Praktikantenbetreuung übernehmen?

  • Meine Schulleitung hat mich gefragt, ob ich die Semesterpraktikanten betreuen würde. Grundsätzlich interessiert mich das schon, doch die Kollegen rieten mir allesamt davon ab, weil ich dann wohl "nie wieder" in meinen Klassen unterrichten könnte und die Praktikanten ständig in meinem Unterricht wären. Ich habe das Thema Semesterpraktikum gar nicht so aufgefasst, denn gerade als Student sollte man sich ja mehrere Lehrkräfte ansehen?


    Gibt es jemanden, der damit Erfahrung hat - vor allem bzgl. Arbeitsbelastung (es gäbe keine Anrechnungsstunde) und dem Alltag damit?

  • Lieber Primarlehrer,


    da ich annehme, dass ich 1. in einem anderen BL und 2. an einer anderen Schulform tätig bin, kann ich nicht beurteilen, wie das genau bei euch abläuft.


    Bei uns ist es so, dass die Praktikanten in der Regel zwei feste Betreuungslehrer haben (oft auch mich). Es ist wie im Ref genau vorgeschrieben, wie viele Stunden hospitiert, wie viele (Teil)Stunden gehalten werden müssen, wobei der Schwerpunkt beim Hospitieren ist. Zusätzlich sind die Praktikanten in der Regel einen Tag pro Woche am Seminar und lernen Didaktik.


    Beim Hospitieren besteht die Arbeit darin, Stunden nachzubesprechen. Ich mache das aber nicht zu jeder Stunde, sondern habe ein bis zwei Termine in der Woche - am Anfang länger, später reichen auch mal 20 Minuten.
    Beim Unterrichten der Praktikanten kommt es sehr auf die Person an - ich fange nie mit einer ganzen Stunde an, sondern lasse Teilaufgaben übernehmen: Eine Hausaufgabenkontrolle, die Einführung von Fachbegriffen, die Besprechung einer Karikatur etc, damit die Studis reinkommen. Richtung Schluss sind dann natürlich auch ganze Stunden dabei - hier gebe ich gern Material, die Didaktik lasse ich die Praktikanten aber gern selbst zusammenfieseln, sie sollen ja auch ausprobieren dürfen und natürlich findet dann eine Nachbesprechung statt.


    Das Ganze ist durchaus mit einer REfbetreuung vergleichbar. Wir verteilen das auf mehrere Köpfe, so möchte ich, dass die Praktikanten auch fachfremden Unterricht erleben oder sich mal einen ganzen Tag in eine Klasse reinsetzen, um die Belastung der Schüler zu erleben.
    Manche Praktikanten kümmern sich selber darum, manche brauchen Hilfe, das spreche ich dann mit den Kollegen ab.

  • Ich habe gerade aktuell wieder Praktikanten und würde dir gerne antworten, dass ich es jederzeit wieder machen würde. Andererseits ist es ohne Angabe von Bundesland und Schulart ein wenig schwierig, da's sicher erhebliche Unterschiede gibt, die meine Kristallkugel allerdings so nicht auflösen kann.


    Viele Grüße
    Holger

  • Um welche Klassenstufe handelt es sich?
    Sind es Semesterstudierende die über ein halbes Jahr 4 Tage die Woche da sind oder um welche Form des Praktikums handelt es sich?
    Das wäre in der Tat interessant.


    Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich gerne mit Praktikanten zusammenarbeite und wenn man nicht grad den letzten Deppen hat (auch die gibt es), ist es eine große Bereicherung und Hilfe! Jederzeit gerne!
    Die Arbeitsbelastung halte ich für geringer im Vergleich zur Arbeitsbelastung, die man hat, wenn man einen Ref. ausbildet.

  • Wenn das die Praxissemesterstudenten in NRW sind => die müssen eh nur extrem wenig Unterricht machen in den 6 Monaten, irgendwas um die 10 Stunden selbstständig. Ich hatte eine PSS jetzt etwas längere Zeit betreut, das war eigentlich ganz praktisch, die hat zwischendurch auch mal was gemacht, natürlich nach Absprache, aber als zusätzliche Kraft war es sehr wertvoll.


    Und dass du die betreust, heißt ja nicht, dass die die ganze Zeit in deinem U sein müssen, sondern die sollen ja auch zu anderen gehen.

  • Ich kann dir natürlich auch nicht sagen, wie das bei euch abläuft, ich hatte hin und wieder einen Praktikanten im Unterricht, manchmal habe ich mich ein bisschen gewundert, aber nun ja. Ich vermute, an einer großen Schule wie der meinen verläuft sich das auch mehr.


    Aber wenn nun alle Kollegen so ein Geschrei machen, dass man auf keinen Fall einen Praktikanten betreuen soll - wo in aller Welt soll der dann lernen? Willst du wirklich der Schulleitung sagen, nö, mache ich nicht, gerüchteweise ist das mit Arbeit verbunden?


    Du kannst nachher immer noch jammern. Ausprobieren würde ich es. So ein Praktikant bleibt nicht ewig. Und Kollegen unken ja immer mal gern. Eigene Erfahrung ist immer verlässlicher.


    Du möchtest ja auch. Also würde ich es machen.


    Wie sagt man, wenn man keine Lust hat auf eine Party: "Ach, das wird bestimmt ganz nett." - Meistens stimmt das sogar.

  • Aaaalso bei der Betreuung handelt es sich um die Grundschule bis Klasse 6. Es gibt seitens der Uni bestimmte Vorgaben (x Mal Teile unterrichten, x komplette Stunden, immer von Mo- Fr mindestens 1. - 5. Stunde anwesend sein, Freitags Didaktikseminar an der Uni) - es handelt sich um das Semesterpraktikum im Master, das als Vorwand verwendet wird, um das Ref um 6 Monate zu verkürzen.


    Ich erinnere mich an mein Ref und sehe die ganzen Planungsgespräche jetzt aus der "fertiger Lehrer"- Perspektive und ich weiß nicht, ob ich die Stunden an Vorbereitung wirklich investieren möchte.


    Danke für eure hilfreichen Beiträge dazu!


    @Piksieben Ich möchte nicht als arbeitsfaul hingestellt werden und finde, dass die Kollegen da durchaus auch anbringen dürfen, dass unbezahlte Mehrarbeit nur freiwillig geleistet werden sollte...aus Berufung oder was weiß ich. Wenn ich hinterher jammere, komme ich aber aus der Nummer nicht mehr raus, glaube ich. Und da ich mich selbst erst in das Grundschulsystem einarbeite (ich weiß definitiv, dass ich dem Praktikanten für die Klassen 1 und 2 keinerlei Hilfe wäre, doch derzeit bietet sich kein Kollege dafür an), will ich mich nicht übernehmen - denn das hilft dem Praktikanten auch nicht. ich muss mich da schon sicher genug fühlen.

  • Die Ausbildung von z.B. Referendaren ist in NRW aber verpflichtend, das gehört mit zum normalen Gehalt und ist keine "unbezahlte freiwillige Mehrarbeit". Die PSS in NRW sind deutlich anders gestellt als normale Praktikanten.

  • Ich nehme immer gerne Praktikanten. Gerade wenn man Tages-/Wochenplanarbeit macht oder auch allgemein bei Stillarbeitsphasen sowie bei Kunst und in der Küche finde ich es immer hilfreich, wenn noch jemand mit zu den Schüler/innen geht und ihre Fragen beantwortet etc. Es gibt Schüler/innen, für die könnte man doch immer jemanden gebrauchen, der daneben sitzt. So wie Stille Mitleserin schreibt, mache ich es auch.


    ich fange nie mit einer ganzen Stunde an, sondern lasse Teilaufgaben übernehmen: Eine Hausaufgabenkontrolle, die Einführung von Fachbegriffen, die Besprechung einer Karikatur etc, damit die Studis reinkommen. Richtung Schluss sind dann natürlich auch ganze Stunden dabei - hier gebe ich gern Material, die Didaktik lasse ich die Praktikanten aber gern selbst zusammenfieseln, sie sollen ja auch ausprobieren dürfen und natürlich findet dann eine Nachbesprechung statt.

    Wenn man gute Praktikanten hat, können sehr schöne Stunden dabei herauskommen, ich hab es auch schon erlebt, dass jemand mehrfach unpünktlich war, die Stunden nicht vorher fertig hatte etc. Na ja, solange den Schüler/innen nichts Falsches beigebracht wird und die Praktikanten einen netten Umgangston mit den Kindern haben... Die Zeit zum Nachbesprechen habe ich versucht so zu legen, dass sie für mich einigermaßen günstig liegt.

  • Hat sich denn euer Schulleiter expliziter dazu geäußert, was er unter der Betreuung von Semesterpraktikanten versteht? Ich fände es im Unterricht der jüngeren Klassen einen Praktikanten dabei zu haben, den man ja auch aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligen könnte bzw. dem man dort auch kleine Stundenteile geben könnte, sodass er sich erproben kann bzw. ein Gefühl für das, was "Unterricht ist", bekommt. In den höheren Klassen wäre es m.E. schwieriger, einen Praktikanten einzubinden.
    Prinzipiell finde ich aber, dass die Betreuung eines Praktikanten Teil des Berufs ist und man gewissermaßen ja auch mal "Praktikant" war und froh über eine Betreuung war.

  • Prinzipiell finde ich aber, dass die Betreuung eines Praktikanten Teil des Berufs ist und man gewissermaßen ja auch mal "Praktikant" war und froh über eine Betreuung war.

    ... zumal jedem, der sich hier anmeldet, weil er überlegt, Lehrer zu werden, geraten wird: Mach doch erst mal ein Praktikum...

  • Hat sich denn euer Schulleiter expliziter dazu geäußert, was er unter der Betreuung von Semesterpraktikanten versteht? Ich fände es im Unterricht der jüngeren Klassen einen Praktikanten dabei zu haben, den man ja auch aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligen könnte bzw. dem man dort auch kleine Stundenteile geben könnte, sodass er sich erproben kann bzw. ein Gefühl für das, was "Unterricht ist", bekommt. In den höheren Klassen wäre es m.E. schwieriger, einen Praktikanten einzubinden.
    Prinzipiell finde ich aber, dass die Betreuung eines Praktikanten Teil des Berufs ist und man gewissermaßen ja auch mal "Praktikant" war und froh über eine Betreuung war.

    Die Schulleitung hat gesagt: "Ich weiß auch noch nichts Genaueres. Dann werden wir wohl learning by doing machen!"
    Oh ja, stimmt, danke für die Erinnerung. Ich war auch heilfroh, wenn sich ein Lehrer meiner annahm als Praktikantin. Bin wohl zu sehr ref-geschädigt.

  • Bei uns wird dies so gehandhabt:
    Studenten (meist nach dem 4. Semester) kommen an die Schule zum Hospitieren und auch schon mal eine Stunde oder Stundenteile zu unterrichten. Selbstverständlich schauen sie sich verschiedene Kollegen, Klassen und Fächer an.
    Der Praktikumbetreuer koordiniert dies, spricht das mit seinen Kollegen ab und ist für die Studenten Ansprechpartner.
    Alles läuft sehr unaufgeregt ab.
    Also ran an den Speck! Die jungen Leute sind sehr wissbegierig und dankbar. Wir haben doch alle mal angefangen...

  • Ich muss sagen, dass ich rein theoretisch sehr gerne Praktikanten betreue und mir das auch sehr viel Spaß macht. Praktisch sind unter diesen Praktikanten leider oft schwarze Schafe. Es wird sich nicht an Absprachen gehalten, man muss mehr oder weniger hinterher laufen um sicher zustellen, dass die übertragenen Aufgaben ordentlich bzw. überhaupt erledigt werden, es wird ohne Abmeldung nicht zum Unterricht erschienen bzw. man hat verschlafen. Ich bin nun erst fünf Jahre dabei, hatte solche Praktikanten aber schon mehrfach...

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