Inklusion und Umsetzung

  • Hallo,


    ich habe in der SuFu nichts gefunden, aber ich arbeite seit zwei Jahren in einer Inklusionsschule und habe mir auch bevorzugt den Unterricht der Inklusionsklassen ausgesucht.


    Nun ergibt es sich aber so:


    Wir haben eine alteingesessene Förderkraft und hatten im letzten Schuljahr einige abgeordnete Kolleginnen.
    Die letzten Förderlehrer waren angepinkelt, weil die Regellehrer sie nicht genug informiert haben. Klar, sie waren nicht immer im Unterricht. Wenn sie da saßen, saßen sie meist in der Ecke hinten und haben "hospitiert". Die Klassenarbeiten habe ich konzipiert und sie wollten dann meine Arbeit abändern. Deshalb sollte diese ein paar Tage vorher fertig sein. Die Korrektur habe ich dann auch meist übernommen (allerdings auf eigenen Wunsch). Im Zeugnis sollte ich dann 10-12 Zeilen Bemerkung für ein Hauptfach schreiben. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber ich als kleiner A12er habe in meinen Augen mehr gearbeitet als die A13er und ja, das ist auch ein Druck auf die Tränendrüse und musste mir die Bewertungskompetenz unentgeltlich noch obendrein aneignen, um Zeugnis über meine Inklusionsschüler abzulegen. ;-)


    Ich wollte mal fragen, ob das an anderen Schulen (ich bin an einer Realschule im Brennpunkt mit hohem Migrationsanteil) ähnlich läuft oder ob es auch positive Beispiele gibt und Best Practices, die sich bei uns auch etablieren lassen? Ich möchte auch kein Feuer oder Öl in Feuer. Es geht mir einfach um die Sichtweisen beider Seiten (wenn möglich).

  • Oh ja, ich kenne die Gegensicht.


    Ich probier’s mal mit systemischen Fragen. Z.B. die paradoxe: was kannst du tun, um das Problem schlimmer zu machen? (Mir fiele ein: Keine Absprachen treffen, keine Wünsche äußern, alles selber machen, keine Arbeit/Verantwortung abgeben, keine Fragen stellen, lästern, verschiedene Sichtweisen überhören, über Gehaltsunterschiede ärgern).


    Oder die Wunderfrage: Wenn sich die Situation zu 100% so gewandelt hätte, wie du sie dir idealerweise wünschst. Woran erkennst du das als erstes, wenn du morgen zur Arbeit gehst?
    ...

  • Naja ich glaub da gibt es zwei entscheidende Dinge:

    • An Förderschulen ausgebildete Lehrer sind oft genauso wenig auf die Inklusion vorbereitet, wie wir Regellehrer, nur von der anderen Seite her.
    • Teamteaching ist extrem anspruchsvoll, wenn man nicht gerade zufällig gleiche pädagogische Konzepte, kompatible Lehrerpersönlichkeiten und persönliche Symphatien hat. Leider wird man nicht darin ausgebildet, wie man Teamteaching professionell macht. Ich wurde es zumindest nicht und kenne auch keinen bei dem es der Fall war.

    Reibungspunkte gab es bei uns vor allem am Anfang, bis wir eine Art Geschäftsverteilungsplan gemacht haben, der die Erwartungen an alle Beteiligten geklärt hat.


    Ansonsten hab ich bisher die normale Bandbreite wie bei allen Kollegen erlebt. Von Teampartner Marke "teilnahmsloser Hospitant" bis zum echten Partner kam bisher alles vor. Das ist aber in reinen Regelschullehrerteams auch nicht anders. Klar, wenn der Verdienst unterschiedlich ist, ärgert man sich natürlich etwas mehr in schlecht funktionierenden Teams. Den Unterschied hat aber der Dienstherr verschuldet und nicht die Förderschullehrer.

  • Klar, wenn der Verdienst unterschiedlich ist, ärgert man sich natürlich etwas mehr in schlecht funktionierenden Teams. Den Unterschied hat aber der Dienstherr verschuldet und nicht die Förderschullehrer.

    Da gebe ich dir absolut Recht und das ist mir trotz meines Frustes auch bewusst.


    Den Geschäftsverteilungsplan muss ich mal anregen. Das ist wirklich etwas, das bei uns noch nicht so gut läuft. :-(


    Krabappel, wie habt ihr es denn geregelt? Erzähl mal ein bisschen. :-)

  • Ich halte mich raus :lach:


    Meine Erfahrung (Integration EH): nein, mit den Eltern reden brauchen Sie nicht. Nein, Kind rausnehmen bringt mir nichts. Nein, dass Sie hospitieren möchte ich nicht. Nein, selber hospitieren will ich auch nicht. Nein, teamteaching ist Quatsch. Förderplan ist schon fertig. Unterschreiben Sie mal hier, ob der sinnvoll ist, ist mir egal. Na gut, dann bringen Sie halt Literatur mit (die nie abgeholt wurde). Äh, wofür wolltet ihr nochmal die Integrationsstunden haben?


    Wenn ich noch mal ran muss, dann setze ich mich vorher mit dem Kollegen hin und verlange eine konkrete Aufgabenverteilung. Ich bin zu allem bereit, wenn der Kollege aber nur alles doof findet, dann darf er mich mal gernhaben. Ich bin weder für die Bezahlung zuständig, noch für Integrationsbedingungen, noch dafür, dass der Kollege Grundschullehramt gewählt hat. Entweder man macht’s Beste aus der Situation, oder man schmollt privat weiter. Es ist für Förderschulkollegen nicht immer schön, ihre Klasse abgeben zu müssen, durch die Gegend zu fahren, in fremdem Kollegium nicht willkommen zu sein, keinen Jackenhaken oder Kaffetasse zu bekommen. Zum Team gehören immer zwei :top:

  • Zitat

    Teamteaching ist extrem anspruchsvoll, wenn man nicht gerade zufällig gleiche pädagogische Konzepte, kompatible Lehrerpersönlichkeiten und persönliche Symphatien hat. Leider wird man nicht darin ausgebildet, wie man Teamteaching professionell macht. Ich wurde es zumindest nicht und kenne auch keinen bei dem es der Fall war.

    Mal unabhängig von der Inklusion:
    Warum muss man in Teamteaching (Teamarbeit) extra ausgebildet werden? In der Wirtschaft ist die Forderung nach Teamarbeit gängig und wird von jedem erwartet bzw. vorausgesetzt. Niemand wird dafür extra ausgebildet.
    Teamarbeit - und auch Teamteaching - heißt ja nicht, dass man nun immer alles zu zweit macht. Im Gegenteil: Teamarbeit ist regelmäßige Kommunikation (Absprache) und sinnvolle Arbeitsteilung. Dafür braucht es keine gleichen pädagogischen Konzepte und auch keine kompatiblen Lehrerpersönlichkeiten. Meine Meinung. Und persönliche Sympathien sind natürlich angenehm bei Teamarbeit und machen es auch leichter, davon darf man seine Arbeit aber nicht abhängig machen. Im Gegenteil: Es ist die hohe Kunst der Teamarbeit, auch bei Nicht-Sympathie im Team zu arbeiten.

  • Teamteaching kann wunderbar funktionieren, wenn beide Seiten die Chance bekommen, es täglich durchzuführen und nicht für 1-2 Stunden in der Woche. So macht Teamteaching für mich überhaupt keinen Sinn. Aber die Bedingungen sind nun mal miserabel, das wissen wir ja alle.


    Wenn sie da saßen, saßen sie meist in der Ecke hinten und haben "hospitiert". Die Klassenarbeiten habe ich konzipiert und sie wollten dann meine Arbeit abändern. Deshalb sollte diese ein paar Tage vorher fertig sein. Die Korrektur habe ich dann auch meist übernommen (allerdings auf eigenen Wunsch). Im Zeugnis sollte ich dann 10-12 Zeilen Bemerkung für ein Hauptfach schreiben.

    Dass Sonderpädagogen in der Ecke sitzen und hospitieren, ist mir noch nie passiert. Allenfalls stehen sie zunächst in einer Ecke, passen auf, dass die Schüler aufmerksam sind und sobald es in die Arbeitsphase geht, kümmern sie sich vorrangig um einige SuS im Speziellen. Aber auch um alle anderen Kinder.


    Dass du zuerst die Klassenarbeit konzipierst und der SoPä dann diese Klassenarbeit für SuS mit Förderbedarf umwandelt bzw. abändert, halte ich für ein absolut legitimes Vorgehen. Die Alternative wär, dass ihr euch zusammen setzt und die Arbeit gemeinsam konzipiert. Aber das bedeutet meiner Erfahrung nach deutlich mehr Aufwand. Wenn natürlich einzelne Schüler derart zieldifferent unterrichtet werden, dass sie überhaupt nicht am Lernstoff der anderen mitarbeiten, wäre es sicher gut, der SoPä würde sofort eine eigene Arbeit konzipieren. Dennoch kann es sinnvoll sein, diese Arbeit anzupassen an die Arbeit der anderen Kinder im weiteren Sinne.


    Mit wie vielen Stunden ist denn der Sonderpädagoge in deiner Klasse bzw. in deinem Unterricht?
    Zeugnisse für SuS mit Förderbedarf werden bei uns gemeinschaftlich bzw. in Absprache geschrieben. Ich erwarte nicht, dass der Sonderpädagoge, der die Schüler 1-2x Stunden die Woche sieht, alleine Zeugnisse schreibt.

  • Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber ich als kleiner A12er habe in meinen Augen mehr gearbeitet als die A13er und ja

    Ist bei uns ähnlich. Wir haben einen Sonderpädagogen, der macht top arbeit, ist immer da, richtig super, die beiden anderen sind... nun ja. So auf dem Level von i-Helfern.

  • Hier, ich, Sonderpädagogin im GL auch in Bonn. Ich kann auch von der anderen Seite berichten.


    Ich bin heute ein wenig auf Krawall gebürstet und möchte betonen, dass ich hier niemanden persönlich meine oder kenne!



    Ich bin mit voller Stelle an meiner Schule, unterrichte davon 4 Stunden alleine. Eigentlich Luxus für viele. Da ich aber für die gesamte Schule (etwa 60 Förderkinder in den Klassen 5-10) zuständig bin, fehlen mir die Stunden, um meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen.


    Ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen, die sich Gedanken um die Förderung ALLER SuS in ihrem Unterricht machen. Viele kommen auf mich zu, fragen nach Material, Unterstützung bei Elterngesprächen, Ideen und Tipps für Unterrichtsgestaltung, wie kann ich das Kind unterstützen, was kann es eigentlich leisten und was noch nicht?
    Dann habe ich Kollegen, die bei jeder verdammten Konferenz fragen, wer denn nochmal die Förderschüler in ihren Kursen sind :sauer: Ratet mal, wer sich darüber beschwert, dass man Textbausteine für die Zeugnisse braucht?
    Ich sehe es grundsätzlich und selbstverständlich als meine Aufgabe an, die Zeugnisse und Förderpläne für die Förderschüler zu schreiben. Ich komme da aber verflixt schnell an Grenzen, wenn ich die Schüler in nur einem Fach und auch nur in 2 Stunden pro Woche sehen? Ja was soll ich denn da schreiben? Daher ist es Aufgabe der Fachlehrer, das zu schreiben. Die machen den Unterricht und wissen, womit sich die Schüler beschäftigt haben. Ich stelle jedes Jahr Vorlagen und Beispielformulierungen zur Verfügung. Gefühlt liest die kaum jemand der meckernden Kollegen und schickt mir den letzten Rotz.

    und ja, das ist auch ein Druck auf die Tränendrüse und musste mir die Bewertungskompetenz unentgeltlich noch obendrein aneignen, um Zeugnis über meine Inklusionsschüler abzulegen.

    Würfelst du die Noten der Regelschüler? Bewertet wird anhand von Kriterien. Was hat der Schüler inhaltlich erarbeitet, was war Zielsetzung und wieviel davon hat er erreicht? Grundlegendes Handwerk ALLER Lehrer. Jammern ist da vollkommen unangebracht.


    Was ich den Kollegen anbiete:
    - Unterstützung im Unterricht, für alle Schülerinnen und Schüler, aber insbesondere für die Inklusionsschüler
    - gemeinsame Planung von Einheiten, die Anpassung an Förderschüler übernehme ich, muss dafür aber wissen, was wann dran ist
    - Klassenarbeiten: Das variiert, je nach meinen Stunden. Bin ich garnicht im Unterricht, erstelle ich keine Arbeit, weil ich nicht weiß, was der Schüler gemacht hat, welche Aufgabenformate er beherrscht etc. Bin ich nur 1/2 Stunden drin im Hauptfach, dann passe ich die Arbeit der Fachlehrer an. Manchmal bin ich aber 4 oder mehr Stunden dabei, dann erstelle ich die Arbeiten (zum Teil auf 4 Niveaustufen) selbst. Aber auch da brauche ich Vorlauf und könnte platzen, wenn ich Sonntag Abend die Vorlage für die KA am Montag Morgen bekomme. Korrigieren tu ich alles, was ich erstellt habe und schaue mir gerne auch an, was die Schüler in anderen Fächern fabrizieren.
    - Material: ich hab einiges zuhause, das ich gerne verleihe, ich suche aber auch gerne für euch nach passenden Sachen im Netz
    - Beratung: Klingt ganz hochtragend,ist es aber nicht. Manchmal sehe ich als Außenstehende nochmal anders auf Sitzordnung, Tischanordnung und Abläufe. Tipps für Methoden, oder passende Themen haben meist meine älteren Kolleginnen und Kollegen mehr als ich. Ganz häufig hole ich mir Anregungen bei denen :P
    Bei Elterngesprächen bin ich immer gerne dabei, weil die rechtlichen Grundlagen eher parat habe und insbesondere die Schullaufberatung da einige Fallstricke hat, auf die man achten sollte. Wenn Anträge geschrieben werden müssen, dann mache ich das. Unterstützung in der Berufsberatung, mach ich auch. Ich begleite die SuS zur Arbeitsagentur, mache die Praktikumsbetreuung, helfe bei der Suche nach Ausbildungsplätzen.
    Ich eröffne auch gerne kleine Fördergruppen. Insbesondere in den höheren Klassen, wenn z.B. in Mathe die Themen so weit auseinander gehen, dass gemeinsamen Unterricht nur noch sehr schwer bis garnicht möglich ist. An der ersten Schule herzlich willkommen, an der nächsten von der SL verboten.



    Unterm Strich mache ich nichts, was die Kollegen nicht auch machen. (Abgesehen von den Gutachten im Feststellungsverfahren) Ich bin aber dabei maximal abhängig von der Kooperationsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen. Manchmal scheinen die die Erwartungshaltung zu haben: super, ich brauch mich um die I-Schüler nicht mehr kümmern, oder: jetzt hab ich schon nen Sonderpädagogen und das Kind stört immer noch.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Ist bei uns ähnlich. Wir haben einen Sonderpädagogen, der macht top arbeit, ist immer da, richtig super, die beiden anderen sind... nun ja. So auf dem Level von i-Helfern.

    Ganz unabhängig von meinem oberen Beitrag: was macht der top Kollege denn genau?

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Würfelst du die Noten der Regelschüler? Bewertet wird anhand von Kriterien. Was hat der Schüler inhaltlich erarbeitet, was war Zielsetzung und wieviel davon hat er erreicht? Grundlegendes Handwerk ALLER Lehrer. Jammern ist da vollkommen unangebracht

    Wenn ich würfeln würde, wäre meine Arbeit nur ein Zehntel. Ich habe dieses Jahr zu 8 Kindern Bemerkungen in Hauptfächern und zu zweien in je drei Nebenfächern schreiben müssen. Dazu habe ich 100 Kinder, die ich in mehreren Fächern auch mit meinen Notizen bewerten muss. Und ich wurde nie geschult, das zu tun und habe lediglich durch meine 4 Jahre in der Grundschule eine halbwegs brauchbare Bewertungskompetenz in Kompetenzen erhalten. Denn Regelnoten basieren auf gezeigter Leistung. Klassenarbeiten die Hälfte. Die andere Hälfte Vorbereitung (Hausaufgaben, Plakate, Referate), Mitarbeit, Arbeit in den Stunden, Arbeit in Gruppen und Paaren. Es geht nicht um zu erwerbende Kompetenzen in erster Linie. Diese bei einem Förderschüler nachzuhalten ist mit erheblich mehr Zeitaufwand verbunden und kann bei der Klassengröße auch oft genug nicht geleistet werden, da mein Hauptgeschäft die Gruppe und nicht der Einzelne ist.

  • ...Es geht nicht um zu erwerbende Kompetenzen in erster Linie. Diese bei einem Förderschüler nachzuhalten ist mit erheblich mehr Zeitaufwand verbunden und kann bei der Klassengröße auch oft genug nicht geleistet werden, da mein Hauptgeschäft die Gruppe und nicht der Einzelne ist.

    Dann sag das den Kolleginnen. Setzt euch einmal zusammen (Stunde Zeit investieren) und sag, was du dir vorstellst. Dass sie z.B. die Förderkinder mal rausnehmen, eine Lernstandsanalyse machen und dann Zeugnisse tippen.


    Oder gar einen generellen Kooperations-Plan für die Schule aufstellen, an den sich Abordnungen zu halten haben.


    Und wenn du ihnen sagst, dass es dich ärgert, wenn jemand nur hinten sitzt, wirst du sicher auch hören, was die Kolleginnen denken und man kann hoffentlich einen konstruktiven Plan machen, was mit den verbleibenden Förderstunden sinnvollerweise gemacht werden soll.


    Was sind das denn eigentlich für Schüler?

  • Das frage ich mich jeden Tag. Die L Kinder sind oft die harmlosesten. Schlimmer sind die ESE Kinder, von denen es neben den 2 mit Förderstatus auch noch X gibt, die ihn nicht haben, aber dringend brauchen könnten. Dann Kinder, die sich nicht konzentrieren können, Flüchtlinge mit Traumata. Ist auf jeden Fall kein leichtes Brot, das wir da kauen.


    Die Tipps werde ich mal vorsichtig angehen. Danke.

  • Das frage ich mich jeden Tag. Die L Kinder sind oft die harmlosesten. Schlimmer sind die ESE Kinder, von denen es neben den 2 mit Förderstatus auch noch X gibt, die ihn nicht haben, aber dringend brauchen könnten. Dann Kinder, die sich nicht konzentrieren können, Flüchtlinge mit Traumata. Ist auf jeden Fall kein leichtes Brot, das wir da kauen.


    Die Tipps werde ich mal vorsichtig angehen. Danke.

    Gibt es eigentlich eine Untersuchung darüber, ab welcher Belastungsgrenze Lehrer Traumata erleiden?

  • Tut mir leid, wenn ich jetzt nochmal aus der anderen Richtung interveniere, aber ich habe schon das Gefühl, dass hier einige Dinge durcheinander geworfen werden.

    Wenn ich würfeln würde, wäre meine Arbeit nur ein Zehntel. Ich habe dieses Jahr zu 8 Kindern Bemerkungen in Hauptfächern und zu zweien in je drei Nebenfächern schreiben müssen. Dazu habe ich 100 Kinder, die ich in mehreren Fächern auch mit meinen Notizen bewerten muss. Und ich wurde nie geschult, das zu tun und habe lediglich durch meine 4 Jahre in der Grundschule eine halbwegs brauchbare Bewertungskompetenz in Kompetenzen erhalten. Denn Regelnoten basieren auf gezeigter Leistung. Klassenarbeiten die Hälfte. Die andere Hälfte Vorbereitung (Hausaufgaben, Plakate, Referate), Mitarbeit, Arbeit in den Stunden, Arbeit in Gruppen und Paaren. Es geht nicht um zu erwerbende Kompetenzen in erster Linie. Diese bei einem Förderschüler nachzuhalten ist mit erheblich mehr Zeitaufwand verbunden und kann bei der Klassengröße auch oft genug nicht geleistet werden, da mein Hauptgeschäft die Gruppe und nicht der Einzelne ist.


    Sorry, aber das höre ich ich als Sonderpädagoge in Abordnung immer wieder und frage mich stets, ob das ein Witz sein soll oder ernst gemeint ist?! Effektiv geht es doch in einem kompetenzorientierten Zeugnistext um folgende Dinge:

    • Was wurde gemacht?
    • Was konnte der Schüler/die Schülerin innerhalb der Themen leisten?
    • Was hat dem Schüler/der Schülerin Schwierigkeiten bereitet?
    • Welche Unterstützung war nötig und unter Umständen hilfreich?

    Da kommen dann in jedem Schreibprogramm ca. 7-9 Zeilen bzw. 900-1000 Zeichen (mit Leerstellen) raus. Wenn man zeiteffektiv vorgeht, kann man entsprechende Kompetenzen über Schlüsselwörter abstufen (selbständig, mit wenig/großer Unterstützung...usw.). Das sollte jeder Lehrer meiner Meinung nach hinbekommen.



    Dass sie z.B. die Förderkinder mal rausnehmen, eine Lernstandsanalyse machen und dann Zeugnisse tippen.

    Jepp.
    Ich bspw. bin zuständig für 15 SchülerInnen mit FSP:LE (Kinder mit anderem Förderbedarf gar nicht erst eingerechnet). Sollte ich jetzt innerhalb der letzten 2 Wochen vor den Zeugniskonferenzen 180 Zeugnistexte schreiben? (15 SuS x 12 Fächer, angenommen jeder Fachlehrer würde die Zeugnistexte auf den Sonderpädagogen "schieben").

    Das frage ich mich jeden Tag. Die L Kinder sind oft die harmlosesten. Schlimmer sind die ESE Kinder, von denen es neben den 2 mit Förderstatus auch noch X gibt, die ihn nicht haben, aber dringend brauchen könnten. Dann Kinder, die sich nicht konzentrieren können, Flüchtlinge mit Traumata. Ist auf jeden Fall kein leichtes Brot, das wir da kauen.

    Die "ES-Kinder" bekommen doch aber Zeugnisnoten, werden zielgleich unterrichtet (genau wie KME, SQ, HK...). Kindern den FSP:ES zuzuschreiben bringt effektiv gesehen kaum etwas, weil es an deren Beschulung (auch im Hinblick auf Zeugnisse) nichts bringt. Man hat es halt dokumentiert, kann mit den Eltern u.U. auf anderer Ebene sprechen, SPZ, KJP etc einschalten, Psychopharmaka empfehlen etc.. Dir als Lehrer "bringt" es aber erstmal nichts.



    Mir ist nach wie vor auch schleierhaft, wie Regelschullehrer denken und sagen können, dass die SuS mit Förderschwerpunkt die SuS der Sonderpädagogen wären?! Das sind EURE (oder besserenfalls: UNSERE) SuS. In euren Schulen wurden keine "kleinen Förderschulen" aufgebaut.

  • Hm. Wenn du zeiteffektiv vorgingest... :flieh:


    Der Punkt ist doch: es bedarf genauer Absprachen. In jedem System, vom Krankenhaus bis zur Autowerkstatt ist festgelegt, wer für welche Bezahlung welche Aufgaben übernimmt und wer wem welche Tätigkeiten zuweist.


    Nur im gemeinsamen Unterricht wurde das bisher versäumt. Theoretisch müssten die Schulleiter intervenieren, die wissen aber selbst nicht, wie das gehen könnte und halten sich raus. Ergo müssen die beiden, die am selben Kind rumdoktern sich einig werden. Da spielt die Schulart ne Rolle, das Bundesland, die Anzahl der Inklusionsstunden, der Förderbedarf, die Wünsche der Kollegen...

  • Sorry, aber deine Aussagen sind nichts Halbes und nichts Ganzes. Wenn es so leicht ist, zeiteffektiv zu bewerten, dann müssten 15 Schüler für dich kein Problem sein. In der Grundschule musste ich das für 25 machen. Was ich dir und allen Förderschullehrern zu Gute halten muss ist die absolut witzlose Zeit, die ihr in den Klassen sein könnt. Andererseits hat ein Nebenfachlehrer mit zwei Stunden in der Woche auch nicht mehr Zeit, um wirklich alle Schüler ausreichend beurteilen zu können.


    Ich habe 100 Schüler, die ich sechsmal im Jahr in Klassenarbeiten korrigiere. Der Zeitaufwand pro Schüler beträgt also je nach Jahrgang 30 bis 120 Minuten im Jahr. Ich nehme mir für die Zeugnisse der I-Kinder deren schriftliche Arbeiten vor und schaue, wie gut sie die Sachen konnten. Das könnte der Förderlehrer aber genauso machen. In den Nebenfächern kann man nicht von einer qualifizierten Beurteilung sprechen.


    Die ESE-Kinder sind zielgleich, aber sie machen mehr Arbeit als die "normalen" Schüler, was im Umkehrschluss bedeutet, dass bei genügend Gutachten in einer Klasse interveniert werden müsste. Es ist nicht leistbar für Einen die Regelschüler zum Abschluss zu führen, ESE-Schüler zur Ruhe zu bringen und Förderschüler mit der gleichen Aufmerksamkeit wie in der Förderschule zu betreuen und zu bewerten. Und es ist mir schleierhaft, wie du denken und schreiben kannst, dass in Regelschulen keine Förderschulen aufgebaut werden. Ich habe bereits in Klassen mit 3 I-Helfern gearbeitet und einer ist in den meisten I-Klassen bei uns Standard.


    Es sind meine Schüler. Sie werden in meiner Klasse tolerant behandelt und ich bringe meinen Schülern immer bei, dass jeder Jeck anders ist, sie werden im gleichen Stoff unterrichtet undi m Rahmen der Zeit gefördert und differenziert, aber sie gehören oft nicht an meine Schule, weil sie nicht in dem Umfang und in der Qualität beschult werden wie Schüler in Förderschulen.

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