Goldene Zeiten für Deutschlehrer(?)

  • Servus,


    wie wir alle wissen ist Deutsch nun kein nachgefragtes Unterrichtsfach (Von "Sonderlocken" wie Berufsschule mal abgesehen).
    Tausende Lehrer sitzen damit auf der Straße oder haben höchstens eine halbe befristete Stelle, in den Sommerferien sind sie oft arbeitslos.
    Nun suchen ja viele Flüchtlinge, auch Kinder in Deutschland Schutz. Der Großteil davon ohne Deutschkenntnisse.


    Derzeit lese ich überall, wie dringend nun Deutschlehrer gesucht werden, teilweise werden sogar Pensionäre angeschrieben...
    Scheint es nun einen zweiten Frühling für all die armen Seelen zu geben?
    Wobei, gerade das mit den Pensionären wundert mich. Sitzen doch sicher tausende Lehrer zuhause, bereit sofort loszulegen. Alleine Bayern hat ca. 1500 Deutschlehrer, die zuletzt keine Stelle bekommen haben.
    In anderen BL wird es nicht groß anders ausschauen.
    Wird also nur der billige Jakob gesucht? Also Pensionäre, die man auf 450 Euro Basis anstellt und schnell los wird? Von Selbstständigen, die das ganze auf Honorar Basis machen und nach PKV fast nix zum leben haben habe ich zuletzt auch gelesen (leider finde ich den Artikel nicht). VHS usw auch. Aber keine wirklichen Stellen für Lehrkräfte.


    Wie ist euer Eindruck? Seid ihr ggf. Deutschlehrer und könnt aus eigener Erfahrung berichten.
    Mich betrifft es zwar nicht, es interessiert mich aber.

  • Bei uns wird ganz viel "Deutschunterricht" von Ehrenamtlichen gegeben, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben... :autsch:
    Manche sind auch auf 450 Euro Basis angestellt. Nach Qualifikationen fragt da niemand.

  • Wenn der Deutschlehrer ehrenamtlich Flüchtlinge unterrichten möchte, ist er herzich willkommen. Material dafür muss er aber selber besorgen, da wird nichts finanziert. Deshalb auch die Pensionäre... Da läuft einiges schief, fürchte ich.

  • Von ehrenamtlichen "Lehrern" habe ich auch gelesen. Oder auch von Schülern, die freiwillig den Flüchtlingskindern Unterricht geben.
    Einerseits eine schöne Sache, andererseits, wir haben die professionellen, studierten Lehrkräfte, die keinen Job haben. Die das deutlich besser machen könnten.
    Daher verstehe ich den "Tumult*" nicht. Wir haben genug Lehrer, auch auf Dauer, die Studentenzahlen sind ja trotz aller Prognosen weiterhin auf hohem Niveau.
    In Bayern werden jedes Jahr hunderte Lehrer fertig, und 2-4 Prozent wird eingestellt.


    *
    Als Beispiel


    Der Mangel bezieht sich eigentlich ja nur auf die Lehrer mit Job. D.h. die BL wollen keine neuen Lehrer einstellen und haben daher einen Mangel,d er aber sofort beseitigt wäre, wenn man einfach neue Stellen schaft. Das kostet Geld, das wollen wir ja nicht. Das ist mal wieder Flüchtlingspolitik vom feinsten.


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    Wo ist denn der große Unterschied zwischen Deutsch und DaZ?
    Man muss ggf. etwas langsamer vorgehen?
    Aber sonst? Als Laie sehe ich da keinen großen Unetrschied, schon heute kommen Kinder in die Haupt oder Realschule und können nur sehr schlechtes Deutsch.

  • Sehe ich auch so, Morale. Wenn wir alle Flüchtlinge willkommen heißen, sollte die Politik die Integration nicht auf Ehrenamtliche abwälzen, die - was ich aus Gesprächen weiß - am Rande ihrer Kräfte sind. Da müssten halt Lehrer angestellt werden. Das wäre für die Flüchtlinge sinnvoll und für die Lehrer ohne Anstellung ebenso...


    Wo ist denn der große Unterschied zwischen Deutsch und DaZ?
    Man muss ggf. etwas langsamer vorgehen?
    Aber sonst? Als Laie sehe ich da keinen großen Unetrschied, schon heute
    kommen Kinder in die Haupt oder Realschule und können nur sehr
    schlechtes Deutsch.

    Ich denke, dass ein Deutschlehrer sich DAZ schnell autodidaktisch aneignen kann. Ich bin Grundschullehrerin und werde mich auch bald richtig einarbeiten müssen. Die ersten Flüchtlingskinder werden in "normale" Klassen geschickt...

    • Offizieller Beitrag

    Das mag für Grundschullehramt stimmen, wo man (hoffentlich) viel zu Sprach- und Schrifterwerb macht, aber als Gymnasialdeutschlehrerin bin ich überhaupt nicht qualifiziert DaZ zu unterrichten.
    Als Fremdsprachenlehrerin würde ich eher da die grösste Schnittmenge in der Didaktik und Herangehensweise sehen.
    Chili, die auch (zusätzlich) DaZ studiert hat und es lächerlich findet, dass das jetzt angeblich 'Deutschlehrer' machen sollen. Aber eh egal, am Ende macht das eh jeder dahergelaufene ehrenamtlich in einem Verein

  • Eine Freundin von mir hat tatsächlich so nach 2 Jahren eine Festanstellung bekommen. Sie ist an einer GS angestellt, arbeitet abeitet aber in einer Flüchtlingsunterkunft.
    Und ja, ohne Material, Tafel oder Kopierer...

  • Wird also nur der billige Jakob gesucht? Also Pensionäre, die man auf 450 Euro Basis anstellt und schnell los wird?

    Yep, genau das ist der Plan.
    Zuerst werden die Pensionäre angeschrieben, egal ob Physik- oder Handarbeitslehrer. Und wenn das nicht reicht, muss es der bestehende Lehrerbestand richten.
    Neuanstellungen? *schenkelkopf*
    Aber wir schaffen das!


    Nebenbeibemerkt: Ein befreundeter pensionierter Lehrer hat auch eine Anfrage per Post erhalten. Er hat durchaus Interesse, doch seit zwei Wochen erreicht er am RP niemanden unter der angegeben Telefonnummer und auf seine E-Mail hat auch niemand reagiert... :autsch:

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

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