Quereinstieg Referendariat Berufsschule mit Kind - Erfahrungen gesucht

  • Kann ja alles sein. Nur "einfach Gruppenarbeit" ist der Fachleiterin im UB zu wenig. Das hat sie exakt so gesagt. Und jetzt?

    Ob eine Gruppenarbeit einfach ist, kommt auf die Aufgabenstellung und das Produkt an, was dabei entsteht.

    Eine Methode um der Methode willen ist ganz fatal.

    Erst das Ziel der Stunde setzen, dann den IST-Zustand analysieren und dann die Methode wählen.


    Und ja die Fachleiter wollen immer gerne Methoden sehen, aber zumindest hier schauen Sie beim ersten UB insbesondere auf Lehrerpersönlichkeit, dein Auftreten, wie du generell mit den SuS klar kommst. Ob die Stunde überhaupt nen roten Faden und nen klaren Aufbau hat und sowas. Zumindest war das hier die Rückmeldung, worauf sie sich eigentlich in den ersten UBs fokussieren. Wenn diese Dinge keine Baustelle sind, dann redet man natürlich auch über anderes.

    (Meine FL waren da zum Glück entspannter, bzw. vertraten die Meinung, die Methode muss passen, sonst kann man es lieber sein lassen)

    Rest kann ich nur unterstreichen, deswegen ja mein Hinweis auf das einfache Setting, Einstieg - Erarbeitung - Sicherung/Auswertung.

    Struktur, klare Phasenübergänge.


    Und wenn die Klasse ein bestimmtes Defizit hat (Störer/Unruhe), dann kann ich auch sehr gut eine Stillarbeit rechtfertigen.


    Gerade ein Gruppenpuzzle hat schon ein ziemliches Niveau, weil jeder Schüler ein Experte sein muss. Da muss man die Schüler etwas für kennen um zu schauen, ob das klappen kann.

  • Und jetzt?

    Und jetzt atmest du mal tief durch.

    Im Grunde wurde schon alles gesagt, versuche, es nochmal in Ruhe zu lesen und zu verdauen. Und bezieh' vor allem nichts auf dich, hier geht es um eine Sache, namens "erst funktionierender, später guter Unterricht", nicht um deine Person.

  • Und jetzt atmest du mal tief durch.

    Im Grunde wurde schon alles gesagt, versuche, es nochmal in Ruhe zu lesen und zu verdauen. Und bezieh' vor allem nichts auf dich, hier geht es um eine Sache, namens "erst funktionierender, später guter Unterricht", nicht um deine Person.

    Tja - was soll ich sagen: Es hat viel besser funktioniert, als ich dachte. Und ihr.😉 Und ich bin daher super froh, es versucht zu haben. Ich habe zunächst die Methode erklärt und dann haben wir sie in der Doppelstunde auch durchgeführt. Dabei musste ich natürlich die einzelnen "Schritte" schon moderieren ("also jetzt bitte in die Expertengruppen"), aber es ging. Und sie haben auch die Inhalte erarbeitet. Das Einzige, was ich abgeändert hatte, war das "Ende": Statt sich am Schluss nochmal in den Stammgruppen auszutauschen über die Inhalte, hatten die Experten ihre Ergebnisse für alle vorgelesen. So haben auch alle alles mitgekriegt. Hier überlege ich noch, wie ich das am besten mache im UB. Man könnte ja auch am Ende in der Stammgruppe wieder die Ergebnisse verschriftlichen. Mir hat am Ende etwas Zeit gefehlt, aber wir haben auch nicht direkt anfangen können. Aber ich bin zufrieden. Sorge bereiten mir nach wie vor ein paar Rüpel - da ist allerdings eh die Frage, ob's besser läuft, wenn man jetzt die Gruppen nach Zufallsprinzip mischt oder sie unter sich lässt. Stören tun sie ohnehin...

  • Das freut mich für dich :top:


    Wie hast du denn gesichert?

    Eventuell bietet sich ein AB an, das man gemeinsam ausfüllt.

  • Tja - was soll ich sagen: Es hat viel besser funktioniert, als ich dachte. Und ihr.

    Das ist schön, was hat besser funktioniert als gedacht und woran hast du das erkennen können?


    Man könnte ja auch am Ende in der Stammgruppe wieder die Ergebnisse verschriftlichen.

    Ja, die Ergebnissicherung solltet ihr schriftlich haben. Ggf. Tafelbild vorbereiten, wie die Ergebnisse der Gruppen im Heft landen sollen.


    ...Sorge bereiten mir nach wie vor ein paar Rüpel - da ist allerdings eh die Frage, ob's besser läuft, wenn man jetzt die Gruppen nach Zufallsprinzip mischt oder sie unter sich lässt. Stören tun sie ohnehin...

    Das wäre EINE Variante, Gruppen anders zusammen zu setzen. Eine andere wäre, am Anfang noch nicht in Gruppen zu arbeiten;) oder andere Methoden der Prävention und Intervention anzuwenden.

    Falscher Schluss ist: Stören tun sie ohnehin, denn das soll natürlich abgestellt werden.

  • Dass es funktioniert hat, habe ich daran erkannt, dass in allen Gruppen die Arbeitsaufträge auf den vorbereiteten Laufzetteln bearbeitet wurden, bzw. am Ende auch was vorgetragen wurde. Allerdings musste ich nachfassen beim Erarbeiten, also rum gehen und darauf achten, dass was gemacht wird. Tatsächlich denke ich, dass die Störer tendenziell immer stören, bzw. weiß ich nicht, was ich mit denen machen könnte. Oder wie ein Leistungsstarker zu mir meinte:" Xy stören immer. Ob sie die in ihren eigenen Gruppen lassen oder dazusetzen. Die stören immer und machen nix."

  • Wie gehen denn die Kolleg*innen, die auch in dieser Klasse unterrichten, mit diesen Störern um? Kannst du die nicht mal fragen? Es wäre ja fatal, wenn solche Schüler dir deinen UB "versauen"!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Dass es funktioniert hat, habe ich daran erkannt, dass in allen Gruppen die Arbeitsaufträge auf den vorbereiteten Laufzetteln bearbeitet wurden, bzw. am Ende auch was vorgetragen wurde.

    das ist schon mal gut, ideal wäre, wenn nicht nur "irgendwas gemacht und vorgetragen wurde", sondern das, was es zu erlernen galt (Ziele)... Deine treffende Reflexion ist ein wesentlicher Teil der Stundenauswertung und -bewertung.

    ... Tatsächlich denke ich, dass die Störer tendenziell immer stören, bzw. weiß ich nicht, was ich mit denen machen könnte.

    "Immer" glaube ich nicht. Suche dir die Phasen raus, die gut liefen und frage dich, was da anders war.


    Es geht bei Umgang mit Fehlverhalten um eine Mischung aus Struktur und Klarheit sowohl in der Vorbereitung der Aufgaben (Regeln) als auch in der Überwachung der Einhaltung der Regeln durch Konsequenzen. Die Konsequenzen musst du dir passend zur Lerngruppe überlegen, am besten mit Kollegen abstimmen, schrieb auch schon jemand.

  • das ist schon mal gut, ideal wäre, wenn nicht nur "irgendwas gemacht und vorgetragen wurde", sondern das, was es zu erlernen galt (Ziele)... Deine treffende Reflexion ist ein wesentlicher Teil der Stundenauswertung und -bewertung.

    "Immer" glaube ich nicht. Suche dir die Phasen raus, die gut liefen und frage dich, was da anders war.


    Es geht bei Umgang mit Fehlverhalten um eine Mischung aus Struktur und Klarheit sowohl in der Vorbereitung der Aufgaben (Regeln) als auch in der Überwachung der Einhaltung der Regeln durch Konsequenzen. Die Konsequenzen musst du dir passend zur Lerngruppe überlegen, am besten mit Kollegen abstimmen, schrieb auch schon jemand.

    Die Aufgabenstellung jetzt war bewusst einfach gehalten worden, so dass ein Ergebnis wahrscheinlich war. Lediglich eine Teilaufgabe war komplexer. Da musste ich in der leistungsschwächsten Gruppe (mit den Störern) nachhaken. In der Gruppe konnte es einer, aber keiner der Störer...


    Tja, ganz ruhig war es nur, als wir hintereinander die Texte gelesen haben. Sie haben ihnen wohl gefallen. Ansonsten immer Gequatsche.

    Und ein Punkt ist schon, dass ich grundsätzlich überhaupt nicht weiß, welches Regelwerk mir als Referendarin zusteht. Und im UB dann z.B. Störer als Ultima Ratio rausschmeißen fände ich nicht so toll. Ich hatte schon die Idee, den Hauptstörer zu meinem persönlichen Assistenten zu machen. Natürlich könnte man sich auch generell für die Störer Aufgaben innerhalb der Gruppen überlegen, die sie vom stören abhalten. Der Hauptstörer hat übrigens einen Ausbildungsplatz sicher...

  • Erkundige dich bei Kollegen, ob es einheitliche Regelungen zum Umgang mit Störungen gibt (nach wie vielen Verwarnungen folgt was). Natürlich wird das auch im UB gemacht, das gehört zu den Aufgaben einer Lehrkraft! Da bist du als Referendar genau so in der Rolle zu erziehen wie jeder andere Lehrer auch.


    Privater Tipp: Hör auf deine Schüler mit "die Störer" zu betiteln, so bekommst du niemals ein positives Verhältnis zu ihnen... Wie oft hattest du sie schon, zwei Mal? Das ist ungefähr so wie wenn eine Klasse nach einer Unterrichtsstunde sagt, die Nervige kommt wieder... Jeder hat eine Chance verdient. Überleg dir lieber, womit du sie für dich und deinen Unterricht gewinnen kannst.

  • Erkundige dich bei Kollegen, ob es einheitliche Regelungen zum Umgang mit Störungen gibt (nach wie vielen Verwarnungen folgt was). Natürlich wird das auch im UB gemacht, das gehört zu den Aufgaben einer Lehrkraft! Da bist du als Referendar genau so in der Rolle zu erziehen wie jeder andere Lehrer auch.


    Privater Tipp: Hör auf deine Schüler mit "die Störer" zu betiteln, so bekommst du niemals ein positives Verhältnis zu ihnen... Wie oft hattest du sie schon, zwei Mal? Das ist ungefähr so wie wenn eine Klasse nach einer Unterrichtsstunde sagt, die Nervige kommt wieder... Jeder hat eine Chance verdient. Überleg dir lieber, womit du sie für dich und deinen Unterricht gewinnen kannst.

    Ist gerade mein Problem, dass ich nicht nur thematisieren will im Kollegium, wie ich mit "Störern" umgehe - daher habe ich Hemmungen da offen nach zu fragen ("Hat sie gerade mal 4 Stunden gehabt und fragt um Rat, wie mit Störern umgegangen werden soll.")


    Tja, aber die Mädels im Unterricht bezeichnen die Jungs selber als Störer. Heute meinte ein Mädel zu mir, die sich in der Expertengruppe mit denselben befand:"Ehrlich, man kriegt nix geschafft mit denen. Die stören nur und machen nie was."

  • Mag ja sein, dass diese Personen schon ihr Leben lang die Rolle des Störers inne haben. Versuch Mal hinter die Kulissen zu blicken. Warum ist das so? Das bringt dich viel weiter.

    Und Kollegen sind zum fragen, lernen und abgucken da! Nichts ist nerviger als ein Referendar, der alles irgendwie alleine versucht und nie das Gespräch sucht. Du hast doch sicher Mentoren?

  • Mal eine andere Frage: bringt dir der Austausch hier etwas?

    Der private Austausch schon über einige, die mich per privater Nachricht anschreiben und aufmuntern. Einige Kommentare von Usern hier öffentlich sind hingegen eher destruktiv...


    Ich suche mir das raus, was mir hilft, das Andere ignoriere ich. Ganz wie in anderen Foren auch.

  • Ich finde das interessant, denn von dir kam noch kein einziges "danke" oder "probier' ich mal", obwohl die Rückmeldungen ziemlich einheitlich waren. Ich würde das wirklich gern verstehen, weil ich Referendar*innen bei uns auch als eher "undankbar" (i.S.v. unverstanden?) erlebe. Da steht irgendwie das Seminar im Raum "wir sollen Methode X machen" und alles andere scheint vorbeizurauschen. Und ich will das gar nicht auf dich persönlich beziehen, ich würde es nur echt gern verstehen, da ich schon recht lang weg bin von diesem Anfang. Ich frage daher ernsthaft interessiert: Was braucht man für Hinweise am Anfang, was sagen dir Leute z.B. per PN Hilreiches?

  • Mag ja sein, dass diese Personen schon ihr Leben lang die Rolle des Störers inne haben. Versuch Mal hinter die Kulissen zu blicken. Warum ist das so? Das bringt dich viel weiter. (...)

    Das ist ein wirklich guter Hinweis, denn oftmals kann man SuS, die scheinbar schon auf diese Rolle des Störers festgelegt sind erreichen, indem man ihnen den Raum eröffnet eine neue, konstruktivere Rolle zu wählen und zu finden. Manchmal geht es beispielsweise einfach nur darum verzweifelt etwas Aufmerksamkeit zu erlangen und Störungen sind Teil eines Konzept, das sich zum Erreichen dieses Ziels bewährt hat, auch wenn solche SuS eigentlich etwas ganz anderes suchen als negative Aufmerksamkeit (die sie manchmal dennoch um jeden Preis zu erwirken suchen, mangels Optionen positive Aufmerksamkeit zu erlangen). Nicht alle kann man über so einen Ansatz natürlich "knacken" manche SuS aber schon und diese sind dir unendich dankbar, wenn du es ihnen ermöglichst in deinem Unterricht zu zeigen, dass sie so viel mehr zu sein vermögen, als nur "der Störer". Auch bei denen die du so nicht erreichst hilfst du dir, wenn du genauer zu verstehen suchst, was deren Motivation zu stören bzw. was das Ziel der Störung ist. Suchen sie die Anerkennung ihrer Peers? Ist ihnen langweilig infolge von Über- oder Unterforderung? Wollen sie vor allem deine Grenzen testen und ausreizen? Fühlst nur du dich gestört von deren Verhalten oder ist der Lernprozess von Mitschülern bzw. den Störern selbst gestört, unterbrochen oder gar verunmöglicht? (...)


    Als Referendar bist du Teil eines Teams. Nutz diese Ressourcen aktiv und bewusst, indem du den Mut entwickelst frühzeitig zu fragen (diejenigen, mit denen sich konstruktiv sprechen lässt in deinem Kollegium). Klär ab, welche Regeln prinzipiell in der Schule gelten (Schulordnung), welche in dieser Klasse gelten (KL) und welche Sanktionen in der Klasse eingeführt sind und funktionieren. Halte dich erstmal daran um herauszufinden, was wie funktioniert, ob es funktioniert (oder warum ggf. nicht) und was zu dir und deiner Art zu unterrichten passt. Nachdem du deine Art zu unterrichten noch nicht gefunden hast sondern erst am Entdecken bist, hilft es zu Beginn einfach das zu übernehmen, was KuK machen. Ganz nebenbei signalisiert man den SuS damit auch nonverbal, dass man im Kollegium an einem Strang zieht, sich austauscht etc. Manche SuS sind ehrlich überrascht wieviel solcher Gespräche im Hintergrund zwischen Klassenlehrkräften und Fachlehrkräften einer Klasse laufen und welche Konsequenzen sich daraus für sie ergeben können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • es ist ruhig, wenn ihr texte lest, weil ihr gerade texte lest. das ist ein seit klasse 1 eingeübtes verhalten: einer liest vor, die anderen halten solange die klappe. das machen sie dann immer, wenn einer liest. genau quatschen sie immer, wenn jemand ohne vorlesen was im plenum sagt. übung macht den meister, beim stören wie beim nicht-stören. es liegt an dir, das verhalten der gruppe zu ändern. das geht nicht von heute auf morgen. ich empfehle intensive und vor allem systematische arbeit am eigenen classroom-management (wo stehen, wann was wie sagen, klare aufgabenstellungen, schrittweise eskalation von konsequenzen, gezielte bestärkung gewünschten verhaltens, gespür für sozialstruktur der gruppe entwickeln blablabla) und 'abschauen' funktionierender praktien bei kollegInnen. das wird schon.

  • Ist gerade mein Problem, dass ich nicht nur thematisieren will im Kollegium, wie ich mit "Störern" umgehe - daher habe ich Hemmungen da offen nach zu fragen ("Hat sie gerade mal 4 Stunden gehabt und fragt um Rat, wie mit Störern umgegangen werden soll.")


    Tja, aber die Mädels im Unterricht bezeichnen die Jungs selber als Störer. Heute meinte ein Mädel zu mir, die sich in der Expertengruppe mit denselben befand:"Ehrlich, man kriegt nix geschafft mit denen. Die stören nur und machen nie was."

    Es ist im Gegenteil sogar extrem wichtig, dass man als Kollegen einheitlich agiert - wenn es denn einheitliche Regelungen gibt. Das habe ich unseren Referendaren auch gesagt, dass sie sich beim Klassenlehrer und den Kollegen informieren sollen, welche Regelungen gelten. Das ist kein Eingestehen von Schwächen, sondern Teil kollegialen Arbeitens - völlig abgesehen davon, dass man gerade als Anfänger viele Dinge nicht wissen kann, noch kein sonderlich großes Handlungsrepertoire hat. Und auch als "alter Hase" hat man zum Glück nie ausgelernt und stößt immer mal wieder an Grenzen und muss umdenken und ist dankbar für Anregungen von Kollegen. (Und wer als Lehrer meint, er könne und wisse schon alles....:daumenrunter: )

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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