schule schließlich verlasse.


    Euch alles Gute und noch einmal vielen Dank!


    Marie

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