Was Lehrer aus eigener Tasche zahlen

  • Meine Rede Morse!


    Ich versteh das Dilemma auch gut. Mir geht nur nicht in den Schädel warum man denkt « Ich protestiere indem ich selbst das Problem finanziell beseitige. ».
    Erst wenn die Schulen flächendeckend melden müssen, dass Unterricht kaum noch möglich ist aufgrund fehlender Arbeitsmittel wird das dem Steuerzahler auch bewusst und er tut was dagegen. Vorher nicht. Vorher bleiben die Privatgeldgeber-Kollegen die (das ist nicht böse gemeint) Deppen der Nation (weil sie eben ohne jegliche Verpflichtung eigenständig die Aufgabe des Schulträgers in die Hand nehmen und damit demselbigen die Verantwortung abnehmen).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • @ Morse: Oder weil sie das gut kompensieren können und keiner merkt, woran es eigentlich fehlt?
    Gedankenspiel (alles rein theoretisch): Ich habe nur 500 Kopien im Monat frei. Diese teile ich gut ein, arbeite viel aus dem Buch oder im Arbeitsheft. Kein Mensch merkt doch, dass es nur 500 Kopien im Monat gibt.
    Oder: Es gibt an der Schule keine Körperformen für den Geometrieunterricht, ich benutze also Teeschachteln als Quader und einen Ball als Kugel. Merkt wahrscheinlich wieder kein Mensch.
    Und Geld habe ich bis jetzt auch noch keins investiert - ich habe weder Kopien selbst bezahlt, noch einen Satz geometrische Körper gekauft...


    Wohingegen man ein marodes Schulhaus oder kaputte Toiletten deutlich sieht und als sich Eltern da bestimmt auch schneller beschwert. Lehrer beschweren sich sowieso selten, meiner Erfahrung nach versucht man eher, aus den Umständen das Beste zu machen.

  • Ich verstehe diese Annehme nicht ganz. Kannst Du mir das erläutern?
    Mir scheint Du meinst das so, dass Lehrer, wenn sie nicht ein Material selbst bezahlen, dieses in Überstunden selbst erstellen. Kann das sein?

    Überstunden eventuell oder im Rahmen der U-Vorbereitung. Wenn Das, was in der Schule ist nicht ausreicht, muss man ja irgendwas besorgen. Entweder ich mache selbst, oder ich verkürze die Arbeitszeit und kaufe etwas.


    Die Annahme, dass Kollegen, die etwas kaufen den Träger nicht auf den Mangel aufmerksam machen, Kollegen die nichts kaufen schon ist doch irgendwie Käse.


    Mir ist es egal, wer ausschließlich mit dem Schulbuch arbeitet. Dass ich dadurch einen Mehrwert habe, weil mein Arbeitgeber dann "denkt" oh, der Unterricht ist ja nicht so schön, nur mit Schulbuch. Da mache ich lieber was für Kopiervorlagen locker ist doch wirr :sterne:
    Also: warum hat Herr Meier einen Nachteil davon, wenn sich Frau Müller eine Klangschale oder Ruhrwerkstätten kauft?

  • Ich rechne andersherum. Ich kann nur eine bestimmte Arbeitsleistung bringen und dafür nur bestimmte Zeit investieren. Wenn jemand der Ansicht ist, durch ein Tablet könne ich den Wirkungsgrad verbessern (davon bin ich übrigens noch nicht überzeugt), kann er mir gerne eine Tablet hinlegen, für die Wartung des Gerätes sorgen und mich in dessen Benutzung fortbilden. Im Gegenzug darf derjenige dann auch sagen, wie ich die ersparte Zeit (wenn es diese dann wirklich gibt) für etwas anderes sinnvoll einsetzen soll.

    es geht aber um mich. Wenn ich meine Planung am PC machen und ausdrucken würde, müsste ich Änderungen, Verbesserungen etc notieren und einarbeitrn. So mache ich das im Unterricht nebenbei. Sprich ich spare Arbeitszeit, die ich dann entweder für etwas anderes aufwenden kann oder einfach frei mache, oder hier bin ;)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Diese Diskussion zeigt, dass wir diese Problematik (Lehrer zahlen ihren Unterricht aus der eigenen Tasche) auch in 10 Jahren noch haben werden und der Schulträger (als Verantwortlicher für die Lehr- und Lernmittel) lacht sich trotz Rekordsteuereinnahmen und Haushaltsüberschüssen ins Fäustchen. Schwarze und rote Nullen regieren das Land...


    Die einen zahlen selber, weil sie es "bequem" haben wollen, die anderen zahlen selber "weil die Kleinen ja nichts dafür können", wieder andere zahlen selber "weil es keinen etwas angeht", und noch wieder andere zahlen selber "weil sie diffenerenzieren, integrieren, inkludieren" oder was auch immer sollen. Und andere wollen "den besten Unterricht machen", wahrscheinlich, weil sie hoffen, von der Boulevardpresse demnächst als "bester Lehrer Deutschlands" gefeiert zu werden...


    Das wäre einmal ein Thema für die sogenannte "GEWwerkschaft", statt immer noch mehr Inklusion, Integration, Einheitsschule usw. zu fordern. Aber nein, da geht es ja "nur" um die Arbeitsbedingungen. Viel zu profan, kann man ja nicht die Welt mit retten...


    Je länger man in diesem Job ist, desto eher kommt man zu der Feststellung, dass man sich nur selber helfen kann. "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" sozusagen. Wir schon erwähnt: Meine jährlichen Ausgaben für schulische Dinge bewegen sich mittlerweile im zweistelligen Euro-Bereich. Und das sind nur Dinge, die mir selber einen unmittelbaren, pesönlichen Nutzen bringen. Nichts für die Schüler, die Schule, das Curriculum oder was auch immer...


    Gruß !

  • Nö. Ich schmeisse mein Geld doch nicht zum Fenster raus und bezahle freiwillig für die Verschlechterung meiner Arbeitsbedingungen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Fakt ist, dass der Schulträger niemals alle Voraussetzungen für materiell optimal ausgestattetes Lernen erfüllen kann, will und wird. Dafür fehlen letztlich die finanziellen Mittel, was auch daran liegt, dass die Länderhoheit über die Bildung eben auch deren Finanzierung bedingt. Diese wird dann vom Land gerne auf die Kommunen abgeschoben. Eine Stadt, die pleite ist, wird dann nur das Nötigste an Reparaturen und Renovierungen vornehmen können.

    Tut mir leid, ich kann das Gejammer über die "armen Kommunen" nicht mehr hören. Seit einigen Jahren haben sogar fast alle Kommunen Steuerüberschüsse (bis auf die ganz hoffnungslosen Fälle, die sowieso unter finanzieller Zwangsverwaltung stehen).


    Und: Ich habe noch NIE eine Kommune gesehen, egal wie "arm" sie ist, wo es nicht für ein schickes Rathaus mit einigermaßen moderner Ausstattung und / oder die neuesten "Spezi"-Projekte des Bürgermeisters / Landrats gereicht hätte. Es ist IMMER eine Setzung von politischen Prioritäten. Gut ausgestattete Schulen sind eben keine Karrierebeschleuniger für Berufspolitiker und garantieren auch nicht die Wiederwahl sondern sind zuallerst einmal Kostenfaktoren, an denen man die finanzielle Axt anlegen muss, wenn man in diesem Land politisch etwas erreichen will. So sieht die "Bildungsrepublik Deutschland" aus...


    Gruß !

  • Seit 10+x Jahren melden die Schulleiter unseres Bezirkes zurück, dass 50 Euro bei ständig steigenden Lehrbuchpreisen zu wenig ist. Das interessiert genau wen? Richtig niemanden. Auch Eltern haben wir schonmal mobilisiert... Veränderung gleich Null.


    Das betrifft aber auch unsere sehr maroden Toiletten, die jahrelang von Eltern und Schule angeprangert wurden. Wir haben keine neuen aus eigener Tasche gebaut, auch keine Chemieklos hingestellt und dennoch passierte jahrelang nichts. Als wenn es so einfach wäre.

  • Also mich wundert das. Hier in Russland, welches ja ein ärmeres Land als Deutschland ist, bekommen wir absolut alles von der Schule gestellt. Von Stiften bis hin zu Plätzchen und Tee für die Kinder.

  • Als Berufseinsteiger beschäftigt mich das Thema schon lange, auch weil es dazu scheinbar keine eindeutige rechtliche Grundlage gibt. Gerade in der Grundschule ist der Unterricht ja sehr materiallastig. Ich fragte dazu mal online eine bekannte Grundschulbloggerin und diese meinte, dass ein bestimmtes Budget für Neuanschaffungen von der Schule zur Verfügung gestellt werde, dass sie aber bei eigenen Interessen durchaus auch mal gerne aus eigener Tasche bezahle. Gerade mit Blick auf das Referendariat macht mich das schon etwas nervös, da man zu dem Zeitpunkt noch keine große Materialsammlung zur Verfügung hat und von einem erwartet wird, dass man mehr als reinen frontalen Buch- und Tafelunterricht macht.


    Hallo Lehramtsstudent,


    ich habe seit Beginn meines Referendariats mehrere hundert Euro aus eigener Tasche für diverse Materialien und didaktisches Rüstzeug (Glocke, Systemordner, Tischständer, Magneten, Laminiergerät, Folien, Druckerpatronen, Papier etc. etc.) ausgegeben. Theoretisch könnte ich auch alles in der Schule drucken, aber dort sind die Geräte zu oft im falschen Moment defekt und wenn ich am Abend noch Unterricht vorbereite, möchte ich mir den Stress nicht geben, am nächsten Morgen um den einzigen funktionierenden Drucker und die klapprigen Kopiergeräte zu kämpfen. Von allem zu wenig und zu schlecht. :(


    Und ja: Aus dem Buch unterrichte ich natürlich fast nie (nur mal im Notfall oder bei Vertretung), von daher muss man sich möglichst schnell eine methodisch-didaktische Grundausrüstung zulegen, wenn man nicht zufälligerweise Eltern hat, die Lehrer sind (soll ja durchaus häufiger vorkommen) oder einen Mentor, der einen hier massiv unterstützt - das kommt aber leider weit weniger häufig vor. :pfeifen:


    Ich hatte zwar vor Beginn des Refs schon etwas am Start, aber die Munition war sehr schnell verschossen und außerdem würde ich keine Stunde mehr so machen, wie ich das zu Beginn unternahm: Die eigenen Ansprüche steigen enorm schnell, was ich da als Praktikant z.T. für Stunden konzipierte, darüber kann ich nur noch milde lächeln. Aber ich will dir keine Angst machen - man wächst rein! Lässt dabei aber leider auch einige Euros auf dem harten Pflaster liegen. ;)


    der Buntflieger

  • Also mich wundert das. Hier in Russland, welches ja ein ärmeres Land als Deutschland ist, bekommen wir absolut alles von der Schule gestellt. Von Stiften bis hin zu Plätzchen und Tee für die Kinder.

    ...du vergisst dabei die Preise - das kostet in Russland ja auch quasi "nichts", im Vergleich zu Deutschland.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • In Russland nimmt der Staat auch dementsprechend weniger Steuern ein. Es ist alles eine Frage der politischen Prioritäten. Und ich sagte schon: Da steckt bestimmt der Putin dahinter...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Das mag in der Sek1 gehen, wo man dann die Kinder einfach seitenweise aus Büchern abschreiben lässt. Aber mit kleinen 6-Jährigen geht das eben nicht. Ist das so schwer zu verstehen? HH hat Lehrmittelfreiheit. 50 Euro (unverändert seit 10+x Jahren) darf man pro Kind ausgeben. Das hat in diesem Schuljahr die Folge, dass meine Klasse kein Englisch-Lehrwerk, keins in Sachunterricht hat. (Natürlich auch nichts in Religion, Theater etc) Es gibt zwei Ma-AH und ähnlich viele in Deutsch. Das wars. Mehr hast du nicht, mehr kriegst du nicht. Natürlich muss man dennoch mit mehr Material arbeiten. Und dann kommt eben das Abwägen. Gestalte ich mir selbst Material (welches ich dann wieder verwenden kann) oder nutze ich nur das AH. Das geht eben in der Grundschule nicht (EIS-Methode, bestimmt schonmal gehört)


    Hallo Anja82,


    in der Sek I ist es natürlich nicht mit "seitenweise aus Büchern abschreiben" getan. Das sind sonderbare Vorstellungen, die du da hast.
    Gerade in 5. und 6. Klassen ist der Unterschied zur Grundschule meines Erachtens marginal. Manch spielerisches Element entfällt sicherlich und die Inhalte werden weniger anschaulich (es reicht z.B. nicht mehr, Verben nur als Tätigkeitswörter zu vermitteln oder Nomen als das, was man anfassen kann etc.), aber Handlungsorientierung und methodische Vielfalt ist ganz oben auf der Agenda und ich als Referendar musste in dieser Hinsicht schwer aufrüsten (und eigenes Geld dabei ausgeben...).


    Leider gibt es in der Schule nur Grundausrüstung. Man sollte meinen, dass man für Stationenarbeiten/Gruppenarbeiten z.B. Tischständer und/oder Rollenkarten etc. als Berufswerkzeug in ausreichender Anzahl vorrätig halten müsste - wo das doch seit Jahren schon als die Alternative zum Frontalunterricht propagiert wird -, aber dem ist nicht so. Das muss man alles selber anschaffen. Die Betonung liegt auf MUSS! Wer sich weigert, der bekommt sehr bald ein oder zwei oder noch mehr Problemchen.


    Auch in der Sekundarstufe I ;)


    der Buntflieger

  • Das betrifft aber auch unsere sehr maroden Toiletten, die jahrelang von Eltern und Schule angeprangert wurden. Wir haben keine neuen aus eigener Tasche gebaut, auch keine Chemieklos hingestellt und dennoch passierte jahrelang nichts. Als wenn es so einfach wäre.

    Ich kann dir sagen, dass dann die Variante sie machen die dann, auch nicht besser ist. Haben sie dann bei uns gemacht, im kompletten Neubau ein Jahr keine Toiletten mehr, eben nur die sechs im Altbau und die für alle, nun sind die dafür eben hin. Aber was solls, ist ja nicht so schlimm und aus dem 2. Stock ganz runter bis ins Erdgeschoss und dann in den Altbau zur Toilette hat dazu geführt, dass eine Kollegin nicht mehr kommen konnte, denn als Gehbehinderte und mit Blasenschwäche ist dies leider nicht zumutbar.


    Und wen hats interessiert, das da Schwerbehinderten-Vertretung, Personalrat usw. auf der Matte standen. Genau, niemanden.

  • Leider gibt es in der Schule nur Grundausrüstung. Man sollte meinen, dass man für Stationenarbeiten/Gruppenarbeiten z.B. Tischständer und/oder Rollenkarten etc. als Berufswerkzeug in ausreichender Anzahl vorrätig halten müsste - wo das doch seit Jahren schon als die Alternative zum Frontalunterricht propagiert wird -, aber dem ist nicht so. Das muss man alles selber anschaffen. Die Betonung liegt auf MUSS! Wer sich weigert, der bekommt sehr bald ein oder zwei oder noch mehr Problemchen.

    Ehrlich gesagt habe ich die bisher bei uns noch nie gesehen und auch noch nie was von gehört, was soll das sein? Unsere Stationenarbeiten funktioniert scheinbar ganz gut ohne, also muss man ganz sicher nicht ;)


    Bei uns werden Stationen oft mit einer Klappnummer versehen oder einer Nummer, die an den Korb geklebt wird, falls die dazu sind.

  • Ehrlich gesagt habe ich die bisher bei uns noch nie gesehen und auch noch nie was von gehört, was soll das sein? Unsere Stationenarbeiten funktioniert scheinbar ganz gut ohne, also muss man ganz sicher nicht ;)
    Bei uns werden Stationen oft mit einer Klappnummer versehen oder einer Nummer, die an den Korb geklebt wird, falls die dazu sind.


    Hallo Susannea,


    sei froh, bei uns gibt es extremst ausgefeilte Tischständer mit tausenden Klammern, wo man dann sämtliche Tipp- und Differenzierungskärtchen befestigen kann. Man muss schließlich den ganzen laminierten Kram irgendwie sortiert bekommen am Platz.


    Es ist doch so: Wenn die anderen das machen und haben, sieht es etwas doof aus, wenn man selbst mit Pappkärtchen anrückt. Letztlich kann man natürlich mit genügend Geduld und Zeit auch alles selbst mit einfachsten Mitteln basteln - aber das ist nun nicht so mein Ding. ;)


    der Buntflieger

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