Gesamtschule: Bildung zum Discounterpreis?

  • Du bist also der Meinung, das alles, was ich oben geschrieben habe, nicht der Wahrheit entspricht? Obwohl Du sowohl in einem anderen Bundesland als auch an einer anderen Schulform arbeitest?

    Falls du mich damit meinst: Mein Beitrag ist doch gar nicht auf die von dir beschriebenen Arbeitsbedingungen, sondern lediglich auf den etwas gefärbten Blick auf die Gymnasien bezogen. Ein Blick in Stella zeigt recht schnell, dass auch für die Gesamtschulen eine Reihe von A14 und A15-Stellen ausgeschrieben sind, deren Stellenprofil kaum Unterschiede zu den Stellen an Gymnasien aufweisen. Und ja, ich kenne beide Systeme ganz gut.

    Ich finde, dass die geringe Summe nicht aus der Luft gegriffen ist.

    Und dass diese Summe aus der Luft gegriffen ist, wurde hier bereits nachgewiesen. Es passt natürlich nicht zum Eigenbild, dass man es an Gesamtschulen so viel schlechter hat als auch den anderen Schulformen.

  • Ach komm. Was ich hier schreibe hat keinen "Impact". Was zeit.de an "Wahrheiten" verbreitet schon. Das kannst du dir in deiner "Qualitätsmedien"-gläubigen Welt schön reden wie du willst...

    Nur der Vollständigkeit halber: Mal wieder mit keinem Wort auf die Kritik eingegangen, sondern einfach was neues unbelegtes rausgehauen. Interessant, dass du an die "Qualitätsmedien" ganz andere Ansprüche stellst als an dich selbst.

  • ...Am Ende steht dann die Frage, von wessen Förderung die Gesellschaft langfristig eher profitieren...

    Autsch, aber okay, wie willst du das berechnen? Den Wert von Menschen? Und wie die langfristigen Kosten von denen, die gesellschaftlich abgehängt werden?


    Und der überdurchschnittlich intellektuell begabte Mensch langweilt sich sowieso durch die Schulzeit. Wenn du allen gerecht werden willst, musst du mehr differenzieren, nicht mehr trennen und gleichsetzen.

  • Am Ende steht dann die Frage, von wessen Förderung die Gesellschaft langfristig eher profitieren. Einerseits gibt es die breite Mitte, die das System tragen, andererseits eben auch die Leistungsspitze, die das System stärken, innovieren und führen.

    Ein schönes einfaches Weltbild. Von der Leistungsspitze wird das System also gestärkt, beispielsweise von den Vorständen der Deutschen Bank, von Reichen, die ihr Geld im Ausland lagern etc. Von der Mitte der Gesellschaft eher nicht, also z.B. von Polizisten, Krankenpflegern, Reinigungskräften...


    Die Überlegung alleine finde ich schon nicht zulässig. Ich bemesse den Wert eines Menschen doch nicht daran, ob das Gesellschaftssystem davon am meisten profitiert. Das ist eine extrem kapitalistische Denkweise, die wenig mit einem erstrebenswerten Gesellschaftsystem zu tun hat.

  • ...Entscheidend ist doch da weniger, ob man das Kind "Hauptschule", "Gesamtschule" oder "Schule für ganz besondere Kinder" nennt. Bildungsferne Schüler in sozial schwachen Einzugsgebieten, da sind soziale Probleme vorprogrammiert - auch wenn es Leute gibt, die zu denken scheinen, dass sich etwas daran ändert, wenn man der Schule ein neues Namensschild verpasst.

    Nein, diese Leute gibt es nicht. Offenbar scheinen aber manche Leute zu denken, dass es reicht, die Augen ganz fest zuzumachen. Dann gibt es bis in alle Ewigkeit das Altsprachliche, für den interessierten Zahnarztsohn, die Realschule, für das Mädchen aus gutem Hause und die Hauptschule, für den handwerklich begabten Metzgersohn. Das schmuddlige Fabrikarbeiterkind geht nach Klasse 4 ab:zahnluecke:


    Bei meiner Mutter war das übrigens so: knapp 50 Kinder in der Klasse, die Kinder saßen so nach Beruf der Eltern getrennt im Raum, dass es auch Neunjährige geschnallt haben, wer welchen Status hat. I have a dream, dass das mal anders wird.

  • Ok. Dann eben falsch abgeschrieben. Die Realität dahinter bleibt dieselbe.

    Und irgendwie auch wieder schön zu sehen, warum der Mangel allerorten bestehen bleibt: Solange sich die Lehrerschaft untereinander vor lauter Neid und Missgunst zerfleischt, freuen sich die Ministerien.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • ...

    Und irgendwie auch wieder schön zu sehen, warum der Mangel allerorten bestehen bleibt: Solange sich die Lehrerschaft untereinander vor lauter Neid und Missgunst zerfleischt, freuen sich die Ministerien.

    Lehrer haben da sicher den geringsten Entscheidungsanteil...

  • Klar kann man dann sagen: "Karl-Heinz, bearbeite dann schon einmal das Zusatzblatt!"

    Hihi - ein Mathecrack namens Karl-Heinz. Der wirds nicht leicht haben während seiner Schulzeit...

    Hier auch. Kleinstadt in NRW. Gebäude der auslaufenden Hauptschule wurde komplett saniert (ja, wirklich alles NEU gemacht, was musste, nicht nur renoviert). Wir haben in JEDER Klasse und jedem Fachraum ein Smartboard hängen und jeder Jahrgang hat einen Klassensatz Tablets. Zusätzlich zwei sehr gut ausgestattete Informatikräume.

    Die Realschule vor Ort, die deutlich höhere Anmeldezahlen hat, ist miserabel ausgestattet. Gebäude wie bei euch und technisch Lichtjahre von der Ausstattung der Sekundarschule entfernt. Das Gymnasium hat ebenfalls kaum nennenswerte Medienausstattung und Renovierungsstau.

    Und wieder mal Wasser auf meine alte Mühle: Die vollkommen überholte und darüber hinaus auch sinnlose Trennung zwischen Schul- und Sachaufwandsträger gehört abgeschafft. Wer die Musik bestellt, soll sie auch bezahlen. Und kein Schulleiter sollte mit irgendeinem zum Bürgermeister gewählten Metzger oder Schornsteinfeger über die Ausstattung von Schulräumen verhandeln müssen. Nichts gegen Metzger!

    Aber so ist es halt (in NRW) - diejenigen, die nichts auf die Reihe bekommen und das zum Großteil auch nicht wollen, werden gefördert bis zum Umfallen und die Leistungsspitze darf sehen, wo sie bleibt.

    Ach ja, sechzig Jahre SPD-Herrschaft lassen sich halt nicht so einfach abschütteln. SOLIDARITÄÄÄÄT!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Aber so ist es halt (in NRW) - diejenigen, die nichts auf die Reihe bekommen und das zum Großteil auch nicht wollen, werden gefördert bis zum Umfallen und die Leistungsspitze darf sehen, wo sie bleibt.

    Die Leistungsspitze macht das Spiel mit, bis sie ihr Hochschulsstudium mit einer weltweit gesuchten Qualifikation fertig hat (Arzt, Ingenieur, ...) und wandert dann aus (jährlich verlassen so knapp 200.000 Hochqualifizierte das Land). Denn.... die sind ja nicht blöd...


    https://www.nzz.ch/meinung/deu…nd-abwanderung-ld.1464988


    Gruß !

  • Die Leistungsspitze macht das Spiel mit, bis sie ihr Hochschulsstudium mit einer weltweit gesuchten Qualifikation fertig hat (Arzt, Ingenieur, ...) und wandert dann aus (jährlich verlassen so knapp 200.000 Hochqualifizierte das Land). Denn.... die sind ja nicht blöd...


    https://www.nzz.ch/meinung/deu…nd-abwanderung-ld.1464988

    Ah, Qualitätsjournalismus der NZZ?


    In dem Text geht es zunächst hauptsächlich darum, dass die gut ausgebildeten Menschen abwandern, weil im Ausland ein viel höheres Gehalt gezahlt wird. Da steht zunächst einmal nichts, dass die Leute abwandern, weil sie das Bildungssystem für zu schlecht halten (was auch absurd wäre, denn sie selbst haben ja massiv von diesem Bildungssystem profitiert). Beim Vergleich der Abgabenlast auf Einkommen ist das Anschauen der reinen Prozentzahlen immer einfach. Meisten (eigentlich immer) fehlt aber die Untersuchung, was der Gegenwert für diese Last ist. Die Amerikaner sind z.B. eher nicht dafür berühmt, besonders tolle soziale Absicherungssysteme zu besitzen.


    Neben ein bißchen Bashing auf sozial schwächere (Zitat: "Die Besserverdienenden subventionieren die Bezieher von Sozialleistungen einschliesslich der Zuwanderer." - Damit hat die NZZ offenbar zum ersten Mal ein Solidarsystem entdeckt) und dem für die NZZ obligatorischen Hinweis auf faule Flüchtlinge, die nicht arbeiten wollen (oder vielleicht auch gar nicht dürfen, da dies für Asylbewerber leider kein Selbstläufer ist) finde ich in dem Kommentar keinen Hinweis auf irgendwas relevantes für dieses Thema. Vermutlich ist die unterstellte Abwanderung "Bauchgefühl", oder?

  • Also ich finde einen schweizerischen Blick auf deutsche Verhältnisse immer wieder erfrischend.


    Und: Das Lesen ausländischer Presseerzeugnisse ist in Deutschland weder anrüchig noch strafbar.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hihi - ein Mathecrack namens Karl-Heinz. Der wirds nicht leicht haben während seiner Schulzeit...

    :klatsch: Eigentlich sollte man sein Baby wieder so nennen. Die Zeiten von Paul, Anna und Marie sind langsam durch.


    Nur Justin, Jason und Celine haben nach wie vor Hochkonjunktur. Zumindest bei uns hier unten am Bodensatz.

  • @samu: Ich bin mir sicher, dass unsere Enkelkinder Udo, Horst, Manfred, Gisela oder Ingeborg heißen werden.

    Hast Du das auch mit Deinen Kindern geklärt?

  • @samu: Ich bin mir sicher, dass unsere Enkelkinder Udo, Horst, Manfred, Gisela oder Ingeborg heißen werden.

    So wird's kommen! Oder es werden ganz neue Namen erfunden werden. Wunhetra, Ortnomus, Franhilio oder Arlestne.


    Noch mehr OT aber nicht uninteressant: Wenn man Ahnenforschung betreibt und in alten Kirchenbüchern blättert, findet man den eigenen Familiennamen verschieden geschrieben. Je nachdem, wie der Pfarrer ihn verstanden hat und meinte, dass man ihn schreiben solle. Denkbar wäre also auch eine Rechtschreibreform "Hanz" oder sowas wie Whatsappkürzel und auch geschlechtsneutral: "@"?


    Sorry, ich bin nicht ausgelastet...

  • Die Gesamtschulen (und Sekundarschulen) hier bekommen so unendlich viel Kohle in den Hintern gesteckt, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann, wenn man dagegen sieht, was in die Realschulen und Gymnasien gesteckt wird.

    Deckt sich so gar nicht mit meinen Erfahrungen - meinem Eindruck nach eher, bekommen eher die Gymnasien und Realschulen das ganze Geld in den Hintern gesteckt, weil da die Elternlobby auch gegenüber der Kommune deutlich stärker ist.

  • ie Realschule vor Ort, die deutlich höhere Anmeldezahlen hat, ist miserabel ausgestattet. Gebäude wie bei euch und technisch Lichtjahre von der Ausstattung der Sekundarschule entfernt. Das Gymnasium hat ebenfalls kaum nennenswerte Medienausstattung und Renovierungsstau.


    Ich sags mal ganz platt: Dann ist der stellv. Schulleiter unfähig, weil der im Endeffekt dafür zuständig ist.

  • Die Frage, wie die sächliche Ausstattung von Schulen ist - insbesondere die baulichen Zustände - hängt massiv davon ab, wer politisch in der Kommune gerade das Sagen hat. Ich arbeite in einer größeren Stadt, die schon seit Jahren aus dem linken Parteienspektrums regiert wird. Da liest man schon mal in der Zeitung darüber, dass für die Mensa der örtliche Gesamtschule ein Pizzaofen für einen fünfstelligen Betrag angeschafft wurde und ein paar Tage später, dass bei einer angrenzenden Hauptschule ein Kind beinahe von einem Fenster erschlagen wurde, das bei zu starkem Wind aus dem maroden Rahmen gefallen ist (keine ironische Überspitzung).

    In den etwas ländlicheren, konservativ regierten Regionen, sieht es eher anders rum aus.


    In meinen Augen wäre das eine viel wichtigere Baustelle, als die Frage nach der föderalistischen Bildungshoheit und der Vergleichbarkeit der Abiturprüfung. Es müsste zumindest landesweit eine objektive Grundlage geben, nach der die sächliche und personelle Ausstattung von Schulen zu erfolgen hat.

  • Also ich finde einen schweizerischen Blick auf deutsche Verhältnisse immer wieder erfrischend.


    Und: Das Lesen ausländischer Presseerzeugnisse ist in Deutschland weder anrüchig noch strafbar.

    Wie üblich - kein Eingehen auf die inhaltliche Argumentation meines Beitrags. Ich werde nicht müde, das zu wiederholen, keine Sorge.


    Sinn meines Beitrags war natürlich, dass du gerne Meinungen von Menschen, Zeitungen oder anderem, die nicht deinem Weltbild entsprechen, ziemlich derbe niederschreibst und stark verallgemeinerst, während du an Meinungen, Personen oder Zeitungen, die deinem (in diesem Forum aus meiner Sicht gezeigtem) Weltbild entsprechen ziemlich kritiklos übernimmst. Das ist aus meiner Sicht eine extrem schlechte Grundlage für (d)eine Meinungsbildung. Aber ich freue mich immer, dich darauf hinzuweisen.

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