Bewertungsfrage

  • du musst benoten in ziffern? von der sinnhaftigkeit mal abgesehen, kann man da doch einfach strikt nach lehrbuch vorgehen: noten brauchen einen standard.


    der ist entweder für alle gleich, z.b. dein lehrplan,


    oder eben individuell, z.b. ein individueller förderplan.


    dann kann man abgestuft benoten, in welchem maß der standard - welcher auch immer - erreicht wurde und dafür eine ziffer vergeben.


    die zuordnung ziffer/leistung erfolgt dabei nach allgemeinen, vordefinierten kriterien, z.b. ob mitarbeit mit einließt oder ob jemand, der weiß, was er wissen muss, eine 4 oder eine 2 hat. (bei uns eine 4.)


    wenn du vorher keine kriterien für jede notenstufe definiert hast, is das jetzt doof, aber dann würde ich das eben jetzt nachholen und dann benoten. geht es dir um die diskussion passender krierien? willst du erfahrunsgberichte hören?

  • Ich unterrichte an der Förderschule L, zwar Mittelschule (edit: Mittelstufe) aber ich hatte auch schon Oberstufe und psychisch krank sind bei mir auch einige, auch mit offizieller Diagnose.
    Von daher: Ich gebe meist "pädagogische" Noten - erkennbarer Ehrgeiz? Talent? Erträglichkeit des Kindes? Und aktuelle Leistung, verglichen mit sich selbst und der Klasse. Gewagte Sache- meine Noten haben aber so gar nichts mit einem erkennbaren Raster zu tun...



    PS An meiner Schule, an der ich seit 2 Jahren bin, gibt es gar keine Noten. Insofern beziehe ich mich hier auf die Vergangenheit.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    2 Mal editiert, zuletzt von laleona ()

  • Auch ich finde eine Bewertung schwierig, Grundlagen dafür gibt es ja nicht erst seit diesem Schuljahr.


    Wenn der Schüler ein Problem im Schriftlichen hat, hätte auch ich einige Fragen und Ansätze, hinsichtlich der Vermeidungsverhaltung bzw. möglicher Ansätze, angefangen bei Überprüfung des Sehvermögens, weiter über motorische Schulung, Verkürzung der jeweiligen Aufgabe auf ein Mindestmaß, das erreicht werden muss etc.
    In der Regel kann man davon ausgehen, dass SuS mit FöB L nach der 4. Klasse einigermaßen schreiben und lesen können. Dann sind sie 10 oder 11 Jahre alt.


    Dein Schüler ist 13 und kann es immer noch nicht. Da beginnt dann schon eine Einschätzung, ob es ein Förderbedarf GE ist
    und je älter die SchülerInnen sind, desto schwieriger ist vermutlich das Abwägen, ob er/sie nicht kann oder nicht will.


    Die nächsten Fragen wären, ob es einen Nachteilsausgleich oder etwas ähnliches bei euch gibt hinsichtlich "Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen", ob er festgesetzt wurde, ob sowas in einer FöS L möglich ist und greift.
    Dann könnte es "Ersatzleistungen" geben, der Schüler müsste die Leistungen ggf. nicht oder nur in Teilen schriftlich erbringen, dafür aber konsequent mündlich.


    Zum Problem zwischen den KollegInnen:
    Mir gefällt nicht, wenn eine Kollegin eines 1stündigen, überwiegend mündlichen Faches zu SuS in meiner Klasse allgemeine Äußerungen trifft, von meinen Absprachen und Vorgehensweisen bei derartigen Schwierigkeiten aber womöglich keine Kenntnisse hat.
    Ich würde zumindest nachfragen, auf welchen Bewertungsgrundlagen die Leistungen zu Stande gekommen sind.


    Für mein eigenes Fach würde ich eine klare Entscheidung treffen, ob es eine Gewichtung zwischen schriftlich und mündlich geben soll und mich daran halten, wenn es unbedingt Noten sein müssen und du sie verteilen sollst.
    Dass es dazu auch Ausnahmen geben kann (s.o.), ergänzt den Grundsatz.


    Am Ende musst du für deine Noten gerade stehen und sie für ihre.
    Wenn man ein halbes Jahr lang die Verweigerung toleriert, finde ich es wenig transparent, am Ende eine 4 oder 5 dafür zu geben.

  • Verkürzung der jeweiligen Aufgabe auf ein Mindestmaß, das erreicht werden muss etc.

    es ist sicher lieb gemeint, aber du hast keine Ahnung, auf welchem Niveau wir uns bewegen.


    Dein Schüler ist 13 und kann es immer noch nicht. Da beginnt dann schon eine Einschätzung, ob es ein Förderbedarf GE ist

    nein, die beginnt hier nicht, ich stelle seit 10 Jahren Förderbedarfe fest und das ist hier auch nicht das Thema


    und je älter die SchülerInnen sind, desto schwieriger ist vermutlich das Abwägen, ob er/sie nicht kann oder nicht will.

    Wenn man nicht mal anfängt, dann will man nicht.


    Mir gefällt nicht, wenn eine Kollegin eines 1stündigen, überwiegend mündlichen Faches zu SuS in meiner Klasse allgemeine Äußerungen trifft, von meinen Absprachen und Vorgehensweisen bei derartigen Schwierigkeiten aber womöglich keine Kenntnisse hat.

    dann musst du aber Grundlagen schaffen, auf denen deine Kollegen handeln können, Notenaussetzung o.ä. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du Schüler einfach nichts machen lässt. Oder findest du, ich sollte einmal die Woche reingehen und das Kind Lego spielen lassen, weil die KL das so richtig findet?



    Dann könnte es "Ersatzleistungen" geben, der Schüler müsste die Leistungen ggf. nicht oder nur in Teilen schriftlich erbringen, dafür aber konsequent mündlich.

    schrieb ich schon weiter oben, darum hätten sich SL und KL kümmern müssen und ich werde es jetzt anregen.


    Für mein eigenes Fach würde ich eine klare Entscheidung treffen, ob es eine Gewichtung zwischen schriftlich und mündlich geben soll ...

    es geht nicht um mündlich/schriftlich, sondern um mitmachen/nichtmitmachen. 40 min. trödeln und dann drei mündliche Beiträge bringen. Kein Plakat gestalten, kein Puzzle bearbeiten, das alle machen, sondern das Kreuzworträtsel auf der nächsten Seite lösen. Nicht das Kreuzworträtsel, das alle machen, sondern das Puzzle auspacken. Nicht die Karten ausschneiden, die alle ausschneiden, sondern das Getränk verschütten.



    ...
    Wenn man ein halbes Jahr lang die Verweigerung toleriert, finde ich es wenig transparent, am Ende eine 4 oder 5 dafür zu geben.

    kann mich nicht erinnern, dass ich was von ignorieren geschrieben hätte.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn man nicht mal anfängt, dann will man nicht.

    Ich denke, diese Aussage ist speziell (aber nicht nur) an einer Förderschule etwas gewagt.


    Kl.gr.Frosch

  • die ist selbst am gym sehr oft einfach falsch. fast immer kann man nicht, wenn man über längere zeiträume gar nicht macht. warum auch immer, ursachen (nicht gründe...) gibt es da viele mögliche. insofern wäre ich da an einem förderzentrum mit entsprechend belastetetn sus sehr vorsichtig. mal mit der pubertät angefangen...


    die freundin meiner mutter hat z.b. ein depressives kind und ist selbst depressiv. die können beide phasenweise genau nichts, und leiden drunter wie die hunde. und das würde man beim kind von außen bei einer stunde kontakt in schulischem kontext pro woche nie im leben (!) vermuten.

  • Ich finde es in solchen Fällen auch immer sehr schwer, eine Beurteilung zu geben, umso mehr, wenn es eine Zeugnisnote werden muss und ich weiß, dass eine ernsthafte Beeinträchtigung die Ursache ist.


    Mir hat v.a. in Bezug auf Kinder mit Behinderungen und psychischen Störungen das Werk „Herausforderndes Verhalten vermeiden“ von Bo Hejlskov Elevén geholfen. Ein Satz ist mir sehr im Gedächtnis geblieben: „Kinder, die sich richtig verhalten können, verhalten sich richtig.“


    Ich habe vor einiger Zeit angefangen, ein Musikinstrument zu lernen. Seitdem kann ich viel besser nachvollziehen, wie schwache Schüler sich fühlen. Ich ertappe mich dabei, Stücke, von denen ich mich überfordert fühle, gar nicht erst anzufangen zu üben. Ich schiebe es so lange auf, bis es zu spät ist, und überlege dann, ob ich die Stunde absage. :autsch:
    Exakt so machen es schwache Schüler. Sie fangen aus Versagensängsten (begründet oder unbegründet) gar nicht erst an und werden schlimmstenfalls schulabstinent. Und während ich erwachsen, selbstbewusst und zu Selbsterkenntnis fähig bin, kann ich rückmelden, wo es hakt, und um Anpassung bitten, während der Schüler/die Schülerin das nicht kann und entsprechend vor sich hin leidet, während wir ihn/sie für "faul" oder "provokant" halten und ihm das so auch zu verstehen geben.


    Das hilft Dir aber jetzt vermutlich auch nicht weiter, Samu. Gibt es bei Euch auch Teamsitzungen oder Zeugniskonferenzen? Wenn ja: Dort kannst Du herausfinden, wie die übrigen Klassenteammitglieder u.U. schon seit Jahren verfahren und entsprechend mitziehen - oder Deine Bedenken vorbringen und andere Ansätze vorschlagen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • so much yes. also wirklich. wer sich richtig verhalten kann, der verhält sich auch "richtig". so gut wie nie entscheidet sich jemand, der genaus gut sich hätte richtig verhalten können, bewusst und "absichtlich" für das falsche. schon gar nicht ein pubertierender mit dem sozial-emotionalen entwicklungsstand eines kleinkindes.

  • Danke dafür keckes und Jule13!


    Aus meinem Ref mitgenommen, aber anders formuliert:
    Jedes noch so merkwürdige Verhalten eines Kindes macht für das Kind Sinn.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Hm, irgendwie reden wir aneinander vorbei. Ihr dürft natürlich gern, wenn's beruhigt, aber müsst mir nichts über psychische Erkrankungen erzählen oder den Umgang damit, es muss auch niemand das Kind verteidigen, seid unbesorgt, es leidet nicht unter meiner eisernen Härte, wenn ich erwarte, dass es mit der Arbeit zumindest beginnt. Ich rede mit ihm natürlich auch anders als über ihn hier unter Kollegen. Ich hoffte, dass jemand in einer ähnlichen Situation Verständnis und ggf. einen praktischen Vorschlag zur Bewertung hat, die halbwegs vertretbar ist. Bis auf Laleona kennt offenbar keiner das Problem und das ist auch nicht schlimm, ich werde eine Lösung finden. Danke fürs Mitdenken jedenfalls :)


    Edit: was ich mitnehme, ist, dass es genauer Festlegungen für diesen Sonderfall bedarf, über die sich Klassenkonferenz o.ä. beraten muss. Zwischen Tür und Angel irgendwas zuzurufen ist nicht ausreichend. Dies wäre zwar Aufgabe der KL gewesen, aber was soll's.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Doch, ich kenne das Problem. Bloß eine Lösung habe ich dafür nicht. Meine Schulleitung ist da rigoros: Keine Leistung => 6,wenig Leistung => 5, obwohl wir alle wissen, dass das wenig zielführend ist. Aber wir sind auch eine Regelschule, und wenn das Kind nicht zieldifferent ist, habe ich keine Wahl.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Es ERSCHEINT dir so, als kenne niemand dein Problem.
    DU ALLEIN weißt um das Niveau, das sprichst du uns anderen ab, ohne die Erfahrung anderer einschätzen zu können.
    Bei deinen Antworten frage ich mich, was du denn gerne hören möchtest.
    Aber vielleicht helfen dir unsere Antworten zumindest, deine eigene Meinung und Argumentation deiner Kollegin gegenüber zu schärfen.


    Das Kind kennen wir alle nicht, deine KollegInnen auch nicht, aber so wirklich anders als anderswo wird es nicht sein.


    Wenn ich ein Fach habe, in dem ich mit den SuS lesen und schreiben möchte und ein Kind das nicht kann, dann frage ich, ob ein Unterstützungsbedarf oder Nachteilsausgleich vorliegt ... oder warum eben nicht.
    Tatsächlich ist unser System so klein, dass ich es für alle Klassen wüsste.


    Gefragt wurde, ob das Kind überhaupt schreiben und lesen KANN.
    Wenn es das Kreuzworträtsel an einem Tag verweigert, am anderen Tag aber ohne Hilfe bewältigt, liegt keine Schwierigkeit im Lesen und Schreiben vor. Es ist dann deutlich, dass dieses Kind die Fähigkeiten hat, die es für die Aufgaben benötigt. Dann verweigert es zwar die entsprechende Mitarbeit im Schriftlichen, weil er etwas anderes tut, als angesagt, aber nicht generell alles Schriftliche.


    Für den eigenen Unterricht, und sei es nur eine Stunde, setze ich selbst die Maßstäbe. Das ist mühsam, wenn die KL andere hat, da muss man zumeist einen Kompromiss finden.
    Wenn aber deutlich ist, dass die schwache Leistung nicht auf das Unvermögen, lesen und schreiben zu können, zurückzuführen sind, kommt man mit einem Nachteilsausgleich für diesen Bereich nicht weiter.


    Es wäre dann wichtig, hinsichtlich des Leistungsvermeidungsverhaltens oder des ausweichenden Verhaltens Maßnahmen zu ergreifen, die transparent sind und als Bewertungsgrundlage mit herangezogen werden, sofern das nach den Richtlinien des Bundeslandes erlaubt ist - bei uns ist es das.


    Die Frage lautete: ein Schüler verweigert die Beteiligung an unterrichtsbezogenen Aktivitäten, wenn er etwas beiträgt (ca. 5 von 45 min.) ist es gut, was er sagt. Wie könnte das realistisch bewertet werden.

    Ich würde eine Note für aktive Mitarbeit geben, die schlecht ausfällt, wenn der Schüler sich nur 5 von 45 min aktiv beteiligt,
    und eine inhaltliche Bewertung vornehmen, die besser ausfällt, weil die Antworten, die gegeben werden, gut sind.


    Schriftliche Kontrollen bewältigt er, in dem sich einer dazu setzt und beim Schreiben hilft.

    Kann der Schüler NICHT ausreichend lesen/ schreiben und es besteht ein entsprechender Nachteilsausgleich, zählen die gegebenen und notierten Antworten.
    Kann der Schüler SELBST lesen + schreiben, würde ich mich nicht einmal dazu setzen, sondern die eigene Leistung erwarten und diese dann auch entsprechend bewerten.
    Willst du es individuell bewerten, kannst du ggf. verschieden Arbeiten verteilen oder festsetzen und kommunizieren, zu welchem Anteil du eine Bearbeitung erwartest.


    Meiner Meinung nach braucht es an einer Schule einen Katalog an Möglichkeiten und Maßnahmen, mit Schülern entsprechend zu verfahren, wenn sie bestimmte Leistung nicht erbringen oder entsprechendes Verhalten nicht zeigen. Gemeinsames Vorgehen ist besser, als es allein im Unterricht umsetzen zu müssen.
    Sicherlich kann man diskutieren, was überhaupt möglich ist, und sicherlich ist das individuell, es einfach laufen zu lassen und das Kind zu ignorieren, halte ich allerdings für keine sinnvolle Maßnahme.

  • Vorweg zur Diskussion oben eine kleine Bemerkung: "Hinter jedem Verhalten steht ein Bedürfnis!" Das kann auch ein vermeidendes Verhalten sein.


    Samu, ich kann deine Ausführungen gut nachvollziehen. Mir fehlen jetzt die konkreten Optionen, die du in deinem Bundesland hast. In meiner Tätigkeit an der Förderschule haben sich die Zeugnisse stetig geändert. Auch hatte ich nicht immer L-Schüler. Deshalb schreibe ich dir einfach mal ein paar Gedanken, du filterst raus, was du gebrauchen kannst.


    - Im L-Zeugnis wird in Bayern (mein Bundesland) der individuelle Lernfortschritt gewertet. Es wirkt, als ob dein Schüler den Lernfortschritt hat, da die mündliche Beteiligung passt. Also wohl sehr guter bis guter Fortschritt. Praktische und schriftliche Leistungen werden ungenügend erbracht. Das wäre für mich dann ein befriedigender oder ausreichender Lernfortschritt.
    - Notengebung 2 für gutes Wissen in deinem Fach. Dazu dann die Verbalbeurteilung: Die Note basiert auf mündliche Leistungen. Schriftliche und praktische Leistungen wurden auch auf Aufforderung hin, nicht erbracht.
    - Note 4 oder 5: Der Schüler zeigte bei direkter Ansprache ein Wissen um den Stoff, brauchte sich aber schriftlich und praktisch nicht ein.
    - keine Benotung in dem Fach: Aufgrund er mangelnden praktischen und schriftlichen Beteiligung konnte kein umfassendes Leistungsprofil erhoben werden, so dass in diesem Schuljahr keine fundierte Notengebung möglich ist.

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