Intrinsische oder extrinsische Motivation

  • Für ne 2 ne Mark, für ne 1 2 Mark. Allerdings hätte ich für ne 5 oder 6 auch bezahlen müssen (ist aber nie vorgekommen). Und fürs zeugnis wurden diese Beträge schlicht verzehnfacht... klar ist das ein Anreiz. Resultat bei mir - gute Leistungen,

    soso, wegen des Geldes hast du 1en geschrieben? Hätte es kein Geld gegeben, wärst du auf 3en und 4en abgerutscht?

  • aber in all seinen Vorlesungen Anwesenheitspflicht eingeführt hat, weil das ja so gut klappt :-)

    :lach2:


    Also mich haben die Veranstaltungen schon interessiert. Dass es da bessere und schlechtere gab ist klar, dann muss man aber auch eingestehen, dass nicht jeder Lehrer gleich fesselnd ist ;)


    Wenn ichs recht überlege, hängt die Motivation in der Schule nicht nur vom Fach sondern auch ganz entscheidend vom Lehrer und der Beziehung zu ihm ab. Wir hatten sehr beliebte Lehrer und gern besuchten Unterricht, bei denen wir allerdings nicht unbedingt automatisch mehr gelernt haben...

  • Wenn ichs recht überlege, hängt die Motivation in der Schule nicht nur vom Fach sondern auch ganz entscheidend vom Lehrer und der Beziehung zu ihm ab. Wir hatten sehr beliebte Lehrer und gern besuchten Unterricht, bei denen wir allerdings nicht unbedingt automatisch mehr gelernt haben...

    Logisch!
    Aber natürlich kann nicht jeder Lehrer seine Schüler mit seinem Charisma mitreißen.


    Ich zum Beispiel bin eine total langweilige Lehrerin, bin aber für die Schüler vorhersehbar. Ich sitze im Lehrerzimmer neben dem sexy Sportlehrer Herrn Müller, neben dem strengen Fräulein Schmitt und neben der mütterlichen Frau Meyer (Namen geändert ;) ). Wir alle, so unterschiedlich wie wir sind, schaffen es, unsere Schüler mal auf irgendeine Art zu motivieren. Oder sie dazu zu bringen, mal ihre Schulsachen mitzubringen...


    Schule ist so vielschichtig - Motivation ist nur ein Bruchteil davon.

  • Ich sitze im Lehrerzimmer neben dem sexy Sportlehrer Herrn Müller, neben dem strengen Fräulein Schmitt und neben der mütterlichen Frau Meyer

    hey, sind wir Kolleginnen? Die kenne ich alle! Und der Herr Müller erst... :P

  • Und jetzt los, ab an die Uni. Dort erklärst Du das dem Rheinland-Pfälzischen Didaktikguru, der intrinsische Motivation (uns reine Selbsterarbeitung) predigt, aber in all seinen Vorlesungen Anwesenheitspflicht eingeführt hat, weil das ja so gut klappt :-)

    Alternativ könnte ich ihn auch an unsere Schule holen, damit er mal echte Schüler sieht.


    Ich würde Geld dafür bezahlen, um zu sehen, wie er 90 Minuten lang Jaqueline, Joel, Justin, Mohammed, Zeynep, Lisa-Sophie, Irina, Viktor, Max und deren 20 Klassenkameraden gleichzeitig motiviert.

  • Alternativ könnte ich ihn auch an unsere Schule holen, damit er mal echte Schüler sieht.
    Ich würde Geld dafür bezahlen, um zu sehen, wie er 90 Minuten lang Jaqueline, Joel, Justin, Mohammed, Zeynep, Lisa-Sophie, Irina, Viktor, Max und deren 20 Klassenkameraden gleichzeitig motiviert.

    muss er nicht. Die sind ja alle so intrinsisch motiviert, dass er nurdas Material hinlegen muss und dann zusehen kann, wie die emsigen Bienchen arbeiten ;-)

  • Und wenn die nicht intrinsisch motiviert sind, dann ist der Lehrer Schuld. Hätte der seine Planung mal an den Schülern ausgerichtet und sie alle da abgeholt, wo sie stehen...


    Ich stelle also fest, wir alle arbeiten mit extrinsischer Verstärkung/Motivation.


    Ich würde tatsächlich auch oft gerne zu Hause bleiben, wenn ich trotzdem Geld bekäme. Oder nur die schönen Seiten des Berufs mitnehmen. Bei den unschönen Dingen motiviert mich mein Gehalt doch ganz schön morgens aufzustehen.


    Ich weiß, dass mein Sohn irgendwann nicht mehr das üben wird, was ich ihm sage. Vielleicht gehört das Üben/Lernen bis dahin aber einfach dazu, so dass er sich mit zunehmendem Alter damit leichter tut.


    Bei meinen Jugendlichen steht und fällt es wahrscheinlich wirklich auch mit der Beziehungsebene. Meine Klasse und ich haben eine super Beziehung und dementsprechend ist es ein Geben und Nehmen. Ich kann mich im vierten Jahr zu 99% auf sie verlassen. Heute bin ich krank und habe wegen Medikamenten gestern Abend verschlafen. Um 08:40 (8:10 fing meine Stunde) war in der Schule noch nicht aufgefallen, dass ich fehle. Später hat man sie arbeitend gefunden :engel: ...

  • Zwei Anmerkungen:


    a) Auch wenn es euch abgeht, dass SuS auch intrinsisch motiviert sein können, gibt es das doch und es ist an manchen Stellen durchaus sinnvoll, sich das zu Nutze zu machen. Wenn SuS aus unerklärlichen Gründen eine Aufgabe wundervoll finden, darin aufgehen und so ganz nebenei lesen, schreiben oder rechnen üben, werde ich sie nicht mühsam zu anderem extrinsisch motivieren, wenn es doch von selbst gut läuft.
    Aber nein, in der Regel kommen sie nicht wissbegierig und hoch motiviert zur Schule.
    Das könnte aber an Anmerkung b) liegen:


    b) Die Frage war u.a., ob Token-Systeme auch schaden können. Meiner Meinung nach ist das so.
    Mit jedem Smiley und jeder Verstärkung für ganz allgemeine Verhaltensweisen übt man mit den SuS, dass sie für alles eine Belohnung erwarten.
    Warum soll der Schüler eine Aufgabe übernehmen, wenn hinterher keine weitere Belohnung erfolgt?
    Muss sich der Schüler an Regeln halten, wenn es im Anschluss dafür keine Gratifikation gibt?


    SuS sind nicht mehr gewohnt, eine Aufgabe die ihnen übertragen wird, auszuführen. Sie kommen mit "kann ich nicht" und "hilf mir" zur Schule und offenbar wird ihnen vor der Schule sehr häufig vieles abgenommen und erleichtert, wenn sie sich nur dumm genug anstellen.
    Dabei kann ich unterscheiden zwischen Kindern, die wirklich nicht können, weil sie krank sind/ beeinträchtig sind/ eine andere Einschränkung haben und anderen, die gar nicht erst beginnen, weil sie wissen, dass ihnen dann eine erwachsene Person die Arbeit (= Anstrengung) abnimmt. ((... erlernte Hilflosigkeit aus der Erfahrung heraus, nur genug jammern zu müssen, damti man alles ohne Anstrenung geschenkt bekommt).
    (Alternativ gibt es auch solche Kinder, die nichts beginnen und anfassen, weil ohnehin nach 10sek. eine Übermacht darüber wacht, die Betätigung entwendet mit dem Hinweis auf Alter, Gefahren, Perfektion, Schmutz etc.) (... erlernte Hilflosigkeit aus der Erfahrung heraus, nichts zu dürfen und nichts zu können).
    Da Spielzeuge wenig Anstrengung und Übung brauchen, die Kinder überall hin getragen und gefahren werden ... entsteht die Bereitschaft zur Anstrengung gar nicht erst und ist nicht ausgebildet, sodass Schule dann als Überforderung enden muss und "kann ich nicht" nicht nur "Masche" ist, sondern tatsächliches Unvermögen.
    Dem begegnet man womöglich mit extrinsischer Motivation und Token-Systemen, verstärkt darüber aber dann wieder die Anspruchshaltung ("Was kriege ich dafür?")


    M.E. gehören dann Anmerkung a) und b) zusammen: wer Hilflosigkeit aus dem einen oder anderen Grund erlernt, und das scheinen mir immer mehr Kinder zu sein, ist wenig intrinsisch motiviert, da die Selbsttätigkeit nie erfahren wurde

  • Sprechen wir jetzt von den ganz normalen Hausaufgaben oder von zusätzlichen Übungen, die du dir so ausdenkst? Hausaufgaben sind hier nicht verhandelbar und werden zuverlässig und zügig ausgeführt. Dafür verschone ich meine Kinder aber auch mit Zusatzaufgaben.

  • FLIXE: Sowas kenne ich. In meinem 2. Schulpraktikum sollte ich mal eine 4. Klasse, in der ich nur wenige Male zuvor hospitierte, beaufsichtigen, da die Klassenlehrerin/Konrektorin einen Termin hatte und fragte, ob ich dies übernehmen könne. Die Klasse arbeitete in der Stunde ganz ruhig und selbstständig in ihrem Deutsch-Arbeitsheft. War schön anzusehen, da es auch Klassen gibt, die bereits im normalen Unterricht eher unruhig sind - erst recht in einer Vertretungssituation.

  • Sie kommen mit "kann ich nicht" und "hilf mir" zur Schule und offenbar wird ihnen vor der Schule sehr häufig vieles abgenommen und erleichtert, wenn sie sich nur dumm genug anstellen. ...
    (Alternativ gibt es auch solche Kinder, die nichts beginnen und anfassen, weil ohnehin nach 10sek. eine Übermacht darüber wacht, die Betätigung entwendet mit dem Hinweis auf Alter, Gefahren, Perfektion, Schmutz etc.) ...
    M.E. gehören dann Anmerkung a) und b) zusammen: wer Hilflosigkeit aus dem einen oder anderen Grund erlernt, und das scheinen mir immer mehr Kinder zu sein, ist wenig intrinsisch motiviert, da die Selbsttätigkeit nie erfahren wurde

    So nehme ich das auch wahr. Viele Kinder machen auch die Erfahrung, dass das, was sie leisten, nie genug ist, sie sollen immer noch erfolgreicher sein, noch mehr glänzen. Deshalb begeistern sie sich lieber nicht sichtbar für irgendwas. Es bleibt dann nicht ihr Thema, sondern wird sofort von den Erwachsenen gekapert, die dann die Führung übernehmen wollen und echt penetrant sein können.


    Ich weiß, dass mein Sohn irgendwann nicht mehr das üben wird, was ich ihm sage. Vielleicht gehört das Üben/Lernen bis dahin aber einfach dazu, so dass er sich mit zunehmendem Alter damit leichter tut.

    Glaub ich nicht.


    Du nimmst ihm systematisch die Möglichkeit, sich für seinen Schulkram selbst zuständig zu fühlen und stolz auf seine Arbeit zu sein. Und du legst ihm täglich nahe, dass Lernen etwas Unangenehmes ist und dass er es ohne dich nicht gut genug macht. DAS killt die Motivation nachhaltig.


    Kinder erzählen in den ersten Schuljahren von allein ganz viel von der Schule, wollen zeigen, was sie können, haben Lust, manches Thema zu vertiefen, mal mit, mal ohne Eltern. Es ergeben sich ganz viele Chancen, ihnen etwas anzubieten, auch jenseits von aktuellen Schulthemen, bei dem sie ihre Feinmotorik, das Lesen oder Rechnen üben können und etwas von der Welt erfahren. Warum sollte man einem Kind, bei dem es in der Schule soweit läuft, die Führung aus der Hand nehmen und ihm die Freude verderben? Mir echt unbegreiflich. Hätte ich meinen Kindern niemals angetan.

  • Meine Rede! Das sehe ich ganz genauso.
    Kinder, bei denen alles soweit normal läuft, würde ich in den ersten Schuljahren daheim nie mit einem Tokensystem und zusätzlicher (von Mama verdonnerter) Übung triezen. Das kann nach hinten losgehen. Der Erstklässler freut sich noch über seine Aufkleber, der Drittklässler ist genervt von Mamas täglichen Zusatzaufgaben und verweigert irgendwann jegliche Übung, gerade dann wenn’s vielleicht nötig wäre.

  • Oder wenn es ganz blöd läuft, macht das Kind in der Schule gar nichts mehr, weil Mama ( sie ist es meistens) alles mit ihm zu Hause macht. „Wir machen gerade das und das“ ist ein öfter mal gehörter Satz von Elternseite :daumenrunter:

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Oder wenn es ganz blöd läuft, macht das Kind in der Schule gar nichts mehr, weil Mama ( sie ist es meistens) alles mit ihm zu Hause macht

    Ja. Solche Kinder kenne ich auch.
    Kein Wunder, wenn das Kind morgens müde in den Seilen hängt, wenn Mama des Nachmittags 3 Stunden Zusatzprogramm absolviert oder sogar die gleichen AH noch einmal ausfüllen lässt.


    Auch immer wieder gern genommen: Es wird vorab schon mal geübt, was in einem halben Jahr erarbeitet wird und dann Thema ist, das Kind erwartet dann aber am kommenden Tag, dass die Lehrkraft sofort die gestern zu Hause geübten Aufgaben anbietet.


    Tatsächlich gibt es aber auch Kinder, die zu Hause mit den Geschwistern Schule spielen oder die unbedingt nach weiteren Aufgaben fragen, weil sie so gerne rechnen o.a. DIE sind dann im besten Fall intrinsisch motiviert und ich kann verstehen, dass Eltern ihnen ihre Wünsche erfüllen.
    Manchmal eine Gratwanderung.

  • Auch wenn es euch abgeht, dass SuS auch intrinsisch motiviert sein können, gibt es das doch und es ist an manchen Stellen durchaus sinnvoll, sich das zu Nutze zu machen.

    Palim, du musst hier aber auch schon differenzieren, aus welchem Bereich die Diskutanten kommen (ich zum Beispiel aus der BBS mit Unterrichtseinsatz vor allem in der BF und im BVJ). Mir geht es nicht ab, dass SuS intrinsisch motiviert sein können, aber ich versichere dir, dass du intrinsische Motivation in meiner Schülerschaft seltener finden wirst als bei dir in der Grundschule.


    Ansonsten gebe ich dir aber mit deinen Ausführungen vollkommen recht.

  • ... Um 08:40 (8:10 fing meine Stunde) war in der Schule noch nicht aufgefallen, dass ich fehle. Später hat man sie arbeitend gefunden :engel: ..

    schön! Wie wunderbar :)
    Und woran liegt's? Wenn's die Gummibärchen waren- alle Achtung.



    Du nimmst ihm systematisch die Möglichkeit, sich für seinen Schulkram selbst zuständig zu fühlen und stolz auf seine Arbeit zu sein. Und du legst ihm täglich nahe, dass Lernen etwas Unangenehmes ist und dass er es ohne dich nicht gut genug macht. DAS killt die Motivation nachhaltig.


    Kinder erzählen in den ersten Schuljahren von allein ganz viel von der Schule, wollen zeigen, was sie können, haben Lust, manches Thema zu vertiefen, mal mit, mal ohne Eltern.

    jaaa, ganz genau. Das schulische auf-und-nieder-Heft-raus-Heft-rein-Essen-raus-Essen-rein-Zackzack ist genau das, was Kinder lieben. Nie jammern sie morgens über Bauchweh, weil sie alle die Schule freudig erwarten. Aber die Mutter, die mit ihrem Kind schreiben übt, weil in der Schule kaum noch geschrieben wird und die Kinder es schlicht nicht lernen, die macht ihr Kind psychisch kaputt. Böse Mamas.

  • Ah ok. Jetzt sind wir dabei, komplett überzogen zu antworten.
    Magst du vielleicht nochmal nachlesen, was oben geschrieben wurde? Von psychisch kaputt war überhaupt keine Rede.


    Und in welche Schule gehen denn deine Kinder, dass da im Anfangsunterricht nicht mehr geschrieben wird, wenn es ja anscheinend doch ständig heißt: „Zack, Hefte raus“? Was passiert dann mit den Heften?


    Mich wundert, dass die Emotionen hochkochen. Wahrscheinlich weil sich jeder hier auch als Mutter sieht und ggf. auf den Schlips getreten fühlt?

  • Geben tuts die - vor allem die alleinerziehenden Väter (ja, die gibts).
    Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke... ich hab mir fast nie "Hilfe geholt", das einzige was btw mein Vater mal getan hat, war Vokabeln abgefragt. Und das wars dann auch schon.


    Je nach Kind ist diese "Hauaufgabenbetreuung" auch nicht wirklich notwendig.. Ja gut... Gymnasium, ich hab leicht reden... aber mal ehrlich, haben die Mütter eurer SuS denn so viel Bock auf sowas, und können sie es überhaupt? Und haben sie da überhaupt Zeit für?
    Ich kenne weit mehr Fälle, wo eben gar keine Interaktion im Sektor Hausaufgaben stattfindet, sondern die Kids das gefälligst alleine machen.


    Wobei die Motivation zu guten Leistungen durch irgendwie geartete Belohnungen nicht zwingend verkehrt ist. So lernt das Kind "Leistung bringt was", und das sollte es auch. Wenn Leistung nichts bringt, will man auch nichts leisten. Leisten um des Ackerns Willen ist eine Seuche dieser Ausbeutergesellschaft, die endlich verschwinden muss.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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