Deutschland verdummt, Schüler auf dem Niveau von Kleinkindern

  • Unsere Fünftklässler kommen mit immer weniger Kompetenzen zu uns. Ich meine auch diese Kompetenzen, die man deiner Meinung nach gar nicht zerstören kann.

    Interessanterweise wird dieses "biologistische Modell" von "angeboreren Komepetenzen", das von gewissen Verfechtern des Status Quo in der Bildungsideologie so vehement verteidigt wird, von derselben Ideologiegruppe in anderen Bereichen der Gesellschaft massivst abgestritten, Stichwort Genderismus...


    Ich halte Führung, Autorität und klare Rollenverteilung zum Beispiel durchaus für wichtig (je nach Alter der SuS mehr oder weniger). Es ist nur noch wichtiger, wer hier führt und Autorität beansprucht - und zu welchem Zweck.

    Natürlich. Alles anderes ist Alt-68er-Kinderladen-Pädagogik. Und die zestört im ersten Schritt die Kinder selbst und im zweiten die Gesellschaft. Winterhoff scheint einer der wenigen zu sein, die das erkennen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Im Großen und Ganzen denke ich, dass weder die Pädagogik noch wir Lehrer daran Schuld sind. Leider leben wir in einem Zeitalter der medialen und digitalen Revolution. Warum leider?...weil wir durch die einseitige und unreflektierte Nutzung das eigene Denken nicht fördern können. Ideale und Erfolgsgeschichten werden durch Instagram etc. geprägt. So haben Schüler ein vereinfachtes Bild von erfolgreich sein. Schüler sind nicht mehr in der Lage, vernünftige Sätze zu schreiben, mal was auszuprobieren oder gar Ideen zu entwickeln. Das Gegenargument, dass Lehrer dann halt einfach mal so ihren Unterricht digitalisieren funktioniert weder zeitlich noch praktisch, denn der Fokus liegt nunmal auf standardisierten Themen im Unterricht und in den Prüfungen. Was tun also? Die genaue Antwort kenne ich auch noch nicht, aber eins ist klar, den Lehrern kann nicht alles in die Schuhe geschoben werden, wenn es sich um ein Problem handelt, dessen Quelle unaufhaltsam ist.

  • ...ich weiß ja nicht, wieviel erfahrung du mit insta und dem netz generell hast, aber kreativ und gestalterisch sind unsere sus wie nochmal was. das netz und speziell insta ist ein ort, der sehr von ideen und ausprobieren lebt. das ist eigentlich das, was man da im gegensatz zum klassischen bücherlesen vor allem machen kann: selbst mittun, aktiv ausprobieren, sich austesten.


    das problem besteht imo eher darin, dass das netz sich immer mehr der durchkapitalisierten (gibt's das wort?) alltagsrealität anpasst und in der folge von vielen nur noch passiv konsumiert statt aktiv geschaffen wird.

  • Meiner Meinung nach nicht lesenswert. EIn Apologet der herrschenden Bildungsideologie mit Hang zum Lehrerbashing:



    Also alles beim Alten. Wenn's nicht klappt sind die Lehrkräfte schuld, können halt ihren Job nicht, diese Jammerlappen.


    Meiner Meinungs nach sind es genau solche Artikel die zum Niedergang des Bildungswesens in Deutschland mit beitragen. Und wenn das eine "Rezension" sein soll... "Kommentar" oder "Meinung" wäre bei dem Schreibstil angemessener. Mit welcher Note würde denn einer der hier anwesenden Deutsch-Kollegen so eine "Rezension" bewerten?


    Gruß !


    ps: Etwas zur Vita dieses Herrn Martin Spiewag:

    Zitat

    Ich habe Geschichte und Spanisch in Hamburg und Madrid studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert.

    https://www.zeit.de/autoren/S/Martin_Spiewak/index.xml



    Geschichte und Spanisch... aha, dann wird ja alles klar... eine echter Experte für das Ressort Bildung von zeit.de...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    5 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Ich fand Winterhoffs erstes Buch: "Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden" wirklich lesenswert. Ich habe da einige meiner Schüler und deren Eltern wiedergefunden. Weitere habe ich nicht gelesen.


    Nach den Rezensionen bei amazon greift Winterhoff in dem neuen Buch tatsächlich das Schulsystem an. Winterhoff, Precht, Schleicher und Co. machen alle den Fehler, dass sie meinen, sie kennen das Schulsystem. Diesen ist gemein, dass sie unzulässig bestimmte Ideen verallgemeinern und nicht den wahren Sinn von pädagogischem Handeln verstanden haben. Wahrscheinlich können das nur diejenigen verstehen, die tagtäglich die Pädagogik flexibel und passend anwenden müssen.

  • Grundsätzlich finde ich, dass "Eltern" durchaus auch ein gewisses Verständnis für Schule / das Schulsystem haben können. Das gilt auch für einen Psychiater, der sich vor allem mit Kindern/Jugendlichen beschäftigt.
    Darüber hinaus: er beschreibt die Ergebnisse des pädagogischen Handelns ... und da muss ich ehrlich sagen: von dieser Perspektive aus gesehen, muss dieses pädagogische Handeln kritisiert / hinterfragt werden, denn es läuft etwas allem Anschein nach nicht richtig. Dafür muss ich nicht die Feinheiten verstehen, nur sehen, was raus kommt.
    Ich finde, man darf das Schulsystem ruhig angreifen, es liegt eine ganze Menge im Argen ... und manche "Erkenntnisse" der Pädagogik der letzten Jahre ... will ich gar nicht anwenden müssen bzw. ich kann es gar nicht, weil die Grundvoraussetzungen fehlen (Klassenstärke über 30 ...).

  • Zum pädagogischen Handeln:
    Selbst wenn man eine bisschen Erfahrung hat, macht man nicht blindlings etwas Neues, sondern übernimmt nur das, was geeignet zu sein scheint und sich lohnt auszuprobieren. Das adaptiert man dann in schon vorhandene Strukturen. Man übernimmt letztendlich nur das für seinen Unterricht oder sein insgesamt pädagogisches Handeln, was die Unterrichtssituation und das ganze Setting verbessert.
    Mein Unterricht war vor 30 Jahren ein anderer als der jetzige. Doch nicht alles habe ich verändert, aber die Grundstruktur ist eine andere. Sowohl von der Struktur als auch von den Schülern her war es notwendig das ganze Setting weiterzuentwickeln.


    Den Sinn des Angriffs sehe ich darin, dass dann eine erneute Diskussion darum entsteht. Doch es werden eben zu viele Sachen verallgemeinert und es entsteht ein schräges Bild.

  • Diese Diskussion würde meiner Meinung nach nicht schaden. Dass in einer solchen Diskussion verallgemeinert wird und erst im Rahmen der Diskussion ein differenziertes Bild entsteht, erlebt man häufig (auch hier im Forum ;) ).


    Nebenbei: Mit 20-30 Jahren als Lehrer hat man viele verschiedene pädagogische "Modeerscheinungen" / Neuentwicklungen erlebt und bei aller "Freude" über etwas Neues den Wert des Alten nicht vergessen. Etwas problematischer ist es (und das habe ich auch schon erlebt), wenn Leute frisch von der Uni (oder auch Referendare im Seminar) nur eine Richtung kennen gelernt haben, weil die gerade angesagt war, und dann nichts Anderes mehr gelten darf (sei es, weil sie davon überzeugt sind, sei es, weil ihr Ausbilder das so will).
    Konkret: ich alter Sack habe noch überwiegend (erzählenden) Frontalunterricht "genossen". Und während das bei manchen Lehrern absolut furchtbar war, fand ich es bei anderen wiederum toll (weil die erzählen konnten, fesseln konnten, erklären konnten ...).
    Von daher war für mich diese Art des Unterrichts immer eine Option (auch wenn sie zeitweise verpönt war). Natürlich nicht ausschließlich - aber eben auch nicht ausgeschlossen.

  • Leider leben wir in einem Zeitalter der medialen und digitalen Revolution. Warum leider?...weil wir durch die einseitige und unreflektierte Nutzung das eigene Denken nicht fördern können.


    Oder, wie sich Platon schon im ausgehenden 5. Jh. v. Chr. ganz ähnlich äußerte:


    Vieles nun soll Thamus dem Theuth über jede Kunst dafür und dawider gesagt haben, welches weitläufig wäre alles anzuführen. Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe Theuth gesagt: "Diese Kunst, o König, wird die Ägypter weiser machen und gedächtnisreicher, denn als ein Mittel für den Verstand und das Gedächtnis ist sie erfunden." Jener aber habe erwidert: "O kunstreichster Theuth, einer weiß, was zu den Künsten gehört, ans Licht zu gebären; ein anderer zu beurteilen, wieviel Schaden und Vorteil sie denen bringen, die sie gebrauchen werden. So hast auch du jetzt als Vater der Buchstaben aus Liebe das Gegenteil dessen gesagt, was sie bewirken. Denn diese Erfindung wird der Lernenden Seelen vielmehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung des Gedächtnisses, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittelst fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden. Nicht also für das Gedächtnis, sondern nur für die Erinnerung hast du ein Mittel erfunden und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen nur den Schein bei, nicht die Sache selbst. Denn indem sie nun vieles gehört haben ohne Unterricht, werden sie sich auch vielwissend zu sein dünken, da sie doch unwissend größtenteils sind und schwer zu behandeln, nachdem sie dünkelweise geworden statt weise." (Phaidron, 274e-275b, Übersetzung: Friedrich Schleiermacher)


    Aber egal...

  • Ach @Meerschwein Nele du bringst mich doch immer wieder zum Schmunzeln mit deinen Beiträgen. :top:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es ist passiert - mir wurde das Buch "Deutschland verdummt" von Winterhoff (ungefragt) geschenkt.


    Ich werde es lesen und demnächst kurze Rückmeldung geben. Bin gespannt! ;)


    der Buntflieger

  • Hallo in die Runde,


    ich habe das Buch von Winterhoff "Deutschland verdummt" nun teils gelesen, teils gesichtet (weil viel Redundanz) und möchte folgendes kurzes Statement dazu abgeben: Es handelt sich um eine Streitschrift, die größtenteils auf persönlich-beruflichen Einschätzungen des Autors und ausgewählten Interviewabschnitten basiert; wissenschaftlichen Ansprüchen genügt das Buch nicht: Einige ernstzunehmende Quellen werden genannt, eine an gängigen wissenschaftlichen Standards orientierte Systematik ist jedoch nicht erkennbar. Ein Blick ins Quellenverzeichnis genügt, um sich hierüber zu vergewissern.


    Davon abgesehen ist das Buch gut lesbar, sehr klar und einfach geschrieben, jedoch teilweise von Redundanz geprägt. Einige Anregungen sind ebenfalls vorhanden und für Lehrer ist es recht erfrischend zu lesen, da diese überwiegend vor einer als grundlegend verfehlt bezeichneten Bildungspolitik vom Autor in Schutz genommen werden. Ein Zitat möchte ich hierzu abschließend anbieten.


    Mein persönlicher Eindruck ist der, dass Winterhoff mehr vom Schulwesen versteht als andere populäre Autoren (z.B. Precht oder Hüther), seine Darlegungen sind zwar ebenfalls stark zugespitzt und wirken polarisierend, allerdings auch deutlich substantieller und fokussieren auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Der Autor spricht hier sehr konkret und profitiert offensichtlich von seiner langjährigen Erfahrung als Kinder- und Jugendpsychiater. Kurzum: Er bezieht sich auf ein solides Modell der Persönlichkeitsentwicklung, wo andere Autoren eher im luftleeren Raum fabulieren. Entsprechend grenzt sich Winterhoff gleich zu Beginn auch deutlich (namentlich) von den genannten Autoren ab.


    Da das Buch ein nennenswertes öffentliches Interesse gefunden hat, dürfte es wohl einen gewissen Eindruck bei den kritisierten Instanzen hinterlassen haben. Ob dies nun konkrete Maßnahmen zur Folge hat, darf bezweifelt werden, da solche nur auf einem harten wissenschaftlichen Fundament erfolgen können und dieses fehlt Winterhoff. In dieser Hinsicht unterscheidet sich seine Schrift nicht von denjenigen anderer Autoren, die lautstarke öffentliche (und öffentlichkeitswirksame) Kritik am Bildungssystem Deutschlands geäußert haben.


    Hier nun das angekündigte Zitat:


    "Was passieren kann, wenn die Vorstellungen von Bildungspolitikern kritisiert werden, habe ich persönlich auf schockierende Weise auf einer Tagung von vierhundert Realschulrektoren erleben müssen. In Baden-Württemberg hatte gerade der Regierungswechsel zu Rot-Grün stattgefunden; nun waren zwei Vertreter der neuen Regierung anwesend, die die Schulleiter auf weitere Änderungen in ihrem Arbeitsfeld einstimmen sollten. Themen waren unter anderem das Vorantreiben der Inklusion und die Vorgabe, dass der Unterricht noch offener und freier als zuvor zu sein habe. Daraufhin meldeten sich mehrere Rektoren zu Wort: Diese Pläne würden sich nur unter dramatischen Qualitätsverlusten des Unterrichts durchführen lassen. Umgehend wurde der Ton auf dem Podium frostig, die Kritiker wurden ohne weitere Diskussion als autoritär und reaktionär diffamiert. Das abqualifizierende 'Dann bilden Sie sich gefälligst fort!' eines der Regierungsvertreter klingt mir heute noch in den Ohren."


    Michael Winterhoff: "Deutschland verdummt - Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut", S. 124 f.


    der Buntflieger

  • Ich lese auch gerade das Buch und es stimmt mich weiterhin nachdenklich. Besonders die kurzen Interviews sind es, die ich interessant finde.


    Es sollte, gerade bei jüngeren Kollegen, Pflichtlektüre sein.

  • Es sollte, gerade bei jüngeren Kollegen, Pflichtlektüre sein.

    Und warum?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Und warum?

    Weil es, meiner Meinung nach, einen anderen Blick auf Schule zeigt, wie er gegenwärtig (so erlebe ich es zumindest bei unseren Referendaren und Neulehrern) an Unis gelehrt wird. Und das kann nicht schaden. Es regt auch zum nachdenken an.
    Die vielen Fragen, warum denn die Fünftklässler mit immer weniger Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen ankommen, bleiben ja ständig unbeantwortet.


    Wenn man jung ist, sieht man sich noch voller Tatkraft und Tatendrang diesen unüberwindbaren Problemen gewachsen. Aber niemand möchte ja Lehrer nur auf Zeit werden.


    Ich hoffe, ich konnte deine Frage verständlich beantworten.

  • Die vielen Fragen, warum denn die Fünftklässler mit immer weniger Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen ankommen, bleiben ja ständig unbeantwortet

    Ich habe das Buch nicht gelesen, sondern nur das Interview mit dem Autor gesehen, das reicht mir aber. Ich weiß nicht, in welcher Parallelwelt der Gute lebt, aber er hat völlig unrealistische Vorstellungen davon, was in Grundschulen heute tatsächlich stattfindet. Insofern mag er die erwünschten Antworten geben, aber was soll man von Antworten halten, die auf falschen Vorstellungen fußen?
    Sollte man also als Junglehrer an weiterführenden Schulen dieses Buch tatsächlich lesen, empfehle ich ergänzend dazu unbedingt den Besuch einer real existierenden Durchschnittsgrundschule vor Ort!!!
    (auf dass es nicht noch mehr Oberschullehrer gibt, die sich mit einfachen Antworten aufgrund festgefahrener Vorurteile begnügen....)

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich habe das Buch nicht gelesen, sondern nur das Interview mit dem Autor gesehen, das reicht mir aber. Ich weiß nicht, in welcher Parallelwelt der Gute lebt, aber er hat völlig unrealistische Vorstellungen davon, was in Grundschulen heute tatsächlich stattfindet. Insofern mag er die erwünschten Antworten geben, aber was soll man von Antworten halten, die auf falschen Vorstellungen fußen?Sollte man also als Junglehrer an weiterführenden Schulen dieses Buch tatsächlich lesen, empfehle ich ergänzend dazu unbedingt den Besuch einer real existierenden Durchschnittsgrundschule vor Ort!!!
    (auf dass es nicht noch mehr Oberschullehrer gibt, die sich mit einfachen Antworten aufgrund festgefahrener Vorurteile begnügen....)

    Ich glaub das sofort. Wir Gymnasiallehrer klagen über das, was die Kinder alles von der Grundschule her nicht können ... aber ich glaube keine Sekunde, dass die Grundschullehrer auf der faulen Haut liegen würden. Die haben ganz andere Baustellen ...
    Aber von oben her (Ministerium) könnte man den Grundschulen wieder mehr Zeit für die Basics geben, statt gut gemeinte aber in der Wirklichkeit nicht so hilfreiche Projekte/Unternehmungen/Fächer vorzuschreiben (ich würde Englisch in der Grundschule wieder weg lassen und statt dessen in der Stunde, die man dann mehr hat, mehr daran arbeiten, dass die Kinder Subjekt und Verb - nicht unbedingt mit diesen Begriffen - sicher erkennen können ... davon hätte ich in Englisch auch was.)


    Ich hab den Autor übrigens auch nicht so verstanden, dass er die Grundschule kritisieren will, sondern das ganze System ... und noch mehr die ganze Gesellschaft.

  • Ich hab den Autor übrigens auch nicht so verstanden, dass er die Grundschule kritisieren will, sondern das ganze System ... und noch mehr die ganze Gesellschaft.

    Jein... er nimmt zwar auf den ersten Blick die Lehrer an sich in Schutz, stellt sie dann aber doch als hilflose Marionetten dar, die leider aufgrund der Vorgaben einen völlig falschen Unterricht machen (müssen). Und das ist nunmal -mit Verlaub- Quatsch. Ich kenne nicht einen Lehrer, der sagt: "Ich würde ja sooo gerne wieder gelenkt und frontal unterrichten, aber ich darf ja leider nicht..." (diejenigen, die der Meinung sind, dass das für sie und ihre Kinder richtig ist, machen das nämlich einfach und müssen da auch niemanden um Erlaubnis fragen)
    Klar sind die Vorstellungen, was Schule heute vermitteln soll andere als früher und ja, es wird viel mehr Wert auf Selbständigkeit, Differenzierung und Individualisierung etc. gelegt, aber von dem "autonomen Lernen", dass er für alles verantwortlich macht, sind die durchschnittlichen Grundschulen noch meilenweit entfernt. Klar gibt es einzelne Schulen, die in diese Richtung gehen und die werden dann in den Medien auch gerne mal als Vorzeigemodelle angepriesen, aber so wenige wie das sind, muss man sich schon fragen, wie die für die (durchaus richtig beobachteten) flächenddeckenden Schwierigkeiten verantwortlich sein können.


    Ich sehe hier dieselbe Gefahr, wie bei der unsäglichen Lese-durch-Schreiben-Debatte: es wird sich mit einfachen Antworten zufriedengegeben und niemand macht sich die Mühe mal hinzugucken, was denn wirklich passiert.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

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